Hundetherapeut empfiehlt Abgabe

  • Ich habe den Thread jetzt erst entdeckt und alles nachgelesen. Ich freue mich sehr für euch, dass ihr eine so gute Lösung gefunden habt, Hut ab vor eurer Entscheidung für Ludo. Ich habe selten jemanden so reflektiert und ehrlich erlebt. =) Aber ich muss mich der Frage anschließen. Was meinst du mit "eure Schuld"? Waren eure Fehler in der Erziehung so massiv? Das kann ich mir nachdem ich alles gelesen habe gar nicht vorstellen? Also das es nur daran liegen soll meine ich. Ich hätte jetzt eher gedacht, dass ihr einfach nicht die richtigen Menschen für diesen Hund wart und er einfach eine andere Erziehung und ein anderes Umfeld braucht als ihr es ihm geben konntet und da finde doch, dass seine Herkunft auch einen großen Anteil daran hat. Ich finde ihr habt so viel für ihn getan. Euer Fehler war die unbedachte Anschaffung eines Welpen einer nicht einfachen Rasse und mit einem überaus miesen Start ins Leben. Ich glaube an diesem Hund wäre viele Halter und nicht nur Ersthundehalter "gescheitert". Aber ihr habt Trainer nicht mehr aufgesucht, die in euren Augen nicht geeignet waren weil sie mit aversiven Methoden gearbeitet haben, ihr habt eine spezialisierte Trainerin um Hilfe gebeten, positiv mit ihm gearbeitet und euch so sehr für den Hund eingesetzt. Ihr habt euch mit ihm übernommen aber auch verantwortungsvoll dafür gesorgt, dass er in gute Hände kommt. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie schwer euch diese Entscheidung trotz allem gefallen sein muss. :verzweifelt:


    Was mich sehr interessieren würde: Weißt du wie mit Ludo gearbeitet wurde bzw. wird? Es scheint ja in seinem neuen Zuhause recht gut zu laufen?


    Ich wünsche euch alles gute und irgendwie hoffe ich auch, dass auch du deine Angst wieder überwinden kannst und irgendwann nochmal ein Hund bei euch einziehen wird wenn die Kinder größer sind. Es gibt doch so viele unkomplizierte, nette Hunde für die ihr genau die richtigen Menschen sein könntet. =)

  • Ich sag da mal nix zu, auch zu den Aussagen, welche die durchaus kompetente Positiv Trainerin gesagt haben soll


    ...die unendlichen Weiten des Internets und so...

  • Hallo Lina,
    Schön das du dich hier wieder meldest.
    Ich habe ja damals sehr mitgelitten und durfte Ludo auch kennen lernen. Ich war mit ihm spazieren und er war wirklich nicht einfach. Aber Norman hat ihm sehr gut getan und jetzt geht es ihm gut. Ich habe ihn vor einem Jahr mal wieder gesehen und er wirkte sehr zufrieden.
    Ich bin froh, das ihr damals so entschieden habt. Das war das Beste für euch und Ludo.
    Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und freue mich, dass ihr glücklich seid.

  • Ich hab jetzt alle 25 Seiten lang mitgefiebert und mitgelitten und dann erst gesehen daß der Thread schon 3 Jahre alt ist.


    Aber der Grund warum ich so daran hängengeblieben bin ist, daß mir der Hund und seine Geschichte erschreckend bekannt vorkommt.
    In unserer Nachbarschaft gibt es auch einen Harzer Fuchs - Labrador Mix der aus so einer Welpenstube kommt.
    Die Leute haben sich den aber nicht aus Mitleid geholt und gedacht sie wissen was auf sie zukommt. Aber mit soviel Arbeit hatten sie damals auch nicht gerechnet.


    Es hat Jahre gedauert und dauert noch und der Hund hat immer noch einige Baustellen.


    Aber schön, daß sich so viele Leute so engagieren.
    Alles Gute für Ludo, seine ehemalige Familie und seine neue Familie.

  • "Schuld" haben die Vorbesitzer trotz allerbester Absichten insofern, als dass sie den Hund in ein Umfeld gezwungen haben, für das er nicht gemacht ist, und dann versucht haben, an seinem Verhalten herumzudoktern.


