Der natürliche Tod - vom Aussterben bedroht?

  • Hallo Anja,


    ich finde, dass du da ein sehr wichtiges Thema ansprichst. Genau die Gleichen Gedanken mache ich mir auch immer wieder mal.
    Ich gehe mal davon aus, dass niemand seinen Hund hier leiden lassen will. Das wäre in meinen Augen Tierquälerei. Aber die Frage ist ja, wann leidet ein Tier?
    Leidet ein Tier, dass Schmerzen hat?
    Leidet es, wenn es nicht mehr aufstehen kann?
    Leidet es, wenn es inkontinent geworden ist?
    Leidet es, wenn es Futter und Wasser verweigert?
    Leidet es, wenn es blind und taub wird?
    Leidet er, wenn er Wasser in der Lunge hat und nicht mehr genug atmen kann?
    Usw.


    Ich für mich bin da sehr klar. Ich möchte nicht, dass mein Hund Schmerzen aushalten muss. Und ich möchte auch nicht, dass er in seinem eigenen Kot und Urin liegen muss. Genauso wenig muss einer meiner Hunde Luftnot aushalten.


    Aber ich denke, dass ein alter Hund, der seinen Aktionsradius immer mehr einschränkt, der sich zurückzieht, das Fressen verweigert nicht unbeding eingeschläfert werden muss. Wenn ich die Zeit und Kraft habe, ihn rund um die Uhr zu betreuen. Und ich finde es auch in Ordung einem Hund mit z.B Lungenödem oder Schmerzen durch entsprechende Medikamente Erleichterung zu verschaffen. Nur wird man keinem Hund, der im Sterben liegt, Morphium verabreichen oder ähnliches. Beim Menschen würde man das z.B. bei Luftnot tun. Und dieser Mensch wird soviel davon bekommen, bis er symptomfrei ist. Auch wenn die Nebenwirkung darin liegt, dass er wegdämmert und irgendwann nicht mehr aufwacht. (Was im Weitesten Sinn ja nun auch ein Einschläfern ist)
    Ich denke nicht, dass so ein Aufwand mit unseren Tieren getrieben wird. Deswegen würde für mich da irgendwann der Punkt kommen, wo ich mich zum Einschläfern entscheiden würde.


    Ich wünsche mir und meinen Hunden, dass ich sie beim Sterben begleiten kann. Und dass sie ohne sich zu quälen einen natürlichen Tod sterben dürfen. Wenn es aber nicht anders geht, werde ich alles dafür tun, dass sie schmerzfrei und schnell gehen dürfen, in meinen Armen.


    Liebe Grüße
    Nele

  • Ich bin nicht mehr so oft hier im Forum seit meine Maus nicht mehr bei mir ist.
    Aber hierzu möchte ich mich doch äußern.
    Meine alte Rottidame (sie wurde 12 Jahre 8 Monate und 11 Tage) hatte zuletzt akutes Leberversagen.
    Tägl. bin ich mit ihr zur Tierpraxis gefahren was schon eine Qual war, denn sie konnte nicht mehr laufen und mußte getragen werden. In der Praxis bekam sie dann den Tropf und Medis. Das ganze ging 4 Wochen.
    Ich konnte das Elend nicht mehr ertragen und hab den TA gebeten sie zu erlösen. Er sag es anders und wieder andere Medis, was auch nicht geholfen hatte.
    Das Ende war, sie ist in meinen Armen am 13.07.2010 um 04.07 Uhr qualvoll erstickt.
    Gut, sie ist "natürlich" gestorben aber solch einen Tod wünsche ich keinen und ich hätte ihr das liebend gern erspart.
    Ute

  • Der natürliche Tod muß nicht zwangsläufig von Leiden begleitet sein. Er kann voller Frieden und Ruhe sein.


    Ich habe das zum ersten Mal am 10.12.2011 erlebt. Ich war mit den Hunden wie immer Morgens im Wald, Idefix ist wie immer mit den Großen gelaufen. Wir waren ungefähr eine Stunde zu Hause, da kam er schwankend auf mich zu, drückte sich an meine Beine und seine Augen waren blicklos.


    Ich hob ihn auf, nahm ihn in die Arme und er wurde schwerer und schwerer. Ich wußte einfach, er war im Begriff zu gehen. Unser TA, bei dem wir 15 Minuten später waren, mußte mir nur noch seinen Tod bestätigen.


    Solch einen Abschied hätte ich mir von allen meinen Tieren gewünscht.


    Bis auf meine beiden jungen Neufundländer, die wegen ihrer schweren Erkrankung starben, mußte meinen Hunden, wenn dann ihr Lebenswille vorbei war, immer geholfen werden. Ich hätte niemals Tage gewartet bis der Kreislauf zusammen gebrochen wäre und sie hätten sterben können. Solch ein Dahinsiechen, hat keines meiner Tiere verdient.


    Gaby und ihre schweren Jungs

  • Zitat

    Ich glaube daran, dass Hunde und auch Menschen ein stückweit mitbestimmen können wann sie sterben in dem sie "loslassen". Und wenn ein Hund nicht mehr aufstehen und fressen will geh ich davon aus, dass der Hund nichtmehr leben will. Ich gehe hier von alten Hunden aus. Bei jungen Hunden ist ja eigentlich immer eine Krankheit am Tod schuld.


    Wieviele von diesen Hunden sterben dann umgehend still und heimlich im Schlaf?? Wieviele von diesen Hunden leiden unbemerkt an Hunger, Durst, Herz- und Kreislaufbeschwerden? Wie versteht und verkraftet ein Hund z.B. einen Schlaganfall, oder eine Herzattacke???


