Ausrasten bei fahrenden Autos-sind ratlos
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Liebe Hundefreunde,
ich benötige Hilfe mit meinem Border-Collie-Spitz-Mix.
Sammy ist zwischen 2 und 4 Jahre alt und wir haben ihn vor etwas mehr als fünf Wochen aus dem Tierheim adoptiert. Sammy hat sich gut im Haus eingelebt. Bekannt ist, dass er aus einer Tötungsstation in Rumänien gerettet wurde. Zu uns hat er schnell Vertrauen aufgebaut und auch fremde Menschen sind nicht mehr alle "böse".
Uns war der Trainingsaufwand, um einen Border Collie auszulasten, bewusst und sind auch für alles offen.
Im Haus benimmt er sich vorbildlich. Seine anfängliche panische Angst vor unserer offenen Treppe konnte er mit unserer Hilfe überwinden. Die Hundeschule besucht er seit zwei Wochen auch gerne. Er lernt freudig und entsprechend der Rasse schnell. Erste Apportierübungen mit Futterdummie etwickeln sich auch gut. Da er spielen aber anscheinend nicht kennt, hat er noch kein Lieblingsspieli oder eine "Fixierung" auf einen anderen Gegenstand. Täglich führe ich ihn mehrfach auf unterschiedlichen Strecken aus, auch Radfahren steht gelegentlich auf dem Programm.
Klingt soweit ganz gut, doch nun zum Problem:
Seit ca. 2 Wochen bellt Sammy extrem vorbeifahrende Autos an. Entgegenkommende mehr als solche die von hinten kommen. Während anfänglich noch deutliche Vorzeichen zu sehen waren (Ohren, Blick, Fiepen, Leinen zerren,...) erfolgen mittlerweile die "Anfälle" ansatzlos. Vor dem ersten Anfall versuchte Sammy eher Autos aus dem Weg zu gehen. Er wirkte eingeschüchtert, ängstlich. Jetzt geht er auf die Autos los, springt an der Leine hoch, bellt in hoher Tonlage, beißt in die Leine usw. Dennoch wirkt er nicht, als habe er Angst. Es wirkt vielmehr so, als wolle er jagen oder hüten.
Natürlich haben wir auf verschiedene Arten versucht das Verhalten zu unterbinden. Da ich hier schreibe offensichtlich mit wenig Erfolg:
- beruhigend (nicht mitleidig) mit ihm sprechen
- körperlich blockieren mit verbaler und Leinenkorrektur
- Ablenkung mit Leckerchen
- Unterlassungsbefehl, Richtungsänderung und bei zurückerlangter Aufmerksamkeit Belohnung.
- mit eigenem Auto vorbeifahren und anhalten und den Hund ansprechen.Bin kein Freund von massiven Disziplinarmaßnahmen, aber auch ein Kettenhalsband auf Zug brachte in diesem Fall keinen Erfolg.
Wir sind nun trotz 10jähriger Hundeerfahrung am Ende mit unserem Latein und hoffen, dass vielleicht hier jemand eine Idee hat. Vielleicht braucht es auch einfach Geduld. Wir möchten jedoch auch nicht unnötig Fehler machen und das Problem durch unser Fehlverhalten noch verstärken.
LG Gipsy
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Diesem Problem könnt ihr wirklich nur mit Geduld und Konsequenz begegnen. Wichtig ist, dass er erst einmal lernt sich an euch zu orientieren, dass er euch nicht aus den Augen lässt. Aus dieser Aufmerksamkeit heraus könnt ihr dann das Abrufen anknüpfen. Übt das erst einmal an Orten, wo er diesen Reizen nicht ausgesetzt ist. Übt mit ihm, dass er sich an euch orientiert, sich auf euch konzentriert und er lernt, dass es sich auch wirklich lohnt euch nicht aus den Augen zu lassen.
