Stresslevel gesenkt?

  • Guten Morgen zusammen,


    ich habe ein Anliegen, wo ich gar nicht mal so sicher bin, ob man das so überhaupt beantworten kann…
    Aber ich schreibe es mal nieder.
    Es geht um
    Guinness, Flat Coated Retriever, 2009 geboren, intact, seit er 8Wochen alt ist bei mir


    Von Anfang an wurde das alleine bleiben geübt und es hat das erste halbe Jahr relativ gut funktioniert.
    Dann bekam ich einen neuen Job (völlig unerwartet, beim alten hätte ich ihn auch mitnehmen können) und ich war lange ausser Haus.
    Länger als es mir lieb ist und teilweise auch so lange, das es wirklich eine enorme Zumutung für den damals noch jungen Hund war.
    Und ich gehe davon aus, das die täglichen vielen vielen Stunden allein daheim auch mit Schuld daran sind, das ich seit Dezember 2009 ein enormes Problem mit ihm habe:
    Er bleibt super schlecht allein daheim bzw. eigentlich gar nicht…


    Von Löchern in den Wänden, bis stundenlange dauer Belästigung durch lautes bellen hat er alles durch.


    Möbel hat er Gott sei Dank nie kaputt gemacht, höchstens mal Gegenstände die ich ausversehen habe rum liegen lassen


    Ich habe sämtliche Methoden des Alleine bleiben übens durch gemacht, Trainer im Haus gehabt… aber nichts half…
    Sobald ich das Haus/Raum verlasse ist er sofort auf 180 und dreht durch.
    Selbst wenn andere Personen (auch die er gut kennt) hat er so reagiert…. Ich bin weg und der Hund drehte durch.


    In der alten Wohnung sehen die Türen daher eher aus als wäre da ein Hund qualvoll drin verhungert, anstatt lieber Retriever die sich hier wohl fühlen..


    Nach über einem Jahr Training mit vielen Rückschlägen, hochs und tiefs hatte ich ihn dann soweit, das er zumindest soweit alleine bleiben konnte, das er nur sehr selten und dann auch nicht durch gebellt hat (zwischen zeitlich hat sich meine Arbeitszeit dann auch soweit geändert, das er täglich nur noch halb so lange alleine bleiben musste) und auch die Türen in Frieden lies.


    Nun bin ich ende des Jahres umgezogen und es ging gerade wieder von vorne los…
    Bellen, Kratzen, etc…


    Nun hab ich Gott sei Dank ganz ganz liebe und tolle Kollegen und Guinness kommt nun mit ins Büro…
    Am Anfang war er typsich Guinness aufgedreht und aufgeregt, konnte nur mit Mühe auf der Decke liegen bleiben und wenn ich den Raum verlassen habe, gab es leises gewimmer…


    Das hat sich nun soweit eingespielt, das er ruhig liegen bleibt während der Arbeitszeit und auch den Raum kann ich verlassen ohne Gewimmer, aber er hält die Tür genau im Auge, aber das ist ja auch ok so…


    Nun mache ich mir seit Anfang der Woche Sorgen…
    Sowohl im Büro, als auch zu Hause, liegt er sofort auf seiner Decke und schläft…
    Das heißt er schläft die 6 Stunden im Büro durch und daheim dauerhaft….
    Sobald es raus geht, ist er wie ich ihn kenne, voll daheim und ist nur am rennen und toben und freut sich seines Lebens…


    So wie er jetzt ist, ist es wie ein Hund sein sollte!
    Schläft im Büro und daheim und sobald es Aktion gibt, macht er auch Aktion


    Selbst das Allein Bleibe Training funktioniert recht gut und ich kann sogar mit meiner Labbi Hündin kleine 15min Runden drehen ohne das er gleich Panik schiebt und höchstens mal durch die Wohnung läuft, aber das ist ja auch ok.


    Erst habe ich mir Sorgen gemacht, ob Krankheitsbedingt was im Busch sein könnte.
    Jetzt überlege ich, ob es evtl. sein kann das er sich jetzt endlich anfängt zu normalisieren und zu entspannen?
    Und sein ganzer Stress den er so die ganzen Jahre angesammelt hat (für ihn waren das wirklich keine leichten Jahre und ich definitiv viel viel viel zu lange außer Haus) nun endlich von ihm abfällt und er ein normales Hundeleben führen kann?


    Ist das möglich?
    Klingt vielleicht blöd, das ich mir über so ein Verhalten bei einem Hund, was ja eigentlich auch gewünscht ist Gedanken mache, aber es ist eigentlich schon Guinness untypisch, wobei es mir so super gut gefällt, er ist draußen auch viel Aufmerksamer und auch bei der Dummy Arbeit viel viel konzentrierter und klarer im Kopf, als er es die letzten Jahre war.


