Abgang aus einem Pool
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Zitat
Liebe(r) Windi, liebe(r) Naijra,
zunächst mal ein Beispiel zum Pool auf dem Trail aus einem Realeinsatz:
Schizophrene Person entfernt sich aus einer psychiatrischen Einrichtung, läuft ca. 1 km bis zu einer ehemaligen Kieskuhle mit kleinem See und rastet dort mehrere Stunden, geht dann weiter ca. 2 Km bis zu einer Bahnstation, fährt dann 10 km mit der Bahn, wird später dort in der Nähe aufgegriffen.
Welche dieser Informationen liegen dir vor, wenn du mit deinem Hund startest? Hast du diese "Stationen" nur gelistet, damit wir ein Bild über den Gesamtverlauf der Trail bekommen oder hast du die Info erhalten, dass die VP sich mehrere Stunden am See aufgehalten hat? Dies sind wesentliche Informationen und wenn ich weiß, dass die VP in der Kieskuhle war, brauche ich den Hund nicht vom Altersheim bis zur Grube schon zu verheizen.
Als wir am Einsatzort eintreffen, sind bereits 4 Mantrailer samt Hunden in der Kieskuhle "verreckt" und haben dort die Spur verloren. Nach der Einsatzbesprechung führe ich Google in die Kieskuhle, weil ich weiß, seine Nase hat eine große Reichweite und er kann mir einen Hinweis auf den möglichen Ausgang liefern. Tatsächlich geht er auf einen Trampelpfad, geht diesen bis 5 m vor der Kante der Kuhle und wieder zurück. Das Ganze zwei Mal. Alle Trailer bestätigen mir auf Nachfrage, ihre Hunde hätten auch an anderen Stellen der Kieskuhle dieses Verhalten gezeigt.
Wenn doch alle Hunde dieses Verhalten gezeigt haben, warum setzt man den Hund nicht ausserhalb der Grube an? Wenn mehrere Abgänge sichtbar vorhanden sind, dann kann ich diese abchecken, wobei man sehr darauf achten muss, dass der Hund nicht dem Trampelpfad folgt, sondern tatsächlich eine Spur hat. Die meisten Hunde nehmen einen Pfad an und laufen diesen, obwohl die eigentliche Trail mitunter anders verläuft. Wenn schon 4 Mantrailer in der Kiesgrube "verreckt" sind (deine Worte!!), dann spricht das nicht unbedingt für deren Qualität
Zum Glück hatte ich einen Workshop bei Jörg Weiß von Mantrailing Quality besucht, wo ein ähnliches Beispiel im Bereich Pool und Geruchsabriss genannt und beschrieben wurde. Also: Hund kurz umgeschnallt, in Verlängerung des Trampelpfades aus der Senke über die Kuppe geführt, wieder umgeschnallt, Kommando "Such weiter !", ohne ihn in die Senke zurück zu lassen.
Umschnallen eines Hundes sollte eigentlich dann erfolgen, wenn der Hund sich komplett verfranzt hat und sich selbständig nicht mehr auf die Spur zurückfindet. Man schnallt den Hund dann um und führt ihn normalerweise an den letzten Punkt zurück, wo man sich noch sicher ist, dass der Hund bis dorthin korrekt gearbeitet hat. Deswegen ist es für den Mantrailer überlebenswichtig, dass er seinen Hund lesen kann. Erkennt der Mantrailer nicht, was sein Hund vor ihm da gerade anzeigt, sind Probleme vorprogrammiert.
Ergebnis: Der Hund verlässt die Grube und verfolgt die Spur einen Trampelpfad entlang auf eine Straße bis zum Bahnhof (was im nachhinein richtig war).
Fortsetzung folgt.
Grüße
Geronimo
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Liebe Windi,
1. Die Informationen hatte ich natürlich nicht vorab, sondern die haben sich hinterher ergeben. Ich bin zur Kuhle gefahren, weil der Weg bis dahin laut Einsatzleitung sicher gefunden war und dies als Ansatzort benannt wurde.
2. Bezüglich der Qualität der Mantrailer stimme ich Dir zu. War schon eine harte Nummer.
3. Ich habe meinen Hund in die Grube geführt, weil ich ihn genau kenne und genau weiß, was er kann und was nicht. Und - weil ich ehrlich gesagt, den Aussagen der "verreckten" Mantrailer nicht getraut habe. Ich wusste aber vorher, dass ich Google auf jeden Fall auch außerhalb der Kuhle ansetzen werde.
4. Das Umschnallen des Hundes macht meinem Bluthund überhaupt nichts aus; das mache ich auch, wenn der Hund zwischendurch getränkt wird oder, wenn ich bei schwierigen Trails mich zwischendurch mit meinem Helfer austausche; für Google heißt das, kurze Pause, und er arbeitet während der Zeit mit seiner Nase weiter; schnalle ich ihn danach um und sage "Such weiter !", geht der Hund sofort in den Suchstatus über. Da braucht es auch nicht so einen Unsinn wie Rescent o.ä.Freundliche Grüße
Geronimo
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Hallo,
ja das mit Punkt 1 hatte ich mir schon gedacht - anders hätte es für mich auch keinen Sinn gemacht ;-)
Das mit Punkt 2 ist so eine Sache.....ich traile ja nunmehr über 4 Jahre und in dieser Zeit hat man so einiges gesehen und selbst erfahren. So war ein großer Fehler bei uns gewesen, dass wir unsere VP immer schön brav den vorgegebenen Wegen und Strassen entlanggeführt haben.
