Vom Strassenhund zum Partner

  • Hallo,
    wir haben seit nunmehr fünf Monaten auch so einen kleinen Spanier bei uns. Micky heißt er und ist ein kleiner süßer Mischling, ca. 1 Jahr alt. Bisher klappt alles supi. Er ist total sozialisiert, wir hatten in den fünf Monaten noch nicht eine unangenehme Hundebegegnung. Er hat schon sehr, sehr viel gelernt, Hundeschule haben wir auch schon 10 x besucht. Geht schon super an der Leine, macht "Sitz", "Platz" & "Bleib", gibt "Pfötchen", außer dem Befehl "Aus" klappt alles schon sehr zuverlässig. Meist geht er auch direkt in sein Körbchen, wenn man ihn dort hin schickt. Morgens bleibt er auch schon super brav alleine. Die ersten drei Wochen hatten wir Urlaub & haben speziell das Alleinsein sehr viel geübt. Wir haben eine Kamera aufgestellt, wo wir ihn mit dem Handy sehen können. Und es ist sehr beruhigend zu sehen, wie er dann meist in seinem Körbchen liegt & schläft, bis mittags jemand kommt. Hat zwar eine Zeit lang gedauert, aber das mit der Arbeit ist nun gar kein Thema mehr. Außer wenn wir "außer der Reihe" weggehen, sei es zum Einkaufen oder auch mal so kurz zusammen weg, dann macht er Theater wie am ersten Tag. Aber ich hoffe, dass er das auch noch lernt. Immerhin ist er ja während wir arbeiten sehr, sehr brav. Ansonsten läuft wie gesagt alles super. Mal schauen, ob die Pubertät noch etwas verändert. Aber er ist ja bereits kastriert worden in Spanien, bevor er nach Deutschland kam. Vielleicht wird es dann nicht so wild.
    Ansonsten kann ich nur sagen, dass die "Ausländer" wirklich tolle Hunde sind. Haben jetzt schon einige kennengelernt & bisher nicht viel negatives gehört.
    Viele Grüße :smile:

  • Zitat

    Kristine: Wie habt ihr den Superschlachtruf konditioniert?


    Als Erstes mußt Du Dir ein Kommando überlegen, das im normalen Leben praktisch nicht vorkommt. Ich habe so ein hujujujuj hujujuj hujujuj. Als Zweites brauchst Du Leckerchen, die die Hund sonst NIE bekommt. Da ich barfe waren das bei uns Cesar Dosen, die kann man auch gut mitnehmen. Viele nehmen auch Katzenfutterdosen. Und als Drittes eine Schleppleine.


    Der Anfang ist der Hund an der Schleppleine im eingezäunten Areal (Garten) möglichst ohne Ablenkungen. Der Hund geht vor Dir, die Schlepp sollte ganz ausgenützt sein. Dann gehst Du rückwärts und fängst Dein Geheule an, keinen Hundenamen dazu sagen. Dieses Geheule geht ab jetzt so lange, bis der Hund bei Dir ist. Wenn er da ist, bekommt er die Dose und Du heulst während er frißt immer noch weiter. Da natürlich nicht volle Lautstärke. Er soll dieses Heulen mit was ganz Besonderem verknüpfen, deshalb auch noch beim Fressen weiterheulen. Diese Geschichte 1 Woche lang 3x täglich üben. Nicht immer zur selben Zeit üben, z.B. 2x Vormittags und 1x Abends, oder 3x am Nachmittag usw.


    In der nächsten Woche immer noch im eingezäunten Areal, da brauchst Du eine Hilfsperson, die den Hund festhält, während Du von ihm weggehst. Hund ist immer noch an der Schleppleine. Du verfällst wieder in Dein Geheul, der Hund wird losgelassen und bekommt bei Dir wieder Fressen, immer noch mit leisem Geheule. Pause. Danach wird er wieder festgehalten (oder abgelegt wenns klappt)
    und Du entfernst Dich diesmal so, daß Dich der Hund nicht mehr sehen kann. Und dann das Übliche- heulen, Hund kommt und füttern mit heulen. 1 Woche lang 1x täglich üben. Auch hier wieder zu unterschiedlichen Zeiten.


    3.te Woche. Jetzt geht es hinaus. Erst mal in eine Gegend, in der wenig Ablenkung ist. Möglichst auch kein Wild. Die Hilfsperson hält den Hund und Du entfernst Dich auf dem Weg ca. 50m. Wie gehabt: heulen und füttern. Kurze Pause und anschließend noch ein Durchgang, bei dem Du Dich wieder außer Sichtweite des Hundes versteckst. Der Hund sollte aber sehen, daß Du weggehst.
    Diese Übung wird alle 2-3 Tage 1x wiederholt.


    4.te Woche
    Jetzt geht es in den Wald.
    Der Hund wird wieder festgehalten und Du gehst in den Wald außer Sichtweite. Heulen, Hund loslassen (die Schlepp aber abmachen, daß er sich nicht verfängt) und füttern. Immer noch heulen beim Füttern. Pause. Und dann kannst Du es schon mal unter Ablenkung probieren. Der Hund ist bei Dir, die Hilfsperson rennt davon und lockt den Hund. Du läßt los und wenn er ein paar Meter weg ist fängst Du zum heulen an. Wenn Du gut aufgebaut hast, dann wird er umdrehen.
    Das wars für diese Woche.