Konditioniert ihm einen Befehl, damit er weiß, sobald er diesen Befehl hört, hat er sich auf euch zu konzentrieren. Klappt das an einem reizarmen Ort immer, zu jeder Tages und Nachtzeit und in allen Lebenslagen könnt ihr beginnen mehr Außenreize zuzulassen. Vielleicht eine ruhige Anliegerstraße wählen, wo nur ab und an mal ein Auto vorbeifährt. Immer wieder den Hund den konditionierten Befehl ausführen lassen. Was gut klappt, belohnen, was nicht klappt kommentarlos hinnehmen und wiederholen. Wenn eine Übung einfach mal nicht klappen will, dann lieber am nächten Tag weitermachen.
Sobald er sich abrufen lässt und sich auf euch konzentriert könnt ihr die Reizdichte wieder erhöhen. Schlußendlich setzt ihr ihn dann bewusst einer Flut von Reizen aus...sprich eine belebte Straße. Bei uns lag die Problematik zwar etwas anders, aber bei uns hat es so ganz gut funktioniert... war allerdings ein langer Weg und Rückschläge gehören leider auch dazu. Wichtig ist einfach nur, dran bleiben mit Liebe, Ruhe und Konsequenz. -
Seit 2 Wochen geht ihr in die Hundeschule und seit 2 Wochen bellt er Autos an !!??
WAS sagen denn die kompetenten Fachkräfte dazu ?
Gruß, staffy
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Wende dich an die Userin Shoppy, ihr Zweithund hatte auch ein extremes Problem mit Autos. Sie hat sein Verhalten erfolgreich und vor allem ursächlich geändert mittels Zeigen und Benennen. Sie kann euch sicher auch einen passenden Trainer in der Nähe empfehlen, der euch zeigt, wie man die Methode korrekt anwendet.
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Danke für eure Antworten. Der erste "Autokoller" trat von jetzt auf gleich auf. Jedoch 2 Tage vor dem 1. Besuch in der Hundeschule. Dort nahm man sich Zeit für unser Problem und riet uns dazu bei Auftreten des Problems ruckartig umzudrehen mit deutlichem Nein-Befehl. Zudem sollen wir die Konfrontation suchen, anstatt sie zu meiden. Daher haben wir regelrechte Übungssituationen geschaffen. Einmal hat es ganz gut geklappt. Da hat er schon im 3m Abstand an der Straße gesessen. Am nächsten Tag war es jedoch wieder ganz schlimm. Ein richtiges Muster ist leider gar nicht erkennbar. Es scheint jedoch an trüben Tagen schlimmer zu sein (vermutlich, weil die Autos die Scheinwerfer anhaben).
Bezüglich des Grundgehorsam, der Bindung und Aufmerksamkeit uns gegenüber stehen wir logischerweise noch ganz am Anfang. Zumal Sammy ja noch gar nichts konnte als Straßenhund (der vermutlich auch reichlich Jagderfahrung und Jagderfolge hatte).
Abrufbar ist er kaum (an der Schleppleine höchstens zu 60%). Da ist noch einiges zu tun.
Wichtig für uns wäre einfach, zu wissen, was konkret bez. des Autoproblems geübt werden muss, nicht, dass wir nun das falsche einüben und es dann auch mit Geduld nix bringt. Denn Fehler sind in seinem Leben weiß Gott genug passiert.LG Gipsy
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Hallo,
ich kenn das Problem nur zu gut
Hatte genau das gleiche mit meinem Mops und habe viele verschiedene Varianten mit vielen verschiedenen Trainern durch um das in den Griff zu bekommen, aber das meiste leider ohne Erfolg.
Was bei uns endgültig den Durchbruch gebracht hat war das Zeigen und Benennen. Ich hab mich aber alleine nicht wirklich ran getraut und hab mir eine wirklich tolle Trainerin gesucht, die mir das richtige Timing und die Methode erklärt. Empfehlungen habe ich auch von shoppy erhalten und ich bin wirklich absolut begeistert.
Nach wenigen Trainingseinheiten gehen wir "fast" perfekt an der Straße entlang, er macht so tolle Fortschritte.Ich wünsche Euch viel Erfolg.
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Etwas besseres als einen kompetenten (!!) Trainer vor Ort kannst du nicht finden.
