Vegan/Vegetarisch ernährte Hunde - Erfahrungen!

  • Hallo ihr Lieben!


    Eine kurze Info vorweg:
    Ich möchte ausdrücklich keine Diskussion darüber, wie Hunde ernährt werden sollten und was richtig, artgerecht usw. ist und was nicht! (Wenn ihr diskutieren oder mich beschimpfen :D wollt, gern per PN)


    Soo.. nun zum Thema: Habt ihr Erfahrungen mit vegan oder vegetarisch ernährten Hunden? Gibts hier jemanden, der ausschließlich vegan/vegetarisch füttert? (Oder vielleicht kennt ja jemand jemanden, der seinen Hund so ernährt?!*g*)
    Mich interessieren Erfahrungsberichte, positive genauso wie negative!


    Vielen Grüße
    Gina

  • Ich kannte einen Hund, der zwar nicht vegan, aber vegetarisch ernährt wurde.
    Das war ein undefinierbarer, nicht ganz kniehoher schwarzer Mix, irgendwas terrierlastiges, kam als Junghund aus Spanien oder Portugal (wuchs also nicht vegetarisch auf - keine Ahung was der in der Jugendzeit bekommen hat).


    Er bekam morgens ein vegetarisches Trockenfutter, Marke weiß ich nicht, aber es war wohl laut Besitzerin rein pflanzlich.
    Abends gab es eine Mischung aus gekochten Hülsenfrüchten, Sojaprodukten (Tofu bzw Sojajoghurt), Seitan, Getreideprodukten oder Kartoffel, Milchprodukten, Ei, Öl, Gemüse/Obst und gemahlenen Nüssen/Sämereien. Nicht immer alles auf einmal, sondern tageweise verschieden. Dazu bekam er eine fertige Vitamin- und Mineralmischung, da weiß ich auch nicht welches Produkt das war.
    Sie hatte sich das selber zusammengestellt nach Tipps aus einer Tierrechts-Broschüre und später nach Ratschlägen aus dem Internet, die Ration ist also nie professionell überprüft worden.


    Dieser Hund ist 19 Jahre alt geworden und ist bis zum 17 Lebensjahr mit am Pferd gelaufen. Die Besitzerin hatte 2 Araberpferde und ritt Distanzrennen, der ist also nicht mal so ein bisschen gemütlich im Gelände rumgebummelt, sondern ist kilometerweit hinter den flott trabenden oder langsam galloppierenden Pferden hergedüst, in der Hochsaison teilweise mehrere 100 km die Woche und bis zu 50 km am Stück.
    Ein Wunder übrigens, dass er dabei nie überfahren wurde, gehört hat er nämlich kein bisschen... sowohl der Hund als auch die Besitzerin waren echte Einzelstücke und das nicht umbedingt im positiven Sinn. Auch wenn es im Nachhinein ganz witzig ist mal wieder an die zurück zu denken. :hust:


    Jedenfalls, so schlecht kann die Ernährung alles in allem für diesen Hund nicht gewesen sein. Glaube kaum, dass er mit einem anderen Futter noch älter geworden wäre oder noch mehr Leistung gebracht hätte.
    Groß krank war er auch nie und er sah immer ganz normal bzw gut aus: Gutes Fell und dem Training angemessen sehr gut bemuskelt.
    Gegen Ende sah und hörte er irgendwann immer weniger und wurde erst dement und dann inkontinent, aber der Bewegungsapperat und das Herz waren bis zum Ende gut in Schuss. Eingeschläfert wurde er dann glaube ich wegen einem Tumorleiden, genaueres weiß ich aber nicht, da ich zu dem Zeitpunkt nur noch sporadisch Kontakt mit der Besitzerin hatte.



    Ich denke zumindest vegetarisch, mit Protein aus Milchprodukten, Ei und Soja und mit Zugabe einer fertigen Mineral-/Vitaminmischung (man verzichtet ja dann auch auf Innereien und Knochen) sollte das durchaus gehen. Hunde wurden und werden ja in vielen Gegenden der Welt mehr oder weniger so ernährt, weil Fleisch auch für Menschen ein Luxus war/ist.
    Ich würde es allerdings auf jeden Fall mal professionell überprüfen lassen, denn das Aminosäuremuster von pflanzlichen Nahrungsmitteln ist für Hunde nicht so ideal wie das aus Fleisch und Fisch und ich denk da lohnt sich die Ausgabe für ne Rationsberechnung dann schon.


    Vegan würde ich dann doch schon eher zweifeln ob das so eine gute Idee ist.


    Auch wäre ich mit wachsenden und kranken Hunden nochmal extra-skeptisch.

  • Hallo zusammen,


    in unserem Haushalt leben 4 Hunde.Deutsch Kurzhaar (ca.8Jahre , >Spanien), Mischling (Spanien,12 Jahre), Riesenschnauzer (3 Jahre) und Dobermann (6Jahre ).