    Flying-paws hat hier mal einen sehr klugen Satz geschrieben, mit dem ich immer wieder gerne um mich schmeiße:


    "Die Genetik kann man nicht betrügen."


    Will sagen: Das, was der Hund an genetischem Rüstzeug mitbekommen hat, sucht sich irgendwie einen Weg.


    Altdeutsche sind im Normalfall enorm leistungsbereite, mental starke, eigenständige und kompromisslos durchsetzungsfähige Hunde mit einer gehörigen Portion Wach- und Schutztrieb, die darauf selektiert wurden, Hunderte von Schafen - und im Falle von Füchsen auch Kühen - im freien Gelände beim Weiden und Ziehen unter Kontrolle zu halten, und wenn keine Schafe da sind, die versuchen, außerhalb des ihnen zugewiesenen Bereichs zu fressen, denkt sich der Hund halt andere Regelübertretungen aus und maßregelt z. B. den Mann... nur mal so als ein Beispiel von vielen...


    Setzt man so einen Hund in ein Lebensumfeld, in dem nichts von dem, was er an Arbeitsverhalten mitbringt, erwünscht ist, muss man dieses Verhalten schon sehr genau kennen und es durch Anbieten von sinnvollen Alternativen kanalisieren können; über Erziehung alleine bekommt man es nicht in den Griff.


    Es reicht nicht, um es plump auszudrücken, einen Hund zu "retten", ihn ganz doll lieb zu haben und nur positiv mit Hilfe "kompetenter" Trainer zu erziehen, irgendwo müssen auch passende Lebensumstände da sein - und das war hier halt nicht der Fall.... und nimmt man dazu noch eine evtl. suboptimale Prägung in den ersten Lebenswochen, hat man alle Zutaten für eine Katastrophe.


    Und vermittelbar ist der Hund wahrscheinlich deswegen nicht mehr, weil er zu lange Gelegenheit hatte, unerwünschte (und wahrscheinlich z. T. auch gefährliche) Verhaltensweisen zu entwickeln. Für seinen eigentlichen Verwendungszweck dürfte er auch nicht mehr geeignet sein, weil er sozusagen in die falsche Richtung gewachsen ist, d. h. er hat gelernt, sein Mütchen an Menschen und nicht an Tieren zu kühlen.


    Ich möchte diesen Beitrag bitte nicht als Vorwurf verstanden wissen, denn ich finde es sehr wichtig, auch solche Threads zu lesen (und es gehört Mut dazu, über sein Scheitern zu schreiben!), weil sie das Trugbild von der allumfassenden Prägung durch die Haltung wieder gerade rücken.


    Caterina

  • @Cattledogfan: Ich kenne Ludo (er lebt hier im Nachbarort) und kann versichern, dass es ihm mittlerweile gut geht, er sich super entwickelt hat und nichts mehr an irgendwem auslässt. Er wird seiner Rasse entsprechend gehalten und macht einen sehr ausgeglichenen zufriedenen Eindruck.
    Für ihn war es noch nicht zu spät und ich finde Lina hatte damals genau die richtige Entscheidung getroffen. Das sie Fehler gemacht hat weiss sie sehr gut, dass wurde ihr auch gesagt.

  • Hallo Labradora,


    danke, so etwas liest man gerne!


    Ich hatte die letzten Beiträge so verstanden, dass der Hund noch irgendwo im Tierheimumfeld auf einer Dauerpflegestelle geparkt ist, da ich "Spreng" gelesen hatte, und das ist meines Wissens das Tierheim.


    Wie gesagt, ich finde diesen Thread hier sehr, sehr sinnvoll, unbekannterweise vielen Dank an Lina für ihre Ehrlichkeit und Offenheit, denn wie oft werden unter "Überlegungen vor dem Kauf" Beiträge zur Anschaffung von sog. Arbeitsrassen eröffnet, in nicht wenigen Fällen von Leuten mit wenig bis gar keiner Hundeerfahrung, und nach vielen Bedenkenträgern findet sich dann immer irgendeiner, der es doch irgendwie hinbekommen hat.


    Aber die 360°-Perspektive umfasst halt auch solche - fast möchte man sagen: tragischen - Kombinationen von Mensch & Hund.


    Schön, dass die Geschichte so ein versöhnliches Ende gefunden hat.


    Caterina

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