Pflegestelle - gute Idee oder nicht?

  • Wir sind schon eine Weile am Ueberlegen, ob wir nicht Pflegestelle werden sollen.


    Mein Freund und ich finden beide, dass zwei "feste" Hunde fuer unseren Haushalt genug sind, und wollen auf Dauer auch keinen dritten. Aber wir koennten uns durchaus vorstellen, einen Hund, der es noetig hat, zeitlich begrenzt zur Pflege aufzunehmen und ihm/ihr bessere Vermittlungschancen zu verschaffen (den Hund besser kennenlernen, ans Leben in einem Haushalt gewoehnen, medizinische Versorgung, Stubenreinheit und Grundgehorsam trainieren, usw.). Wir reden hier von einem Zeitraum von vielleicht allerhoechstens 6 Monaten. Natuerlich kommt in erster Linie ein Pit in Frage - diese Hunde fuellen die Tierheime hier und wir lieben die Rasse eh.


    Aber bei den Details sind wir uns nicht ganz sicher. Je nachdem haben die Tierschutzorganisationen, die hier mit Pflegestellen arbeiten, gar keine oder nur sehr begrenzte eigene Zwingerkapazitaeten. Viele holen Hunde von den Reservaten oder importieren sie aus dem Ausland, und die Hunde kommen erst mal auf einen Pflegeplatz, bis klar ist, in welche Familie sie passen wuerden. Ich habe bei den meisten Organisationen das Gefuehl, von der Pflegestelle wird erwartet, dass sie den Hund bis zur Vermittlung behalten. Wir wollen uns aber nicht auf einen unbegrenzten Zeitraum, der grade bei der Vermittlung von Pits ja auch Jahre sein kann, verpflichten. Wenn wir das wollten, dann wuerden wir einfach einen dritten Hund aus dem Tierschutz uebernehmen.


    Selbst wenn wir vorher eine feste Pflegezeit vereinbaren, was soll mit dem Hund passieren, wenn er/sie am Ende der vereinbarten Zeit nicht vermittelt ist? Wir schaetzen uns schon so ein, dass wir uns in einem solchen Fall verantwortlich fuehlen wuerden. Wir wuerden ganz bestimmt nicht einen Hund, der monatelang bei uns war, einfach rausschmeissen. Aber wie gesagt - einen dritten Hund wollen wir auf Dauer auch nicht.


    Was passiert, wenn es mit unseren Hunden nicht klappt? Zu den meisten Pflegehunden gibt es ja keine Vorgeschichte, denn einer der Gruende fuer eine Pflegestelle ist ja, dass die Hunde besser eingeschaetzt werden koennen. Ich habe kein Problem damit, wenn es nicht mein Traumhund ist, aber wenn einer z.B. meine eigenen Hunde zusammenhackt ist das schlecht.


    Also wie gesagt - Wir wuerden gern helfen, wollen uns aber weder dauerhaft verpflichten, noch die Ursache sein, dass der Hund zum "Wanderpokal" wird. Solange wir da kein gutes Gefuehl haben werden wir auch keinen Pflegehund aufnehmen.
    Wie wird dieses Problem bei deutschen Organisationen geloest?

  • Meine Meinung ...


    Ich finde es prima das ihr Euch im Vorfeld solche Gedanken macht, und einen ganz klaren Rahmen absteckt! :gut:


    Aber, wenn Du eine verantwortungsvolle PS sein möchtest - dann bleibt der Hund bei Dir bis er vermittelt ist!
    Ich kenne auch keine Orga die zeitlich begrenzte Pflegestellen in Anspruch nimmt.


    Bei Deinen Vorraussetzungen wäre ehrer zu überlegen, Hunde aus privaten Haushalten zu betreuen wenn der Besitzer vorrübergehend nicht da ist.
    Bei uns in der Gegend vermittelt der örtliche Tierschutz zum Beispiel private Tiere die längere Zeit vom Besitzer nicht versorgt werden können in kontrollierte Haushalte die den Hund dann übernehmen und wo die Grundvorraussetzungen für den Hund gut sind. (passt er in die Familie/das Lebensumfeld usw)
    Da ist der Zeit und Kostenrahmen abgesteckt und mit dem Besitzer kann individuell besprochen werden welche evtl. Baustellen in Angriff genommen werden können/sollen.


    Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, und nehme auch öfter Hunde in Pflege. (allerdings ohne erziehungstechnisch großartig einzuwirken)

  • Zitat

    Also wie gesagt - Wir wuerden gern helfen, wollen uns aber weder dauerhaft verpflichten, noch die Ursache sein, dass der Hund zum "Wanderpokal" wird. Solange wir da kein gutes Gefuehl haben werden wir auch keinen Pflegehund aufnehmen.
    Wie wird dieses Problem bei deutschen Organisationen geloest?


    Die Hunde kommen in andere Pflegestellen oder in eine Tierpension oder - im allerschlimmsten Fall und sicher auch nur in extremen Ausnahmefällen - wieder dorthin zurück, wo man sie hergeholt hat.


    Ich persönlich finde, wenn ich einen Hund aufnehme, dann MUSS ich den auch so lange behalten, bis sich eine Familie für ihn findet, Ich muss mir im Klaren darüber sein, dass das bei einem nicht ganz unkomplizierten Hund auch Monate oder Jahre dauern kann. Oder der Hund eventuell gar nicht vermittelt wird.


    Will ich das Risiko nicht eingehen, nehme ich mir einen total einfachen Pflegehund, wo die Wahrscheinlichkeit, dass er schnell ein Zuhause findet, gegeben ist. Eben auch, um nicht in die Verlegenheit zu kommen, den Hund zum Wanderpokal werden zu lassen, obwohl ich ihn schon lieb gewonnen habe.


    Es gibt immer Gründe, warum ein Hund nicht in der Familie bleiben kann, auch durchaus nachvollziehbare Gründe. Aber den Hammer schlechthin habe ich erst vor wenigen Tagen gehört. Eine Familie hat einen Pflegehund unter der Voraussetzung aufgenommen, dass für die Zeit des eigenen Urlaubs eine Ersatz-Stelle gefunden wird. Jetzt, nach drei Monaten, muss der Hund plötzlich weg. Wird schlichtweg rausgeworfen. Und warum? Weil sie einen anderen Pflegehund aufnehmen wollen :mute:


    Ob die eigenen Hunde mit dem Pflegehund klarkommen, kommt sehr viel auf die eigene Einstellung an. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, selbst einen Trainer zu bezahlen, ist das schon sehr gut. Wenn nicht, würde ich im Vorfeld auf jeden Fall klären, ob die Tierschutzorga einen Trainer bezahlt, der beim Zusammen"raufen" der Hunde behilflich ist.


    @ Amare: Es gibt Orgas, die Hunde an Pflegefamilien geben, obwohl die im Vorfeld klar sagen, dass der Hund nur bis Tag X bleiben kann. Ich heiße das nicht gut, aber manche Tierschützer sehen das sehr locker. Nach dem Motto: Lieber ein PS-Wechsel, als im Ausland im Tierheim verrotten.

  • Zitat

    @ Amare: Es gibt Orgas, die Hunde an Pflegefamilien geben, obwohl die im Vorfeld klar sagen, dass der Hund nur bis Tag X bleiben kann. Ich heiße das nicht gut, aber manche Tierschützer sehen das sehr locker. Nach dem Motto: Lieber ein PS-Wechsel, als im Ausland im Tierheim verrotten.


    Echt???
    Wuha, das finde ich ... ohne Worte! :mute:

  • Vielen Dank fuer die Antworten.


    Zitat

    Ob die eigenen Hunde mit dem Pflegehund klarkommen, kommt sehr viel auf die eigene Einstellung an. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, selbst einen Trainer zu bezahlen, ist das schon sehr gut. Wenn nicht, würde ich im Vorfeld auf jeden Fall klären, ob die Tierschutzorga einen Trainer bezahlt, der beim Zusammen"raufen" der Hunde behilflich ist.


    Zeit in Training zu stecken oder ggf einen Trainer zu bezahlen ist ueberhaupt kein Problem. Ich kenne meine Hunde ja auch recht gut, und ich glaube, beide kaemen mit einem halbwegs sozialen Pflegehund gut klar. Beide sind nicht auf Konflikt aus und gehen diesem aus dem Weg, wenn sie es koennen.
    Aber trotzdem - bei einem Pit ohne Vorgeschichte muss man finde ich immer im Hinterkopf behalten, dass die Moeglichkeit besteht, dass es trotz Training mit anderen Hunden nicht klappt.


