In der Ruhe liegt die Kraft!

  • Hallo!


    Weil wir hier gerade mehrere Threads mit wibbeligen Welpen haben, dachte ich mir, ich beschreibe mal, wie man ganz gut Ruhe in den Hund bekommt. Weil es wichtig ist, dass der Hund Impulskontrolle lernt und auch begreift, dass er nicht immer das bekommen kann was er möchte (Frusttoleranz), hier einige Übungen, die dem Hund erklären, was der Mensch möchte.



    1. Automatisches Sitzen


    Ein häufiges Problem ist ja, dass die Wibbel einen unbedingt anspringen möchten, denn das ist in der Hundesprache: "Hallo, toll das Du da bist, ich bin klein und Du der Chef!"
    Leider denken Menschen oft, dass es genau das GEgenteil heißt und werden dann sauer. Dabei ist es so einfach einem Hund ein Alternativverhalten anzutrainieren. Am Besten erklärt gefunden habe ich das von Sophia Yin in ihrem Buch "Wie der Mensch so der Hund".
    Sie möchte, dass der Hund von alleine darauf kommt, dass er sich hinsetzen soll. Der Mensch erreicht dass, indem er einfach stehen bleibt und den Hund nicht beachtet. Weil es schwer fällt, die Knuffels zu ignorieren, kann man: die Wolken am Himmel zählen, oder die Blätter am Baum, oder Schäfchen :wink:, Man verschränkt die Arme und man dreht sich weg. Damit der Hund bei dieser Übung nicht abhanden kommt, und sich seine Beschäftigung anderweitig sucht, ist er angeleint. An der Leine wird aber nicht rumgezuppelt. Jetzt wird wirklich so lange (!!!!) ruhig stehen geblieben, bis der Hund sitzt. Dieses wird gelobt und belohnt (z.B. durch Markerwort (oder Clicker) und Leckerchen (oder Spiel, Streicheln, ein paar Schritte mit dem Hund rennen - alles was der Hund als Belohnung empfindet). Dann steht man wieder ruhig und wartet, bis Hundini sich wieder setzt.
    Diese Übung wird einige Male am Stück wiederholt - und mehrere Einheiten pro Tag geübt. Wenn der Hund gelernt hat, suich sofort zu setzen, wenn Mensch stehen bleibt, kann man anfangen, diese Übung an anderen Orten zu üben. Dabei muß man darauf achten, dass man die Ablenkung langsam steigert. Wenn es also im Wohnzimmer blitzschnell funktioniert, kann es eben im Garten wieder einige Übungseinheiten dauern bis es auch dort so schnell klappt. Wenn es im Garten super klappt, versucht man es auf der Strasse (ohne viele andere Fußgänger, natürlich, oder auf einer Wiese) und steigert so langsam aber stätig die Ablenkungen unter denen der Hund diese Übung bewältigen kann.


    Eine Steigerung dieser Übung ist das hinunterbeugen um den Hund (der jetzt ja sitzt) zu streicheln. Viele Welpen springen dann ja wieder auf und/oder den Menschen an. Hier geht man einfach ein paar Schritte weiter und bleibt wieder stehen. Wenn der Hund schon aus anderen Übungen ein "Pech gehabt" kennt, kann man das hier auch gut anwenden, denn damit kann man dem Hund genau mitteilen, dass dieses Verhalten (aufspringen/anspringen) nicht erwünscht ist.


    Situationen in denen ein Automatisches Sitzen praktisch ist:
    Beim Spatzieren gehen beim Stehen an: Bordsteinkanten, vor Schaufenstern, beim Schwätzchen mit Bekannten auf dem Fußweg, bei Vorbeilassen von anderen Leuten, Hunden, Fahradfahrern, Inlinern....

