Taub und blind, ist das lebenswert?

  • Was ich mich bei dem Thema immer frage, ist es möglich dem Hund geruchlich "Befehle" zu geben?
    Beim Sehen und Hören gehts ja auch.
    Also man hält zum Beispiel ein Kamilletuch vor die Nase und der Hund weiß er soll sitz machen oder so.
    Der Rückruf müsste so doch ebenfalls zu machen sein. Man packt einen Geruch aus und der Hund weiß er soll kommen. Will der Hund gerade einer Spur nachgehen wirds natürlich schwierig, aber das ist es ja bei normalen Hunden auch. Der logistische Aufwand ist wahrscheinlich höher, aber meint er es wär möglich?

  • Zitat

    taub und blind, ist das lebenswert


    Das kommt auf das Mensch-Hunde-Gespann an.


    Ich denke, ein Tier nimmt das Leben so hin wie es eben kommt.
    Ein Mensch fragt ständig nach dem, "warum, wieso, weshalb" und behindert sich dadurch selber.


    Ein blinder und tauber Hund, der seinem Besitzer voll und ganz vertraut, kann genauso ein vollkommenes Leben führen wie ein Hund, der sehen und hören kann.
    Der Mensch wird dann zu Auge und Ohr für das Tier...warum nicht?


    Dem Menschen sollte nur bewusst sein, dass er einen Haufen mehr an Verantwortung trägt und das es mit einem gesunden Hund einfacher wäre.


    Ich bewundere von daher die Besis, die sich diesen "Haufen mehr" aufbürden und einem armen Würmchen einen sicheren Platz bieten.


    Man sollte aber auch hinterfragen, wie sich das Tier verhält: Ist der Wurm die ganze Zeit verängstigt, steht kaum noch auf, will nicht fressen etc pp...dann sollte man sich fragen, ob der Hund die Entscheidung für oder gegen das Leben nicht schon selber getroffen hat.


    P.S.
    Vergleiche mit der Natur würden natürlich hinken, denn ein blindes und taubes Tier würde schlicht und ergreifend gefressen werden bzw. verhungern.
    Aber zum Glück ist ja der Mensch da, der das Tier in seine Obhut nehmen kann sofern er möchte und dazu in der Lage ist.

  • Danke für eure zahlreichen Antworten und Sichtweisen.


    Kommandos kann man dem Hund ja auf Berührung geben. Stupser auf den Hinter = Sitz, stupser in die Seite ist Richtungswechsel usw.


    Ja, der Hund kennt es nicht anders und lebt auch nicht in der Vergangenheit und er hat keine Wahl. Man muss da seine eigenen Interessen und Gefühle wohl zurück stecken und nicht als Mensch denken. Dies wäre wohl das schwierigste daran.

  • Sind Gerüche nicht zu unzuverlässig? Kamille zB riecht nicht immer gleich (für uns vielleicht ja, aber für einen Nasenspezialisten sicher nicht). Noch dazu kommt zB Wetterverhältnisse draußen. Gerade beim Rückruf... Ich habe nie mit einem gehandicappten Hund gearbeitet, aber bei einem Taub/Blinden HUnd würde ich wohl auf Vibration im Rückruf zurückgreifen und auf Dinge in meiner Nähe auf Körperkontakt. :ka: Das wäre mein Laienhafter Gedanke. Zuhause würde ich wohl auf Gerüche zurückgreifen, damit er sein Schlafplatz findet oder so.


    Schwierig. Wie gesagt, ich wäre mit einem solchen Hund sicherlich überfordert.

  • Ich denke, dass so ein Hund automatisch an deinen Beinen klebt. Der braucht und sucht deine Nähe. Macht Schara sogar. Habs grad wieder beim Gassigehen mit 9 Hunden und Haltern gemerkt. Mein Hund ist immer neben mir. Macht sie aber von sich aus so. Ich gebe ihr Sicherheit. Zumindest interpretiere ich es mal so.