Dein Hund hat eine Vorgeschichte, er ist noch nicht lange bei dir und keiner hier sieht euch. Ich würde vermutlich ganz viel Beziehungsarbeit leisten, an einer guten, vertrauensvollen Führung arbeiten, den Hund aufbauen. Damit werden sich eine Menge Probleme von alleine erledigen.
Jetzt nur speziell an diesem einen Problem zu arbeiten kann völlig falsch sein ...Gruß, staffy
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Hi,
ich bin natürlich kein Profi, kenne weder deinen Hund noch seine Vorgeschichte und kann lediglich meine Erfahrungen zu diesem Problem mit dir teilen.
Liska (Border Collie) hatte auch ein massives LKW Problem. Zu 100% ist es noch nicht behoben, jedoch sind wir auf dem allerbesten Weg.
Es hat bei uns auch ganz plötzlich mit 1 1/2 Jahren angefangen. Ging so ziemlich einher mit ihrem Jagdtrieb.
Anfangs hatten wir versucht es über den Grundgehorsam zu kontrollieren. Damals hatte sie auch einen üblen Rückfall in die dunkelste Pupertät, sodass wir dachten, es läge daran. Also ging das Unterordnungstraining los. Kommandos saßen, jedoch nicht bei LKW Sichtung. Ich brauche jetzt hoffentlich nicht extra zu erwähnen, dass Liska im Straßenverkehr und in Straßennähe immer angeleint bleibt.
Der zweite Trainingsschritt bestand aus der Suche nach der perfekten Auslastung. Rassebedingt war es für uns Hüten. Nachdem die Grundkommandos richtig saßen, sodass es Sinn machen würde sie an den Schafen zu testen, machten wir uns an dieses Projekt. Zum Glück war diese Option bereits vor der Hundeanschaffung mit einem ansässigem Schafs- und Border Collie Halter, sowie über eine Kommolitonin, die regelmäßig Trails mit ihren zwei Bordern läuft, abgeklärt.
Doch leider hatte dies katastrophale Konsequenzen. Nicht für die Schafe. Nicht für den Hund. Nur für unseren Stolz. Liska ist eine Lachnummer vor den Viechern. Sie hatte nicht nur riesigen Respekt vor den Wollköpfen, sondern weiß auch gar nicht was sie mit ihnen machen soll. Einzig interessant sind die Schafsköttel, wodurch sie soviel zutrauen zu den Tierchen gewann, dass sie am Ende sogar in der Herde stand und mit ihnen wanderte ... Nun ja, wir waren jedes Mal eine Lachnummer. Nach 4 wochen intensiven Nichts Machens, kamen wir zu dem Schluß, dass sie zwar hüten möchte, aber nicht weiß wie .... Eben eine Linkshänderin mit komplett ausgestatteten Werkzeugkasten.Nach einem Jahr und sinnlosem herumdoktorn, 4 Trainern, kam dann bei uns die Einsicht. Es hat bei Liska (!) nichts mit Gehorsam, mangelnder Auslastung, fehlendem Vertrauen etc. zu tun, sondern mit einem zu hohem Reißpotential und Ahnungslosigkeit.
Also gingen wir der Frage nach, bis zu welchem Augenblick sie noch ansprechbar ist.
Wir haben dann ausprobiert und analysiert:
-10/20m vor der Straße?
-an der Straße, mit Sicht auf den zukommenden LKW?
-wie wichtig ist Sichtkontakt und Fixieren?
- auf einer Brücke mit Blick auf die Autobahn?
-was sind Ausnahmen (Warten an der Bushaltestelle!)?
-ab welchem Moment nimmt sie einen LKW wahr (vibration? Lärm? Geruch?)
-gibt es eine Kopplung mit unserem Verhalten? (Anspannung, regelmäßiges Umdrehen und Ausschauhalten, Kurznehmen der Leine....)Irgendwann hatten wir alle Variablen und Auslöser entarnt und uns ans Arbeiten gemacht.
1.Liska war bei einem Abstand von 20m zur Straße noch ansprechbar. Dies wurde trainiert und langsam die Entfernung zur Straße verkleinert. Zudem reagiert sie entspannter bei Körperkontakt.