    Zitat

    @ Amare: Es gibt Orgas, die Hunde an Pflegefamilien geben, obwohl die im Vorfeld klar sagen, dass der Hund nur bis Tag X bleiben kann. Ich heiße das nicht gut, aber manche Tierschützer sehen das sehr locker. Nach dem Motto: Lieber ein PS-Wechsel, als im Ausland im Tierheim verrotten.


    Das ist hier auch so. Die meisten Organisationen wuerden uns ohne Bedenken einen Hund zur Pflege geben, und die Antwort, was dann passiert ist genau, wie Du sagst: "Wir suchen eine andere Pflegestelle oder der Hund kommt voruebergehend in eine Pension." Das Argument ist, dass sie so wenigstens eine vernuenftige Chance auf Vermittlung bekommen (die meisten der Hunde werden kurz vor ihrem Einschlaeferungstermin von der Organisation uebernommen). Ich bin mir nicht sicher, wie ich dazu stehe.


    Im Moment tendiere ich eher dazu, keinen Pflegehund aufzunehmen. Denn ich sehe das aehnlich - wenn wir nicht garantieren koennen, dass der Hund eine gesicherte Zukunft hat, dann uebernehmen wir die Verantwortung lieber nicht.


    Amare:
    Das ist eine gute Idee. Ich glaube nicht, dass das hier gemacht wird, aber moeglicherweise waere es eine gute Idee, ein Netzwerk zu schaffen fuer Leute, die ihren Hund nicht abgeben wollen, aber z.B. fuer laengere Zeit ins Krankenhaus muessen, oder die erste Zeit mit Hund / Baby Unterstuetzung brauchen, oder umziehen und zeitlich begrenzt eine Hundebetreuung suchen...

  • Ich würde keinen Pflegi nehmen wenn ich nicht die Kapazitäten oder den Willen hätte ihn notfalls auch unbegrenzt zu behalten.
    Ganz einfach deswegen, weil ich im Bekanntenkreis schon einige Male mitgekriegt habe, das ein neuangekommener Hund (egal ob auf Pflege oder zum Behalten gedacht) dann doch Baustellen hatte, die ihn schwer- oder unvermittelbar machten/gemacht hätten.


    Seien es Charaktermacken die erst in Laufe des Zusammenlebens auftreten und die die Tierschutzorga auch nicht immer vorraussehen konnte (es ist ja nicht immer Inkompetenz oder gar Böswilligkeit, wobei beides vorkommt...) oder seinen es vorher unentdeckte oder erst auf der Pflegestelle aufgetretene Krankheiten.


    Eine Bekannte hatte es z.B., dass sie von einer eigentlich seriös arbeitenden Tierschutzorganisation einen Pflegehund genommen hat, bei dem sich dann nach fast 1 Monat rausstellte, dass er taub war. Man merkt es ihm im Alltag kaum an, er kompensiert sehr gut (im Tierheim, wo er vorher war, hatten die Mitarbeiter es nicht bemerkt, weil er sich super an den anderen Hunden dort orientierte)
    Aber eben wegen diesem kleinen Mangel hat sich 2 Jahre (!) niemand für ihn interessiert, nicht eine einzige Anfrage... und letztendlich hat sie dann gesagt: Gut, behalten wir ihn, wir haben jetzt schon so viel Arbeit und Mühe investiert, er hat sich so gut hier eingelebt, was soll ich den jetzt noch vermitteln?



    Eine andere Bekannte hatte eine Hündin genommen (in dem Fall nicht als Pflegestelle sondern gleich als Endbesitzerin, aber das hätte einem auch mit ner Pflegestelle passieren können...) die sich im TH zwar als recht ruhig, aber scheinbar gesund darstellte.
    Als sie nach einige Monaten regelmäßiger Spaziergänge immer noch nicht in Form war wurde die Besitzerin doch irgendwann misstrauisch und siehe da... herzkrank.
    Wäre das ein Pflegehund gewesen, dann wäre die ab Diagnosefindung verdammt schwer zu vermitteln gewesen.