    Die beiden letzt genannten werden im Sport und auf Wettkämpfen geführt. Die Spanier sind Reitbegleithunde meiner Freundin , die übrigens aus der Tiermedizin kommt.


    Alle Hunde werden zum grössten Teil vegan und zum kleinen Teil vegetarisch ernährt. Hauptsächlich mit veganem Trockenfutter und ergänzt mit Frischfutter vom Tisch.Also veganes Frischfutter.


    Ab und zu wechseln wir das Trockenfutter mit Flocken und Seitan ab , oder machen anstatt der Flocken frisches Gemüse, püriert dazu. Zusätzlich gibt es verschiedene kaltgepresste Öle.


    Da meine Freundin an der Quelle sitzt, wird viertel Jährlich grosses Blutbild bei allen gemacht. Zum Entsetzten ihrer Cheffin :-) sind bisher alle Blutwerte top. Die Hunde sind top fitt und auf dem Hundeplatz glaubt mir keiner, dass das vegan ernährte Hunde sind. Und sie fressen es gerne.


    Und wie mein Vorredner schon gesagt hat, gibt es Gegenden, in denen die Hunde niemals Fleisch bekommen , weil keines da (Siehe :Erik Ziemen "Der Hund").


    Die Verdauung ist völlig ok und das ganze wird seit etwas mehr als sechs Jahre gemacht.Entgegen meiner eigenen skepsis dieser Art der Ernährung , habe ich den Eindruck, dass sie erheblich fitter damit sind. Und ich habe früher keine billig Futtersorten gefüttert.

  • Oh, das interessiert mich auch.
    Ich kenne nur einen vegan ernährten Dackel, aber der ist eher ein Negativbsp. (was aber m.E. an den Besis liegt)
    Der Gute ist kugelrund gefüttert, grade mal 6 Jahre und hat schon allerlei Beschwerden und Wehwehchen (wegen des Übergewichts?)


    zickenbert kannst du vielleicht verraten wie das vegane Trockenfutter heißt und was du mit "Frischfutter vom Tisch" meinst? Eure Essensreste?
    Kannst du vielleicht einen genaueren Essensplan posten? Mich würde das für unsere Hündin sehr interessieren, da wir bisher kein passendes Futter gefunden haben, aber die Kleine total auf Gemüse, Joghurt & Co. abfährt...

  • Guten Tag,


    damals hatten wir zu Anfang das vegane Futter von Yarrah, was aber auf dauer nicht optimal war.Der Kot war doch recht hoch und die Fellqualität litt. So einfach wollten wir dann aber doch nicht aufgeben und fütterten nach Informationen aus dem Internet die Flockenmischung von Vet Concept (ähnlich wie Happy Dog) und ergänzten diesen anstatt mit Fleisch, mit Seitan.Darauf fahren die Hunde noch heute total ab und ist noch heute der totale Renner.


    Beim Trockenfutter sind wir nach längerem Suchen und vergleichen beim Benevo hängengeblieben.Um zu sehen wie die Hunde auf dauer damit zurecht kamen, haben wir es ohne jegliche Zusätze ein viertel Jahr gefüttert, dann Blut und Kotprobe genommen und alles war top. Auch war der Stuhlgang genauso Fest , sowie das Fell sehr guter Qualität wie bei anderen hochwertigen Trockenfuttern. Viele unserer Bekannten wechseln das Benevo mit dem Ami Dog ab, was aber laut unserem Lieferanten öfters mal nicht so gut vertragen wird.


    Beim Kochen fallen ja immer Gemüse und Obstreste an, die dann die Hunde bekommen.Natürlich immer darauf achten, ob das Gemüse auch für Hunde geeignet ist . Zucchini, Brokoli, Selleri uvm . in kleinen Mengen .Einfach alles mögliche. Nüsse sind wegen der Blau Säure nicht zu empfehlene auch Tomaten nicht.


    Meiner Meinung nach das beste ist bei unseren Hunden die Fütterung des oben genannten Trofu und immer wieder die Flockenmischung mit Seitan.Damit sollten Nährstoffmängel nicht auftreten, da geügend Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind.Und diverse Öle sollten ja bei jeder Art der Fütterung nicht fehlen.


    Bei Bio-Tierkost findest Du noch einen weiteren Artikel, warum die vegetarische Ernährung für Hunde nicht schlecht ist .Allerdings bestellen wir unser Trofu woanderst, weil es da noch viele vegetarische Kauartikel gibt.


    Übrigens hatte uns anfangs der Soyaanteil im Benvo skeptisch gemacht.Was aber völlig unbegründet blieb und auch bei Bio Tierkost erklärt wird, warum das so ist.

  • Oh, super! Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!
    Wo bestellt ihr denn die veg. Kauartikel?
    Ich werde jetzt mal den Artikel bei Bop-Tierkost suchen gehen :)

  • Es gibt verschiedene Vegan Versender. Unser Tierbedarf bestellen wir hauptsächlich bei futterservice Fulda. Aber auch Vegan Wonderland usw. Einfach mal googeln :-)

  • Naja, wie gesagt, ich kannte ja auch ein Beispiel wo es ohne große Brechnungen und so weiter in der Praxis jahrelang gut geklappt hat.


