Lebenslag ein Kettenhund - was kommt da auf einen zu?

  • Hi


    meine Nachbarin und ich schauen derzeit vieeeel auf FB in den Tierschutz Seiten, überall wird es kälter und die Tierheime versuchen dringender noch als Vorher ihre Hunde loszuwerden, da es in Ungarn, Rumänien und co grade für alte oder kranke Hunde der sichere Tot ist, zudem leben viele an der Kette.


    Nun ist ein Rüde im Gespräch, (meine Nachbarin hat schon 2 Tierschutzhunde, ist also keine komplette Anfängerin) Er ist 8 Jahre alt und seit 4 Jahren an der Kette, davor ist er auf der Straße eingesammelt worden.


    Meine Spanier zb sind sehr sozial da sie in großen Gruppenanlagen gehalten wurden, haben aber auch Futterneid zu Anfang gehabt. Leinenführigkeit gleich Null. usw


    was denkt ihr über "Kettenhunde"? Was können da zusätzlich für Probleme kommen? Außer mangelnde Muskelmasse?
    Könnte es erhebliche Probleme mit Artgenossen geben? usw

  • Hallo,


    Also mein Hund hat "nur" knapp 2 Jahre an der Kette gelebt, von Welpe an allerdings...
    Großes Problem war das Vertrauen, aber ich denke das ist bei vielen Tierschutzhunden so.


    Aber gerade mit Artgenossen ist er so wie es jetzt aussieht absolut gar nicht verträglich. Gezicke und Gekeife wird hier ganz groß geschrieben. Es ist in den Griff zu bekommen, bedeutet aber viel Arbeit. Bei Eliot kommt hinzu, dass er absolut keine Beißhemmung hat und anfangs gab es Probleme für ihn in geschlossenen Räumen zu sein, selbst wenn ich mit ihm drinne war, war eine geschlossene Tür der blanke Horror für ihn.


    Das sind so meine Erfahrungen mit einem Kettenhund...
    Nach 8 Monaten haben wir massive Fortschritte gemacht, aber einfach ist es nicht und gerade die mangelnde Beißhemmung und Sozialisierung ist nicht immer leicht zu händeln. Zumindest geht es mir damit so...

  • Natürlich können Probleme auf tauchen. Hat Deine Nachbarin Rüden oder Hündinnen? Kann sein, dass der Hund, da er lange an der Kette war, kein soziales Verhalten hat, kann sein, dass er Scheu vor Menschen hat, kann sein, dass er das Leben im Haus nicht kennt. Mit mangelnder Muskelmasse müsst Ihr auch rechnen, aber das ist kein Problem, das kann man aufbauen. Aber all dies muss nicht eintreffen. Es gibt Kettenhunde, die die besten Hunde wurden.
    Aber wieso lebt der Hund an der Kette? Hunde, die auf der Strasse eingesammelt werden ( habe selbst zwei) kommen in ein Tierheim oder in Pflegestellen.

  • Unser Hund lebte auch die ersten 2 Jahre seines Lebens an der Kette, bevor er zu uns kam, wo er nun seit 2 Jahren mit verschiedenen Hunden zusammenlebt. Ohne Probleme mit den Artgenossen, sofern diese die Individualdistanz einhalten. Tun sie das nicht, kommt ein energisches WUFF und das hat bislang jeder der Hunde hier bei uns, aber auch in der Hundeschule respektiert.


    Auch kein Futterneid, selbst wenn mehrere Hunde nebeneinander leckere Frischfleischknochen knabbern.


    Aber die Angst. Vor quasi allem. Das hat gut ein Jahr gedauert, bis es halbwegs ok war und nach wie vor gibt es Momente (im Haus, aber auch draußen), wo die Angst durchbricht.


    Bei dem von Dir genannten Hund spielt ja auch die Erfahrung mit rein, die er als Straßenhund gemacht hat. Ob das immer so angenehme Situationen waren? Eher nicht. Außer, er lebte in einer Familie und wurde nur auf die Straße gesetzt, weil er nicht mehr in das Leben der Familie gepasst hat. Das würde zumindest bedeuten, dass er das Leben mit Menschen kennt.


    Auf die Frage, was geschieht mit dem Hund, wenn er doch nicht verträglich ist, würde ich selbst gern eine Antwort haben, bevor ich mir den Hund ins Haus holen würde.


    @ Chuna: Es ist gerade in den östlichen Ländern nicht unüblich, Hunde bei Überfüllung der Tierheimzwinger auf dem Tierheimgelände an Ketten zu legen.

  • Zamikimo, das habe ich wirklich noch nicht gesehn. Meine Kleine kommt aus Bulgarien, voller kann kein TH sein. Aber dort ist noch niemand auf die Idee gekommen einen Hund an die Kette zu legen. Als sie noch keine Zwinger hatten, lebten die Hunde im Rudel auf einem Grundstück, später wurden Hütten gezimmert und erst viel später Zwinger.
    Aber Du wirst es sicher erlebt haben, grausam. Wenn sie nicht auf der Strasse gequält würden, wäre es doch besser sie blieben dort, als ein Leben an der Kette.

  • Zitat

    @ Chuna: Es ist gerade in den östlichen Ländern nicht unüblich, Hunde bei Überfüllung der Tierheimzwinger auf dem Tierheimgelände an Ketten zu legen.


    Das ist nicht nur in den Tierheimen nicht selten sondern auch auf den Höfen bei den Bauern. Hier bei uns kommen teilweise Welpen an die Kette und bleiben dort, bis sie irgendwann sterben. Selbst Pekinesen hab ich schon an Ketten gesehen... Und gerade in den Tierheimen kommt das auch vor. Die Tiere sind oftmals aus finanziellen Gründen noch nicht kastriert, Zwinger gibts immer zu wenig, um die Tiere überhaupt von den Strassen wegzubekommen legen sie sie an die Kette..


