Welche Erziehung ist eigentlich richtig?

  • Hallo in die Runde!


    Da mein kleiner Bordercollie Phealan, kurz Filly genannt, einige typische Unarten hatte und jetzt mit sechs Monaten wieder hat, habe ich mich mit Hundeerziehungsratgebern laufend eingedeckt. Welpenschule ist auch besucht worden. Ihr müsst wissen, dass er als Welpe mit acht Wochen zu uns gekommen ist und uns von Anfang an wie seine Geschwister beissend zu Spiel und auch anderen Dingen aufgefordert hat. Wir waren äusserst ratlos und tief besorgt. Nach einigen Infos und wichtigen Tipps hat sich das Problem verkleinert und wir haben eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm aufgebaut. Von allen Hundebüchern hat mich Jan Fennells Buch "mit Hunden sprechen" doch am meisten verunsichert, bzw. ich rätsele wieder an ihr herum, denn ich lese gerade "mit Hunden leben". Diese Frau kommt mir seltsam vor, es klingt alles so magisch wunderbar und so einfach, man braucht nur dieses amichien bonding praktizieren und alles andere folgt von selbst?


    Ich wüsste gerne eure Meinung dazu.
    Welche Ratgeber würdet ihr empfehlen?


    Liebe Grüße


    Dorothea

  • Hallo Dorothea,
    nun ist das amichien bonding halt nicht etwas, was man "mal" macht, sondern die Grundlage für das Zusammenleben mit dem Hund. Der Hund soll dich ja IMMER als Rudelführer anerkennen, demnach sollten diese Punkte des Bondings allgegenwärtig sein. Soll nicht heißen, daß Du Deinen Hund stets ignorieren sollst, oder ständig was "voressen" sollst, ich denke man lernt im Laufe der Zeit ganz gut aus dem Verhalten seines Hundes, welche Stellung er meint im Rudel zu haben (ohje, komischer Satz,ich hoffe Du verstehst :gruebel: ). Wenn mir meine Beiden zu üppig werden, dann wird mal ordentlich Klartext gesprochen und dann wäre die Rangordnung wieder geklärt. Auch im Wolfsrudel muß das Alpha-Tier immer wieder seine Position verteidigen und auch Du mußt das in Deinem "Rudel" immer wieder tun.


    Liebe Grüße

  • Hallo Dorothea,
    möchte mich Redborders meinung anschliessen, habe selber jan fennells bücher gelesen und finde sie gut. sie zeigt doch wenn wir menschen auf hören zu denken das der hund denken kann und unsere führungsqualiäten zeigen, sich einge unser sogenannten kleine probleme fast von selber lösen.
    ich selber muss immeer wieder bei hundebesitzern, die mich besuchen umhilfe zuholen oder rat wie sie ihren hund wieder in den griff gekommen, das hier meist der hund mit seiner von dem besitzern übertragenen aufgaben vollkomm überfordert sind. hier ist dan sehr viel arbeit mit besitzern notwendig.


    mfg BC Momo

  • Liebe Redborder und Momo,


    danke für die Antworten. :flower:


    Praktiziert ihr denn auch nach Fennells Methoden?


    Amichien Bonding bedeutet ja, den Hund zu ignorieren, wenn man nach Hause kommt, die Essgebärde, voraus zu laufen und den Hund nicht vorauslaufen zu lassen usw.


    Eine Zeit lang habe ich nach diesen Prinzipien gehandelt, ob es das a.bonding oder andere Massnahmen waren, lässt sich nicht so leicht feststellen.


    Zuletzt habe ich Sabine Winklers Buch "So lernt mein Hund" gelesen und ihre Theorie kann ich rational besser verstehen. Sie hält die Theorie mit dem Mensch als Rudelchef und Alphatier für nicht bewiesen und schwierig durchzuführen, weil man schliesslich tatsächlich kein Hund ist. Momo gebe ich da vollkommen Recht, wenn man seinen Hund vermenschlicht, bekommt man Probleme.


