Ein paar Fragen zum Inzuchtkoeffizienten

  • Hallo,


    wäre bitte jemand so lieb, und würde mir die Sache mit dem Inzuchtcoiffizienten einmal verständlich erklären? Ich habe natürlich Tante Google befragt, aber irgendwie versteh ich's nicht.


    Also dieser Wert wird erst einmal berechnet. Aber manchmal wird er auf 5 und manchmal auf 10 Generationen angezeigt. Wann ist er denn niedriger? Sprich: Welche Angabe sagt mehr aus? Irgendwie steh ich auf der Leitung.


    Dass ein niedriger COI zu bevorzugen ist, ist mir klar - aber ab welcher Höhe wird es sozusagen "kritisch"? Welchen Wert kann man als potenzieller Hundekäufer noch guten Gewissens akzeptieren? Ich nehme an, das hängt auch von der Rasse ab. Aber mal so grundsätzlich...kann man das irgendwie sagen? :???:


    LG

  • Die Theorie werden dir sicher Berufenere erklären - ich kann dir nur aus der Praxis sagen, daß der COI allein noch nicht ausschlaggebend sein muß.


    Islandpferde zum Beispiel haben einen COI, der kaum noch vorstellbar ist: einmal stammen sie von den wenigen Ponies ab, die die Wikinger vor einem Jahrtausend per Langboot auf die Insel geschafft haben, danach kam nur noch sehr, sehr wenig Fremdblut dazu (offiziell sogar gar keins, aber das ist eine Legende). Im achtzehnten Jahrhundert tötete dann ein Vulkanausbruch alle Pferde bis auf ein paar hundert, von denen nur ganz wenige Zuchttiere waren - und von diesen wenigen Tieren stammt die gesamte heutige Population ab. Die guten Reitpferde-Stämme entstanden sogar noch aus extremer Linien- und Inzestzucht über Generationen, weil's in den abgelegenen Tälern oft gar nicht anders ging.


    Tausend Jahre Superinzucht - und das Ergebnis ist ein besonders fittes, gesundes und widerstandfähiges Tier, weil noch ein zweiter Faktor dazukam: ebenso superstrenge Selektion. Jedes Pferd, das nicht in jeder Beziehung total fit war, überstand die Extremwinter draußen nicht. Jedes, das unter den knallharten Bedingungen nicht ungewöhnlich leistungsfähig und - willig war, endete sofort auf dem Teller.


    Das Ergebnis ist tatsächlich ein besonders gesundes, vitales und langlebiges Pferd mit einem aberwitzigen COI. Eine Ausnahme von der allgemeinen Fitneß gibt es leider: das inzuchtgeschwächte Immunsystem hat hier oft Schwierigkeiten mit Allergenen, gegen die die Pferde in tausend Jahren Island keine Resistenzen entwickeln konnten.


    Meine eigene alte Import-Stute wäre da ein Musterbeispiel: sie hat einen Ahnenschwund, der selbst ein europäisches Königshaus erblassen lassen würde, war in ihren 24 Jahren noch nie krank, brauchte auch unter hoher Belastung nie Hufeisen und ist heute noch topfit - aber Sommerekzem hat sie eben doch. Der eng verwandte Import-Wallach einer Freundin, der auch aus extremer Inzestzucht stammt, ist vor einem Jahr an Altersschwäche gestorben - mit fast 43 Jahren...


    Auf Hunde übertragen hieße das: es käme auf den Züchter an, wie hoch der COI wäre, den ich tolerieren würde. Bei jemandem, der seine eigenen Hunde arbeitet, auch mal harter Belastung (z.B. Jagd) aussetzt und nur die Fitten in die Zucht nimmt, würde ich auch noch einen Welpen aus ziemlich enger Linienzucht nehmen, bzw: Ich hab's getan und bereue es absolut nicht.


    Kämen die angebotenen Welpen aber von jemandem, der eben nicht mit ihnen arbeitet, etwaige Schwachstellen also gar nicht kennen KANN und dann vielleicht auch noch wenige Erfahrung mit der Rasse und den entsprechenden Linien hat, sondern nur möglichst oft Schönheits-Champions im Pedigree vorweisen möchte, würde ich einen ganz großen Bogen um diesen Wurf machen.

  • ich habe mal gelesen, dass es ab ca. 5% kritisch sein soll..
    bei einigen Bracken-Rassen wird, um diese Rasse zu erhalten, wohl auch in zweiter Generation verpaart.. ich würde das eher kritisch sehen, man weiss ja nie, welche Krankheiten sich dadurch herauskristallisieren.. aus mehreren Rassevorstellungen weiss ich aber, dass das bei den Züchtern garnicht so selten so gehandhabt wird und ein gewisser IK noch akzeptiert wird..
    dagegen tauscht man z.B. bei der Hovawart-Zucht zeitweise mit anderen Ländern die Deckrüden aus, damit man einen möglichst niedrigen IK erreicht..


    bei Lilly's Mama ist der IK lt. Stammbaum bei 0, da die Vorfahren aus Brasilien, GB und USA kommen.. trotzdem sind fast alle Vertreter der Rasse von den rassetypischen Krankheiten betroffen (schlechte Atmung) und so lange man weiter streng nach dem alten FCI-Standard züchtet,wird sich da auch nichts ändern..aber das ist wieder ein anderes Thema..

  • Danke für eure Antworten. Ab 5 schon kritisch? Oi... ich hab bei der betreffenden Rasse - sofern man sich auf die Angaben verlassen kann - bei meiner Recherche Tiere mit COI von durchschnittlich 4 bis 15 gefunden (Hunde aus den 80er und 90er Jahren hatten teilweise noch mehr). Ich hab da wahlweise quer durch die Bank geschaut...
    Aber kann mir bitte noch jemand sagen, wie das nun mit der Berechnung läuft - also ich mein, bis zu welcher Generation die Werte aussagekräftiger sind - bis zur 5. oder 10.?

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