Seit gestern "Geprüftes Rettungshundeteam" (sehr lang!)

  • Hallo liebe Foris,


    Fiete und ich sind seit gestern ein "geprüftes Rettungshundeteam" in der Fläche :group3g:


    Nachdem bei mir die Nacht schon um zwanzig vor drei zu Ende war (ich konnte nicht mehr schlafen und hätte sowieso um viertel vor vier aufstehen müssen) haben wir uns um sechs Uhr mit dem Rest der Staffel getroffen. Um 07.00 Uhr sollte die Prüfung los gehen aber wie das oft so ist, war es dann auch 8.00 Uhr, als wir endlich die theoretische Prüfung hatten (25 Fragen aus einem Fragenkatalog von insgesamt 250 Fragen innerhalb von 30 Minuten beantworten).


    Danach wurde die Verweis geprüft. Fiete ist Rückverweiser, d. h. er läuft zur "VP" (verletzte Person, vermisste Person) alias dem "Opfer" hin, läuft dann zu mir zurück, springt mich an, ich leine ihn an seiner Kenndecke an und er führt mich zum "Opfer" zurück. Bei der Verweisprüfung läuft es so, dass diese VP ca. 30 Meter auf einer offenen Fläche vom Hundeführer (und Hund) entfernt liegt. Nach Anweisung des Prüfers wird der Hund zur VP geschickt und verweist dann. Der Verbeller würde dann halt bei der VP verbellen und Fiete läuft dann halt zu mir zurück und bringt mich zur VP. Der Hund wird dann ca. 2 - 3 Meter von der VP abgelegt, damit man sich als Helfer um das "Opfer" kümmern kann und ggf. Erste Hilfe leisten kann.
    Mein Hibbelchen hat das auch ganz toll gemacht, nur ist leider aus der Ablage selbständig aufgestanden, als ich mich nach der simulierten Erste Hilfe wieder in seine Richtung bewegte. Sollte er eigentlich nicht machen, die Hunde haben in der Ablage zu warten, bis der Hundeführer an der Seite des Hundes ist, diesen in die Grundstellung bringt und dann angeleint mit dem Hund weg geht. Tja, Fiete ist mir leider ein wenig entgegen gekommen und daher gab es hier Punktabzug.


    Danach wurde der Grundgehorsam geprüft. Das ist eine Reihe von Unterordnungsübungen, die einer BH sehr ähnlich ist. Hund läuft in Freifolge, Sitz-Steh-Platz aus der Bewegung, linker Winkel - rechter Winkel laufen, Freifolge in einer Menschengruppe, an lockerer Leine durch Menschengruppe mit zwei angeleinten Hunden laufen. Hat er auch (gemäß unseren Möglichkeiten) sehr gut gemacht. Ich weiß selber, dass wir keine perfekte UO laufen, wir arbeiten schon daran aber es könnte alles in allem etwas schöner aussehen :hust: Aber es hat mehr als gereicht.
    Dann muß der Hund noch abliegen, während ein zweiter Hund die UO läuft und der Hundeführer außer Sichtweite ist. Das war meine Zitterübung, weil Fiete auch mal gerne die Ablage von sich aus auflöst. Aber gestern war Fiete wirklich sehr kooperativ und ist schön liegen geblieben, hat sich noch nicht einmal gekratzt oder so (meine Staffelkollegen haben mich während der Übung auf dem Laufenden gehalten ;-D ).


    Dann kommt noch entweder eine Voraus-Übung (Hund wird "voraus" geschickt und mit einem "Platz" oder "Steh" zum Verharren gebracht) oder Detachieren (Hund wird aus ca. 20 Meter Entfernung nach einer vom Prüfer festgelegten Reihenfolge an drei markierte Punkte geschickt, die jeweils 10 Meter auseinander stehen). Ich habe mit Fiete immer das Detachieren geübt und er kann das EIGENTLICH auch gut - nur leider gestern nicht *grmpf* Er hat sich schön nach links und rechts schicken lassen, wollte aber partout nicht zum mittleren Punkt gehen. Da ist er dann lieber mal pinkeln gegangen :muede: Ärgerlich, aber da die anderen Übungen geklappt hatten, haben wir auch die Unterordnungsprüfung gemeistert.


