Hundeführerschein nicht bestehen, Folgen?

  • Eben. Ich finde es z.B. schade, dass in diesem Thread die Meinung vorherrscht, wer gegen den Sachkundenachweis in Niedersachsen in der momentan propagierten Form (die, wie ich nicht müde werde, zu wiederholen, noch immer nicht die endgültige Fassung ist) spricht, tue das nur, weil sein Hund den nicht bestehen würde - und somit würde man sich disqualifizieren. Ich arbeite im Tierschutz und erlaube mir daher ein differenziertes Urteil über den Sinn und Unsinn einiger Prüfungen im Hinblick auf die Vermittlungschancen etwas schwierigerer Tierheimbewohner. Wenn ein Bundesland einen Sachkundenachweis einführen will, dann sollte es auch bitteschön auf richtige Experten hören und nicht in aller Eile einen Blödsinn zusammenstricken, der weder Hand noch Fuß hat. Allein die Tatsache, dass es zwei Hundeführerscheine gibt (war mir z.B. neu) ist ja schon das erste Problem: Welcher soll denn nun als Sachkunde gelten? Dazu habe ich noch nirgends Angaben gefunden. Außerdem ist ja auch im Gespräch, den doq-Test 2.0 als Sachkunde zuzulassen. Das Theoriebuch habe ich längst durchgearbeitet (ebenso wie das zum Hundeführerschein, deshalb kann ich mir auch dazu ein Urteil erlauben), aber wie ein praktischer Teil auszusehen hat, scheint wieder mal von Prüfer zu Prüfer verschieden zu sein. Und genau das kann nicht sein. Die Hundeschulen in meiner Region, die die Befähigung erworben haben, diesen Test abzunehmen, erzählen mir, dass die Praxis eben dem Hundeführerschein entspricht und davon auch nicht abgewichen wird - und zwar dem Hundeführerschein, bei dem Hunde abgelegt und allein gelassen, von Fremden angefasst etc. werden. Auch steht im Begleitbuch, der Hund darf sich nicht übertrieben unterwürfig zeigen. Tja, meine Angsthündin würde das aber tun, weil die Situation sie überfordern würde. Durchgefallen, weil sie ein Angsthund ist? So sind die Aussagen hier in der Gegend. Tierärzte dagegen sehen den praktischen Teil des doq-Tests ganz anders: Ein gemeinsamer Spaziergang, bei dem die Umwelt nicht gefressen oder belästigt wird, und gut ist. So lange das Land Niedersachsen noch keine endgültige gesetzliche Aussage darüber gemacht hat, wie die Sachkunde nachzuweisen ist, kann man halt nur spekulieren. Und bei diesen Spekulationen Leuten vorzuwerfen, sie seien nur deshalb gegen eine Prüfung, weil der eigene Hund sie nicht bestehen würde, finde ich dann doch ein wenig... unsachlich.



    LG,
    sun


  • Danke für diese Antwort.
    So ähnlich ist es hier auch.


    Ich bin mir sicher, dass ich mit unseren Hunden den Hundeführerschein bestehen könnte, wenn ich es wollte. Aber das ändert auch nix daran, dass ich ihn so aufgebaut nicht für sinnvoll ansehen.
    Ich bin bisher auch gut in Deutschland ausgekommen, obwohl ich das rechtssystem hier nicht toll finde und ich bin auch gut bisher durch die Schullaufbahn bekommen, obwohl das Bildungsprinzip in Deutschland für mich der reinste Unfug ist.

  • MAl eine Frage an die Kritiker: Wie sollte denn die Hundeführerscheinprüfung eurer Meinung nach aussehen? Es muss vergleichbar (also schon irgendwie standardisiert) sein, denn es ist ja nicht überprüfbar, ob ich jemals mit meinem Hund in ein Cafe gehe oder nicht, ob ich einen Maulkorb je brauche, ob ich die Hunde jemals mit in die Stadt nehme, mein Hund nie von Fremden angefasst werden muss...