    Ich hoffe nun, das dieser Zustand weiter so anhält, denn es tut mir gut (für mich war das nervlich auch nicht sehr angenehm… einen Hund zu haben dem es nicht gut geht) und es ist schön ihn so entspannt zu sehen, einen lockeren Hund ohne sofortige Anspannung wenn ich mich bewege und der nicht gleich aufspringt, nur weil ich zur Türe gehe….

  • Nein,


    das klingt wirklich nicht blöde.


    Es ist so, daß der Streßhaushalt im Körper relativ schnell aufgebaut wird, wenn ein Reiz, ein Auslöser vorhanden ist.
    Es dauert tatsächlich einige Tage, wenn nicht sogar einige Wochen, bis sich der Körper wieder davon "beruhigt" hat, und der Pegel auf Normalzustand ist.
    Schwieriger wird es dann, wenn der Körper sich nicht wieder beruhigen "darf", sondern weiterhin in irgendeiner Art und Weise "geputscht" wird.


    Solange der Körper sich im Streßzustand befindet, findet kein Lernen statt.
    Auch das ist bekannt.
    Ist auch irgendwo logisch. Solange man aufgedreht ist, hört man entweder nichts, oder nur die Hälfte, und auch das wird nicht so gut erfaßt werden können. Wie soll das dann auch (richtig) verstanden werden?


    Aus diesem Grund wird auch gerne empfohlen, wenn man schon einen aufgedrehten Hund, oder einen aufgekratzten Welpen hat, diesem erst einmal ein paar Tage Ruhe zu gönnen, wo dann, außer dem Nötigsten (kurze Pinkelstrecke, Fressen), wirklich sonst nichts mehr mit dem Hund "getan" wird.
    Auch keine körperliche oder geistige Auslastung. Denn diese putschen zusätzlich.


    Hört sich im ersten Moment mal "falsch" an, da der Hund dann irgendwie nicht ausgelastet wird.
    Oft wird man in der Meinung auch bestätigt, daß nach einem Marathonspaziergang der Hund erst "müde" ist und pennt. Was man ja sonst vorher nicht gehabt hatte.
    Aber tatsächlich ist oft das Gegenteil der Fall.


    Mehr Ruhe reinbringen, und dann beruhigt sich der Hund mit der Zeit auch.
    Natürlich kann es am Anfang recht "schlimmer" werden. Vor allem dann, weil der Hund es auch nicht anders kennt, und "Probleme" mit hat, sich auf die Veränderung einzustellen.
    Aber, wenn diese "Hürde" geknackt ist, dann sollte es weiter gehen.



    Schöne Grüße noch
    SheltiePower

  • Danke für deine Antwort.
    Das leuchtet auch alles ziemlich ein.
    Mich verwundert jetzt nur, das ich bei Guinness über die Jahre schlechte Erfahrungen gemacht habe, wenn er Wochenlang mal nur „Ruhe“ hatte.
    Was natürlich auch dadurch ausgelöst sein könnte, das er zwar Ruhe in Form von keine langen Spaziergänge und Co hatte, aber dennoch den negaitven Reiz des langen alleine bleibens…


    Im Moment bin ich sehr überrascht über die Form seines aktuellen Gemütszustandes…
    Gerade kam ne Kollegin stellte sich neben den Schreibtisch und unterhielt sich mit mir: er bleibt weiter liegen….
    Noch vor ein paar Tagen hätte er wie irre an der leine gezerrt hauptsache hin zu der Kollegin (gut das macht er auch heute noch bei 3-4 Kollegen die ihn aber auch immer pushen)
    Wenn wir gassi gehen, egal was wir für ne Aktion machen und wie hoch gedreht er ist, wir kommen heim, er legt sich hin und dann liegt er bis ich ihn rufe.


    Ich find es ja genial, so wie es im Moment ist 
    Und hoffe, das es so bleibt bzw. wir das nun auch weiter ausbauen können *hoff*

  • Glückwunsch!
    Es freut mich für euch beide, dass euer Leben sich so entstresst hat.
    Zusätzlich zu dem was SheltiePower zum Thema Stress geschrieben hat, könnte ich mir auch vorstellen, dass du auf der Arbeit zu 100% Ruhe eingefordert hast, wahrend es zu Hause evtl etwas weniger konsequent zuging.
    Dazu kam natürlich noch die negative Erwartungshaltung, dass du ihn jederzeit verlassen könntet, die jetzt ja wegfällt.
    So kann er sich Zuhause hinchilln und muss nicht nach Zeichen für "Frauchen macht sich fertig und geht" Ausschau halten.

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