Blinde Hündin?

  • Hallo,
    vor einigen Wochen habe ich eine Hündin aus dem Tierheim zu mir geholt. Damals wurde mir gesagt, dass bei einer Untersuchung in der Tierklinik festgestellt wurde, dass die Kleine zu 100 % blind ist. Ursache hierfür sei eine Netzhautab-/auflösung.
    Folglich war ich natürlich darauf eingestellt, dass sie nichts sehen kann, jedoch gibt es Tage, an denen ich das Gefühl habe, dass sie doch relativ gut sehen kann. Dann weicht sie Büschen/Gräsern und allen Hindernissen sehr großflächig aus und es macht den Eindruck, als würde sie auch andere Hunde usw. ziemlich genau beobachten. Dann ist sie beim Gassi gehen wahnsinnig aufgeweckt und möchte am Liebsten gar nicht heim. Hinzu kommt, dass sie auch mit viel Anlauf Bordsteinkanten hochspringt, was für einen vollständig blinden Hund ja eigentlich sehr ungewöhnlich wäre.


    Dann aber gibt es wieder Tage, an denen sie total verängstigt ist, sich von der Leine reißen will, permanent auf die Straße rennt und auch - würde ich sie nicht zurückhalten - gegen jedes Hindernis laufen würde. Dann ist sie auch mir gegenüber sehr schreckhaft und verlässt ihr Körbchen zum Gassi gehen nicht alleine.


    Nun bin ich mir unsicher- kann es vielleicht sein, dass sie doch etwas sieht? Oder gibt es möglicherweise irgendwelche Krankheiten, die o.g. Symptomatik aufweisen?
    Mir tut es wahnsinnig Leid zu sehen, wie furchtbar verängstigt sie teilweise ist- leider weiß ich aber nicht, ob es an ihrer mögöicherweise schlimmen Vergangenheit oder ihrem kleinen "Handicap" liegt...


    Über Hilfe wäre ich wahnsinnig dankbar!

    • Neu

    Hi


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    • Bin gespannt auf antworten, denn ich habe auch hin und wieder mit einem erblindetem hund zu tun,bei dem ich auch oft denke, ob er nicht doch noch was sieht....

    • Aus der menschlichen Hirnforschung wissen wir, dass unser "Sehen" etwas ist, was wir erst lernen müssen - es kommen Impulse im Hirn an, um daraus aber ein Bild zu konstruieren, braucht das Hirn Übung. Dann wiederum schießt es manchmal übers Ziel hinaus und liefert Informationen, die gar nicht vom Auge hereinkamen - Ihr kennt bestimmt den "blinden Fleck" im Auge, d.h. an einer bestimmten Stelle des Sehfeldes sehen wir nichts. Das Hirn gibt uns aber nicht die Info weiter "da seh ich nichts", sondern es gleicht diese Stelle dem Umfeld an. Erklär ich das gerade umständlich... ich such mal einen link dazu...
      blinder Fleck


      Es gab (gibt?) auch Versuche, in denen man blinden Menschen taktile Informationen über die Umwelt gegeben hat (ich weiß zum einen von einer Art Platte, die auf die Zunge gelegt wird, und die elektrische Impulse weitergibt, und zum anderen von einer Art Vibratorengeflecht, das am Rücken angebracht wird). Sprich der Blinde trägt eine Kamera am Kopf, die Bilder der Kamera werden in Impulse "übersetzt", die der Blinde entsprechend auf Zunge oder Rücken spürt. Zu Beginn kann das Hirn gar nichts damit anfangen, aber mit der Zeit lernt es "aha, dieser Impuls an dieser Stelle bedeutet Hindernis in dieser Höhe direkt vorne" usw. Es lernt also, sich mit anderen Sinnen ein exaktes Bild von der Umwelt zu machen. Meines Wissens klettert Erik Weihenmayer mit einer solchen Zungenplatte.


      Ich könnte mir vorstellen, dass auch das Hundehirn in der Lage ist, über andere Sinne (allen voran vermutlich der Geruchssinn) den Sehsinn zumindest bis zu einem gewissen Grad zu ersetzen.