    Liebe Grüße


    Dorothea mit Filly

  • Hallo Dorothea,
    natürlich ignoriere ich meine Hunde nicht ständig, das fände ich in der Tat "unmenschlich" (schlußendlich bin ich ja Mensch und möchte es auch bleiben :D )
    Aber: wenn wir am Tisch sitzen und essen, liegen die Hunde vor dem Eßzimmer und dürfen (wenn sie wollen) zusehen.Es gibt kein Häppchen vom Tisch.Nie.Das wäre einer der Punkte. Ein weiterer: ich gehe zuerst aus dem Haus und auch zuerst wieder hinein. Meine Hunde laufen auch nie vor mir her die Treppe hoch. Da gibt´s auch gar keine Diskussion-die probieren das erst gar nicht. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, da ist Konsequenz angesagt.
    Zum Thema ignorieren: So hin und wieder spiel ich das Ding schon durch; Hunde kommen zum Begrüßen und ich geh erstmal vorbei, als ob die beiden gar nicht da wären. Jo-da gibt´s stutzige Hundegesichter, soll auch so sein. Wenn ICH dann meine,daß es Zeit ist zu begrüßen, dann begrüße ICH. Weil ICH bin der Chef und ICH freue mich, wenn ICH es will. Ganz einfach. Und das funktioniert wirklich.
    Wie gesagt, solange mir meine Hunde nicht auf der Nase rumtanzen hab ich ja auch keine Veranlassung, die Rangordnung zu klären-die ist ja dann klar. Und die Sache mit dem Essen und Vorauslaufen ist ja denkbar einfach durchzusetzen, damit machst Du ja auch Deine Stellung klar.


    Alles n bissi schwierig geschrieben, ich hoffe Du weißt was ich meine
    :gruebel:
    Ganz liebe Grüße

  • hab ne etwas andere meinung: ich finde, dass diese ganze alpha-dominanz geschichte überbewertet wird. eine trainerin hat mal - etwas boshaft zugegebenermaßen - gesagt, dass die dominanztheorie ganz prima wäre, dann bräuchte man die ganze lerntheorie nicht mehr zu büffeln... :stumm:
    warum soll mensch denn immer vor dem hund durch die tür? und wie macht ihr das beim autofahren? da darf der hund doch auch als erster einsteigen - untergräbt das nicht eure alphastellung?! das heißt jetzt nicht, dass ich keine grenzen setze, bei mir gibts auch nie nich krümel vom tisch *wink zu red border*
    meiner meinung nach kommen 99% aller probleme, die wir mit unseren fellmonstern haben, durch "aneinander vorbeireden" von mensch und hund. und die wenigsten hunde, die zu mir ins training kommen, sind sowas wie "dominant-aggressiv". meistens sind sie missverstandene, verunsicherte hunde, auf deren deutliche signale nie oder falsch geantwortet wird.


    gute bücher zu dem thema sind:
    "es würde knochen vom himmel regnen"
    "das andere ende der leine"
    "calming signals"

  • Wiebke:
    nicht falsch verstehen,andere Meinung haben ist gut und richtig :gut:
    Dorothe fragte explizit nach diesem einen Buch, daß ich persönlich ganz gut finde. Ich verstehe Fennells Theorien und finde sie nachvollziehbar. Natürlich mache ich nicht alles ganz genauso (hatte ich ja auch geschrieben)-die Dinge machen aber Sinn. Das wollte ich versuchen zu erklären. Und da ich Chef bin, bestimme ich, wer zuerst ins Haus geht. Und zwar immer und nicht nur dann, wenn die Pfötchen dreckig sind und der Hund erstmal draußen warten muß, bis ich das Handtuch geholt hab. Deshalb haben meine Hunde bestimmte Regeln einzuhalten. Auch beim Fressen: die dürfen erst loslegen, wenn ich es sage. Als der Border zu uns kam, hat der mich fast mitgefressen, wenn ich mit dem Futter kam-da hab ich keine Lust drauf, also muß er warten :biggthumpup:
    Und ich gehe mit Dir konform, daß viele Hundebesitzer die Signale ihres Hundes mißverstehen, und das ist doch genau der Punkt- und deshalb finde ich Fennels Theorien und die Mittel sie anzuwenden ganz gut. Wie gesagt: immer zu- und abtun. Kommt ja auch auf´s Individuum an :flower:


    Liebe Grüße

  • Ich habe auch mal eine zeitlang sämtliche Hundebücher gelesen und habe mich irgendwann kaum noch getraut, mit meinen Hunden irgendwas zu machen, weil ich nie wußte, ob das nun gut oder schlecht ist. Viele Theorien - viele Unsicherheiten!
    Ich habe mir einen Vortrag von Günther Bloch angehört und kam jubelnd da raus: juhuuu! Meine Hunde dürfen aufs Sofa, meine Hunde sind okay so wie sie sind! Eine Woche später saß ich bei Martin Rütter und hatte nach nur 5 Minuten das Gefühl, zwei Problemhunde zu Hause zu haben!