    Ab der 5.ten Woche übst Du 2-3x im Monat. Die ersten 2x habe ich den Hund noch festhalten lassen, dann habe ich mich unbemerkt davongeschlichen.


    Nach der 8.ten Woche habe ich noch 1x im Monat geübt.


    Ganz ganz wichtig ist, daß Du das Supersignal NIE als normales Rückrufsignal hernimmst. Das ist echt Dein absoluter Notanker, der ganz schnell zunichte gemacht ist, wenn er zu oft angewendet wird, oder wenn der Hund nicht kommt.


    Und hach, was bin ich stolz. Heute habe ich es gebraucht. Vor uns auf dem Weg war eine Gruppe Rehe. Maite ist ein paar Schritte hingelaufen und auf meinen Ruf auf der Stelle umgekehrt.


    In den 2 Monaten, in denen Du übst, solltest Du das Signal natürlich auch nicht anwenden, erst wenn es wirklich fertig aufgebaut ist.

  • Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, das werde ich in den Osterferien anfangen, da haben wir dann den eingezäunten Garten.
    Du hast das echt toll erklärt...ich berichte dann, wie es läuft. :smile:
    Und wie supertoll, dass du Maite damit von Rehen zurückgerufen hast...wie groß ist denn der Jagdtrieb? Das lässt ja Hoffnung aufkommen... :D !

  • Oh Mann...jetzt ist Linchen krank, und sie tut mir soo leid. Vorgestern abend hatten wir schon das Gefühl, dass sie nicht so ganz auf dem Posten ist, aber das legte sich dann wieder. Gestern morgen das Futter zur Hälfte stehen lassen, da schrillten alle Alarmglocken - aber ich habs ihr etwas später noch mal angeboten, da hat sie es dann doch gefressen, war auch eher normal (sie ist ja sowieso ein ruhiger Hund), Abendessen wie immer, heute morgen im Wald dann NOCH trödeliger als sonst, Frühstück wieder halb stehen lassen, Bananenstückchen - liebt sie - verschmäht, die Rute hing herunter (sonst trägt sie die quasi überm Rücken). Diagnose vom TA: virale Infektion der Atemwege mit Fieber. :( : :ill: . Armes Hündchen!! Wenn sie mit ihrem kranken Bein Probleme hat, kann ich irgendwie besser damit umgehen, jetzt ist sie so jämmerlich!
    Sorry, nun aber genug herumgeheult - vielen Dank, dass ich das loswerden durfte.

  • Von mir auch gute Besserung an die Patientin. Es ist immer schlimmer, wenn die Tiere krank sind, als wenn man selbst angeschlagen ist. Da leide ich auch immer wahnsinnig mit.

  • Hallo!
    Ich möchte auch mal von meinen beiden letzten Adoptanten erzählen.
    Die eine ist Emmylou.


    Vorweg: hier in Spanien haben wir viel mehr Möglichkeiten, Hunde einfach frei laufen
    und Hunde sein zu lassen als in Deutschland. Wenn ich im Sommer in Deutschland bin,
    müssen meine Hunde streng zwei Monate an die Leine, weil sie viel zu selbstständig und unabhängig sind.
    Ich schreibe das hier, damit Ihr vielleicht einen kleinen Einblick in die Vorleben Eurer Hunde
    bekommt, und sie so auch besser verstehen und einschätzen könnt.


    Emmylou habe ich hier in Madrid in einem TH adoptiert.
    Sie war eine Podenca, die 12 Jahre in einem Dorf in Caceres verbracht hat,
    wo sie zwar einen Besitzer und ein Zuhause hatte, aber nie jemand mit ihr spazieren ging.
    Sie war 'Dorfhund', die Tür war offen, und sie ging sich ihre Kaninchen selber jagen.
    Als ich sie bekam, kannte sie das Konzept 'gemeinsamer Spaziergang' nicht.
    D.h. ich konnte sie nicht ableinen, da sie sonst einfach in irgendwelchen Brombeerhecken
    verschwunden wäre und dort stundenlang Kaninchen gejagt hätte.


    Erst nach Monaten Schleppleinenspaziergängen, und nachdem sie eine Bindung zu mir aufgebaut hatte,
    konnte ich sie ableinen und sie kam irgendwann auch immer hinter mir her.
    Pro Spaziergang sah man sie - je nach Kaninchenaufkommen - so zwei bis dreimal.


    Dixie habe ich im November aus der Perrera in Malaga adoptiert.
    Ihre Geschichte ist in meiner Signatur.
    Sie war zu anfang sehr anhänglich und lief schon am zweiten Tag bei mir frei.
    Aber auch sie hat das Jagen entdeckt und auch schon das eine oder andere Kaninchen erwischt.
    Sie läuft weiterhin frei, weil sie theoretisch mitkommt. Sie kommt so alle zwei-drei Minuten
    bei einem vorbei und verschwindet dann wieder.
    Das ist für mich ok und wir kommen am Ende immer gemeinsam am Auto an.


    Duran war zu anfang auch so, das hat sich mit dem Alter gelegt, und er läuft jetzt,
    mit 10 Jahren, tatsächlich MIT mir spazieren und ist meistens abrufbar.


    Die Bedingungen sind in Deutschland so anders als in Spanien,
    daher kommen auch die meisten Konflikte mit 'Importhunden' in Deutschland.


    LG
    Chrissi

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