Stellt Rangordnung in Frage

  • Wir haben einen 2,5 Jahr alten GSS-Rüden (unkastriert), der in jüngster Zeit ein sehr dominantes Verhalten zeigt.
    Draußen im Gelände ist alles prima, er lässt sich abrufen, Unterordnungsübungen klappen anstandslos.


    So lange wir allein zu Hause sind dasselbe. Ich gebe mir größte Mühe, dem Hund keinerlei Vorrechte zuzugestehen (muss aufstehen, wenn er im Weg rumliegt, ich geh immer als erste durch alle Türen, gestreichelt wird nur auf meine Initiative etc.). Die Erziehungsarbeit liegt in erster Linie bei mir. Unser Hund lernt eher langsam, braucht lange zum Begreifen, hat aber einen Mords-Dickschädel.


    Jedenfalls haben wir ganz offensichtlich seit Kurzem ein Dominanzthema: Sobald mein Mann (der nur wenige Stunden am Tag zu Hause ist und oft auch länger auf Reisen) auftaucht, kann ich den Hund überhaupt nicht mehr steuern, bin komplett "abgemeldet".


    Außerdem gibt es weitere Anzeichen, dass er die Rangordnung bei mir in Frage stellt: Wenn Besucher kommen, zeigt er ein ausgeprägtes Territorialverhalten (unaufhörliches Bellen und neuerdings auch Festhalten am Fuß!!!).


    Bis vor Kurzem ließ er sich von mir noch auf seinen Platz schicken. Aber in letzter Zeit artet das wirklich zum K(r)ampf aus. Wir haben ihn jetzt auf seinem Platz sogar anleinen müssen - gestern hat er mit einem Ruck die Leine durchgerissen als Besuch kam.


    Ich übe jetzt vor allem mit ihm, dass er auf Kommando auf seinen Platz geht und auch dort bleibt bis ich ihn freigebe. Der Mist ist nur: So lange kein Besuch da ist, macht er genau, was er soll. Und wenn's drauf ankommt, ist alles vergessen.


    Ebenfalls neu ist, dass der Hund auch auf der Straße Leute anbellt, die sich mir nähern. Offensichtlich traut er mir nicht zu, dass ich das selber regele.


    Irgendwelche Tipps / Ideen, wie ich den Hund wieder in seine Schranken weisen kann? Heeeeelp!

  • Löse dich von der dusseligen Rangordnungsteorie und arbeite mit deinem Hund und nicht gegen ihn.
    Er soll doch Spaß haben, mit dir was zu machen und seinen Platz nicht als Strafe ansehen. Versuch es mal mit Motivation für den Hund etwas zu tun und auch mal auf ihn einzugehen, anstelle ihn immer nur klein zu halten und "ihn in die Schranken zu weisen"

  • Als allererstes würde ich aufhören mit diesem Rangordnungsgedöns... Hund ist Hund, Mensch ist Mensch.


    Ich empfehle Dir das Büchlein: "Dominanz - Tatsache oder fixe Idee." erschienen im Animal Learn Verlag.


    Alle diese Dinge: zuerst durch die Tür gehen, zuerst essen usw. sind "gängeln" vom Hund. Kein Wunder, daß der irgendwann denkt: "äh, was´n jetzt schon wieder los? Die hat es wohl nötig, ständig rumzukommandieren..."...


    Ein wirklich souveräner Anführer hat solches Gedöns überhaupt nicht nötig. Der "gängelt" niemanden, sondern ist großmütig und gelassen.


    Territorialverhalten hat überhaupt nix mit Dominanz zu tun.


    Daß er nicht im Platz liegen bleiben kann, wenn Besuch da ist, ist auch logisch. Der hat das "Platz" nicht vergessen. Der will Dich auch nicht ärgern. Der kann es dann einfach nicht. Der findet Besuch gruselig (kein Wunder, wenn er immer so gegängelt wird)... Der will Besuch wieder weg haben und ist dann so aufgeregt, daß er wahrscheinlich zum einen das Platz gar nicht leisten kann und zum anderen: Hunde lernen erstmal situationsbezogen. Für den Hund ist ein Platz in der leeren Wohnung was ganz anderes wie ein Platz wenn Besuch da ist. Viele Hunde können auf dem Hundeplatz alles und im Wald dann doch nix. Du mußt halt auch üben, wenn Besuch da ist. Mit viel Geduld und viel Bestätigung, damit er die Situationen mal positiv verknüpfen kann und Besuch mal nicht mehr so gruselig findet.


