Barfen - tatsächlich so streng?

  • Ich bin immer wieder erstaunt,was für ein Tamtam ums barfen gemacht wird.
    Zwar kann ich die Verunsicherung durchaus nachvollziehen,aber da muss man sich mal locker machen.
    Füttert eure Hunde abwechslungsreich (wenn sie es denn vertragen ;) ),und alles wird gut.
    10 Gramm Fleisch mehr oder weniger?
    Scheissegal!

  • diese 3%-regel (70/20) ist im prinzip nicht richtig. der proteinbedarf liegt weit unter dem, was du mit dieser 3%-regel errechnen würdest, wobei der energiebedarf noch lang nicht gedeckt wäre. wichtig wäre, den proteinbedarf deines hundes auszurechnen, sowie den energiebedarf. da wirst du höchstwahrscheinlich eher auf ein 50/50 verhältnis zwischen fleisch und gemüse/getreide kommen.


    schau ruhig mal in den meyer/zentek rein ;)

  • dein hund ist ausgewachsen? also, ich hab mal nachgeschaut:


    bei 19 kg körpergewicht braucht dein hund in etwa 45 g verdauliches rohprotein täglich.
    das entspricht in etwa 200 g hühnchenfleisch, 250 g grünem pansen und 260 g rinderkopffleisch.


    der energiebedarf liegt aber bei ca. 5,30 MJ/tag und ist z.b. mit dem hühnchenfleisch nur zu etwas mehr als einem sechstel gedeckt.
    also müssen kohlenhydrate mit rein und das nicht zu knapp. die kohlenhydratquellen enthalten ebenfalls eiweiß und so summiert sich der proteingehalt.


    als beispiel könnte man einem ausgewachsenen hund dieser größe mit diesem gewicht füttern:


    200 g hühnerklein (um den ca-bedarf zu decken)
    + 10 g leber
    + 260 g nudeln
    + 60 g gemüse
    + 20 g haferflocken
    + 1 el öl, zusätze etc.


    das wäre wirklich bedarfsgerecht.


    das sind also 550 g nahrung, davon weniger als 50% tierischen ursprunges.



    wie du siehst kommst du kaum auf die 70/30-regel ;)

  • Kann man denn den Energiebedarf so pauschal nur anhand des Gewichts des Hundes bestimmen? Das finde ich sehr merkwürdig.


    Und dann gibt's ja auch noch Leute, die darlegen, dass Hund weder Getreide noch Gemüse wirklich braucht. Woran soll man sich da halten?

  • Zitat

    Ich bin immer wieder erstaunt,was für ein Tamtam ums barfen gemacht wird.


    Und ich bin immer wieder erstaunt, wie leichtfertig manche an das Thema herangehen... ;)


    Also ich finde schon, dass man zumindest zu Anfangs mal den genauen Bedarf an Protein, Energie und verschiedenen Nährstoffen ausrechnen und seine Ration überprüfen sollte. Und ja, dann finde ich es auch sinnvoll, alles genau abzuwiegen. Sagt ja keiner, dass man das für immer so machen muss, irgendwann hat man mit Sicherheit ein ganz gutes Gefühl für die Mengen. Und je mehr Abwechslung man mit reinbringt, desto geringer ist die Gefahr, etwas komplett falsch zu machen. Trotzdem, ich mache mir lieber ein mal zu viel als ein mal zu wenig Gedanken darüber, ob Hundi mit allem gut versorgt ist.


    Das Argument, dass man bei der eigenen Ernährung auch nicht so ein Tamtam macht, zieht bei mir übrigens nicht. Erstens kann ich über die Ernährung der meisten Leute sowieso nur den Kopf schütteln - es wäre eigentlich wünschenswert, dass man sich auch über die eigene Ernährung etwas mehr Gedanken macht als es der Durchschnittsbürger tut. Und zweitens durfte ich ca. 20 Jahre Praxiserfahrung sammeln bevor ich für meine Ernährung komplett selbstständig verantwortlich war. Was ist das im Vergleich zum Lesen einer kleinen BARF-Fibel, die in der Regel auch nicht gerade von Experten geschrieben wurde?
    Außerdem habe ich auch ein gewisses Gefühl dafür, was ich gerade brauche. Kennt Ihr das nicht, dass Ihr plötzlich mal wahnsinnige Lust auf irgendein Lebensmittel verspürt? Der Körper teilt einem auch irgendwie mit, was er gerade braucht. In den Hund kann ich allerdings nicht reingucken und deshalb wir eben gerechnet und abgewogen. :smile:

  • Zitat


    10 Gramm Fleisch mehr oder weniger?
    Scheissegal!


    Klar, bei meinen Döggelchen wäre das vermutlich schnurz - bei meinem Yorkie sind 10 g schon ne ziemliche Menge mehr.


    Ich kann mir ja auch durchaus vorstellen, dass man bei der Fütterung von 1 oder 2 Hunden tatsächlich den Überblick behält, ob man in den immer genannten 4 - 6 Wochen den Bedarf an allem so leidlich gedeckt hat. Hier werden 5 äußerst verschiedene Hundis, diverse Katzen, Pferde und im Normalfall auch Schweine gefüttert - von den Zweibeinern nun mal völlig abgesehen...dazu noch Leberhund, Rehepferd und ECS-Pferd, meine Gedächtnis-Kapazitäten sind damit gnadenlos überfordert ... :lol:


    Ich halte das weniger für Tamtam, als für eine Rückversicherung, schliesslich will ich es mit dieser Art der Fütterung ja besser machen als vorher. Und ja (ist ja ein beliebtes Argument, die menschliche Ernährung...) - als kuhmilch-allergischer Vegetarier sehe ich auch zu, dass ich mit allem versorgt bin.