2.Anfangs hatte ich sie zwischen meine Beine geklemmt und zusätzlich am Geschierr festgehalten, sodass sie gar nicht körperlich in die Leine laufen konnte. Dies hat ihr sichtlich geholfen. Inzwischen braucht sie als "Sicherheit"/"Erinnerung", nur noch das Auflegen meiner Hand auf ihren Rücken.
3.ICh bin nur noch mit Kopfhörern aus dem Haus gegangen. Denn Liska hat durch meine Körpersprache gemerkt, dass Gefahr im Anzug war. Dies war vorallem für Wege wichtig, die nicht direkt an der Straße sind, wo jedoch ein LKW hörbar ist. Den Lärm als Auslöser konnten wir schließlich auch ausschalten. Es hat gedauert, aber inzwischen ist sie viel lockerer an der Hauptstraße, weil auch ich nicht immer auf dem Sprung bin. Im Grunde haben wir uns beide so desensibilisiert.
4. Sobald sie beim Spaziergang entspannter und damit auch in Straßennähe ansprechbar wurde, begannen wir ein alternatives Verhalten aufzubauen und ein Kommando zu stärken. Bei uns ist es Sitz. Kommt ein LKW angefahren, lasse ich sie kurz vor mir absitzen und baue Blickkontakt auf. Je nach dem blocke ich dabei die direkte Sicht auf die Straße. Je nach Abstand zur Fahrbahn reicht auch eine ruhige, mündliche Ermahung.Dies scheint etwas kompliziert. Aber im Grund bestand es aus wenigen Schritten, die wir durch Analyse ihres/unseres Verhaltens mit Variablen füllen konnten.
a) Auslöser finden: Sicht, Möglichkeit zu fixieren, Lärm, Abgasgeruch, euer Verhalten.
b) Entspannung bei Objekt Sichtung -> altes Verhalten abbauen, Sicherheit geben. Dabei müssen die HH auch entspannt sein. Achtung: nicht zu viel Reizkonfrontation auf einmal! So ein Adrenalinstoß muss auch abgebaut werden.
c) Ansprechbarkeit und Blickkontakt trainieren. Vor allem letzteres war schwer und dauerte, weil für den Border fixieren selbstbelohnend ist.
d) Alternativ Verhalten aufbauen, dabei keine Spannung/ Erwartungshaltung aufkommen lassen.Ich weiß natürlich nicht ob es bei euch auch funktioniert. Vielleicht habt ihr mit einem kompetenten Trainer auch mehr Erfolg.
Die Methode "Zeigen und Benennen" kann natürlich auch super sein. Als unser Problem auftrat, war uns diese Möglichkeit leider nicht bekannt.Gutes Gelingen und bloß nicht aufgeben.
Liebe Grüße
Dawn
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Nochmals herzlichen Dank für die Ratschläge. Wir werden alles wohl etwas ruhiger angehen, denn entspannt sind wir sicher nicht. Wir werden sicher nicht nur an diesem Problem arbeiten, sondern von Grund auf ausbilden. Da ist die Hundeschule (Welpengruppe
) sicher ein guter Anfang. Außerm klickern wir und arbeiten an den Grundbefehlen. Vielleicht wollen wir wirklich zuviel auf einmal
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Also, er macht das seit zwei Wochen und ihr habt schon 5 verschiedene Dinge versucht. Ich würde mal sagen, konzentriert euch auf eine Sache und zieht die Konsequent durch. Der Hund kann doch gar nicht realisieren, das sein Verhalten nicht erwünscht ist, wenn er mal angeschimpft wird, dann wird er beruhigt und dann kommt wieder was anderes. Ihr wendet völlig unterschiedliches in der gleichen Situation an. Das verwirrt ihn und letztlich wird es nur schlimmer. Zumal ja eure eigene Unsicherheit dazu kommt. Sucht euch eine ! Methode aus, mit der ihr und der Hund klar kommt und trainiert erstmal über einen längeren Zeitraum. Solche Probleme verschwinden nicht an einem Tag.
Andrea
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