    Kurz vor dem Mittag ging es dann für uns in die Suche in den Wald. Bei diesem Prüfunsabschnitt müssen Hund und Hundeführer 30.000 m² Wald innerhalb von 20 Minuten nach (meistens) 2 VPs absuchen. Bewertet werden hier u. a. Suchtaktik durch den Hundeführer (man darf nicht zweimal an der gleichen Stelle suchen, d. h. also darf mein beim Absuchen des Geländes keine zuvor gegangenen Wege noch mal kreuzen), Suchdrang des Hundes, Führen auf Distanz und so weiter. Weiterhin muss man noch (leichtere) Erste-Hilfe an den VPs durchführen und auch die Funkkenntnisse des Hundeführers werden geprüft.


    Nachdem ich also abgefragt hatte, was, wo, wie und wann passiert war und wen ich suchen sollte, habe ich meinen Hund so gut es ging gegen den Wind angesetzt. Wir sind dann los gezogen und Fiete hat sich toll gelöst und selbständig gesucht. Nach einer Minute kam er dann zu mir und machte eine Anzeige. Ich den Hund also an die Leine genommen und "Zeig's mir" gesagt ... und der Hund brachte dann aber leider keine Spannung auf die Leine und schien mich nicht so recht Richtung der VP ziehen zu wollen :ahhh: Das hatten wir in den Trainings leider auch ein paar Mal im Falle von "Witterungsanzeigen". Sprich, der Hund hatte Witterung, wußte aber nicht genau, wo die VP liegt und holt dann aber schon mal den Hundeführer - zu zweit sucht es sich ja leichter...! Wenn wir auch gestern eine solchen Witterungsanzeige gehabt hätten, dann wären wir durchgefallen.


    Aber irgendwann besann sich Fiete dann doch wohl und stemmte sich in die Leine und zog mich quer durch den Wald direkt zur ersten VP hin *puh*. Nach einer ziemlich chaotischen ersten Hilfe und bröseliger Funk-Konversation habe ich Fiete dann erneut angesetzt. Fiete sucht recht schnell und ich bin auch immer schnell hinterher, damit ich ihn nicht unnötig ausbremse. Das Prüferteam allerdings war nicht so schnell und so war ich dann bei einer weiteren Anzeige durch Fiete irgendwie alleine im Wald. Ich brüllte dann quer durch den Wald "Anzeige", in der Hoffnung, das die Prüfer das hören und bin dann hinter Fiete hinterher. Der führte mich auch diesmal zielstrebig zur zweiten VP, wo wir dann erst mal warten mussten, bis das Prüferteam kam, damit die die erste Hilfe-Maßnahmen auch beurteilen konnten.


    Tja, was soll ich sagen, die erste VP hatten wir nach 1 Minute gefunden, die zweite VP nach weiteren 3 Minuten, so dass wir schnell durch die Suche durch waren *sehrstolzbin*


    Naja, in der anschließenden Besprechung wurde dann noch gesagt, dass die Prüfer leider nicht das "Führen auf Distanz" beurteilen konnten und auch nicht sagen konnten, ob ich den Hund auch nach längerer Suche ohne Witterung noch ausreichend motivieren könnte. Und meine Erste Hilfe-Maßnahmen wurden auch etwas kritisiert, aber das weiß ich, dass ich da nicht wirklich gut drin bin. Funken kann ich eigentlich ganz gut, nur gestern irgendwie nicht.


    Und so darf Fiete seit gestern zu Einsätzen gehen - mit der Plakette "geprüftes Rettungshundeteam" am Halsband:



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    Was mich vor allem so stolz macht, ist, dass wir Fiete erst seit knapp 2 Jahren bei uns haben. Wir haben ihn als erwachsenen Hund aus dem Tierheim bekommen und er war anfangs kein einfacher Hund. Auch heute haben wir noch unsere "Baustellen", an denen wir arbeiten müssen. Wir sind erst seit Januar 2011 in der Rettungshundearbeit und können jetzt, nach nur einem Jahr und 9 Monaten eine erfolgreiche Prüfung vorweisen. Normalerweise sagt man, dass die Ausbildung ca. 2 - 3 Jahre dauert. Und trotzdem habe ich einen Hund, der mich bei der gestrigen Prüfung manchmal rausgehauen hat und meine Unsicherheiten und Fehler wett gemacht hat. Ich habe das Gefühl, wir arbeiten wirklich als Team miteinander und können uns aufeinander verlassen.


