Neuzuwachs unserer Meute

  • Liebes Wolfgirl,


    Antwort III: Wie entscheidet ihr, welchen Hund ihr wann einsetzt ?


    1. Nach Erfahrung des Hundes: Je schwieriger die Suchsituation, desto mehr Erfahrung sollte der Hund haben.
    2. Nach (aktueller) Motivation des Hundes: Wenn ein sonst guter Suchhund momentan ein mentales oder körperliches Leistungstief hat, rutscht er von Platz 1 ohne weiteres auf 2 oder 3 oder trailt nicht (im Einsatz).
    3. Nach spezieller Begabung: Unser Beagle Emma ist jetzt 10 Jahre alt, aber immer noch hoch motiviert im Einsatz. Wir nehmen sie zwar so langsam raus, aber bei der Ausarbeitung von Kreuzungen ist dieser Hund einfach großartig. Also ist sie dort erste Wahl. Google ist aufgrund der Reichweite seiner Nase der mit Abstand beste Hund bei der Abgangssuche aus Pools, also dort besonders angesagt. Insgesamt ist Google der beste Suchhund unserer Meute. Also geht er im Regelfall als erster Hund in die Suche. Google sucht sehr schnell und sicher, also: bei Suche nach Dementen im Winter und nach Suizidalen erste Wahl.
    4. Nach Alter der Spur: Je älter die Spur, umso eher kommen die Bluthunde in den Einsatz. Wenn unsere Ausbildungshunde ca. 1 1/2 Jahre im Training sind, lege ich durchaus mal 5 Tage alte Spuren von 700 m Länge, allerdings, ohne den Hundeführern zu sagen, wie alt die Spur ist, sonst werden sie nervös. Nach dem in der Regel erfolgreichen Trail frage ich, was sie meinen, wie alt der Trail war. Standardantwort: Na, so eine Stunde. Wenn ich dann das richtige Alter der Spur verrate, machen die Hundeführer meistens große Augen. Und dann gehe ich einfach weg. Ergebnis: Die Hundeführer sind von ihren Hunden begeistert und vertrauen ihnen mehr als vorher. Voraussetzung: Relativ stabiles Wetter über den Zeitraum der Spurlegung. So etwas klappt natürlich weniger bei Temperaturen von minus 10 Grad oder Sonne, anhaltende Trockenheit und über 30 Grad über viele Tage. Die älteste Spur, die Google im Einsatz erfolgreich verfolgt hat, war 9 Tage alt. Wenn ich nicht selbst hinter dem Hund gelaufen wäre und die Mordkommission hinterher die Suche bestätigt hätte, hätte ich das in den Bereich der Legenden verwiesen.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Liebe Ati + Aron,


    erst mal eine Entschuldigung. Die letzten beiden Antworten waren nicht für Wolfgirl, sondern für dich. Habe gerade zwei 16 Stunden - Arbeitstage hinter mir (bin Unternehmer) und nicht ganz frisch im Kopf. Bitte verzeih.


    (Letzte) Antwort IV: Der Hund sollte immer motiviert bleiben. Dazu trägt bei ein Mix aus schwierigeren und leichteren, kürzeren und längeren Trails im Training. Im Einsatz aber lässt sich Frustration nicht immer vermeiden. Zwei Beipiele:


    1. Hund sucht aus dem Hauptbahnhof einer Großstadt nach 17 Stunden ca. 200 m bis zum Kai des Hafens, macht dort eine Anzeige; danach wurden alle anderen Richtungen durch Hundeführer und Hund systematisch ausgeschlossen; die VP findet sich am nächsten Tag durch Taucher tot im Hafenbecken
    2. Der Hund sucht sich aus dem Pool einer psychiatrischen Klinik, wo die VP seit 10 Tagen ist, ca. 700 m vom Gelände und über eine Hauptstrasse und durch mehrere Nebenstraßen zum Bahnhof, zeigt dort eine Bank im Wartehäuschen an. Der Überprüfungshund zeigt dieselbe Bank von der anderen Seite an. Die weitere Suche bestätigt das Ergebnis.


    Ergebnis: Frust für den Hund, aber aufgrund der Suchsituation nicht zu vermeiden. Erstens: Ein Hund, der aufgrund eines solchen einmaligen Ereignisses generell seine Motivation verliert, obwohl er im Training jedes Mal zum Erfolg kommt, hat im Einsatz nichts zu suchen. Zweitens: Sofort im Anschluss an die "erfolglose" Suche werden mit den beteiligten Hunden kurze leichte Jagdtrails von vielleicht hundert Metern mit großem Jubel und Jackpot am Ende gemacht.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Liebe Fories,


    anbei ein paar Photos zum Thema Integration des kleinen Stinkers in die Meute: Hubble beim Spiel mit Shania und Google.






