Wer hat welchen Rang?

  • Hallo zusammen,


    Es geht um die Beziehung zw. dem Rüden meiner Eltern und unserer Hündin. Er ist ein 11 Jahre alter Belgischer Schäferhund und ein lieber, ruhiger Kerl. Sie ist ein 2 Jahre alter Schäferhundmix und ist in manchen Dingen etwas unsicher aber im Ganzen ebenfalls lieb.
    Die beiden sehen sich alle paar Wochen und dann wohnen wir bei meinen Eltern meist mehrere Tage. Eigentlich verstehen sich beide sehr gut, gehen gerne zusammen spazieren und spielen zusammen (soweit der alte Knochen noch Lust hat).


    Eigentlich gehen wir davon aus, dass der Rüde 'das Sagen hat', weil er sie manchmal maßregelt, wenn sie sich daneben benimmt (z.B. wenn sie sich zu weit von der Gruppe entfernt). In letzter Zeit fragen wir uns aber, ob sich das Rangordnungsblatt wendet. Sie legt neuerdings Wert darauf, vor ihm durch die Tür zu gehen. Wenn sich die Menschen in der Küche aufhalten, scheint sie dieses Gebiet gegen ihn zu verteidigen. Wenn er rein will, läuft sie zu ihm hin und gibt eine Art Heulton von sich. Im Anschluss leckt sie ihm aber die Lefzen. Man muss dazu sagen, dass sie einen ausgeprägten Futterneid gegen andere Hunde besitzt. Wir füttern die beiden deshalb getrennt.
    Wenn wir nach Hause kommen und ihn begrüßen, rennt sie wieder hin und macht diesen Ton. Wenn wir stattdessen sie zuerst begrüßen, ist es ihr anscheinend egal, wenn er danach auch liebkost wird.


    Dieses 'Meckern' wird von ihm übrigens großmütig hingenommen.
    Letztens lagen beiden zusammen auf dem Sofa. Sie machte Anstalten, ihn zu vertreiben. Er blieb ganz cool und iognorierte sie. Dann hat sie sich schließlich vom Acker gemacht.


    Scheint doch eigentlich so, als ob er der gelassene Ranghöhere ist, oder? Aber wieso nimmt sie es sich dann heraus, das Begrüßungs-, Türprivileg etc. in Anspuch zu nehmen?


    Wie sollen wir uns verhalten? Sollte der 'Menschenboss' Stellung beziehen? Eigentlich wollen wir nicht, dass der Rüde ständig angemacht wird, wenn er in die Küche will etc. Und leidet unsere Autorität nicht darunter, wenn wir das Dazwischendrängen beim Begrüßen akzeptieren?


    Wir haben gelernt, dass man diese Rangeleien einfach hinnehmen soll, da Hunde das eben selbst ausloten müssen und man durch Dazwischenfunken und falsches Gerechtigkeitsdenken nur Probleme auslöst. Wir hätten kein Problem, die Hunde gemäß ihreres Ranges zu behandeln, aber wer hat denn nun welchen Rang? Auch scheint sich da nix zu klären, sondern ihre Aktionen werden mit der Zeit eher vehemeter.


    Könnte es sein, dass die Jüngere dem alten Herrn den Rang abläuft und das zur Zeit noch nicht ganz geklärt ist? Nur wie gesagt: Er ist eher gelassen, während sie anscheinend zw. Beschwichtigen und 'Beschweren' schwankt.


    LG, Danke für's Romanlesen,
    Toki

  • Ich denke Ihr solltet Euch da nicht einmischen. So lange es keine wirklichen Streitigkeiten gibt, sehe ich keine Handlungs weise von Eurer Seite.


    Nach Deinen Beschreibungen, meistert Euer Rüde das alles ganz gut und lässt die junge Göre :D in gewissen Situationen einfach machen.


    LG
    agil

  • Hallo agil,


    danke für die Antwort!
    Gemessen an der Anzahl der Antworten, scheinen das die meisten für unproblematisch zu halten... die Kategorie 'Probleme mit eurem Hund' ist evtl. auch nicht ganz passend.


    Blöd ist nur, dass wir die Devise 'Behandel den Ranghöheren entsprechend seiner Stellung' eigentlich sehr sinnvoll finden, aber genau das macht unsere Hündin dann so frech. Diese Einschätzung der Ränge ist wohl doch nicht so einfach, wie in der Theorie.


    Die Maßregelung auf Spaziergängen seitens des Rüdens nimmt unsere Hündin immer häufiger als Spiel auf und fängt an zu toben (im positiven Sinne).


    Was mich also sehr interessieren würde:
    Wie dynamisch sind solche Rangordnungen eigentlich? Gibt es Rangordnungswechsel auch nach der 'Pubertät' noch? Spielt das Geschlecht eine Rolle? Usw ... Und falls das zuviele Fragen sind: Kennt ihr ein gutes Buch zum Thema Sozial-, Rangordnungs- bzw. Rudelverhalten unter Hunden? Wir hätten irgendwann gerne noch einen weiteren Hund, da wäre das ja gut zu wissen...