      Darüber hinaus würde ich vermuten (das ist aber nur Spekulation), dass in Momenten, die z.B. aus irgendeinem Grund stressiger sind für den Hund, dieses Zweitsystem nicht mehr anspringt - Angsthunden z.B. bringe ich immer erstmal bei, ihre Nase einzusetzen, zu riechen. Das tun sie oftmals in Stresssituationen nicht, also rege ich diesen Sinn an, um den Hund zu entspannen. Wenn also Dein Hund angespannt ist, evtl. ihren Geruchssinn nicht mehr so gut einsetzt, verliert sie womöglich in diesem Moment ihren Ersatzsehsinn und würde entsprechend auch gegen Hindernisse stoßen.

    • Wow, vielen Dank für deine tolle Antwort!
      Momentan bin ich mit ihr auch wirklich am Verzweifeln, sie ist so unglaublich ängstlich und wird extrem schnell panisch...
      Dann habe ich das Gefühl, dass bei ihr "eine Klappe fällt" und dann bleibt mir auch nicht mehr viel übrig, als das Gassi gehen abzubrechen.
      Leider frisst sie auch keine Leckerlis und ist auch sonst überhaupt nicht zutraulich, was mir jegliche Erziehung (die sie scheinbar bei den vorherigen Besitzern, die sie dann ausgesetzt haben, nicht erfahren hat) so gut wie gar nicht möglich ist.
      Mir tut es selber Leid zu sehen, wie verängstigt sie ist, ich weiß leider aber auch nicht, auf welche Weise ich diese Problematik am Besten angehen könnte.....?

    • Quintus ist schon länger fast blind, er hat PRA


      Bei sehr gutem Licht sieht er noch Umrisse, bei schlechtem Licht gar nichts mehr.


      Eigendlich kommt er gut damit klar, kann sich gut orientieren, eckt sehr selten irgendwo an. Aber manchmal hat er Tage wo er sehr unsicher ist und z.B. versucht nach Hause zu laufen wenn ein Hund irgendwo bellt.
      Für mich ist kein Auslöser ersichtlich, sonst ist er extrem cool und selbstsicher. Vieleicht hängt es auch mit dem Alter zusammen :???:


      In ca. drei Monaten ziehe ich um. Ich hoffe der alte Mann kommt damit klar.

    • Hallo Julia,


      ich habe selbst auch einen blinden Hund (von Geburt an blind).


      Bei ihm ist die Netzhaut auch nicht mehr vorhanden. Manchmal könnte man wirklich meinen dass er etwas sieht. Entweder weil er Hindernisse super umgeht oder weil er einen dann trotzdem "anschaut" wenn man mit ihm redet. Dabei hört er mit den Ohren in die Richtung aus der das Geräusch/die Stimme kommt.
      Ich weiß genau was du meinst :smile:


      Hast du es denn mal genau untersuchen lassen? War damals mit meinem bei einer Spezialistin die mir dann auch sagte dass es nicht mehr reparabel ist.


      Habe gerade noch gelesen dass sie ängstlich reagiert usw.. Mach bitte nicht den Fehler und red ihr dann wenn sie Angst hat gut zu.. Das versteht sie sonst falsch und wird für ihr ängstliches Verhalten belohnt.
      Nimm alles so normal wie es geht. Tu so als könnte sie sehen.. also den Hund nicht anders behandeln wie einen sehenden Hund (natürlich schon drauf achten wo sie hinläuft und drauf aufmerksam machen wenn etwas im Weg liegt). Aber eben nicht betüddeln nur weil sie eine Behinderung hat.


      Finde es super dass du dich für einen blinden Hund entschieden hast :gut:

    • Ich könnte mir vorstellen dass ein blinder hund sich sehr gut wege und hindernisse einprägen kann soweit diese nicht verändert werden, zum beispiel möbeln in der wohnung und bordsteinkanten beim gassi gehen. Vielleicht ensteht dann der eindruck der hund ist nicht völlig blind ?
      Angst wird dein hund keine mehr haben wenn er lernt dich "blind" zu vertrauen, also beim gassi gehen nicht umkehren sondern ganz normal weitergehen, hund nicht ansprechen, nicht anschauen und nicht anfassen.
      Leckerlis gibt es nur wenn er OHNE angst und ganz locker mitgeht.