    Ich weiß, dass die eigentliche Arbeit jetzt erst anfängt und wir uns als Rettungshunde-Team bewähren müssen - auch in manchmal sehr belastenden Situationen. Ich muss vor allem an mir arbeiten und dem Hund Sicherheit geben, dass ich in den Suchen alles im Griff habe, ihn auch noch nach längeren und frustrierenden Suchen ohne Witterung und Fund motivieren kann. Aber ein Anfang ist schon mal gemacht und ich bin einfach nur glücklich!!!



    ... und wer's bis hierher geschafft hat: :gut:

  • Finde ich toll und habe mich auch schon in meiner Umgebung erkundigt, denke das wäre auch was für uns! Total super, sei stolz auf euch und viel Erfolg bei den kommenden Einsätzen!!!


    Wenn ich mal fragen habe meld ich mich bei Dir ;)


    :applaus:

  • Toll, ich habe mit Spannung deinen Bericht gelesen und ich bin wirklich beeindruckt.


    Ganz großen Repekt, dass du mit deinem Seconchand Hund zu solch einem tollen Team zusammen gewachsen bist.


    Ihr könnt stolz auf euch sein

  • Ganz herzlichen Glückwunsch!
    Das ist ja mal ne Plakette, die ich auch ans Halsband tun würde!


    Respekt auch vor deinem Bericht!
    Es ist bestimmt nicht einfach zuzugeben, an welchen Stellen der Prüfung es eben noch nicht 100% geklappt hat!
    Viel Spaß beim Weiterarbeiten und gute Nerven euch beiden für den ersten echten Einsatz!

  • Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich werde sie auch an den Hund ausrichten!


    Mir gefällt bei der Rettungshundearbeit (natürlich neben dem Aspekt, evtl. Menschenleben zu retten) auch, dass es so vielseitig ist. Der Hund muss nicht nur einfach irgendwie was suchen sondern er muss auch gut im Gehorsam sein, muss mit dem HF zusammen arbeiten, sich schicken lassen. Der HF muss fit sein in Erster Hilfe an Mensch und Hund, Kompass- und Kartenkunde, Kynologie, Unfallverhütung usw.


    Zitat

    Finde ich toll und habe mich auch schon in meiner Umgebung erkundigt, denke das wäre auch was für uns!


    Ich kann es echt nur empfehlen! Allerdings - und darüber muss sich jeder im Klaren sein, der so etwas mit dem Hund machen möchte - geht auch super viel Freizeit dafür drauf. Es gibt schöneres als mitten in der Nacht eine Einsatzalarmierung zu bekommen und dann 12 Stunden oder länger nach einer vermissten Person zu suchen, meist auch noch ohne Erfolg. Trainiert wird bei uns 2x die Woche: montags ca. 3 Stunden und samstags ca. 6 - 8 Stunden.
    Aber es gibt ja auch den Rettungshundesport, bei dem die gleichen Sachen gemacht werden nur wird man da nicht alarmiert - obwohl diese Teams bestimmt nicht schlechter sind! Aber Rettungshundesport ist dann doch eher auf Hobby-Ebene und es geht weniger Zeit drauf.


    Aber bei der Rettungshundearbeit ist es halt so: entweder es packt Dich, dann macht einem der Aufwand nichts aus oder man hat da gar keinen Bock drauf und hört auch schnell wieder damit auf.


    Zitat

    Ich hab ein schönes Bild im Kopf - so alleine ohne Prüfer im Wald.... :smile:


    Oh ja, das war echt toll =) Ich hatte schon Bodycheck an der VP gemacht, weil ich dachte, die Prüfer wären bald da .... aber irgendwie kam keiner :lol: Ich sagte dann zur VP: 'Okay, dann machen wir das gleich noch mal, wenn die Prüfer da sind...!' und wir haben uns beide etwas beömmelt. Irgendwann hörte ich dann jemanden meinen Namen rufen und ich habe dann "Hier" gerufen und da sah ich sie dann kommen. War schon irgendwie witzig :smile:


    Zitat

    Es ist bestimmt nicht einfach zuzugeben, an welchen Stellen der Prüfung es eben noch nicht 100% geklappt hat!


    Och, damit habe ich keine Probleme. Ich finde es immer gut zu wissen, wo es noch besser klappen müsste und was noch verbessert werden muss. Außerdem sind weder Hund noch ich eine Maschine und wenn der Hund lieber pinkeln geht, als beim Detachieren zum mittleren Punkt zu laufen, dann kann ich im Nachhinein darüber schmunzeln. Wobei - ich habe ja jetzt auch bestanden, vielleicht würde ich anders darüber denken, wenn ich durchgefallen wäre...! ... wahrscheinlich sogar...!

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