  • 2. Entspannungssignal


    Man kennt das: der Hund müßte eigentlich tot müde sein, aber ist so überdreht, dass an Ruhe kein Gedanke ist. Was tun. Nun ja, direkt in der Situation kann man nicht wirlich was machen, wenn man nicht vorgesorgt hat.
    Es soll ja Zeiten geben, in denen sogar Welpen manchmal eine gen üßliche Kraulmassage genießen. Viele lieben wohlige Streicheleinheiten mit ihrem Menschen auf dem Sofa oder Kontaktliegen auf einem kuscheligen Teppich. Alle diese entspannten Momente kann man dafür nutzen, ein Entspannungssignal zu konditionieren. Ich habe das gemacht, ohne mir bewußt zu sein, dass es sowas überhaupt gibt, denn immer wenn ich mit dem Zwerg von einer Abenteuerlichen Unternehmung nach Hause gekommen bin habe ich ihn für eine genüßliche Kuschelstunde mit aufs Sofa genommen. Weil ihm da häufig gleich die Augen zu fielen habe ich immer "Schlaaaaaaafen" gesäuselt. Der Hund verknüpf dieses Wort mit dem angenehm entspannten Gefühl kurz vorm einschlafen und mit der Zeit kann man mit diesem Signal einen Hund auch in angespannteren Situationen damit in einen etwas entspannteren Zustand versetzen.


    Hätte ich mal gewußt, wie nütlich dieses Wort werden würde, hätte ich vielleicht "eeeeaaaasy" oder "ruuuuuuhiiiiig" gesagt - so ernte ich gelegentlich schon mal komische Blicke, wenn ich das "Schlaaaaafen" in der Öffentlichkeit anwende.


    Situationen in denen ein Entspannungssignal praktisch ist:


    In der Hundeschule, während man darauf wartet, dass man dran ist.
    In der Straßenbahn, wenns dem Hund etwas eng wird.
    Im Café, wenn Hundi brav unter dem Tisch liegen bleiben soll.
    Auf der Hundewiese, wenn das Spiel zu heftig geworden ist und der Hund eine Pause einlegen soll (nachdem man ihn zu sich gerufen hat).
    Während des Theorieunterrichts eines Seminars (bei dem ich lernte, dass das was ich da verwendete, Entspannungssignal heißt :blume: ).

  • 3. Pausen auf der Hundewiese


    Ich finde es wichtig, dass die Zwerge früh lernen, dass hund in Gegenwart von anderen Hunden nicht nur mit diesen spielen "muß", sondern auch mit seinem Menschen spielen kann und sich sogar bei diesem entspannen und ausruhen (und natürlich in Sicherheit bringen) kann. Das Wissen die Minis aber nicht von alleine, sondern man muß sie sozusagen dazu "zwingen". Dazu ruft man sie (am Besten wenn sie eh gerade auf einen zu rennen) zu sich, leint sie kurz an, macht vielleicht eine kurz Übung und schickt sie dann wieder spielen. Toll wäre es natürlich, wenn man dieses gemeinsam mit anderen Hundebesitzern (z.B. in der Welpenspielstunde) trainieren könnte, denn wenn die anderen Hunde auch gerade nicht mehr spielen, ist es ja nicht so schlimm, wenn man selber gerade pausieren muss. Nach einigen Minipausen, steigert man die Zeit, in der der Hund pausiern muß. Man kann sich auch mit ihnen auf den Boden setzen und versuchen, sie in eine stabile Seitenlage zu kraulen (ein Zeichen kompletter Entspannung - diese Lage solle keinesfalls erzwungen werden sondern wirklich nur auf Freiwilligkeit des Hundes beruhen - ein ruhiges Sitzen reicht für den Anfang, später versucht man es mit einem Platz....). Hier kommt das vorher beschriebene Entspannungssignal sehr gelegen, das man Anfangs aber erst dann sagt, wenn der Hund duch Kraulen/massieren schon etwas entspannter ist, es wirkt dann unterstützend. Wenn der Welpe dann ruhiger geworden ist, schickt man ihn zur Belohnung wieder mit den anderen Spielen.


    Situationen in denen eine Spielpause praktisch ist:


    Wenn es auf der Hundewiese zu hoch her geht, eine Spielsituation eskaliert oder ein Hund gemoppt wird.
    Der Hund lernt, sich auch in aufregenden Situationen und Umgebungen schnell wieder zu beruhigen.
    Der Hund lernt, das auch beim Menschen tolle Sachen passieren, und das er dort in Sicherheit ist.
    Wenn er nach einer blitzschnellen Agilityrunde geduldig auf seinen nächsten Start warten muß.
    Wenn er Frauchen zum Schuhkaufen begleitet und er laaaange warten muß, bis Frauchen sich entschieden hat.

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