Vom Strassenhund zum Partner

  • Hallo Sabrina!
    Ich habe bei meiner Hündin aus Rumänien die Erfahrung gemacht, dass sie beim ersten Kennenlernen eines anderen Hundes skeptisch und etwas misstrauisch war. Wenn der andere dann nicht zu aufdringlich ist und sie nicht abgrenzt, dann ist alles gut. Das ist aber immer besser geworden, weil wir in den letzten drei Jahren von schwierigen Hunden verschont geblieben sind und sie keine schlechten Erfahrungen gemacht hat. Aber ich kann mir das Verhalten gut erklären: Wenn man als Straßenhund einen anderen Straßenhund trifft, dann geht es ja nicht darum, ein bischen durch den Wald zu flitzen, sondern eher darum, wessen Revier/ wessen Fressen/ wessen Rudel es ist -also um Ressourcen-Verteidigung. Mit der kurzen Leine üben wir, andere Hunde zu ignorieren, wenn das andere HH respektieren würden, wäre das auch kein Problem. An der Flexi pöbelt sie, darum nehm ich fast immer die Schleppleine. Jetzt, nach drei Jahren, ist sie so weit, dass sie, wenn ein anderer Hund in Sicht kommt, auch mal schnüffelnd ins Gebüsch geht, in der Hoffnung, der andere geht einfach vorbei (denke ich mal). Aber sonst wartet sie ab, und dann entscheidet einfach die Sympathie. Wenn allerdings mehr als ein Hund im Volltempo auf sie zurasen, dann geht von vornerein nix mehr (es gibt hier so ein paar Spezies). Dann blocke ich sie und mache Theater, damit die Leute ihre Hunde (die wollen nur spielen...) zurückrufen!
    Was sie überhaupt nicht leiden kann, sind Hunde, die brav neben dem Rad herlaufen - weiß der Geier, warum. Wir arbeiten dran!
    Gaby: Lina fehlt auch nix, wenn sie keine anderen Hunde trifft. Über ihren Kumpel freut sie sich, aber ansonsten...findet sie die Menschen meist interessanter :smile: !

  • Meine Senta (ja auch Rumänin) ist da genau gegenteilig drauf: Sie hat auf der Straße gelernt, dass ein anderer Hund entweder ihr Leben oder ihr Futter will (was am Ende ja aufs selbe hinausläuft), daher hatte sie erst mal panische Angst vor allen Hunden, die sie nach dem Motto ausagiert hat: Ich fress dich, bevor du mich fressen kannst, weil ich ganz sicher weiß, dass du mich fressen willst!
    Ich habe ganz viel mit Sicherheit geben gearbeitet, und inzwischen ist sie so weit, dass sie andere Hunde gar nicht interessieren (außer ihre wenigen auserwählten Kumpels), solange sie ihre Individualdistanz respektieren. Tun sie's nicht, kriegen sie deutlich Bescheid gesagt. Daher, Shara, wir sind auch verschrieen, das schwarze Monster und ich. :lol:

  • Einiges kann ich genauso unterschreiben. Hunde, die auf Sammy zugelaufen kommen, wenn er angeleint ist, machen ihm Angst. Es gibt ein paar Hunde, die er wohl einfach nicht versteht. Dann bekommt er Bammel. Anfangs schoss er dann nach vorne. Mittlerweile versteckt er sich hinter uns und sucht Schutz. Das gewachsene Vertrauen hat ihn meilenweit nach vorne gebracht. Ohne Leine hat er überhaupt keine Probleme (ich glaube er weiß, dass er eh schneller ist ;) ). Sind beide an der Leine, marschiert er mittlerweile schnurstracks an pöbelnden Flexleinis vorbei. Ich glaube, das größte Problem bei Straßenhunden ist einfach die Angst und die Unsicherheit. Je mehr Selbstbewusstsein er bekommt, desto entspannter wird Sammy.

  • Danke für eure schnellen Antworten!


    Ich hab bei Hugo nämlich auch das Gefühl, dass er an der Leine einfach unsicher ist (da hat er eh von Anfang an Angst vor gehabt, aber so ganz langsam mit viel Ruhe wird es immer besser) und deswegen rumpöbelt. Das versteh ich auch, kann man sich ja gut vorstellen, dass er sich da eingeengt fühlt.
    Allerdings ist er keineswegs ein Hund, der anderen Hunden aus dem Weg geht oder sich gar versteckt. Er ist ja nen Terrier, ganz nach dem Motto: "Ich hau dir jetzt nen paar, bevor du mir zu nahe kommst, nur zur Sicherheit!" Obwohl das ja auch nicht bei allen so ist, ich weiß auch nicht, bin da doch ein wenig überfordert, weil wir hier ja jeden Tag mehreren fremden Hunden begegnen und ich merke, dass er gestresst ist und ich bins natürlich auch total. Immer nen pöbelnden Hund an der Leine und das hektische Stadt-Umfeld ständig im Blick, das ist anstrengend. Aber wir arbeiten da mit Z&B dran und das scheint das richtige für uns zu sein.