  • Zitat

    Ich denke, dass so ein Hund automatisch an deinen Beinen klebt. Der braucht und sucht deine Nähe. Macht Schara sogar. Habs grad wieder beim Gassigehen mit 9 Hunden und Haltern gemerkt. Mein Hund ist immer neben mir. Macht sie aber von sich aus so. Ich gebe ihr Sicherheit. Zumindest interpretiere ich es mal so.


    Ok, bei Schara und Dir kann es durchaus so sein, dass Du ihr die Sicherheit gibst, die sie auch braucht. Meine taube Hündin klebt nicht an meinem Bein :D, die bleibt auch mal zurück oder läuft vor, wenn auch nicht so weit wie andere Hunde. Wer es nicht weiß, würde nie vermuten, dass sie taub ist.

  • Ja geringfügig macht Schara das schon auch, aber sie tollt nie so umher und entfernt sich weiter weg, wie es all die anderen Hunde getan haben. Einerseits haben wir das ja schon so trainiert, aber andrerseits dürfte sie schon auch mal ein bisschen weiter weg rennen. :roll:
    Wenn ich mit ihr allein in unserem gewohnten Umfeld laufe ist das anders. Da rennt sie schon mal ein Stück voraus und tollt durch die Wiesen.

  • Bessie, meine verstorbene Hündin ist durch die Diabetes erblindet und das Gehör wurde ebenfalls schlecht bzw. war sie fast taub. Ca. die letzten vier Lebensjahre war sie blind. Und sie hatte nie ein Problem damit. Aufgrund ihrer Blindheit hab ich sie bei meinen Eltern gelassen, als ich auszog, so hat sich ihr Lebensfeld nicht verändert und sie hatte ihre sichere, gewohnte Umgebung.


    Bessie klebte nicht, sie ging ihren eigenen Weg, ob daheim oder draußen, durch ihre Nase, die sie hauptsächlich einsetzte, wusste sie immer, wo ihre Menschen waren. Sie wollte allein draußen auf dem Hof sein, Hundebegegnungen waren weiterhin kein Problem, nur wenn ich sie mal zu weniger vertrauten Orten wie Tierarzt mitnahm, brauchte sie etwas mehr Zeit zur Orientierung und hat sich vorrangig über Körperkontakt abgesichert.


    Ansonsten war sie eigenständig, nahm ihre Umgebung über die Nase wahr und war eine fröhliche Hundeoma.
    Dennoch, trotz Blindheit und kaum noch Hörvermögen, hatte Bessie noch ihre "wilden fünf Minuten", in denen sie getobt hat.
    Ich wage zu behaupten, dass sie ihr Leben als lebenswert empfunden hat. =)

  • Zitat

    Sind Gerüche nicht zu unzuverlässig? Kamille zB riecht nicht immer gleich (für uns vielleicht ja, aber für einen Nasenspezialisten sicher nicht). Noch dazu kommt zB Wetterverhältnisse draußen. Gerade beim Rückruf... Ich habe nie mit einem gehandicappten Hund gearbeitet, aber bei einem Taub/Blinden HUnd würde ich wohl auf Vibration im Rückruf zurückgreifen und auf Dinge in meiner Nähe auf Körperkontakt. :ka: Das wäre mein Laienhafter Gedanke. Zuhause würde ich wohl auf Gerüche zurückgreifen, damit er sein Schlafplatz findet oder so.


    Schwierig. Wie gesagt, ich wäre mit einem solchen Hund sicherlich überfordert.


    Ja das stimmt natürlich, da müsste man wirklich rumtüfteln. Ich denk mir halt immer, der Hund ist so ein Nasentier, warum nicht darüber mehr arbeiten. Aber bis jetzt hab ich noch nie gehört, dass so mal jemand versucht hat seinen Hund zu erziehen. Wär schon mal spannend.
    Körperkontakt ist natürlich leichter umzusetzen.



    Um wieder zur Ausgangsfrage zurück zu kommen. Ich denke schon, dass das auf jeden Fall für einen Hund lebenswert ist. Leichter bestimmt, wenn es angeboren ist.

  • Julia (Mäusezahn), das hast du sehr schön geschrieben und es beruhigt mich irgendwie zu wissen, dass das für den Hund doch noch lebenswert sein kann. Toll, dass ihr es so gut geschafft habt.

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