    Die Frage ist ernst gemeint, welche Situationen sollten denn von allen Hundehaltern gezeigt werden, um zu bestehen?

  • Ich würds an den Schweizer SKN anlehnen, in dem wird gezeigt, dass man ein Grundverständnis für den Hund und seinen Bedürfnissen hat, dass man die Grenzen seines eigenen Hundes kennt und dementsprechend mit ihm umgehen kann. Und ganz wichtig wäre für mich, dass die Prüfungskriterien dem natürlichen Hundeverhalten angepasst werden. Dieses unnatürliche "der Hund muss sich alles gefallen lassen", darf weder knurren noch sonst was finde ich unmöglich. Auch ein Hund hat ein Recht, nämlich das Recht darauf, dass er als Tier wahrgenommen wird und nicht als Puppe, das von jedem x-Beliebigen nach Gutwill betatscht und bedrängt werden darf.
    Das Verhalten Hunden gegenüber krankt meiner Meinung nach an 2 Grundsachen: der Respekt vor fremden Eigentum und vor anderen Lebenwesen fehlt. Und daran gehört gearbeitet.

  • Eine klitzekleine Frage an die, die sich mit den Bestimmungen des Hundeführerscheins auskennen:
    Wenn man die BH-Prüfung des VDH bestanden hat, muss man dann den Führerschein trotzdem machen?

  • Zitat

    Ich würds an den Schweizer SKN anlehnen, in dem wird gezeigt, dass man ein Grundverständnis für den Hund und seinen Bedürfnissen hat, dass man die Grenzen seines eigenen Hundes kennt und dementsprechend mit ihm umgehen kann. Und ganz wichtig wäre für mich, dass die Prüfungskriterien dem natürlichen Hundeverhalten angepasst werden. Dieses unnatürliche "der Hund muss sich alles gefallen lassen", darf weder knurren noch sonst was finde ich unmöglich. Auch ein Hund hat ein Recht, nämlich das Recht darauf, dass er als Tier wahrgenommen wird und nicht als Puppe, das von jedem x-Beliebigen nach Gutwill betatscht und bedrängt werden darf.
    Das Verhalten Hunden gegenüber krankt meiner Meinung nach an 2 Grundsachen: der Respekt vor fremden Eigentum und vor anderen Lebenwesen fehlt. Und daran gehört gearbeitet.


    Dem schließe ich mich an. Die Grenzen des EIGENEN Hundes kennen.


    Und ich kanns so gar nicht ausstehen, wenn irgendwer meinen Hund antatscht.

  • Zitat

    MAl eine Frage an die Kritiker: Wie sollte denn die Hundeführerscheinprüfung eurer Meinung nach aussehen? Es muss vergleichbar (also schon irgendwie standardisiert) sein, denn es ist ja nicht überprüfbar, ob ich jemals mit meinem Hund in ein Cafe gehe oder nicht, ob ich einen Maulkorb je brauche, ob ich die Hunde jemals mit in die Stadt nehme, mein Hund nie von Fremden angefasst werden muss...


    Die Frage ist ernst gemeint, welche Situationen sollten denn von allen Hundehaltern gezeigt werden, um zu bestehen?