    In der Welpenschule lernt Hubble jetzt Sitz und Platz, spielt mit anderen Welpen und trainiert seine Körperkoordination. Aus der Anfängergruppe für absolute Beginner wurde er gleich eine Gruppe "nach oben" versetzt. Er hat zwei Minuten die anderen Hunde nur beobachtet, danach 20 Minuten mit ihnen getobt, sich dann die beiden größten Rabauken und selbstbewusstesten Hunde (Jack Russell und Französische Bulldogge) raus gesucht, gelegt und untergeordnet. Zur "Belohnung" darf er jetzt mit etwas älteren und robusteren Hunden (Neufundländer, Ridgeback, Labrador) trainieren. Passt aber besser.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Liebe Fories,


    noch ein letztes Bild zum Thema Integration in die Meute: Hubble mit unserer derzeitigen Leithündin Emma, die ihn zusammen mit Shania recht konsequent erzieht. Wenn er zuviel Mist baut oder zu sehr aufdreht, zeigen die beiden Hündinnen ihm schnell und ohne lange Diskussion, wo die Grenzen sind. Die Rüden sind alle entspannt und lassen dem Stinker fast alles durchgehen oder ignorieren ihn. Das wird sich erfahrungsgemäß mit Hubbles Pubertät ändern, wenn er die Grenzen austestet und seine (erste) Position unter den Rüden fest gelegt wird.



    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • schöne bilder! dein kleiner ist ja ein ganz schöner wirbelwind.
    und vielen dank immer für deine ausführlichen beschreibungen, ist wirklich immer sehr interessant zu lesen.
    ab wann fangt ihr denn mit der eigentlichen ausbildung an? ich hatte noch nie einen welpen, daher hab ich keine ahnung. neulich beim spazierengehen sah ich die rettungshundestaffel beim training und da waren zum teil noch ganz kleine würstchen schon im training dabei. (also die durften eben zu einer liegenden person hinrennen und haben dann ein spieli geschmissen gekriegt).

  • Liebe Franziska,


    zunächst mal die ersten Schritte der Eingewöhnung, die je nach Hund kürzer oder länger dauern (bei diesem Hund eher kürzer) und teilweise parallel laufen:


    Schritt 1: den Welpen die Trennung von seiner Mutter und seiner Hausmeute verdauen lassen (ankommen lassen)
    Schritt 2: Welpe und Meute in Kontakt bringen und den Welpen an die neue Umgebung und die neue Meute und die Meute an ihn gewöhnen lassen
    Schritt 3: Bindung zwischen Welpe und Hundeführer herstellen und ausbauen, z.B. nach den ersten Eroberungen der neuen Umwelt viele, viele Schmuse - und Spieleinheiten, z.B. die erste Nacht schläft der Hund neben oder in meinem Bett, z.B. Futter nur durch mich als zukünftigen Hundeführer
    Schritt 4: Umweltverträglichkeit schrittweise fördern, vom Haus in den Garten in die Umwelt und dabei möglichst viele positive Kontakte mit fremden Umgebungen und Menschen und Hunden (und anderen Lebewesen, bei uns Hühner und Katzen)
    Schritt 5: Lernen der ersten unentbehrlichen Befehle in der Welpenschule und zuhause (Sitz, Platz, Bleib, Komm, Kehrt, Folge mir, Warte etc.)
    Schritt 6: Beginn der Ausbildung im Mantrailing


    Vorweg: die Leute von der Rettungshundestaffel, die du gesehen hast, waren wahrscheinlich Flächensucher, die arbeiten viel mit Spieli und Zottel. Das Training läuft aufgrund unterschiedlicher Aufgaben im Ernsteinsatz ein wenig anders als bei den Trailern.

    Hubble sollte eigentlich letztes Wochenende mit 10 Wochen seine Ausbildung beginnen. Aber wir hatten hier Land unter: Sonntag 30 cm Schnee, Montag 20 cm, Schneeverwehungen bis 70 cm Höhe bei eisigem Ostwind, LKWs im Graben, Leute haben die Nacht im Auto verbracht. Einige Dörfer waren abgeschnitten, nach Lübeck kam man mit dem Taxi erst am Montag gegen 12 Uhr und nur über Travemünde, nicht über Hemmelsdorf. Na ja, wir Ostholsteiner werden erst leicht unruhig, wenn die Bergepanzer ausrücken wie Ende der 70er Jahre. Da ich Hubble einen möglichst schönen Beginn seiner Ausbildung ermöglichen will, fangen wir ein bißchen abhängig vom Wetter dieses Wochenende an.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Wooooow, was für ein besonders schöner Thread! Toll, dass ihr Hunden mit schlimmer Vergangenheit ein schönes Leben ermöglicht und toll was ihr alles mit ihnen macht. Bloodhounds sind so geniale Hunde, habe leider erst einmal einen gesehen. Das war damals im Urlaub auf Föhr und ich hab nur gelacht, weil ich dieses geheultes Bellen so genial fand. Diese langen Ohren und die Falten sind sowieso der Hammer.
    Wie es sich anhört, kommt ihr aus der Nähe von woher auch ich komme. Wenn ich so Lübeck und Hemmelsdorf lese, muss ich lächeln.
    Und deine Fotos sind super, besonders das Bild, wo der kleine Hubble mit Emma kuschelt ist so niedlich. Scheint ein sehr süßes kleines Tierchen zu sein.

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