Wenn die Angst einen nahezu auffrisst.......

  • ..und nein das ist keine merkwürdige diskrepanz..ich empfinde so etwas als sehr wichtig,weil man an solchen dingen sonst kaputt gehen würde

  • Kristine: du darfst alles! Lachen, weinen, toben, Witze erzählen, über Witze lachen, heulen, verzweifelt sein! Das gehört dazu! Und nur weil du mit uns gemeinsam lachst, heißt dass ja nicht, dass du nicht weniger um die Omi trauerst oder weniger Angst hast. Aber es erleichtert die Zeit vielleicht noch ein kleines Bisschen. =)

  • Ich kenne das nur zu gut, die Aufs und Abs, das Erschrecken bei den kleinsten Anzeichen (teilweise auch völlig unnötig), die Erleichterung wenn sie sich wieder etwas berappeln. Jetzt akut erlebe ich es wieder beim Jerry, einer unserer Kater. Tja wie gehe ich damit um: ne Mischung aus Herz und Kopf, das Herz was heult und der Kopf der so objektiv wie möglich dazu was denkt und mich irgendwie auf dem Boden hält. Ich bemühe mich, es wie die Tiere zu nehmen: im hier und jetzt und nicht überlegen, was sein könnte, sondern zu sehen was ist, jetzt in diesem Moment.


    Stark bin ich bei sowas nicht, wozu auch, Tiere kennen einen eh besser als man denkt, wissen wie es in einem aussieht, also wieso etwas vorspielen? Wenn ich traurig bin, bin ich traurig, allerdings vergrab ich mich auch nicht in der Traurigkeit. Freu ich mich über etwas, freu ich mich. Emotionen gehören zum Leben dazu und die zeig ich auch, macht mich authentisch und ehrlich gegenüber Mensch und Tier. Wozu in dieser Phase anfangen, lügen zu wollen? Für mich gehört diese Phase zum Trauerprozess dazu, das Abschiednehmen von beiden Seiten eben, das intensive Erleben der Tage/Wochen ist ein Abschlussprozess des Zusammenlebens, ein Prozess des Loslassens.


    Bis jetzt hat mir noch jedes Tier recht deutlich gezeigt, wann es genug war. Genau beschreiben kann ich es nicht, manchmal war es der Blick in die Augen, manchmal der Bauch, manchmal der Kopf (wenn der Bauch egoistisch sagte: ich will nicht loslassen). Und ich denke, dass wird bei dir auch der Fall sein. Schau dir deine Jill an, fühl sie, nimm sie wahr und alles weitere wird sich finden. Mach dich nicht zu verrückt (ich weiß, ist leichter gesagt, als getan), es wird sich finden und sich ergeben.

  • Danke Julia :)


    genau so!


    Du Nase! Es gehört alles zum Leben, wäre komisch und falsch, wenn jemand immer nur strahlend durchs Leben läuft.


    Lass es raus!


    (PS: Ich habe ab morgen Urlaub, stünde sogar für ein Notfall-Treffen zur Verfügung. Ich mach auch Käsebrot ohne Öl..... :))


    Und Omi ist noch da! So, Ende!


    Du darfst stark sein, schwach sein, weine in ihr Fell, sie wirds verstehen. Glaub mir, die Fellnasen sind so viel weiser als wir. Sie weiß, was bei euch und mit dir los ist und dass du alles in deiner macht stehende tust.


    Lass los. Nicht die Omi, aber DICH! :*

  • Kristine, auch ich sehe darin keine Diskrepanz. Wenn ich ein Tier bis zum Schlu begleite, dann gibt es zwangsläufig auch dieses auf und ab. Die blauen und die grauen Tage.


    Fühl Dich mal herzhaft umärmelt und ja, lass Deine Gefühle zu und leb sie.


    Sie gehören ebenso zu der Hundehaltung und zu Dir.


    Liebe Grüsse,


    Birgit

  • Es tut mir sehr leid.


    1oo m sind keine Strecke mehr. Atemnot ist etwas ganz ganz schlimmes, ich leide unter allergischem Asthma und habe den ein oder anderen Asthmaanfall nur gerade so überlebt. Und ich weiss, was da passiert. Aber ein Hund, dessen Lungen nicht mehr richtig funktionieren, weiss das nicht. Seine Panik ist riesengross.


