Hat jemand einen Hund aus Rumänien?

  • Hallo,


    nach dem Tod meiner Hündin im vergangenen Jahr habe ich lange getrauert. Ich weiß auch, dass sie einzigartig war und nicht zu ersetzen ist. Mittlerweile denke ich aber, dass ich wieder bereit bin, mich auf einen weiteren Hund einzulassen. Mein Rüde ist 8 Jahre alt und im allgemeinen verträglich. Außerdem haben wir zwei Katzen. Ich bin über Facebook auf ein rumänisches Tierheim gestoßen, dass eng mit dem deutschen BMT zusammenarbeitet. Die Bilder von dort sind herzzerreissend, viele Hunde müssen aus Platzgründen an der Kette leben. Und der Winter in Rumänien kostet vielen Hunden das Leben... Ich würde gerne einen solchen Hund bei uns aufnehmen. Hat jemand Erfahrungen gemacht, mit der Übernahme eines Hundes, direkt aus Rumänien?

  • Was erwartest Du denn von einem Hund von dort?


    Oft gibt es zu den Hunden keine Angaben über die Herkunft, über deren bisherige Erfahrungen im Leben, über den Erziehungsstand (sofern sie überhaupt schon mal irgend eine Art von Erziehung genossen haben). Also eher weniger Infos als mehr :|


    Ich kenne einen absolut unkomplizierten Hund aus Rumänien und einen, der das genaue Gegenteil war. Bei haben passende Familien gefunden und leben somit glücklich im neuen Zuhause.


    Geh vom Schlimmsten aus und Du kannst nur positiv überrascht werden =)

  • Also, erwarten tu ich erstmal gar nichts. Die Hündin, die ich ins Auge gefasst habe ist ca 4-6 Jahre alt und hat bisher auf der Strasse gelebt. Laut Aussagen der Orga ist sie freundlich zu Menschen und zu Artgenossen. Mich würde interessieren wie andere den Hund an Haus, was sie ja gar nicht kennt, und einen geregelten Tagesablauf herangeführt haben und welche Schwierigkeiten aufgetreten sind.

  • Ich denke, Angst vor manchen Dingen wird etwas sein, worauf Du Dich einstellen solltest.
    Hier ein ziemlich langer, aber guter Thread zu diesem Thema: https://www.dogforum.de/der-angsthund-thread-t92533.html


    Bei einem Hund, er sich selbst durchs Leben schlagen musste, wirst Du außerdem davon ausgehen können, dass er bzw. sie sehr gewieft ist und sicher auch die Leckerlidose findet und auch gerne beim Spaziergang alles frisst, was da so an Fressbarem herumliegt.


    Werden die Hunde dort im Tierheim schon an Halsband, Leine, Geschirr gewöhnt? Du solltest auf jeden Fall in den ersten Wochen für eine sehr gute Sicherung sorgen, denn viele der Hunde weichen in bestimmten Situationen zurück und entwischen.

  • egal ob Rumänien, Russland, Griechenland oder Pusemuckel... bei einem ehemaligen Strassenhund, hast du überall mit den selben Problemen zu kämpfen:


    1. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit jagen, ggfs. auch einfach nur eine verdammt effiziente Tötungsmaschine sein - sie hat das Jahrelang gebraucht, um zu überleben. Es kann sein, dass das nachlässt, sobald sie einen vollen Magen hat, es kann aber auch sein, dass ihr das jagen in Fleisch und Blut über gegangen ist.


    2. Sie hat Erfahrungen mit Menschen gesammelt, während sie auf der Strasse gelebt hat. Von Quälen/missbrauchen über ignorieren bis hin zu gefüttert werden kann da alles mit dabei sein.


    3. Sie hat vermutlich auch Erfahrungen mit Autos gemacht. Aber auch hier weisst du nicht welche. Von panischer Angst bis hin zu einem perfekten Umgang mit einem Auto kann alles dabei.


    4. Sie hat auch Umgang mit anderen Hunden gehabt, der ebenfalls völlig unterschiedlich ausfallen kann. Wenn genug Ressourcen da waren, dann wird es friedlich und harmonisch gewesen sein - bei Ressourcenknappheit aber kann es bereits zu bösen Vorfällen gekommen sein, die sie geprägt haben.
    Bitte glaube nicht dran, dass nur weil es im Tierheim in Rudelhaltung gut klappt, es auch in D gut mit anderen Hunden klappt - das Tierheim ist eine permanente Ausnahmesituation wo man sich nicht aus dem Weg gehen kann!