      Mein Neufi ist kein bisschen blind und hat angst vor ungewöhnliche gegenstände die auf dem gehweg rumstehen, zum beispiel Koffer oder Schubkarren. Ich gehe dann direkt dahin, fasse den gegenstand an und bleibe daneben stehen bis mein Hund es selbst beschnuppert...und dann ist alles wieder oki, Angst komplett weg :-)

    • Ob das nicht Ansprechen bei nem Blinden Hund wirklich Sinnvoll ist?


      Ich merke das mein Rüde dabei ist zu erblinden. Gleichzeitig entwickelt sich sein Geruchssinn, den er eh sehr stark ausgeprägt hat als Jagdhund noch weiter. ZB. heute: Plötzlich wurd er ganz aufgeregt und hielt die Nase in die Luft, ich konnte von weitem sehen das sein Hundefeind Nr.1 etwa 200m von uns entfernt war. Gesehn hat mein Rüde es nicht, aber er hatte den Duft in der Nase und wusste genau wo die lang sind und hat in die Richtung geschaut.


      Genauso ist es in der Umgebung im Freilauf, es wird sich an der Nase und an Geruchsspuren Orientiert.


      Wie gut er genau sehen kann hab ich noch nicht testen lassen, aber hab ihn mal abgerufen, er blickte zu mir und genau in dem Moment hoppelte 2m vor ihm ein Hase in sicherheit. Hätte er 2m vor dem Hasen eigentlich sehen müssen, ist aber nur nach Geruch gegangen und damit war der Hase trotz der 2m unsichtbar.


      Mein Ex Freund erzählte mir sogar oft, das er vor Stangen, oder Wände läuft. Das tut er bei mir garnicht! Weil ich wohl einfach mehr drauf achte und feinere Signale über die Leine gebe. Oder er sich an meinem Geruch mehr Orientiert.

    • Denke das mit dem "nicht ansprechen" kommt ganz auf die Situation an.. Wenn der Hund Angst hat dann würd ich ihm in dem Moment nicht noch gut zureden sondern weitergehen.. sobald ich ihm zured wird er ja in seinem Tun bestätigt..
      Hab ich bei meinem Hund fast immer so gehandhabt und er hat sich supertoll entwickelt. :)
      Allerdings ist das denk ich auch wiederum von Hund zu Hund unterschiedlich.. meiner ist rein von der Rasse her schon nicht so der ängstliche Typ.. Typisch Berner eben :D


      sithi: Da hast du vollkommen recht.. Blinde Hunde können sich super einprägen wo etwas steht, wo eine Stufe, ein Hindernis kommt usw..
      Wenn ich schon bei Freunden war und er war vorher noch nie in der Wohnung/in dem Haus hat er sich ziemlich schnell orientieren können und gemerkt wo er entlang laufen muss oder wo er die Beine heben muss.
      Durch die Selbstsicherheit die er auch im Alltag mit sich bringt glauben eben auch viele Leute dass der ja durchaus etwas sieht. Oder er geht um irgendwas rum usw...
      ganz extrem ist es natürlich wenn er jemanden anschaut der mit ihm redet. Da kommt dann meist die Aussage "der schaut mich doch grad an" ;) Er schaut eben mit den Ohren :)


      acidsmile: Was hast du für einen Hund und wie alt ist er?
      Du wirst sehen dass er sich super zurechtfinden wird.. Das Hauptproblem was wir Menschen haben ist wohl dass wir alles zu sehr vermenschlichen und die Tiere damit besser zurechtkommen als man denkt.

    • Hatte mal ein Video von einem blinden Hund gesehen, der Ball gespielt hat... war schon sehr fasznierend. Denke auch, das uns Menschen das schlimmer vorkommt, als es für den Hund tatsächlich ist.



      Könnte man, dem menschlichen Bedürfnis dem Hund Sicherheit zu bieten, nicht auch einem blinden Hund sowas wie 'weiter' beibringen? Und das eben auch für Situationen nehmen, wo er aus Unsicherheit stehen bleibt... dann bestätigt man ihn doch eigentlich nicht, denn er kennt ja das 'weiter' einfach als schlichtes 'komm weiter, stehen bleiben ist jetz nicht'.

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