    Klar, mit der Wahl einer guten Orga und mit der Wahl des "richtigen" Pflegehundes kann man einiges davon ausschalten. Und die allermeisten Hunde sind wahrscheinlich lieb und pflegeleicht und lassen sich wirklich innerhalb eines halben Jahres vermitteln.
    Und manchmal hat man auch Glück und findet auch für schwierige Kandidaten DIE perfekten Leute denen das Problem (welches auch immer) gar nix ausmacht.



    Aber dummes Zeug kann immer passieren und wenn sich dann kein Mensch für den Pflegling interessiert und er sitzt und sitzt und sitzt ...
    Ich könnte es nicht mit mir vereinbaren einen Hund für den ich bewusst und ohne Not die Verantwortung übernommen hab, der schon eine Vorgeschichte mitbringt und der sich an mich gewöhnt hat dann nochmal unnötig umzusetzen, nur weil ich mir ein Zeitlimit gesetzt hab. Und dann vielleicht zum Wanderpokal wird weil es den nächsten wieder geauso ergeht.
    Ganz oder gar nicht, das wäre für mich da der einzige Weg. Also entweder der Hund wechselt in eine hoffentlich endgültige Familie oder er bleibt halt bei mir.


    Ich kenne ehrlich gesagt auch nur wenige Pflegestellen die das langjährig machen und und die schon eine größere Anzahl an Hunden hatte (mehr, als man an einer Hand zählen kann), bei denen noch nie ein aus irgendeinem Grund ein "Unvermittelbarer" kleben geblieben wäre.



    Urlaubsbetreuung oder ein regelmäßiger Gassi-Hund finde ich da wirklich einen guten Kompromiss. Ich hatte auch ne Weile lang 2 Gassihunde (als ich selber noch "nur" 2 eigene Hunde hatte), von denen ich abwechseln immer einen mitgenommen hab. Da kann man sich auch als Rudelhalter auf Zeit austoben. :D

  • Zitat


    Aber dummes Zeug kann immer passieren und wenn sich dann kein Mensch für den Pflegling interessiert und er sitzt und sitzt und sitzt ...
    Ich könnte es nicht mit mir vereinbaren einen Hund für den ich bewusst und ohne Not die Verantwortung übernommen hab, der schon eine Vorgeschichte mitbringt und der sich an mich gewöhnt hat dann nochmal unnötig umzusetzen, nur weil ich mir ein Zeitlimit gesetzt hab. Und dann vielleicht zum Wanderpokal wird weil es den nächsten wieder geauso ergeht.
    Ganz oder gar nicht, das wäre für mich da der einzige Weg. Also entweder der Hund wechselt in eine hoffentlich endgültige Familie oder er bleibt halt bei mir.


    Das sehe ich eigentlich auch so. Also - kein Pflegehund :(


    Ganz ehrlich - wenn ich mit der Einstellung dran ginge, dass es auch kein Problem waere, wenn der Hund fuer immer bleibt, dann gibt es fuer mich keinen Grund, ueberhaupt einen Pflegehund zu haben. Dann haette ich schon laengst und ganz bewusst einen dritten Hund gesucht...


    Zitat

    Urlaubsbetreuung oder ein regelmäßiger Gassi-Hund finde ich da wirklich einen guten Kompromiss. Ich hatte auch ne Weile lang 2 Gassihunde (als ich selber noch "nur" 2 eigene Hunde hatte), von denen ich abwechseln immer einen mitgenommen hab. Da kann man sich auch als Rudelhalter auf Zeit austoben. :D


    Es geht mir nicht drum, ein moeglichst grosses Rudel zu haben, oder "Rudelhalter auf Zeit" zu sein :). Meine beiden sind sowohl Rudel als auch Arbeit genug. Deshalb wollen wir ja auch keinen dritten.
    Es ist eher so, dass Pits / Listenhunde in den Tierheimen hier einen so schweren Stand haben, und so oft eingeschlaefert werden, dass wir gerne helfen wuerden. Ein Pit mit unbekannter Vorgeschichte ist sehr schwer zu vermitteln. Einer, der in einer Pflegefamilie lebt, mit den Hunden dort klarkommt, stubenrein ist, und schon ein bisschen Grunderziehung genossen hat, hat gar keine so schlechten Chancen.


    Aber Ihr habt recht, es ist einfach zu riskant, dass der Hund niemanden findet, deshalb lassen wir's lieber sein...

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