    Ich halte mich mittlerweile guten Gewissens an die Ausführungen von Günther Bloch: erlaubt ist, was gefällt und was mir auf den Keks geht, ist verboten! Klar, natürlich solange mir meine Hunde nicht auf dem Kopf rumtanzen...


    Sorry, aber ich glaube, auch Fennell gehört zu den Autoren, die meinen, mit irgendwelchen neuen Methoden den Hund neu erfunden zu haben...
    Wenn man sich heute als bemühter Hundehalter durch sämtliche Literatur arbeitet, hat man ja bald das Gefühl, der Hund verbringt sein ganzes Leben damit, sich auszudenken, wie er die Rudelführung übernehmen kann und damit, die Schwächen seines Menschen auszunutzen.


    Ich finde, mit den Büchern von Bloch (Der Wolf im Hundepelz und Der Familienbegleithund im modernen Hausstand) fährt man nicht nur als Anfänger ganz gut, mehr braucht man für das normale Zusammenleben gar nicht... "Hundepsychologie" von Feddersen-Petersen ist auch superklasse, aber ein bißchen schwere Kost...


    Das Buch "Calming Signals" ist zwar hochinteressant und man sieht seinen Hund danach mit ein bißchen anderen Augen, aber es darf kein Erziehungsratgeber sein, weil viel Hintergrundwissen fehlt - es macht nicht Sinn, sich vor einen superunsicheren Hund, den man gerade aus dem Tierheim hat, stundenlang abends auf den Wohnzimmerteppich zu legen und ihn anzugähnen, weil im Buch steht, daß das beruhigend wirkt (übrigens einer der - finde ich - gravierenden Fehler in diesem Buch!)


    Wie gesagt, Hunde müssen auch Hunde bleiben dürfen, als Partner, Freund und Familienmitglied und sollten nicht zum Spielball psychologischer Selbstversuche ihrer Halter werden!


    Schaffe Vertrauen und versuche es möglichst nie zu brechen, habe Spaß mit Deinem Hund und sei ein cooler, souveräner und KONSEQUENTER Rudelführer, dann hast Du die beste Bindung zu Deinem Hund, die Du haben kannst :flower:

  • Zitat

    eine trainerin hat mal - etwas boshaft zugegebenermaßen - gesagt, dass die dominanztheorie ganz prima wäre, dann bräuchte man die ganze lerntheorie nicht mehr zu büffeln...


    :biggthumpup:


    Zitat

    Schaffe Vertrauen und versuche es möglichst nie zu brechen, habe Spaß mit Deinem Hund und sei ein cooler, souveräner und KONSEQUENTER Rudelführer, dann hast Du die beste Bindung zu Deinem Hund, die Du haben kannst


    Sehr schön gesagt! :flower:


    Ich habe meine Hunde untereinander viel beobachtet und es geht nicht ständig darum, wer nun dominanter ist oder nicht. Solche Situationen kommen nur selten auf und das ist auch gut so, weil sowas doch immer mit einer gewissen Portion Stress einhergeht. Ich möchte meinen Hunden einen solchen Stress nicht den ganzen Tag antun! (Mir übrigens auch nicht :balloon: ) Regeln ja, aber kein ständiges darauf lauern, ob da jetzt eine Rangordnungsgeschichte sein könnte.


    Gruß Corinna

  • Hi Corinna,


    PERFEKT...genau das fällt mir bei den jetzt 3 Damen auch besonders auf....sie sind mit allem beschäftigt aber seltens mit Rangordnungsdingen....Es gibt gezielte Erziehungsspiele, meist durch die Chefin und es wird sehr viel gespielt und geschmust und am Meisten für die Harmonie im Rudel gesorgt......und daran beteiligen sich alle fleißig !!!


    Logisch gibt es auch bei uns Regeln, werden diese aber eingehalten, hat jeder ne Menge Freiheiten und es lebt sich sehr nett miteinander....manchmal rappelts natürlich auch...ein spontanes Gewitter ( so zu sagen ) und dann ist die Luft wieder rein ;-) ...meistens ;-)


    Liebe Grüße
    Alexandra


    PS: Methoden schön und gut, aber nicht jede Methode passt zu jedem Hund oder 2-Beiner, zu jedem Team.....

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