    5. Sie hat vermutlich keinerlei Erfahrung mit dem, was wir von einem Hund fordern: Leine laufen, Stubenreinheit etc. Das kann positiv sien, weil man es ihr einfach "unverkorkst" beibringen kann, sie kann aber auch einfach sehr eingefahren sein und bspw. mit Leinenpöbelei reagieren, wenn sie nicht mehr so uneingeschränkt kommunizieren kann (Bögen laufen z.B.) wie sie es früher immer konnte.



    Kurzum: dich kann alles oder nichts erwarten. Du kannst dir ggfs. einiges zusammenreimen, indem du das Tierheim ausquetschst, aber es ist und bleibt eine Wundertüte. Aber das ist ein Tierschutzhund immer. Auch bei dem süssen kleinen Scheidungsopfer-Hund weiss man nicht, ob ihn die Nachbarskinder nicht gequält haben, er jagt wie Sau, gerne Jogger hetzt oder beuteaggressiv ist.

  • Hallo


    Ich habe einen Hund aus Rumänien. Allerdings lebte er schon geraume Zeit im Tierheim in Deutschland
    bevor wir ihn aufgenommen haben.
    Morgen ist er ganau seit 6 Jahren bei uns.


    Folgender Lebenslauf wurde uns genannt:
    geboren ca. 1999, hat panische Angst vor Leine und Halsband.
    Viel mehr war nicht bekannt über seine Vergangenheit.
    Nach der Übernahme erfuhren wir später von einer ehrenamtlichen Mitarbeitern,
    dass er aus einer Tötungsstation geholt wurde und wahrscheinlich ein Strassenhund war.


    In der Praxis bedeutete das, dass er praktisch allem und jedem fremden (Menschen oder Gegenständen)
    gegenüber misstrauisch oder gar panisch ängstlich war.
    Es dauerte sehr lange bis sich sein Misstrauen gelegt hat.
    Ausserdem hat er bis heute nicht die Bindung und das Vertrauen zu uns, wie es andere Hunde haben die
    von klein auf bei Menschen gelebt haben. Ist aber auch kein Wunder, schliesslich war er lange genug auf sich
    alleine gestellt und hatte vermutlich nur wenig Grund den Menschen zu vertrauen,.
    Nichts desto trotz ist er ein ganz toller Hund und ich würde ihn jeder wieder holen.


    Wie zamikimo schon schrieb:
    Geh vom Schlimmsten aus und Du kannst nur positiv überrascht werden.


    Mehr kann man dazu nicht sagen.


    Ein Hund mit unbekannter Vergangenheit kann problemlos sein, genauso gut kann er dich aber den letzten Nerv kosten.


    Falls Du dir solch einen Hund holst wünsche ich dir jedenfalls viel Glück und Geduld.

  • Ich habe Hunde mit den unterschiedlichsten, teils bekannten und teils unbekannten, Vorgeschichten und ich hatte zwei Rüden aus der Smeura in Rumänien. Leider sind beide Rüden zwischenzeitlich verstorben. Beide haben einen grossen Teil ihres Lebens in der Smeura verbringen müssen und kannten natürlich nicht viel. Sie haben sich überraschend schnell eingewöhnt und angepasst und noch eine ganze Zeit ein schönes Leben führen können.


    Ich würde an deiner Stelle einfach offen an die Hündin herangehen. Erwarte nicht zu viel, sie wird vieles nicht kennen und vlt. auch vor manchen Dingen Angst haben. Aber die Hunde, die ich kenne, sind normalerweise friedfertig und lernen bei vernünftigem Umgang mit ihnen schnell und gerne. Auch muss es nicht zwingend sein, dass die Hündin jagt. Ich habe z. B. nicht einen Jäger bei all meinen Hunden... Es kann sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist - für meine Begriffe - etwa so hoch wie bei einem deutschen Hund. Allerdings kann es sein, dass sie vlt. vor bestimmten Menschen, oftmals Männern, aus schlechter Erfahrung Angst hat - oder z. B. vor Autos.. oder vor Leinen .. oder es gar nicht kennt, angeleint zu werden und spazieren zu gehen. Rechne in jedem Fall damit, dass sie Essen stiehlt und ziemlich sicher auch vor einer Mülltonne nicht halt macht.


    Welches BMT TH ist das, was mit Rumänien zusammenarbeitet? Dass das TH vom BMT betreut wird, wäre für mich ein sehr gutes Zeichen. Ein ungarisches TH hier bei mir um die Ecke wird ebenfalls vom BMT betreut und der BMT und die MA machen sehr gute Arbeit, ihnen liegt viel an den Tieren und die Angaben über die Tiere stimmen in der Regel. Allerdings ist dabei unbedingt zu bedenken, dass die Tiere sich oftmals nach einer Weile im neuen Heim anders zeigen als im Tierheim - das hat nichts damit zu tun, dass die Mitarbeiter des Tierheims Blödsinn erzählt haben sondern einfach damit, dass der Hund sich anders verhält, wenn er in ener anderen Umgebung ist und sich heimisch fühlt.