    Aber zum Thema denke ich, dass das total vom Hund und seinen - unbekannten - Erfahrungen abhängig ist. Es gibt Hunde, die einen grossen Teil ihres Lebens an der Kette verbracht haben, die völlig unproblematisch sind und es gibt natürlich auch das absolute Gegenteil. In Bezug auf die Sozialisierung des betreffenden Hunden kann es von Vorteil sein, dass er auf der Strasse gelebt hat. Diese Hunde sind meist untereinander recht sozial, weil sie sonst nicht überleben können. Einen evtl. anfangs auftretenden Futterneid würde ich immer einkalkulieren und entsprechend vorher Maßnahmen bei der Fütterung ergreifen. Ich würde auch mal damit rechnen, dass der Hund es nicht kennt, in einem Haus zu leben und evtl. anfangs nicht stubenrein ist. Ich selbst hatte bisher aber noch keinen Hund, der das nicht schnell gelernt hat.


    Käme der Hund direkt aus dem TH oder kommt er vorher in eine PS? Ich finde es klasse, dass deine Nachbarin überlegt, einen älteren Hund zu nehmen. Es erfrieren erbärmlich viele Tiere im Winter...


    LG Birgit

  • Wie Motiviert ist deine Nachbarin? Wieviel Zeit hat sie? Welche Möglichkeiten gibt es bei Problemen? Das ist doch eher die Frage.


    Meine Erfahrung bei meinem Rüden der geschätzt 8 Jahre war als ich ihn aus einem Deutschen Tierheim hollte. Ein 8 Jähriger kann noch alles lernen. Es ist aber mit enorm viel aufwand verbunden. Es kommt dann eben drauf an wieviel der Hund schon gelernt hat und was er schon kennengelernt hat.


    Es gibt bestimmte Dinge die einfach nicht möglich sind. Also das mein Hund nochmal mit anderen Hunden spielt hab ich und auch meine Hündin aufgegeben, aber klar kommen tut er mit meiner Hündin. Versucht auch kaum noch fremde Hunde zu fressen.
    Nur das Spielen hab ich aufgegeben.
    Ich war auch kurz davor das allein bleiben aufzugeben. Nach über 2 Jahren klappt es jetzt erstmal mit bestimmten Regeln. Für einen 8 Jährigen Hund der das nie gelernt hat ist es eben schwierig, aber auch möglich irgendwo.


    Genauso wie Jagdtrieb und Leinenführigkeit in den Griff zu kriegen, auch das geht alles. Man muss nur bedenken es dauert alles sehr viel länger. Also so 2-3 Jahre sollte man schon mit Rechnen. 6-12 Monate allein dafür bis der Hund richtig angekommen ist und sein neues Leben versteht.

  • Also ich hatte mal einen Hund auf Pflege, der vorher sein Leben lang an einer Kette war. Er hatte schlechte Erfahrungen gemacht mit Menschen und war deshalb sehr misstrauisch gegenüber Menschen, gleichzeitig wollte er aber trotzdem immer kuscheln und gestreichelt werden. Das war immer sehr lieb wenn er zu mir kam und gestreichelt werden wollte und mich aber gleichzeitig dabei die ganze Zeit angeknurrt/angebrummt hat so auf die Art "Tu mir nix, dann tu ich dir nix, aber streicheln darfst du mich trotzdem". Mit Hunden war er eigentlich auch recht verträglich, da er aber nie viel Kontakt zu anderen Hunden hatte, hat er diese auch oft noch anknurrt und ist deshalb auch oft missverstanden worden. An der Leine gehen hat er auch recht schnell gelernt. Ich muss sagen er war wirklich ein toller Charakterhund ;-)
    Ich finde es ist eine sehr schöne Aufgabe, solchen Hunden auch die schönen Seiten des Lebens zu zeigen und mitzuerleben wie sie von Tag zu Tag mehr Vertrauen fassen und auftauen. Ein Augenblick wo ich besonders gerührt war, war als er plötzlich angefangen hat mit seinen 8 Jahren mit einem Hund zu spielen. Was er sicherlich nie wirklich tun hat können in seinem früheren Leben.


    lg Anja

  • Zitat

    Aber zum Thema denke ich, dass das total vom Hund und seinen - unbekannten - Erfahrungen abhängig ist. Es gibt Hunde, die einen grossen Teil ihres Lebens an der Kette verbracht haben, die völlig unproblematisch sind und es gibt natürlich auch das absolute Gegenteil.



    Genau :gut:


    Ich zB habe einen Hund, der 7 Jahre an einer Kette war.
    Er ist ein kleines bisschen behindert (durch nen Schlag), ein ziemlich unsicherer Proll, aber hat noch keinem in den 5 Jahren hier was getan (wehrt sich höchstens wenn mein Dackel ihm am Hals hängt, aber das is ne andere Geschichte).
    Er lebt hier mit 2 Rüden zusammen und auch mit Pflegehunden gabs keine Probleme außer Prollen in den ersten paar Minuten, was ich dann aber auch auflöse.


    Mit unserem großen Rüden ist der ex-Ketti top. Arsch und Eimer, saubere Kommunikation, denen vertrau ich wenn wir die mit geilem Kauzeug hier allein lassen, ebenso mit manchen Pflegis.


    Zu Menschen ist ex-Ketti ein "Bilderbuch-Labi" :lol:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!