Frage an die Mantrailing/Rettungshundeexperten

  • Hallo,


    ich habe mal ne Weile das Opfer in einer Mantrailing Truppe "gespielt".
    Mein Hund ist schon zu alt, um das machen zu können bzw. nicht mehr mobil genug.


    Bei uns war es so, es durften nur verschlossene Leckerlies benutzt werden. Bevorzugt diese Streifen, die man einzeln öffnen kann.
    Das hat mir schon aufgestoßen, weil ich einen Allergiker habe und sowas nicht nehmen könnte. Als ich wegen einer Tupperdose gefragt wurde, da wurde mir gesagt, dass der Hund das ja riechen könnte und er dann nach den Leckerlies suchen würde und nicht die Person. :ka:
    Okay, soweit so gut.
    Bei uns war es dann so, dass das Opfer die Leckerlies bekommen hat, sich versteckt hat und wenn der Hund (angeleint) das Opfer findet, dann füttert das Opfer den Hund. Vom HH kam verbales Lob und dann wurde der Hund umgeleint.


    Meine Überlegung, ein Hund, der das Opfer wegen der Leckerlies sucht, findet ja automatisch auch fremde Menschen toller, wie vorher. Trifft sicherlich nicht auf jeden Hund zu, aber doch auf einige.
    Wieso wird es nicht so gemacht, dass der Hund (weil ja angeleint) das Opfer sucht und dann am Opfer vom HH belohnt wird, ob mit Spielie oder Futter ist ja wurscht, kommt ja auf den Hund an.


    Bei den Rettungshunden belohnt doch auch nicht das Opfer, denn dies kann das ja nicht, weil eventuell bewusstlos oder wie auch immer.
    Wird bei den Rettungshunden auch so aufgebaut, dass das Opfer am Anfang belohnt?? :???:


    Hat jemand schon so einen Aufbau gemacht, dass der Hund nicht vom Opfer belohnt wird??

  • Zitat


    Meine Überlegung, ein Hund, der das Opfer wegen der Leckerlies sucht, findet ja automatisch auch fremde Menschen toller, wie vorher. Trifft sicherlich nicht auf jeden Hund zu, aber doch auf einige.
    Wieso wird es nicht so gemacht, dass der Hund (weil ja angeleint) das Opfer sucht und dann am Opfer vom HH belohnt wird, ob mit Spielie oder Futter ist ja wurscht, kommt ja auf den Hund an.


    Bei den Rettungshunden belohnt doch auch nicht das Opfer, denn dies kann das ja nicht, weil eventuell bewusstlos oder wie auch immer.
    Wird bei den Rettungshunden auch so aufgebaut, dass das Opfer am Anfang belohnt?? :???:


    Hat jemand schon so einen Aufbau gemacht, dass der Hund nicht vom Opfer belohnt wird??


    Auch bei den Flächensuchern belohnt am Anfang das Opfer - es erhöht stark die Motivation, das Opfer zu finden.


    Und doch, es gibt auch bei den Trailern den Aufbau, wo der HF den Hund belohnt, so baut beispielsweise Gabriella Trautmann (Mantrailing Europe) auf. Ich kam zu spät dazu, und so habe ich herkömmlich angefangen, aber es hat einiges für sich, da so von Anfang an der Fokus auf Teamarbeit liegt, und nicht "ich muss Person mit Leckerli finden". Es gibt aber auch die Variante, da wird herkömmlich aufgebaut, und dann nimmt der HF die Belohnung mit, übergibt sie dem Opfer und lässt das füttern. Da gibt es auch keine Probleme mit stark riechenden Leckerlis, weil die der HF selber mitführt.


    Man sollte das nicht zu eng sehen, ein guter, auf den Hund abgestimmter Mix wird am besten sein. Ich nehme bei meinen sehr selbständigen und menschenfreundlichen Hunden die Belohnung meist selber mit, und belohne auch meist selber. Aber ab und an gebe ich das Zeug dem Opfer, oder lasse es mitnehmen.


    Es gibt viele einfache Tests, um zu überprüfen, ob der Hund den Leckerliduft sucht oder die Person, die die Spur gelegt hat. Man nehme eine Verleitperson mit identischer Belohnung im Sack, und stelle die in Trailnähe auf. Oder der HF hat die Belohnung, das Opfer nicht. So flexibel sollte ein Trainer schon sein, dass man da auf den individuellen Hund eingeht, und mögliche Fehlverknüpfungen überprüft.


    Im Ernsteinsatz muss der Rettungshund, egal ob Trailer oder Flächensuchhund, nicht nur damit klarkommen, dass das Opfer keine Belohnung hat, sondern dass es eventuell sogar Angst hat oder den Hund aktiv abwehrt. Damit wird der Hund aber nicht konfrontiert, solange er noch nicht sicher weiss, was er tun soll. Ebenso wie der Trailer anfangs nicht damit konfrontiert wird, dass die Spur plötzlich abbricht und kein Opfer da ist. Da kann dann auch kein Opfer belohnen - was macht der nur opferfixierte Hund dann?

  • Ich hatte beim K9 die Wahl, entweder ich lasse belohnen oder ich belohne selbst. Sam wird von der Person mit Lachscreme aus der Tube belohnt und von mir gibt es das verbale Lob. Bei ihm muss man die Tube allerdings auch schon explizit hinhalten, dass er sie auch annimmt.


    Allerdings haben wir uns bei Sam bewusst für diesen Aufbau entschieden, wegen seiner Aggressionen Menschen gegenüber.


    Es wird immer vom Hund abhängig gemacht - was halt für ihn die höchste Motivation ist!