    Ich würde versuchen umzudenken: Nicht: wie kann ich den Hund in die Schranken weisen.
    sondern: Wie kann ich meinem Hund vermitteln, was ich von ihm möchte? Wie kann ich mit ihm kommunizieren, damit er mich und mein Anliegen versteht? Wie kann ich ihm in den entsprechenden Situationen helfen?...

  • Hallo,


    Dein Hund zeigt kein Dominantes Verhalten. Das ist eher ein dominanzanzeigendes Verhalten. Der Unterschied liegt darin das er dir nicht zutraut irgendetwas zu regeln, also tut er das für dich. Er maßregelt nach allen Regeln der Kunst.
    Er findet Besuch auch nicht Gruselig, er will nur bestimmen was der Besuch darf, es ist ja schließlich sein Besuch nicht deiner. Das gilt auch für deinen Mann.


    Wäre er Dominant könntest du dich nicht mehr frei bewegen.


    Es ist nicht nötig das du zuerst durch die Tür gehst usw. Das nimmt er eh nicht ernst.
    Ich würde dir raten einen guten Hundetrainer zu Rate zu ziehen der das Verhalten deines Hundes in den von dir beschriebenen Situationen bewerten kann. Es können Kleinigkeiten sein, die man objektiv besser erkennt.
    Mit Erziehungsexperimenten kann man eher mehr kaputt machen. Auch wenn es sich um gut gemeinte Ratschläge handelt. Ein Experte kann deinen Hund einfach besser beurteilen. Achte aber darauf, das du jemanden findest der sich in der Verhaltensbiologie bei Hunden auskennt. Es gibt einfach zu viele Hundetrainer die nach eingefahrenen Methoden arbeiten, die sich toll anhören, aber nutzlos sind. Das Gewalt in der Erziehung völlig sinnlos ist, brauche ich ja nicht extra zu erwähnen.


    Ich wünsche dir viel Glück, gute Nerven und tolerante Besucher ;)



    LG
    Andrea

  • Zitat

    Wäre er Dominant könntest du dich nicht mehr frei bewegen.


    "dominant" ist kein Zustand und es ist auch keine Charakterbeschreibung oder Wesenseigenschaft. "Dominant" beschreibt lediglich eine bestimmte Situation. A ist in Situation XY zu B dominant....


    Wenn Du mit Deinem Mann Schaufenster gucken gehst und er zieht Dich zum Elektro-Laden, dann ist Dein Mann hier dominant. Wenn Du Deinen Mann 5 min später zum Schuhladen ziehst, bist Du da dominant.


    Desweiteren Muffin: Wenn Du schon der Meinung bist, man sollte keine Ratschläge in einem solchen Fall geben, dann solltest Du Dich vielleicht selbst damit auch zurück halten. ;)


    Und: Wenn Du von Trainern mit eingefahrenen (überholten? veralteten?) Erziehungsmaßnahmen sprichst, meinst Du da Dich selbst? ... Denn das Dominanzgerede ist sowas von überholt...


    Und natürlich findet der Hund Besucher gruselig, sonst hätte er nämlich überhaupt keinen Grund doof zu machen. Ja, es fehlt an Führung. Führung muß man sich aber erarbeiten und kann nicht einfach sagen: "ich Chef, Hund nix, hat jetzt alles zu klappen. basta.... "....

  • Hallo Fräuleinwolle,


    Dominanz gibt es durchaus. Aber nicht im Sinne von dem was wir als Mensch darunter verstehen.
    Es hat nichts damit zu tun jemanden mit Gewalt zu unterwerfen. Das ist totaler Quatsch.


    Dominanz ist ein Verhalten, das die Sicherheit der anderen gewährleistet. Im Sinne von Überlegenheit und klarer Situationskontrolle.


