Hilflos, ratlos, verzweifelt

  • Zitat

    Bei dem Hund meines Bekannten war das Problem die qälende Übelkeit durch das Organversagen die schwer zu beherrschen war. Er war gewillst den Tierarzt kommen zu lassen sobald er merkt der Hund mag wirklich nicht mehr, der Lauf der Dinge hat ihm die Entschdeidung dann abgenommen, ein Schub im Morgengrauen, innere Blutungen und Versagen der Organe und innerhalb einer halben Stunde ist der Hund natürlicherweise relativ friedlich "in seinen Armen" gestorben und er fand im Nachhinein daß das genau "richtig" und stimmig war.
    Ich denke wenn das Tier noch mit dir kuscheln will und das geniesst hat es noch den Willen am Leben teilzunehmen und warum sollte man einem Tier nicht einen natürlichen Tod "gönnen" wenn dieser einigermassen schmerzfrei gestaltet werden kann.


    Und genau das reicht mir nicht.


    Meine Tiere sterben nicht "relativ" friedlich, sie sterben friedlich.


    Sie sterben nicht "einigermaßen" schmerzfrei, sondern schmerzfrei.


    Nichts anderes haben sie verdient und daher werde ich nicht feige warten, bis meine Tiere an inneren Blutungen oder Organversagen krepieren. Auch in meinem Arm ist das keine Option.


    Gaby und ihre schweren Jungs

  • Danke Gaby! Ich sehe das wie du, habe nur die richtigen Worte nicht gefunden.


    Meine Bibi hatte Durchfall, 1 Nacht lang und am nächsten Tag auch noch. Sie schien keine Schmerzen zu haben. Am Morgen machte ich einen Termin beim TA aus. Kurz vor dem Termin lag mein Hund, nachdem sie eine dunkelrote Blutlache abgesetzt hatte, matt im Zimmer in der dunkelsten Ecke. Ich schnappte sie, wir fuhren so schnell wir konnten, zum TA. Es war alles zu spät :( : Obwohl sie scheinbar keine Schmerzen hatte, der Arzt nicht mal mehr eine Vene im Vorderbein fand und es sicher "nur" noch 10 - 20 min gedauert hätte, bis meine Bibi von allein gestorben wäre, bestand ich darauf, sie einzuschläfern. NIEMALS hätte ich das unterlassen und gewartet, bis sie von selbst geht.

  • Das sehe ich auch so!
    Wir wollten bei unserem Hund auch nicht warten bis er sichtlich leidet und darum bettelt erlöst zu werden.
    Die Ärzte in der Tierklinik wollten ihn sogar noch früher einschläfern, aber da brauchte ich noch Zeit, um Abschied zu nehmen. Er hatte noch ein paar schöne Wochen, aber dann war es einfach soweit.
    Das war im November und ich vermisse ihn immer noch!



  • Und was willst du machen wenn es zu einer plötzlichen Krise kommt. Präventiv einschläfern wenn es zB heute nacht (aber auch erst in zwei Wochen) dazu kommen KÖNNTE? Aber vieleicht auch erst nächste Woche und das Tier will noch leben?


    Dann müsstest du ja jedes kranke Tier sofort einschläfern lassen sobald klar ist daß jederzeit eine "terminale Krise" kommen könnte, selbst wenn es noch Lebenswillen zeigt. 'Bei Tumoren kann das auch passieren, willst du jedes Tier mit nicht heilbarem Krebs einschläfern?


    Und was machst du wenn das mitten in der Nacht passiert, daß es mit dem Tier rapide bergab geht? Ein Gewehr bzw einen Jäger wirst du nicht zur Hand haben, oder?


    Ein natürlicher Tod ist nicht "schön" anzusehen. Ich denke deine Haltung kommt eher daher weil DU das nicht aushalten kannst. Kämst du auch auf die Idee deine Oma einschläfern zu lassen nur weil sie unheilbar krank und bettlägrig ist?

  • Ich sammel mich lieber erst bevor ich antworte. Nur eins ganz kurz. Du scheinst generell ein Problem mit der Einschlaeferung zu haben und nimmst statt dessen lieber billigend unnoetiges Leiden in Kauf ...Mehr spaeter oder lieber morgen.