Als wir dann irgendwann einmal auf die Idee kamen, einen a-typischen Abgang zu legen, hatten die Hunde plötzlich Probleme, vom eigentlichen Weg abzugehen.
Deswegen finde ich es sehr wichtig, dass man auch immer wieder grossere Flächen einbaut, die der Hund ausarbeiten muss, wo er sich nicht auf Wegführungen verlassen kann und wirklich der Spur folgen muss. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Hunde in der Kieskuhle genau vor diesem Problem standen. Hinzu kommt dann noch die Poolbildung, da sich die VP hier länger aufgehalten hat. Hier den richtigen Abgang zu finden, ist schon eine erhebliche Schwierigkeit für den Hund.
Apropos grössere Fläche.....so wie es derzeit ausschaut, werde ich am WE wohl eine wirklich schön grosse Fläche bekommen. Unser Trainer scheint sich das Gebiet Bonner Rheinaue auserkoren zu haben....man darf gespannt sein ;-)
PS: im übrigen.......lieber Windi
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Die Kuhle ist für mich ein Klassiker zur Verdeutlichung, dass auch der Hundeführer seine Fähigkeiten einbringen muß, wenn man zum Erfolg kommen will. Der Aufenthalt der ZP in der Kuhle war klar. Vielleicht findet der Hund da nicht selbständig den Abgang. "Verrecken" muß ich ihn da aber nicht lassen. Vielmehr ist für mich klar, dass ich mit dem Hund außerhalb der Kuhle alle möglichen Abgänge checken muss. Und wenn da Senken und Kuppen sind, dann kann das durchaus auch bedeuten, dass ich sehr weiträumig arbeiten muß, bis der Hund den richtigen Abgang findet. Eine wirklich große Herausforderung. Kompliment, dass Du die Situation mit Google gemeistert hast!
Wir trainieren übrigens schon sehr früh mit allerlei Kontaminierungen an der Spur und auch am Geruchsartikel sowie mit Pools. Offene Abgänge gehören schon bei den Anfängern zum Standardtraining. Lustigerweise habe ich schon Vorwürfe von Ernstfall-Mantrailern bekommen, wie "schlampig" ich beim Spurenlegen oder im Umgang mit dem GA sei. Dabei dachte ich früher immer, gerade die trainieren auch solche Schwierigkeiten. Meine Hobby-Mantrailer kommen damit klar.
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Liebe Fories,
wenn ich mal dass zusammen fasse, was bisher gekommen ist:
1. Die Grundstrategie im Pool ist: Entweder den (Such -) Kreis größer machen (fast immer) oder ihn kleiner machen (habe ich gelernt bei Jörg Weiß von mantrailing quality) und dabei die Körpersprache und das Suchverhalten des Hundes beobachten (habe ich gelernt bei Chris Boysen von mantrailing unit).
2. Wie Du den Kreis größer machst, hängt ab von der Suchsituation: Bei Kreuzungen und z.B. Geruchsabriss entweder "Four Corners" nach der (ansonsten unsäglichen) Freifrau (allen Rettungshunde - Mantrailern hinlänglich bekannt) mit Hineinführen oder (z.B. bei Bluthunden) Hineinkreisen, oder bei Pools in Senken mit kurz Umschnallen und über das Hindernis hinausführen, umschnallen und Befehl "Such weiter", dabei immer Beobachten der Körpersprache des Hundes und Spüren des Leinenzuges. Ansonsten den Hund ansetzen, der die größte Erfahrung und Sicherheit in der Suche und die größte Nasen - Reichweite hat.
3. Den Suchkreis kleiner machen habe ich bislang nur zwei Mal (im Training) erlebt: Einmal saß die Person in einer im Boden versenkten Betonröhre in der Mitte eines großen Platzes (Endpunkt der Suche), ein anderes Mal in einer Kasematte eines Wohnhauses auf einer Hauptverkehrsstraße (Endpunkt der Suche); die Suchhunde zeigten deutlich die Grenzen des Pools an, fanden aber keinen Ausgang (Logisch !).Freundliche Grüße
Geronimo
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Kleiner machen aber nur, wenn die Möglichkeit besteht, dass die Person dort irgendwo ist, oder? Kenne ich z.B. auch bei Personen auf Gittertreppen, Bäumen etc. Meinst Du diese Situationen?
Bei der Kieskuhle bin ich davon ausgegangen, dass es klar war, dass die Person sich von dort entfernt haben mußte. Oder war das gar nicht sicher?
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Liebe Corinna,
zu I: Kann man so sagen. Das Verhalten der Hunde ist ähnlich, nur, dass die Person im von mir genannten letzten beispiel unter Erdbodenhöhe versteckt war (Beispiel: Betonröhre, Kasematte.
Zu II: Zum Beispiel mit Pool in der Senke (gesuchte schizophrene Person): Mir war sehr schnell angesichts eigener Überlegungen und Schlüssen aus der Suchsituation und dem Verhalten meines Hundes klar, dass die Person den Pool verlassen haben musste, anderen Beteiligten überhaupt nicht. Im Nachhinein hat sich meine Vermutung bewahrheitet.
Grüße
Geronimo
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