    Ich habe es einige Seiten vorher schon geschrieben: Für das Geld, das z.B. der doq-Test 2.0 kostet, kann man erwarten, dass es eben kein standardisierter Test ist, den alle ablegen sollen. Wie Satoo schreibt, deren Beitrag ich Technik-Blödel jetzt leider nicht auch noch nebenher zitieren kann, den ich aber sehr gut finde, sollte die Prüfung auf den einzelnen Hund zugeschnitten sein und generell den Hund als Lebewesen mit unterschiedlichen Erfahrungen wahrnehmen, nicht als Marionette, die sich alles gefallen lassen muss. Ja, der Hund darf knurren. Ja, der Hund darf es blöd finden, wenn ihn ein Fremder anfasst, und dann sollte bitte auch respektiert werden, wenn ich das so äußere. Ich seh es ja schon im Alltag: Leute wollen meinen Hund anfassen, ich sage, warum sie das sein lassen sollen (Hund hat Angst - sie würde es sich gefallen lassen, aber es würde ihre schon ganz gut überwundene Angst vor Menschen wieder verstärken), ich kriege dumme Sprüche. Das netteste, was man in solchen Situationen hört, ist: Das muss ein Hund abkönnen. Gut, von Nicht- Hundeleuten ist so ein Spruch ärgerlich, mehr nicht - aber einige Sachkundeprüfungen, die von erfahrenen Hundetrainern etc. abgenommen werden sollten (ich weiß, die Praxis sieht auch da anders aus), fordern genau das gleiche. Mir würde als Praxistest ein ganz normaler Spaziergang in der gewohnten Umgebung vorschweben, bei dem gezeigt wird, dass ich als Person meinen eigenen Hund lesen und sicher durch unsere Umwelt führen kann. Da wir in einer Kleinstadt wohnen, würde der Spaziergang dann auch dort stattfinden, gern in Wald und Feld, oder auf Absprache auch ein paar Minuten in der Innenstadt. Aber halt individuell. Meinen Hund würde ich nicht am Samstagvormittag in die Innenstadt lassen, also müsste das dann auch so abgesprochen werden, dass dort z.B. am Dienstagmorgen geprüft wird, wenn nicht die halbe Stadt dort rumläuft. Das sollte durchaus machbar sein, denn meines Wissens nach kostet jeder Prüfungsteil 75€ (oder so ist es angedacht für den doq-Test), und dafür kann ich auch erwarten, dass sich der Prüfer mit mir und meinem Hund beschäftigt und auseinandersetzt. Bestimmte Kommandos abzufragen finde ich auch eher kontraproduktiv, denn die brauche ich einfach nicht. Als Beispiel, Fuß gehen. Braucht Senta nicht, denn wenn ich sie nah bei mir haben will, kommt sie an die Leine. Beispiel Platz. Geht nicht, weil sie sich nur dann hinlegt, wenn sie entspannt ist. Das ist halt so ein Angsthunde-Ding. In Stress- und Paniksituationen verweigert sie mir auch ein Sitz, aber dann ist es halt an mir, das zu erkennen und den Hund aus der Situation zu nehmen.
    Ich weiß, jetzt kommen wieder die Spötter, die anführen, dass man nicht für jeden Hund eine eidesstattliche Versicherung abnehmen kann, dass mit diesem einen Hund diese oder jene Situation niemals durchgeführt werden wird - aber ganz ehrlich, da es sich bei der Prüfung um eine Sachkundeprüfung des Halters und nicht um einen Wesenstest für den Hund handelt, finde ich diese Argumentation nicht zielführend. Es geht einzig darum, dass ICH MEINEN Hund sicher durch UNSEREN Alltag führen kann. Mehr nicht. Und genau das sollte auch Inhalt der Sachkunde sein, nicht mehr und nicht weniger. Und ja, ich erwarte Individualität, das kann ich nicht oft genug wiederholen. Denn jeder Hund ist eben ein Individuum.