    *using Tapatalk*

  • Zitat

    Präventiv einschläfern wenn es zB heute nacht (aber auch erst in zwei Wochen) dazu kommen KÖNNTE? Aber vieleicht auch erst nächste Woche und das Tier will noch leben?
    (...)
    Ein natürlicher Tod ist nicht "schön" anzusehen. Ich denke deine Haltung kommt eher daher weil DU das nicht aushalten kannst. Kämst du auch auf die Idee deine Oma einschläfern zu lassen nur weil sie unheilbar krank und bettlägrig ist?


    Nur ganz kurz dazu, war ja bisher eher stille Mitleserin.


    zu 1) Ein Tier weiß nicht, dass es sterben wird, wenn es durch die Spritze einschläft. Tiere können (nach unserem derzeitigen Wissensstand) nicht an die Zukunft denken und unterscheiden nicht zwischen einer Kanüle, mit der ihnen Blut abgenommen wird von einer, durch die ein Narkosemittel kommt. Und bevor mein Hund an einem Tumordurchbruch innerlich verblutet, lass ich lieber ein paar Tage "zu früh" einschläfern, ja. Bei meiner FIP-Katze haben wir drei Tage zu lange gewartet, und ich bereue das heute noch.


    zu 2) Ja, hätte ich gerne getan. Und sie hat die letzten drei Lebensjahre am Ende jedes Besuchs im Heim gesagt "Ach, wenn ich doch sterben könnte." Sterbehilfe bei Menschen ist ein hochkontroverses und sehr persönliches Thema, und ich würde die beiden Themen nicht vermischt sehen wollen.

  • Mit dem, was ich nun schreibe, möchte ich nichts bewerten oder verurteilen. Ich respektiere jede Entscheidung und die damit verbundene Einstellung zum Leben. Solange man nicht in der Situation steht oder gestanden hat, glaube ich allerdings inzwischen, dass man gar nicht so recht einschätzen kann, wie man am Ende wirklich reagieren wird.


    Für mich stand natürlich immer fest, dass mein Hund kein Stück leiden soll. Und ich habe Menschen verachtet, die sagten "Mein Schmerz ist so groß, dass ich auf dem letzten Stück nicht dabei sein kann. Ich ertrage es nicht." und ihr Tier dann beim Arzt ablieferten und dort alleine ließen. Tja, inzwischen hab ich so viel Trauer und Zweifel durchlebt, dass es mich regelrecht zermürbt hat und ich hatte tatsächlich selbst Gedanken wie: "Ich frage nun wen, dem ich vertraue, dass er es für mich tut. Ich kann einfach nicht mehr."


    Ich habe nie so recht verstanden, warum man seinen über alles geliebten Hund in einer kalten Tierarztpraxis einschläfern lassen kann. Heute denke ich auch darüber nach. Ich frage mich, was schlimmer ist? Dass ich mit all den letzen Bildern hier in meiner Wohnung weiterleben muss, meine Maus von jemandem fremden zum Einäschern abholen lasse, ich ihren Körper alleine lassen muss, auch, wenn sie nicht mehr darin lebt. Oder ob es nicht doch vielleicht einfacher ist, in die Praxis zu fahren und ohne sie die Praxis wieder zu verlassen.


    Ich denke, ich habe alle Variationen - wie gesagt auch die, die ich immer ablehnte - in Erwägung gezogen. Ich habe mich mit der Frage gequält, ob ich egoistisch bin, was Lebensqualität ist, wo Qual beginnt... wie ich weiterleben kann mit dieser Leere und mir geschworen, nie wieder einen Hund in mein Leben zu lassen, um all das nicht noch einmal erleben zu müssen.


    Ich bin nicht lebensunerfahren, doch diese Entscheidung ist die schwerste, die ich je treffen musste. Dennoch bin ich von einem überzeugt: Altern gehört zum Leben. Demnach ist es ein natürlicher Prozess. Altern ist auch meist mit Schmerzen verbunden, mit Abbau, mit veränderten Bedürfnissen. Ich habe schon Menschen beim Sterben begleitet. Es ist ein Teil unseres Lebens. In der Natur werden kranke und schwache Tiere auch nicht eingeschläfert. Und sie empfinden beim Sterben keine Angst, weil es Natur ist. Angst flößen wir dem Tier ein, weil es unsere Trauer spürt. Es ist ein Kreislauf. Man kann das Sterben und den Tod nicht getrennt vom Leben sehen, nicht ausschließen und damit auch nicht das Leid oder Leiden in jeglicher Form.