    Allerdings ist es bei Hugo auch offline so, dass er auf manche Hunde "Losgeht", wenn er aufgedreht ist oder irgend eine Ressource verteidigen will z.B. seinen Kumpel. Ach, ich weiß auch nicht, einige Baustellen...


    Wahrscheinlich kommt dann auch noch sein Alter dazu, wo er eh nochmal die "Sau rauslässt" und alles testet. :roll:


    Mensch, ich wäre auch gerne so weit wie ihr, dass er Hunde ignoriert (hat er letzte Woche sogar einmal gemacht, bei einem Rüden, den er kennt und die beiden mögen sich nicht wirklich, man war ich stolz, er ist einfach weiter gegangen) oder Schutz bei mir sucht und nicht "Angriff ist die beste Verteidigung!" Habt ihr ein paar Tipps, wie ihr das euren Hunden vermitteln konntet? Und wie lange hat das bei euch so gedauert?

  • Unsere Maite ist absolut verträglich, egal ob Rüde oder Hündin. Was sie nicht mag, wenn ein Spiel zu wild wird, oder wenn ein Hund direkt auf sie zugeschossen kommt. Da verzieht sie sich lieber. Ansonsten beherrscht sie die Körpersprache perfekt und wir hatten es schon in der Hundeschule, daß sogar aggressivere Hunde ohne Problem direkt neben ihr liegen oder gehen. Ich habe sie jetzt seit gut 2 Jahren, ich habe noch nie einen Knurrer oder ein Bellen bei einem anderen Hund gehabt. Egal ob mit oder ohne Leine. Ich war inzwischen mit ihr auf ein paar Seminaren, auch hier kein Problem. Wir gehen regelmäßig mit 4-6 (teils auch mehr) Hunden Gassi, auch da gabs noch nie eine Streiterei. (3 der anderen Hunde sind auch Südländer)

  • Ob das auch bei Hugo klappt weiß ich nicht, aber Sammy hat es geholfen, dass wir auf uns zustürmende Hunde konsequent abgeblockt haben. Dadurch hat er gemerkt, dass wir ihm Schutz bieten. Gedauert hat das ca. 3-4 Monate.

  • Gipsy, genau so hab ich es bei Senta auch gemacht, und dadurch hat mein Ruf in den örtlichen Wäldern und Feldern erheblich gelitten. War mir aber ziemlich egal. :p

  • Ist ja interessant, dass ihr nicht alle sagt, dass sich eure Hunde mit allem und jedem verstehen und absolut unproblematisch sind. Vor allem, dass es sich früher bei den Hundekontakten eher um "Kämpfe" jeglicher Art ging, ist natürlich sonnenklar, nur habe ich darüber noch nie nachgedacht! :headbash: Vielen Dank für diese Erkenntnis! Wahrscheinlich muss Hugo auch erst mal verstehen, dass er sein Leben nun genießen kann und nicht mehr sofort auf Angriff gehen muss.


    Gipsy und Sunti: habt ihr denn ALLE Hunde zuerst abgeblockt, dann euch mit den HH verständigt und je nachdem den Kontakt zugelassen? Oder gehts hier nur um dreiste, fremde Hunde, die auf euch losgestürmt sind?
    Denn bei seinen Kumpels/Freundinnen oder bekannten Hunden, bei denen alles ganz entspannt läuft, MUSS ich doch nicht zuerst abblocken, oder? Ist wahrscheinlich auch ne blöde Frage, aber trotzdem...


    Das mit dem Abblocken mache ich eh schon, sofern es möglich ist, aber wahrscheinlich muss ich da wrklich noch konsequenter sein, damit er das verstehen und vor allem, sich auf mich verlassen kann! Aber gut, sowas muss natürlich wachsen...

  • Ich möchte ja wirklich gern mal wissen, warum man immer sagt, Straßenhunde seien so ganz besonders sozial...dabei war das, was die auf der Straße mit anderen Hunden erlebt haben, doch einfach mal eher schwierig. In ihrem eigenen Rudel mögen sie sozial sein, sprich: in der Familie - das könnte ich nachvollziehen bzw. ist das bei Linchen so. Aber bei fremden Hunden...völlig verstehbares Misstrauen.
    Das Abblocken war mir am Anfang gar kein Begriff, seit ich das weiß, mache ich das ganz nach Gefühl, je nach Hund, HH, und auch je nach Linchens und meiner Stimmung. Da mein Hündchen momentan eine suppende Wunde hat, verbieten sich die meisten Hundekontakte, und ich habe immer mehr das Gefühl, das Linchen sich auf mich verlässt.

  • Hunde, die frei sind und stürmen werden IMMER geblockt. Ansonsten beobachte ich Sammy. Ist er aufgeschlossen und entspannt, darf er hin, macht er sich steif, gehen wir stoisch vorbei. Leinenkrawallies ignorieren wir auch immer und gehen schnurgerade weiter. Was Sammy anfangs gar nicht verstand, waren Hunde, die vor lauter Freude und Übermut auf ihn zurannten. Gab es wohl auf der Straße nicht.

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