    Ich glaube fest daran das Hunde an einen Punkt kommen, wo sie vielleicht sogar erkennen, daß sie nicht mehr sie selbst sind. Das sie nicht mehr so können wie sie wollen und das das Ende naht. Man liest und hört ja oft, daß sich die Hunde verabschieden und friedlich im Schlaf sterben. Ich habe selbst erlebt wie sich meine zwei Hunde voneinander verabschiedet haben. Wie Akasha neben Lucky lag und wie sie sich gegenüber saßen und sich ansahen.


    Aber ich glaube dennoch nicht, daß die Zahl der Hunde die ohne Schmerzen und Leid sterben, groß ist.Es stellt sich ja auch die Frage inwieweit ich meinem Hund das Leben durch Medikamente erleichtern kann und wie sinnvoll es ist.


    Quebec
    Solch einen wunderschönen Tod würde sich wohl jeder von uns wünschen. Für und mit seinem Hund

  • Ich glaube, die wenigstens Lebewesen schlafen einfach schnell und schmerzlos ein, wenn die Zeit gekommen ist, das ist in der Natur auch nicht so.
    Die Schwachen Tiere werden gefressen oder ziehen sich zurück und sterben auch dann nicht sofort.


    Es dauert halt und der Mensch greift ja bei den Haustieren schon früh ein, indem er Medikamente frühzeitig gibt.
    So wird vieles künstlich in die Länge gezogen, was in der Natur zum schnelleren, aber trotzdem nicht immer einfachen Tod geführt hätte.


    Deswegen liegt es meiner Meinung nach auch in unserer Verantwortung, zu merken, wann die Zeit gekommen ist, wo all das keinen Sinn mehr macht, sondern umschlägt in Quälerei.


    Ich denke, dass jeder Mensch das Beste für sein Haustier möchte und auch merkt, wann es Zeit ist.
    Die wenigsten sind doch so egoistisch, dass sie ein Tier länger leiden lassen würden, nur weil ihnen der Abschied so schwer fällt, sie haben es nur schwer zu glauben, dass es einfach keine Hoffnung mehr geben soll.
    Sie tun alles, um dem Tier zu helfen, alles wird ausprobiert, damit das geliebte Tier noch lange lebt.
    Es ist schwer, dann den Blick nicht zu verlieren, wann es Zeit ist, Abschied zu nehmen, es ist ja alles fließend.


    Ein guter TA wird das auch einschätzen können, es ist eine Gratwanderung zwischen dem menschlichen Bedürfnis, Abschied nehmen, und trotzdem das Wohl des Tieres nicht aus den Augen zu verlieren.
    Er hat es schon schwer, den Haltern das eine oder andere mal die Hoffnung zu nehmen, und die harte Realität vor Augen zu führen.


    Ich will nicht glauben, dass in dem Bereich bewußt Mißbrauch betrieben wird.

  • Zitat

    Deswegen liegt es meiner Meinung nach auch in unserer Verantwortung, zu merken, wann die Zeit gekommen ist, wo all das keinen Sinn mehr macht, sondern umschlägt in Quälerei.


    Zitat

    Ich kann nur noch sagen, dass man da bis in die Nacht diskutieren kann....erstens kommt es anders und zweitens als man denkt


    So sehe ich das auch. Wer sein Tier liebt und realistisch ist wird sein Tier nicht unnötig leiden lassen. Man kann den Tod hinaus zögern, aber kommen wird er doch eines Tages.


    Wenn man in die Augen seiner Vierbeiner sieht, dann erkennt man ob darin noch etwas ist, ob das Tier leidet, ob es noch leben will und kann.
    Und erst wenn alles ausgeschöpft ist und wirklich nichts mehr geht und der Hund auch nicht mehr kann..... dann trifft jeder von uns diese letzte Entscheidung für sich und seinen Hund.


    Zitat

    Ich will nicht glauben, dass in dem Bereich bewußt Mißbrauch betrieben wird


    Leider ist es aber so und zwar auf beiden Seiten. Sowohl Halter, als auch Tierärzte

  • Ein Bekannter von mir hatte auch Lungenkrebs. Nach der letzten Chemotherapie musste er ins Krankenhaus und die Organe versagten, eines nach dem anderen. Irgendwann war der Tag, an dem seine Frau angerufen wurde. Sie bat alle, die ihrem Mann nahe standen ins Krankenhaus - es war klar, dass er in absehbarer Zeit sterben würde.


    Alle fuhren hin, nur der Bruder im Studium brauchte länger. Alle waren da um sich zu verabschieden, der Bruder fehlte immer noch. Erst als er endlich kam, ist ihr Mann gestorben. Gerade so, als ob er noch gewartet hätte.


    Glaubt Ihr an solche Dinge oder ist sowas einfach nur Zufall? Und wenn Ihr daran glaubt, welche Rolle spielt es, ob wir einen Hund "loslassen" oder nicht?

  • Zitat

    Wenn man in die Augen seiner Vierbeiner sieht, dann erkennt man ob darin noch etwas ist, ob das Tier leidet, ob es noch leben will und kann.
    Und erst wenn alles ausgeschöpft ist und wirklich nichts mehr geht und der Hund auch nicht mehr kann..... dann trifft jeder von uns diese letzte Entscheidung für sich und seinen Hund.


    :2thumbs:


    Habe mal einen Thread gestartet "Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Einschläfern" ....dort habe ich total viele Erfahrungen lesen dürfen und das hat mir sehr geholfen......ich glaube jetzt nach vielen Gesprächen mit vielen herzensguten Menschen genau an das was Lakasha oben geschrieben hat.


    Angst und Sorgen hat man aber trotzdem....wie gesagt, das gehört leider dazu.....

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!