    In diesem Sinne - suum suique (jedem sein Schwein... :D ), nö suum cuique, jedem das Seine...


    LG, Chris

  • Zitat

    Kann man denn den Energiebedarf so pauschal nur anhand des Gewichts des Hundes bestimmen? Das finde ich sehr merkwürdig.


    In Tabellen gibt es in der Regel eine Von-Bis-Angabe zum Energiebedarf.
    Im Meyer/ Zentek steht z.B. ein Energiebedarf von 4,0-5,3 MJ bei einem 20 kg schweren Hund im Erhaltungsstoffwechsel. Für ältere Hunde, Sporthunde etc. gelten natürlich andere Werte (da gibts noch einmal gesonderte Tabellen).

  • der energiebedarf hängt wesentlich vom alter des hundes, seinem gewicht, seinem gesundheitlichen zustand, sowie von der aktivität ab. ein normal aktiver, gesunder erwachsener hund ohne stoffwechselprobleme (kein working-dog) braucht in etwa die energie seines erhaltungsbedarfes.
    natürlich kann es auch etwas mehr oder weniger sein. aber es handelt sich dabei eher um kleinere abweichungen, es sei denn, du fütterst einen schlittenhund.


    das ist beim menschen im endeffekt sehr ähnlich.
    natürlich gibt es menschen und auch hunde mit einem extrem langsamen stoffwechsel und welche, die einen erhöhten grundumsatz aufweisen. in diesen fällen wirst du es daran merken, dass sie zu dick oder zu dünn werden.
    dann gilt es, die ernährung anzupassen, indem man die menge der kh oder fette erhöht oder verringert.


    aber die proteinmenge bleibt gleich. denn sie richtet sich nach alter und gewicht und eher nicht nach der aktivität und dem tempo des stoffwechsels.


    theoretisch kannst du einige hunderassen/individuen auch von ganzen tieren ernähren. dann aber bitte mit fell, ohren, zähnen und allem, was dazu gehört...und vor allen dingen schlachtfrisch. doch wer kann das schon immer gewährleisten? bzw. möchte das auch nicht jeder hund.


    die meisten barfer füttern eben muskelfleisch, innereien, bindegewebe, knochen.


    doch doch der speiseplan von wilden caniden ist viel umfangreicher. es fehlen frisches blut, darm- und mageninhalt, waldbeeren und waldkräuter, sowie erde und auch fäkalien (die von caniden sehr gerne gefressen werden).


    es fehlt also ne ganze menge an inhaltsstoffen in der normalen barfküche.


    hinzu kommt die tatsache, dass sich hunde innerhalb ihrer domestikation den lebensverhältnissen der menschen angepasst haben.
    herdenschutzhunde z.b. kannst du mit dieser 70/30-geschichte absolut krank füttern.
    die leben in ihren ursprungsländern rein von milch und brot ;)


    die wenigsten hunde hatten in menschlicher obhut solche fleischberge zur verfügung. viele hunde reagieren leider erst sehr spät auf eine proteinüberversorgung, nämlich über die haut (wenn man glück hat) oder über die niere (wenn man pech hat).


    corinna: es gibt immer wieder leute, die darlegen, dass der hund kein gemüse/kohlenhydrate bräuchte. sie berufen sich dabei in den allermeisten fällen auf ihre persönliche erfahrung. studien hierzu gibt es nicht. aber man kann schlicht und ergreifend errechnen, welche mengen hunde wirklich benötigen. das ist nämlich wissenschaftlich gesichert.


    und deshalb halte ich mich daran.

  • Aha, also doch nicht so pauschal mit dem Energiebedarf. Hab mich nur gewundert, dass hier gleich ein konkreter Wert für den Beispielhund kam, ohne eben weiter abzufragen.
    Bei meinen Hunden ist es z.B. auch so, dass sie bei gleichem Körpergewicht und etwa gleicher Aktivität einen sehr unterschiedlichen Bedarf haben. Bei der Hündin füttere ich gerne mal Nudeln zu, beim Rüden laß ich das weitestgehend bleiben (dieser reagiert auch auf Getreide mit zunehmender Nervosität).
    Ich denke, mit der Zeit fühlt man sich da einfach auch ein. Gewisse Schwankungen von Tag zu Tag halte ich auch nicht für problematisch, wenn's dann über die Woche hinkommt. Und am Ende ist Statistik halt Statistik, den "Schuß" Individualität muss man dann selbst durch Beobachtung dazu tun.

  • natürlich ist der energiebedarf nicht starr. er kann bei sport- und arbeitshunden bis zum 3,5-fachen des energiebedarfs liegen. dieser hohe energiebedarf lässt sich jedoch keinesfalls durch eine erhöhte gabe von fleisch kompensieren.
    ich ging hier jedoch erst einmal nicht von einem sport- und arbeitshund aus.

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