    Das die HH sich nicht mehr frei bewegen kann, wenn ihr Hund dominant wäre, beinhaltet die Bewegungseinschränkung, die dann stattfinden würde.


    Was Erziehungsmethoden angeht, geht es mir nur darum zu erläutern, das ein Hundetrainer leider kein Ausbildungsberuf ist. Es gibt einfach zu viele, die einem HH nur das sagen, was er gerne hören will oder auch die die meinen einen Hund müsse man brechen. Ich halte von diesen Leuten gar nichts. Man muss einfach jemanden finden, der sowohl Hund als auch Halter einschätzen kann und auf die Individualität des Tieres eingeht.
    Und mein einziger Ratschlag war einen gut ausgebildeten Trainer kommen zulassen, der die Situation besser bewerten kann. Das ist doch wohl nicht verkehrt, oder??? Alles andere halte ich für verantwortungslos.


    Findest du eigentlich die Menschen generell doof, oder nur die die anderer Meinung sind?


    Ich würde mich gerne mit dir austauschen. Welche Aspekte sind für dich in der Erziehung maßgebend? Was bevorzugst du und warum. Weshalb glaubst du nicht an Dominanz (Bitte nicht wieder in Menschenmaßstäben definieren sondern Dominanz bei Tieren).
    Ich würde mich sehr freuen, deine Meinung dazu etwas ausführlicher und vor allem sachlich zu lesen.


    Vielleicht lerne ich ja noch etwas dazu.


    LG Andrea


    P.S: Wenn mein Mann mich in den Elektroladen schleppt, dann muss er anschließend das Schuhgeschäft über sich ergehen lassen. Das nennt dann aber eher Kompromiss :D

  • Zitat

    Vielleicht lerne ich ja noch etwas dazu

    klick doch einfach auf das Wort Dominanz und da haben wir so ziemlich alle die gleiche Meinung davon :smile:


    Was ist bitte ein GSS :???:

  • Hallo!
    Also der Besuch ist ganz bestimmt nicht gruselig für Deinen Hund, dann hätte er ja Angst... Er Kontrolliert "nur" alles was in sein Revier kommt - dies ist ganz natürlich für den Hund - wenn es kein Anderer macht oder für ihn als Ranghöherer regelt!


    Auch alles Andere was du beschrieben hast ist Kontrollverhalten und dass kann übel werden, wenn Du dir nicht bald professionelle Hilfe ins Haus holst! Am ende entscheidet Dein Hund ob du überhaupt noch gehen oder atmen darfst! Es gibt sogar Fälle, dass Kunden aus dem Bett aus anrufen, da ihr Hund fletschend über ihnen stehen und sie nicht mehr aus dem Bett lassen! Also, lass es nicht so weit kommen und hole Jemanden nach Hause, der euch Fachmännisch berät und Therapeutisch unterstützt!
    Sorry, da bin ich auch der Meinung, dass es bitte ein ausgebildeter Therapeut sein sollte (schaue gerne mal auf der HOmepage von dem VDTT.org ob einer in deiner Nähe ist)- da ich auch mit Trainern die Schulungen gemacht haben, leider nicht gute Erfahrung gemacht habe! Lieber mehr Geld ausgeben, als da jetzt sparsam sein!


    Toi toi toi

  • Also hier mal eine kleine Definition wie ich sie kenne:


    1. Biologie (Tiere)
    Dominanz-Hierarchien sind bei vielen Tieren einschließlich der Primaten und auch beim Menschen zu finden. Individuum A schränkt die Rechte und Freiheiten von Individuum B ein und gesteht sich selber diese Rechte und Freiheiten zu, was von B akzeptiert wird. Dominanz ist immer beziehungsspezifisch und ist zeit- und situationsabhängig.


    2.Psychologie (Menschen)


    In der Psychologie spricht man von Dominanzverhalten, wenn ein Individuum das Verhalten von einem oder mehreren anderen Individuen beherrschen bzw. kontrollieren möchte.


    Ich sehe da einen gewaltigen Unterschied. Das Dominazverhalten bei Tieren hat nichts mit dem beim MEnschen zu tun. Deshalb sehe ich das differenzierter.


    Es geht hier doch nur um eine Begrifflichkeit.


    LG Andrea

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