Rotti mit starkem Beutetrieb aus dem Tierheim

  • Hallo zusammen,


    bin noch relativ neu hier und auf der Suche nach Rat. Ich bin momentan häufig in einem Tierheim und besuche dort einen Rottweiler namens Frisko. Wir waren bislang drei Mal spazieren. Frisko ist seit fast einem Jahr im Tierheim und dort ein sogenanntes Sorgenkind.


    Eigentlich wollte ich wieder einen Welpen vom Züchter holen, dachte dann aber, dass es so viele Hunde im Tierheim gibt, die auf ein neues Zuhause warten. Ich habe mich dann umgeschaut und bin bei Frisko hängengeblieben. Etwa eine Woche später bin ich dann ins Tierheim gefahren, um ihn kennenzulernen.


    Schon auf der Internetseite stand geschrieben, dass Frisko einen starken Beutetrieb hat und gut Dinge bewachten kann. Im Tierheim hörte ich dann noch einige Sachen, die mich erstmal sprachlos machten. Frisko bekommt derzeit ein Antidepressivum. Er hat einen Starkstromkasten zerbissen und reagiert sehr aggressiv auf auf Plastikgegenstände. Wenn er sich in etwas verbeißt, ist er so weggetreten, dass er nicht mehr ansprechbar ist. Er wurde deshalb sogar in ein CT-Gerät geschoben, um zu schauen, ob es ein Tumor oder Ähnliches sein kann, aber es gab keine Auffälligkeiten.


    Soweit die Theorie. Als ich das erste Mal mit ihm unterwegs war, kam kurz vor dem Ausgang des Tierheims ein Pfleger auf mich zu, der mir sagte, ich solle ihn weiter von dem Auto wegführen, an dem ich gerade vorbeilief, da er schnell abdreht und sich dann zum Beispiel in der Stoßstange verbeißt. Ich war dann etwa zweieinhalb Stunden mit ihm unterwegs und hatte ein absolutes Lämmchen an der Leine. Manchmal musste ich mich umdrehen um zu sehen, ob überhaupt noch ein Hund an der Leine hängt.


    Beim zweiten Spaziergang brachte ich eine Freundin mit. Er reagierte sehr freundlich auf den "fremden Menschen", genau wie bei mir zu Beginn. Ich habe dann Futtersuchspiele mit ihm veranstaltet. Seitdem ist es eine reine Freude, zu beobachten, wie oft er die Nase am Boden hat. Beim ersten Spaziergang sah das noch ganz anders aus.


    Ich habe mir inzwischen den Kopf zerbrochen, welches Alternativverhalten ich im anbieten kann, damit er seinen aggressiven Beutetrieb nicht ausleben muss. Gestern war ich das dritte Mal mit ihm spazieren. Wir waren auf einer Wiese, haben wieder Suchspiele veranstaltet und ein paar Übungen eingebaut (Komm, Sitz, Platz, Sitz-Bleib im Anfangsstadium). Seine Aufmerksamkeitsspanne ist sehr gering, aber er hat Freude am Lernen und kommt freudig, wenn ich ihn rufe.


    Auf der Wiese standen zwei Baumstämme, die noch im Boden verwurzelt waren. Einer davon hatte es ihm sehr angetan und er fing an, daran zu kauen. Dabei machte er rottitypische Brummgeräusche. Ich kenne mich mit der Rasse bislang nicht so gut aus, ging aber bisher davon aus, dass das eher ein Zeichen von Wohlfühlen ist. Ansprechbar war er in der Situation nicht und als ich weitergehen wollte, sträubte er sich so stark, dass ich ihn nicht vom Fleck bekam. Ich beobachtete sein Treiben eine Weile und warf dann einen Futterbrocken dicht an ihm vorbei. Der lenkte ihn ab und ich konnte ihn weiterlocken.


    Danke erstmal an alle, die soweit gelesen haben. Meine Frage ist jetzt: Hat jemand bereits Erfahrung mit Hunden mit einem starken Beutetrieb gemacht? Ist das mit dem Baumstamm vergleichbar? Gibt es Trainingsmethoden, um den Trieb abzuschwächen?


    Ich habe einen Futterdummy gekauft, aber leider darf ich ihn genau wie eine Schleppleine laut Tierheim nicht verwenden. Ich habe ein bisschen Sorge, wie er in meiner Wohnung reagieren wird. Er wird allerdings von den Pflegern noch an einen Maulkorb gewöhnt.


    Frisko sollte auch auf die Begleithundeprüfung vorbereitet werden, wurde aber vom Trainingsplatz genommen, da er dort immer abdrehte. Eventuell, weil er durch frühes Protection-Training erinnert wurde, aber das liegt alles im Nebel. Ich weiß eigentlich nur, dass er aus schlechter Haltung kommt und bevor er im Tierheim landete etwa ein Jahr ausschließlich in einer Wohnung gehalten wurde.


    Danke nochmal fürs Lesen und ich freue mich auf eure Tipps und Meinungen.


    LG
    praise

  • Hallo und willkommen hier im DF :winken:


    Wie alt ist er denn?


    Wurde er gefunden oder abgegeben?


