Showlinien und deren Sinn

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    Jetzt muss ich doch mal Fragen.
    Was ist denn ein Mini-Aussie,wenn keine Modeerscheinung?


    Die gaebe es doch auch nicht, wenn nicht irgendwer einen Aussie light in kleiner gewollt haette ??


    Die (guten) Mini´s entsprechen teils heute mehr im Aussehen der alten Arbeitsaussies, als es die Showaussies heute tun.
    Die ursprünglichen Arbeitshunde waren von mittlerer Größe 45-50 cm und auch heute findet man in der Arbeitslinie viele kleine Hunde von um die 47 cm.
    Den Mini gibt es schon seit den 70ger Jahren in den USA, es wurden einfach die etwas kleineren Aussies zur Weiterzucht ausgewählt. Nur weil er grade (leider) in Europa in Mode kommt, ist er kein Modehund.
    Auch heute noch streuen die Mini´s in der Größe und auch Hunde mit einer Endgröße von um die 50cm kommen immer mal wieder in den Würfen vor.
    Du findest beispielweise in den Linien meiner Hunde einen starken Anteil Fairoaks, Hangin Tree, Las Roscosa, Winslow und CrownPoint, also viele alte gute Arbeitslinien. Ich wage mal zu behaupten, das diese Hunde, die eine Größe von 42-47 cm haben, sowohl optisch als auch vom Arbeitsverhalten näher am ursprünglichen Aussie dran sind, als sehr viele Show-Aussies :D
    Allerdings lege ich auch viel Wert auf Arbeitsfähigkeit, Charakter und "form follows function" .Was für mich gar nicht geht, ist der Versuch, aus einem (Mini-) Aussie ein merlefarbenes Show-Sofa-Plüsch-Wauz zu machen - das hat die Rasse nicht verdient...

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    Wenn ich hier im Forum häufig lese wie Merlefarbene Aussis bewundert werden, frage ich mich schon wieviele wissen das Merle ein Gendefekt ist, der häufig Totgeburten bei Würfen zur Folge hat. Aber egal, hauptsache der Hund hat ne schöne Farbe.


    Als Züchter kann ich Dir sagen, dass dies definitv nicht stimmt. Es gibt zB bei den Mini´s nur sehr selten überhaupt Totgeburten und diese unabhängig davon, ob der Welpe merlefarben oder solid war. Ebenso unabhängig davon, ob ein Elternteil ein Merle war oder nicht.
    Was ein NoGo ist, sind Merle x Merle Anpaarungen, bei denen homozygote Merles zur Welt kommen können, die in der Tat von Gesundheitsproblemen betroffen sein können. Bei Merle x Solid Anpaarungen kommt sowas nach meiner Erfahrung nicht vor =)

  • meiner Meinung ist beides Blödsinn. Weder bringt es was, einen Hund rein auf die Optik und "passt nach dem Standard" zu reduzieren, noch möglichst alles dafür zu tun, dass er so viel Arbeitseifer mitbringt wie nur irgendwie möglich.
    Beides endet mies und gerade bei den Gebrauchshunden kommt dieses "trieb frisst Hirn" NICHT bei den Showlinien vor.
    Ich habe deshalb eine Rasse, die noch und hoffentlich auch in Zukunft dual-purpose gezüchtet wird. Klar, es gibt Tendenzen, die wird es immer geben, aber die reichen auch vollkommen aus als Unterschied.
    Würde ich jetzt einen Labrador suchen, würde ich dennoch mich in der Showlinie umschauen, einen Züchter suchen, der mit seinen Hunden aktiv auf die Jagd geht, also ein eigenes Revier hat und der seine Hunde Rassegemäß auslastet.
    Dafür brauch ich keine Field-Trial-Zucht sondergleichen, wo die Hunde Dummy F und O laufen können, aber vor der lebenden Ente kehrt machen. Außerdem sehen die aus, als hätte man einen Windhund eingekreuzt.
    Irgendwo muss man als Hundeliebhaber einen Kompromiss machen. Will ich einen Gebrauchshunde, muss mir klar sein, dass er Arbeit fordert, dass er gefördert werden will und vermutlich nicht mit einfachem Gassi zufrieden ist, sondern einen Job braucht. Das wollen heutzutage sehr viele Hundehalter ihren Hunden gerne bieten und viele davon fragen sich dann schon bei Hunden, die einfach mit Gassi zufrieden sind, ob ihm was fehlt.
    Was ich dann aber vom Hund andererseits erwarte ist Nervenstärke und zwar unabhängig von Leistung oder Aussehen! Das sollte das oberste Zuchtziel egal welcher Rasse sein, aber das vermisse ich sowohl bei Show- als auch Leistungszuchten... Ja, es gibt die Hunde, die triebig, schnell, erfolgreich im Sport und dazu noch nervlich 1a belastbar sind, aber es sind leider nicht die Regel. Und ich weiß, jetzt kommen x Posts, die dem widersprechen, aber Nervenstärke und Nervenstärke sind auch wieder sehr subjektive Begriffe. Ein nervenstarker Malinois wird gegen einen Nervenschwachen Bernhadiner immer noch wie ein Pulverfass wirken.