    LG Birgit

  • Ich kenne einen Hund aus Rumänien, der schon als Junghund kam. Trotzdem hat er Bindungsprobleme, Angst vor Menschen und kommt nicht zurück, wenn er ohne Leine läuft. Aber seine Familie hat ihn trotzdem gern.

  • Meine Große ist aus Rumänien und kommt aus Oradea (SOS Dogs),
    sie wurde uns allerdings hier in Deutschland
    vom Tierschutzverein Schessinghausen vermittelt,
    die mitunter Tiere von dort aufnehmen, wenn Kapazitäten frei sind.


    Sie war schon einen knappen Monat hier in Deutschland und wir konnten sie kennenlernen.
    Ich würde nie einen Hund nehmen, den ich vorher nicht persönlich kennenlernen kann.


    Teddy hat auch auf der Straße gelebt und hatte, als sie zu uns kam Angst vor fast Allem. Zu uns hat sie aber schon beim ersten Besuch vorsichtiges Zutrauen gefasst. Sie ist sehr menschenbezogen und leicht händelbar.
    Nur ihre Angst vor alltäglichen Dingen hat uns viel Geduld gekostet.


    Das fing schon mit Treppenlaufen an, die ersten Male musste ich sie hoch und runter tragen.
    Ins Wohnzimmer wollte sie nicht, wenn der Fernseher lief.


    Standen vor unserem Haus andere Menschen, mussten wir solange auf der anderen Straßenseite warten,
    bis diese weg waren.


    Kam ein Auto, Fahrrad, Menschen von hinten oder vorn, musste sie weit zur Seite ausweichen und blieb stehen, bis die "Gefahr" vorüber war. Das haben wir bei lauten, großen oder schnellen Autos manchmal noch heute, nur reicht ihr jetzt ein kurzes Stehenbleiben.


    Andere Menschen waren ganz fürchterlich gruselig, wir mussten immer weit ausweichen.
    Sie brauchte Monate, bis sie mit mir normal und ruhig am Fremden vorbeigehen konnte.


    Jede neue Wegstrecke musste sie neu kennenlernen und war immer zur Flucht bereit oder sie schmiss sich hin und ging keinen Schritt mehr weiter. Besonders schön, wenn sie das mitten auf der Fahrbahn gemacht hat. :hust:
    Nicht vor nicht zurück, da musste ich dann das Moppelchen über die Straße tragen. Und ich schwöre, sie wog mindestens eine Tonne und war unhandlich wie ein Elefant. :D


    Sie hat alles gefressen, was ihr auf dem Weg fressbar erschien.
    Das Katzenklo wurde als Snackbar dankend angenommen.


    Jagdtrieb hat sie auch. Aber der ist gut händel- und umlenkbar.


    Sie war von Anfang an stubenrein, nicht eine Pfütze oder Stinker ging ins Haus.


    Teddy ist unglaublich schmusig und will immer dabei sein,
    aber sie bleibt auch ohne Probleme mal allein zu Hause,
    auch ohne Mali, unsere andere Hündin.


    Mali hat ihr sehr viel geholfen.
    Sie ist ein sehr souveräner Hund, der selbstbewusst und fröhlich durchs Leben geht.
    An ihr konnte sich Teddy orientieren. Das gab ihr viel Sicherheit. Mali hat ihr auf hündisch gezeigt, wie unsere Welt funktioniert und dass sie gar nicht so gruselig ist.


    Für einen solch' traumatisierten Hund braucht eine große Portion gesundes Bauchgefühl, unheimlich viel Geduld, Konsequenz, Ruhe, Souveränität, Management, viel Zeit, Ausdauer, positives Denken und was auch ganz wichtig ist kein Mitleid.


    Wir haben es geschafft.


    Aus ihr ist ein ganz, ganz toller Hund geworden, der Spaß am Leben hat, immer fröhlich ist
    und nicht mehr in seiner Furcht gefangen ist.


    Sie vertraut mir sehr und in beängstigenden Situationen kommt sie immer zu mir
    und sucht nicht ihr Heil in der Flucht.


    Sie kann schon lange ohne Leine laufen und die fürchterliche Angst vor alltäglichen Dingen hat sich verwandelt in eine vorsichtige Zurückhaltung. Sie wird nie so richtig forsch und mutig sein und vorangehen, aber das muss ja auch nicht sein. Dafür hat sie ja mich. :D

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