    Im CT sieht man nicht immer alle Veränderungen im Gehirn, dazu wäre ein MRT notwendig.

  • Vielen Dank :)


    Er wird bald drei Jahre alt. Soweit ich weiß, wurde er aus der schlechten Haltung gerettet. Mag sein, dass Nachbarn durch Gestank o. ä. den Tierschutz verständigt haben. Aber so richtig weiß das niemand mehr im Tierheim.

  • Puh, dann ist er auf dem Weg erwachsen zu sein, nicht einfach :/


    Er wird ja im Moment sozusagen ruhig gestellt mit den Medikamenten. (Antidepressiva)
    Das erleichtert sicherlich erstmal das Training, die Frage ist nur, wie viel bekommt er von seiner Umgebung noch mit.
    Darf ich fragen, wie Du wohnst?


    Für so einen Hund könnte ich mir eine extrem reizarme Umgebung erstmal gut vorstellen, alles andere würde zu viel Stress auslösen.

  • Erst einmal Respekt, das Du Dich dieses Hundes annimmst!


    Ich würde an Deiner Stelle das Tierheim mehr fordern und einbeziehen. In "meinem" TH, welches ich ehrenamtlich besuche, werden schwierige Hunde und deren Gassigänger von einer sehr kompetenten Hundetrainerin beraten und unterstützt. Das sollte bei Frisko auch angeboten werden, denn sonst sitzt der arem Kerl noch jahrelang im TH-Zwinger ( und verursacht Kosten ), und das möchte ja keiner der Beteiligten.
    Viel Glück!

  • @ asterix99: Die Antidepressiva erhält er erst seit sehr kurzer Zeit. Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, hat er sie erst drei Tage genommen. Soweit ich weiß, wirken diese Medikamente meistens erst nach zwei Wochen. Die Zeit ist auch jetzt noch nicht ganz um. Seine Pflegerin sagte mir aber, dass sie ihm noch Blut abnehmen wollten, um das zu prüfen, aber diese Pflegerin sehe ich vermutlich erst Donnerstag wieder.


    Ich habe den Eindruck, dass er sehr viel mitbekommt. Er wirkt nicht apathisch oder Ähnliches und ist die meiste Zeit sehr gut ansprechbar.


    Ich wohne in einer ca. 60 m² großen Wohnung in einem Vorort von Hannover. Allerdings weiß ich noch nicht sicher, ob ich hier einen so großen "Kampfhund" halfen darf. Einen Termin mit der Hausverwaltung habe ich morgen. Ich würde allerdings auch umziehen, vor allem, wenn mir die Haltung hier nicht erlaubt wird und dann in eine noch ruhigere Umgebung ziehen.


    @ woodyfan: Danke sehr =) Ich glaube, dass sowas in dem Tierheim nicht angeboten wird, aber ich hake da mal nach. Vorschläge wird man ja noch machen dürfen. Ich habe sogar daran gedachte, mal einen Tiertrainer anzufragen, ob er ihn sich gemeinsam mit mir anschaut. Aber da gibt es so viele schwarze Schafe...


    @ steffi2389: Ja, ganz genau. Ich war mir nicht sicher, ob Fremdverlinkungen erwünscht sind.

  • Weißt Du zufällig, wann er kastriert wurde?
    Und falls erst im TH, ob er vorher schon die Aggression gezeigt hat? =)


    Das Du für ihn umziehen würdest, finde ich echt klasse, würde nicht jeder machen.
    Und das der Bub an einen MK gewöhnt wird, finde ich vom TH wirklich gut. :gut:

  • Hallo


    Ich kann dir nicht wirklich helfen, aber wir hatten bei uns auf dem Gnadenhof einen Rotti der "Schattenbuddler" war. Also egal wo sich auf dem Boden ein Schatten bewegt hat, sprang er drauf zu, und buddelte und biss in den Boden und buddelte. Er war dann auch durch nicht abzulenken, egal was man versuchte. Einmal hat der Pfleger den Fehler gemacht, wurde ungeduldig und hat den Hund am HB dann weggezogen. Da war leider ein fehler. Der Rotti in seinem "Wahn" drehte sich um und biss den pfleger mehrmals ins Gesicht. Der Hund wurde eingeschläfert und dann in der Klinik untersucht. Es wurde NICHTS festgestellt.
    Wünsch dir viel Glück und hoffe das man an euer "Problem" arbeiten kann

  • hallo,
    so weit ich weiß, ist sandra bruns, http://www.training-fuer-hundebesitzer.de/, im th unterwegs - zumindest war sie es, als sie meine trainerin war.


    setze dich doch mal mit ihr zusammen und hole ihren rat ein. auch mit dem th würde ich sprechen, wende dich direkt an herrn schwarzfeld, ob du mit hilfe eines trainers (frau bruns) mit dem hund auf dem th gelände arbeiten kannst. ihr könntet euch ja die kosten teilen ;)


    zum thema kampfhund. in niedersachsen gibt es keine liste mehr. also nix mehr mit kampfhund. ;) vielleicht hilft es dir beim vermieter.


    alle achtung vor deinem mut. ich wünsche dem hund viel glück.
    gruß marion

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