    Ich möchte so weit gehen und sagen, dass ich glaube, dass wir Menschen unsere Tiere oft viel zu schnell einschläfern. Und zwar deswegen, weil wir Angst davor haben uns mit dem Leid auseinanderzusetzen. Und das ist auch eine Form von Egoismus. Es bedeutet meist so viel Arbeit und Pflege und auch Kosten und Umstände, wenn ein Tier "immer weniger" wird. Und es tut uns weh, weil es uns mit uns selbst konfrontiert, weil wir Angst davor haben, weil wir uns mit der Endlichkeit nur ansatzweise auseinandersetzen wollen oder können. Wie gesagt, ich beobachte das nur. Ich bewerte es nicht. Wir Menschen entfernen uns immer mehr von allem, was nicht in unser Konzept "Leben" passt. Und der Vergleich eines sterbendes Tieres mit dem eines sterbenden Menschen, hinkt für mich nicht. Denn es geht hier nicht um Wertigkeiten, sondern um das, was wir - Tier und Mensch - gleich haben: Leben und Sterben. Dennoch denke ich, die Aussagen, die oft gemacht werden, dass man einen geliebten leidenden Menschen auch erlösen würde, wenn man könnte, wird viel zu schnell gemacht. Ich behaupte, wenn es ab morgen erlaubt werden würde, würden viele erst mal verstummen.


    Trotz allem spüre ich, dass die Zeit langsam gekommen ist und ich "helfen" muss. Ich weiß noch nicht, wie ich das in Zusammenhang mit all dem, was ich geschrieben habe, bringen kann. Wenn ich die Entscheidung endgültig getroffen und umgesetzt habe, werde ich in eine schreckliche Leere stürzen, weil meine Maus alles so sehr mit Leben ausgefüllt hat .... mich .... mein Leben ... alle Räume in mir und um mich herum. Wir sind einfach immer "eins" gewesen.


  • Mein Herzenshund wäre erstickt. Ersticken ist - meiner Meinung nach - garantiert kein friedlicher Tod.
    Die Aussage der Tierärztin war: Wochen, vielleicht und mit viel Glück Monate. Das war an einem Samstag, im Februar 1999. Dieser Hund war MEIN HERZENSHUND und gerade deshalb habe ich den Termin direkt auf den Mittwoch der Folgewoche gelegt.
    Zufällig war das genau richtig, denn genau an diesem Tag zeigt mir mein Hund, dass er nicht mehr kann und nicht mehr will.
    Dennoch hätte ich auch in Kauf genommen, ihn zu früh zu erlösen und nie riskiert, dass mein Hund zu Hause jämmerlich krepiert, während ich in der Arbeit bin. Und ich würde das auch immer wieder so handhaben.


    Bei unserem alten Hund bestand keine Not und so konnten wir bei ihm den Tag abwarten, an dem er uns sehr deutlich zeigte, dass er nun einfach keine Kraft und keinen Lebenswillen mehr hat. An diesem Tag kam dann auch der Tierarzt zu uns.


    Und so wie bei ihm hoffe ich, dass es auch bei unserer Hundeomi sein wird, die derzeit alterbedingt immer weniger wird, wie man so sagt.

  • ich habe diesen thread eben gefunden und möchte "lilly48" auch ganz viel kraft - und wohl auch mut- zusprechen. der tod gehört zum leben, aber wer weiss schon genau, wie sich die tiere in der freien wildbahn fühlen, wenn sie alleine und verstossen auf den tod warten? wer sagt, dass sie keine angst haben, sich nicht einsam fühlen, "verzweifelt".


    wir menschen sind in der lage, diesen prozess zu verkürzen, aus den besten, "humansten" gründen, und ich finde, das ist dann auch unsere pflicht. in diesem buch "merles tür" beschreit der autor ja, wie er seinen hund langsam in den tod gleiten lässt; ich weiss, dass ich damals auch ganz angetan war. aber ehrlich? all das gerede ist egoistische angst vor eben dieser endgültigen, unumkehrbaren entscheidung. wenn der tod zum leben gehört, dann auch die erlösung. da bin ich- nach hunden und pferden, die ich habe "erlösen" lassen - ganz sicher.


    und ja, mein pferd ist nun 10 jahre tot, und noch immer wache ich mit albträumen auf. feli bald 3 jahre, sie fehlt an jeder ecke. aber da die alternative kein "LEBEN", sondern eine art vegetieren war, war ich es ihnen schuldig. du allein weisst, dass du das auch bist. da helfen auch noch so ausgereifte betrachtungen nichts. leiden muss nicht sein. punkt.

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