  • Zitat

    Ich habe es einige Seiten vorher schon geschrieben: Für das Geld, das z.B. der doq-Test 2.0 kostet, kann man erwarten, dass es eben kein standardisierter Test ist, den alle ablegen sollen. Wie Satoo schreibt, deren Beitrag ich Technik-Blödel jetzt leider nicht auch noch nebenher zitieren kann, den ich aber sehr gut finde, sollte die Prüfung auf den einzelnen Hund zugeschnitten sein und generell den Hund als Lebewesen mit unterschiedlichen Erfahrungen wahrnehmen, nicht als Marionette, die sich alles gefallen lassen muss. Ja, der Hund darf knurren. Ja, der Hund darf es blöd finden, wenn ihn ein Fremder anfasst, und dann sollte bitte auch respektiert werden, wenn ich das so äußere. Ich seh es ja schon im Alltag: Leute wollen meinen Hund anfassen, ich sage, warum sie das sein lassen sollen (Hund hat Angst - sie würde es sich gefallen lassen, aber es würde ihre schon ganz gut überwundene Angst vor Menschen wieder verstärken), ich kriege dumme Sprüche. Das netteste, was man in solchen Situationen hört, ist: Das muss ein Hund abkönnen. Gut, von Nicht- Hundeleuten ist so ein Spruch ärgerlich, mehr nicht - aber einige Sachkundeprüfungen, die von erfahrenen Hundetrainern etc. abgenommen werden sollten (ich weiß, die Praxis sieht auch da anders aus), fordern genau das gleiche. Mir würde als Praxistest ein ganz normaler Spaziergang in der gewohnten Umgebung vorschweben, bei dem gezeigt wird, dass ich als Person meinen eigenen Hund lesen und sicher durch unsere Umwelt führen kann. Da wir in einer Kleinstadt wohnen, würde der Spaziergang dann auch dort stattfinden, gern in Wald und Feld, oder auf Absprache auch ein paar Minuten in der Innenstadt. Aber halt individuell. Meinen Hund würde ich nicht am Samstagvormittag in die Innenstadt lassen, also müsste das dann auch so abgesprochen werden, dass dort z.B. am Dienstagmorgen geprüft wird, wenn nicht die halbe Stadt dort rumläuft. Das sollte durchaus machbar sein, denn meines Wissens nach kostet jeder Prüfungsteil 75€ (oder so ist es angedacht für den doq-Test), und dafür kann ich auch erwarten, dass sich der Prüfer mit mir und meinem Hund beschäftigt und auseinandersetzt. Bestimmte Kommandos abzufragen finde ich auch eher kontraproduktiv, denn die brauche ich einfach nicht. Als Beispiel, Fuß gehen. Braucht Senta nicht, denn wenn ich sie nah bei mir haben will, kommt sie an die Leine. Beispiel Platz. Geht nicht, weil sie sich nur dann hinlegt, wenn sie entspannt ist. Das ist halt so ein Angsthunde-Ding. In Stress- und Paniksituationen verweigert sie mir auch ein Sitz, aber dann ist es halt an mir, das zu erkennen und den Hund aus der Situation zu nehmen.
    Ich weiß, jetzt kommen wieder die Spötter, die anführen, dass man nicht für jeden Hund eine eidesstattliche Versicherung abnehmen kann, dass mit diesem einen Hund diese oder jene Situation niemals durchgeführt werden wird - aber ganz ehrlich, da es sich bei der Prüfung um eine Sachkundeprüfung des Halters und nicht um einen Wesenstest für den Hund handelt, finde ich diese Argumentation nicht zielführend. Es geht einzig darum, dass ICH MEINEN Hund sicher durch UNSEREN Alltag führen kann. Mehr nicht. Und genau das sollte auch Inhalt der Sachkunde sein, nicht mehr und nicht weniger. Und ja, ich erwarte Individualität, das kann ich nicht oft genug wiederholen. Denn jeder Hund ist eben ein Individuum.


    Dankeschön, das ist mal eine klare Aussage, schade, dass es so nicht wirklich umsetzbar ist, wenn es nur so wenige "befugte" Prüfer gibt. Ich würde mir dann eine Strecke suchen, wo ich möglichst sicher bin, dASS keine Situationen auftreten wo ein Versagen meinerseits möglich wäre.

  • Das mit dem Spaziergang finde ich gut... wie Reagiert der Halter bei welchen Situationen, isser total überfordert oder meistert er es so, das man sagen kann, okay, ist vielleicht nicht perfekt, aber in Ordnung, er ist keine Gefahr für andere. Immerhin sollte auch ein Anfänger die Chance haben, seinen Hund behalten zu dürfen.


    Man kann ja auch gezielt Zufallsbegegnungen mit einfließen lassen, wenn man als Prüfer gewisse Dinge umbedingt wissen will, sollte aber auch flexibel sein, was die Lösung von gewissen Probleme angeht (wenn Halter keinen Hundekontakt will, dann ist das eben so).

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