    Trotzdem gibt es da ein paar Sachen, die man finde ich nochmal gesondert überdenken sollte. Wenn man vegetarische/vegane Fertigfutter füttert, dann sind die sicher entsprechend vitaminisiert und mineralisiert, wie andere Fertigfutter halt auch. Da sollten also zumindest schonmal über kürzere Zeiträume keine groben Mängel auftreten, auf lange Sicht müsste man dann sehen wie es läuft.


    Wenn man allerdings ne Ration (teilweise) selber zusammenstellen will, sollte man vielleicht über ein paar Aspekte detailierter nachdenken
    Von den Inhaltsstoffen her kenn ich mich mit Seitan und Tofu nicht so gigantisch aus. Aber wie sieht es denn da mit so Sachen wie Calcium aus wenn man gar nix tierisches verfüttern will, also keine Eierschale und keine Milchprodukte (wobei ein Hund da eh schon große Mengen von fressen müsste um seinen Ca-Bedarf zu decken) und schon gar keine Knochen/Knochenmehl? Das müsste man wohl auf jeden Fall über Futterkalk, Algenkalk oä ergänzen.
    Auch Salz z.B. müsste man zufüttern (wobei das vieleicht teilweise über Essenreste gedeckt werden kann, aber ich geh mal davon aus, dass jemand der sich selber vegan ernährt nicht massenhaft Salz ans eigene Essen kippt und das die Hunde nur einen kleinen Teil und nicht täglich was vom Menschenessen bekommen), Jod ebenfalls (über Seealgenmehl z.B.).
    Wie siehts mit Eisen aus, ebenfalls ziemlich wichtig für Hund? Vit. A kann ich mir noch vorstellen, dass man das über carotinreiche pflanzliche Lebensmittel decken kann, Vit. D sollte man aber auch bei fleischhaltiger Nahrung bei Hunden noch zufügen (Lebertran, fetter Seefisch...) und mir wär jetzt kein pflanzliches Lebensmittel bekannt, womit man das bei Hunden in empfohlener Menge reinbekommen würde. Ok, ich kenn auch wieder ne Menge "gebarfter" Hunde, die nie Seefisch oder Lebertran bekommen und trotzdem noch leben...
    Taurin und L-Carnitin... die wichtigkeit ist eher bei der Katze bekannt, für Hunde aber wohl auch nicht ganz irrelevant.
    B-Vitamine (die sonst viel in Fleisch enthalten sind) kann man wohl auch über Hefe ganz gut zufüttern.


    Das wären alles so Sachen, wo man sich, finde ich, mal mit nem Tiererährungsspezi zusammensetzen und gründlich rechnen sollte, wenn man seinen Hund denn vegetarisch oder gar vegan füttern möchte. Die Wahrscheinlichkeit, das man da irgendwas aus Extra-Döschen ergänzen muss, ist schon gegeben.



    PS. Blutbilder, grade wenn sie über Jahre immer wieder gemacht werden, sind sicher kein schlechtes Mittel zur Verlaufskontrolle.
    Allerdings sieht man viele Mängel und Erkrankungen da auch erst 2 vor 12, weil der Körper sehr lange gegenreguliert und die Werte im Blut so lane stabil hält wie es nur irgendwie geht (indem er z.B. Calcium aus den Knochen abzieht um den Blut-Calciumspiegel normal zu halten).
    Also würde ich mich darauf nicht ausruhen und trotzdem der Hund gut aussieht, fit ist und ein gutes Blutbild hat trotzdem versuchen die Ernährung soweit es geht an die geltenden Bedarfsempfehlungen anzupassen.

  • Hallo zusammen,


    natürlich muss man bei selbst zuasmmengestellter Nahrung einiges Beachten.Deshalb füttere ich Trofu und zum Seitan den Flockenmix.


    Eine Studie ergab, dass alle getesteten Trofus zu niedrige bis gar keine Gehalte von L-Carnitin und Taurin enthielten. Bei der Herstellung geht durch die starke Erhitzung zu viel davon kaputt.


    Pflanzliche Eisenquellen : Dunkelgrünes Blattgemüse,Samen und Nüsse und Getreide.


    Kalzium: Gute Kalziumlieferanten sind verschiedene Gemüsesorten (z.B. Brokkoli, Grünkohl, Pak Choi, Fenchel und Lauch), Sesam, Mandeln, Feigen. Auch Tofu, der mit Kalziumsulfat geronnen wurde.

  • Ach ja Vitamin D. Dunkelgrünes Blattgemüse, Pilze , Avocados usw.


    Dies alles ist keine Vollständigkeit und ich bin kein Ernährungsexperte.


    Diesbezüglich gibt es aber auch das Buch: Vegetarische Hunde und Katzenernährung von James A. Peden

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