    Danke!
    Toki

  • Hi
    Ich würde schon einschreiten und die Hündin maßregeln,
    wenn sie es mit ihrer Nickeligkeit übertreibt.
    Ein Hund in dem Alter des Rüden
    hat ja meist eine nicht ganz einfach
    zu erklärende Position im Verband.
    Und bei Rüde und Hündin klappt das ganz oft nicht
    mit einer exakten Rangordnung.
    Es ist auch nicht so starr,
    wie bei zwei Rüden.
    Und selbst da gibt es schon mal Wechsel.
    Es hängt vielfach von der Situation ab,
    welcher Vierbeiner den Anführer gibt.
    Also ich habe den größten Teil meines Lebens
    zwei Rüden gehalten und auch der Ranghöhere
    hatte sich dem anderen Hund gegenüber höflich
    zu benehmen.
    Auch Dein Gerechtigkeitssinn hat durchaus
    seine Berechtigung,es ist ja auch wichtig
    daß sich im Mensch/Hunde Verband auch die
    Menschen wohlfühlen und nervende Aktionen
    würde ich schon unterbinden.
    Viele Grüße von Walter

  • Hallo Walter,


    Danke für die ausführliche Antwort!


    Ist es bei alten Hunden denn so, dass sie im Rang immer mehr sinken, da sie körperlich immer schwächer werden und ihre hohe Position nicht auf Dauer verteidigen können?


    Ich glaube, ich werde das Genöle in der Küche von unserem Jungspund dann unterbinden, wenn es uns tatsächlich nervt und der alte Herr in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.


    Wäre es vielleicht ne gute Sache, sie ebenfalls aus der Küche zu schicken, wenn sie pampig wird, so im Sinne von 'Nur wer sich ruhig verhält, ist hier willkommen'? Oder fällt das dann negativ auf den Rüden zurück? Vielleicht doch lieber nur ein 'Nein'?


    Bei dem Türprivileg lass ich die Beiden, glaub ich, einfach machen. Glaube auch, dass es dann am ruhigsten für den alten Herrn verläuft, wenn wir die Hündin zuerst begrüßen und uns erst dann dem Rüden zuwenden.


    Was meint Ihr denn zu dem anschließenden Lefzenlecken, dass die Hündin oft zeigt, nachdem sie gemeckert hat? Ist schon ein Zeichen dafür, dass sie sich ihrer Sache nicht sicher ist, oder?


    Hm, schön schwarz-weiss und einfach ist es wohl nicht. Interessant, dass es zw. unterschiedlichen Geschlechtern keine so starre Ordnung gibt, das könnte einiges erklären.


    LG, Toki, die noch ein bißchen beobachten und grübeln muss...


    walter: habe Dich gerade bewertet, aber aus Versehen zu früh 'enter' gedrückt. Also, im Kommentar sollte nach dem "und" noch ein "hat zur Aufklärung beigetragen" stehen. Ein "und" am Ende sieht wohl ziemlich dämlich aus... also bitte im Kopf ergänzen.

  • Hallo
    Also richtig alte Hunde sinken nach meiner Erfahrung
    gar nicht in der Rangordnung ab, sondern bekommen
    eine gesonderte Position mit echten Privilegien.
    In der Zeit in der ich drei Hunde hatte,
    konnte der älteste Rüde sich ziemlich viel erlauben
    obwohl er eigentlich recht klapperig war.
    Er wurde 18.
    Fremde Hunde die sich näherten wurden von den
    beiden anderen Jungs richtig überwacht.
    Im Rudel meines Vaters hat der 15 jährige Opi
    auch eine ganz schwer zu definierende Position.
    Viele Rechte, aber kaum Pflichten.


    Zitat

    Wäre es vielleicht ne gute Sache, sie ebenfalls aus der Küche zu schicken, wenn sie pampig wird, so im Sinne von 'Nur wer sich ruhig verhält, ist hier willkommen'?


    Perfekt.So habe ich es immer gehalten.
    Das ist auch super formuliert.
    Und ganz recht,mit schwarz-weiß denken kommt man
    bei Hunden nicht so furchtbar weit.
    Ich habe jetzt den achten Hund,und gerade dieser Kasper
    hat mich gelehrt, daß man Gewohnheiten im Umgang
    und bei der Erziehung
    gefälligst in die Tonne zu kloppen hat.
    Was bei der einen Rasse perfekt funktioniert
    kann bei der nächsten voll ins Beinkleid rutschen.
    Manchmal klappen Stereotypien schon nicht
    bei zwei Exemplaren einer Rasse.
    Viele Grüsse von Walter

  • Danke!


    In ca. einer Woche werde ich für ein paar Tage Haus und Hund meiner Eltern hüten - da wird es dann genug Gelegenheit und Ruhe geben, auszuprobieren, wie unsere Hündin auf die neue Konsequenz reagiert.
    Ich bin gespannt aber zuversichtlich, zumal der seltene Fall eintritt, dass ich dann dort alleine mit den Hunden bin... denn zuviele Köche... vor allem wenn ein neues Rezept zum ersten mal ausprobiert wird...


    "Also richtig alte Hunde sinken nach meiner Erfahrung
    gar nicht in der Rangordnung ab, sondern bekommen
    eine gesonderte Position mit echten Privilegien." => schön zu wissen!


    "Was bei der einen Rasse perfekt funktioniert
    kann bei der nächsten voll ins Beinkleid rutschen." => ja, da kann ich nur zustimmen. Meine Eltern hatten gemeinsam bisher zwei Hunde, einen Yorkshire-Terrier und nach dessen Tod den besagten Belgier - gleiche Erziehung, aber zwei Hunde, die sich kaum unterschiedlicher hätten entwickeln können.


    Liebe Grüße,
    Toki

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!