    Meine über alles geliebte Püppy musste ich im Januar letzten Jahres loslassen. Sie war bereits über 17 Jahre alt. Es hat mir fast das Herz zerrissen. Sie hatte sich so gut wieder von einem Schlaganfall ähnlichen Zustand erholt, aber ihr Herz hatte dabei Schaden erlitten. Trotz Herzmedikamente haben wir das nicht mehr richtig in den Griff bekommen. Da sie Todesangst vor dem Tierarzt und vorm Autofahren hatte, liess ich keine weitere Diagnostik mehr durchführen. Die Angst, dass sie unter grossen Schmerzen sterben könnte, gerade wenn ich nicht da wäre oder ich sie mitten in der Nacht in eine Klinik zum Einschläfern bringen müsste, hat mir die Entscheidung des endgültigen Loslassens ein bisschen leichter gemacht. An dem Tag, an dem sie starb, ging es ihr richtig gut. Aber ich bin mir sicher, das lag auch daran, dass ich diese Angst der letzten Tage um sie, die mir vom Aufwachen bis zum Schlafengehen immer im Hals pochte, nicht mehr hatte. Ich war nach langer, langer Zeit das erste mal wieder "ruhig" und seelisch stabil. Eben weil ich die Entscheidung für mich tragen konnte. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich sie loslasse. Ich hatte sie stundenlang im Arm und sie schlief so ruhig wie schon lange nicht mehr. Sie wusste es.


    Ich werde nie vergessen, wie erstaunt sie mich ansah, als meine Tierärztin ihr zuhause die Narkosespritze in den Bauch gab. Sie schlief auch sofort ein. Sie hat ein grosses Stück meines Herzens mit genommen. Ich vermisse sie immer noch unendlich. Und allein jetzt der Gedanke an sie tut schon wieder weh.


    Lange Zeit habe ich danach noch mit mir gehadert. Immer wieder Gespräche mit meiner Tierärztin gesucht, ob ich die richtige Entscheidung gefällt hatte. Ihr ging es ja nach Absetzen der Herzmedikamente zwei Tage zuvor wieder besser. Aber sie wäre wahrscheinlich einen schlimmen und sehr schmerzhaften Tod gestorben, wenn ich nicht anders entschieden hätte. Und vielleicht sogar allein, während ich im Büro hockte.


    Und damit bin ich wieder bei Dir und Deiner treuen Jill. Beide Hunde meines Vaters hatten Lungenkarzinome, beide haben zum Ende ihres Lebens hin kaum Luft nachts bekommen. Hätte ich nicht die Tierärztin kommen lassen, wären wohl beide eines Nachts qualvoll erstickt. Mein Papa hat das nicht gekonnt. Für ihn war ich lange Zeit die Mörderin seiner beiden Hunde.


    Dein Hund hat nur Dich. Du wirst sicher merken, wenn die Zeit gekommen ist und wirst nicht über den eigenen Schmerz nachdenken, sondern daran, voller Liebe loszulassen.


    Dafür wünsche ich Dir viel Kraft.


    Trauriger Gruss

  • Oh ihr lieben, lieben Foris!! Danke!!


    Ich habe jetzt beim Lesen eurer Beiträge geweint und auch gelacht (Brinchen, mein Brinchen ösch dönke dör!), Julia du Herzensgute! Birgt, vielen Dank! Bianca, du Schatz! Und Dank an jeden, dessen Namen ich hier nicht direkt schreibe.


    Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt von euren Erfahrungen zu erzählen und uns daran teilhaben lasst!


    Es hilft! Jedes Wort hilft! Geweint zu haben hat jetzt wirklich gut getan.

  • Ich sitze schluckend vor dem PC, denn ich lese die Schilderung von Dir und Deiner Omi so gerne, da man aus jedem Wort spürt, wie innig Eure Verbindung ist. Nun habe ich die letzten Tage/Woche nicht viel hier im DF lesen können und um so mehr schockt mich der Thread jetzt :verzweifelt:


    So wie ich Dich hier kennengelernt habe wirst Du den richtigen Zeitpunkt für die Omi finden. Du darfst weiterhin, lachen, scherzen, diskutieren und gute Laune haben, denn das ist auch etwas, was Du für Deine Omi tust. Sie möchte nicht, daß Du nur noch heulend da sitzt und Dich immer fragst, wann es soweit ist. Lebe jeden Tag als könnte es der letzte sein, geniesse die Zeit mit ihr und verwöhne sie mit bisher verbotenen Leckereien. Omi braucht Dich genauso wie Du bist mit allen Facetten und das ist eben auch ein Frauchen, was gerne lacht.


    Aber wenn es Dich überkommt und Du gerade heulen musst, dann fühle Dich virtuell gedrückt und schreibe gerne hier rein. Ich denke, ein jeder von uns kann nachvollziehen, wie Du Dich im Moment fühlst und das Leben besteht nun mal aus voller Widersprüchen.

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