  • Ich habe nach den ersten Trails, wo der Trainer selber das Opfer spielte und belohnte, Amy lieber selber belohnt. Dafür gab es verschiedene Gründe und ich war damit auch nicht die Einzige in der Gruppe ;) .
    Am liebsten hatten wir Futtertuben oder die Leberwursttube, da die Hunde das Gelernte angeblich besser abspeichern, je länger Du den Hund am Stück belohnen kannst - und dafür eignen sich diese Tuben eben sehr gut.


    Ich denke, dass die Belohnungsart, wer und was, immer auf das Hund-Halter-Team abgestimmt werden sollte. ;)


    Liebe Grüße, Jana

  • Ah danke, dass sind schon mal sehr interessante Antworten.


    Wäre noch die Frage, haben sich eure Hunde verändert in Bezug auf fremde Menschen, seit sie von den Opfern belohnt wurden?
    Also gehen sie jetzt viel direkter zu fremden Menschen hin und suchen Kontakt oder ist es gleich geblieben??


    naijra: Das mit dem unterscheiden haben wir nicht ausprobiert, weil sie ja auf die verschlossenen Leckerlies bestanden hat.
    Bibo ist z.b. eher ein Hund, der möchte mit einem Spielzeug belohnt werden, also zergeln usw. Und sowas würde ich halt kein Opfer machen lassen wollen :ka:

  • Bei uns (Flächensuche) ist der Aufbau am Anfang so, daß der Hund von der VP (Versteckperson) belohnt wird. Die hat dann auch gleich das Futter dabei und öffnet die Dose (ja, wir haben die Leckerlies in einer Tupperdose ;) ) dann, wenn der HF mit an der VP ist (wir haben fast nur Freiverweiser, bei dem Verbeller gibt es Wurststückchen zwischen den Bellern).


    Irgendwann bin ich mal dazu übergegangen, daß ich die Dose mitbringe, irgendwann kam bei uns auch das Spielie, meist gibt es Leckerchen und Spielie zusammen, heute aber nur Spielie. Ich konnte jetzt keinen Unterschied sehen, ob ich nun die Leckerchendose dabei hatte oder die VP die bei sich hatte. Bei uns wird die Tupperdose auch verschlossen gehalten, bis HF und Hund wieder bei der VP sind. Allerdings hatte ich mir auch nie Gedanken gemacht, daß der Hund evtl. nur den Leckerchengeruch sucht, daher sind wir das wohl auch so entspannt angegangen.


    Zitat

    Bibo ist z.b. eher ein Hund, der möchte mit einem Spielzeug belohnt werden, also zergeln usw. Und sowas würde ich halt kein Opfer machen lassen wollen


    Warum nicht? Bei uns muß die VP auch mit dem Hund zergeln. Fiete ist auch sehr grob beim Spielen aber mittlerweile wissen die VPs das bei uns auch und haben deswegen Handschuhe an. Wir haben z. B. einen Hund, der wird mit Futter bestätigt, der sabbert Dir 'nen See vor die Füße :D Das ist für die VP auch unangenehm aber da müssen wir dann halt durch :p Da kenne ich mittlerweile nix, die VP hat zu zergeln und zwar volle Lotte!!!

  • Das habe ich vielleicht falsch ausgedrückt.
    Ich möchte nicht, dass jemand anders mit ihr zergelt ;)
    Das ist unser Spiel und ihre höchste Belohnung.
    Man gut, dass ich mir mit Bibo keine Gedanken mehr machen muss, da sie das eh nicht mehr machen kann.
    Bin gespannt, ob ich irgendwann mal mit einem Hund traile und wie das dann gehandhabt wird. =)

  • Bibi du darfst das Ritual auch nicht vergessen. Ich kenne keinen einzigen RH oder Mantrailer der aus dem Gassi raus mit Freizeit-"Kleidung" in die Suche geschickt wird. Alle haben ihre Kennzeichnung (Kenndecke, extra Geschirr, extra Leine) und ein Ritual vor dem Anfang der Suche.


    Somit ist die Trennung Arbeit - Freitzeit eigentlich recht klar da und das der Hund nun plötzlich Passanten toller findet wie vorher, kenne ich persönlich nicht.

  • Zitat

    Bibi du darfst das Ritual auch nicht vergessen. Ich kenne keinen einzigen RH oder Mantrailer der aus dem Gassi raus mit Freizeit-"Kleidung" in die Suche geschickt wird. Alle haben ihre Kennzeichnung (Kenndecke, extra Geschirr, extra Leine) und ein Ritual vor dem Anfang der Suche.


    Somit ist die Trennung Arbeit - Freitzeit eigentlich recht klar da und das der Hund nun plötzlich Passanten toller findet wie vorher, kenne ich persönlich nicht.


    Das mit dem Ritual kenne ich vom Hundeplatz auch.
    Allerdings weiß ich halt auch von einem Hund, der seit er trailt, Fremde auf einmal viel toller findet.
    Vorher war der Hund mehr reserviert zu Fremden. :???:

  • Ich kann mir das schon vorstellen, daß ein Menschen gegenüber eher unsicherer Hund dadurch souveräner wird, wenn er viele positive Erlebnisse mit verschiedenen Menschen hat, auch wenn er dies hauptächlich nur bei der "Arbeit" hat.


    Bei uns wird mit den Junghunden zuerst auch ein "Spielkreis" gemacht, bei dem wir uns in einen Kreis stellen und den Hund dann abwechseldn mit Leckerchen und Spielies locken (wie beim Eignungstest). Dabei hat der Hund noch keine Kenndecke an er macht aber die Erfahrung, daß andere Menschen totaaaaal nett sind ;)

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