  • Natürlich muss auch der Hund einem optisch gefallen, aber da sollte man eher Kompromisse eingehen als was das Wesen und Charakter eingeht.
    Außerdem gibt es auch größere Hunde die sich für vielseitigere Auslastung anbieten, bzw. nicht als Arbeitshund gezüchtet wurde.
    Bei den Arbeitslinien ist Nervenstärke Pflicht, denn ohne diese ist zuverlässige und erfolgreiche Arbeit unmöglich.
    Deswegen gibt es auch so viele Leistungsprüfungen bzw. Arbeitsprüfungen die genau diese Eigenschaften testen und in Frage stellen.
    In der Showlinie sind diese Eigenschaften nicht so wichtig, deswegen wird darauf eher weniger geachtet, eher wird geschaut ob der Hund die "light" am ehesten gar keine dieser Eigenschaften besitzt.
    Damit treten eben die Probleme auf, dass aus dem Hund ein eigentlicher Charakter "herausgezüchtet" wird und das sollte nicht so sein.
    Extreme Arbeitslinien sind ebenso schädlich, da muss man nicht drüber diskutieren.


    Auch eine Familie kann einen Golden aus Arbeitslinie auslasten, sie muss es nur wollen und es aus Leidenschaft machen.
    Dieser Hund ist dann auch meist ausgeglichener als ein Golden aus Showlinie der nur einmal um den Block läuft.


    Würden sich Showlinien nicht so ins Extreme ziehen um aus jeden Hund auf Biegen und Brechen einen einfachen Begleiter zu machen, gäbe es nicht so viele Wesensdefizite bei den Hunden.


    Arbeitslinien mit Showlinien zu vermischen ist ebenso kritisch.
    Denn meistens sind die Hunde eignungstechnisch sowie anatomisch verschieden, sodass man eben nicht weiß welche Eigenschaften bei den Welpen durchkommen.
    Es kann nämlich sein das der Arbeitswille aus der Arbeitslinie sich vererbt, aber die Anatomie aus der Showline, die einen Hund kreiert der arbeiten möchte, aber körperlich es nicht schafft, bzw. keine Nervenstärke besitzt.

  • Also bevor ich mir nen light- Hund aus ner moeglicherweise vermanschten Showlinie fuer dann doch viel Geld hole, gucke ich eher in Richtung Tierschutz/ Abgabehunde.
    Denn fuer meine Ansprueche an einen Hund langt ein Allrounder, gern auch aus mehreren Rassen.
    Habe ich jedoch hohe Ansprueche an den Hund, dann schaue ich eher in ner Leistungslinie, denn mit der Show werde ich da vermutlich nicht ausreichend fuendig.
    Fuer mich persoenlich erschliesst sich der Sinn von diesem ganzen Showding also nicht, ausser man moechte das Schaf im Wolfspelz.

  • Wie gesagt, Nervenstärke definiert jeder anders und das, was ich bei Leistungslinien gesehen habe ist alles, aber kein alltagstauglicher, nervenfester Hund.

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    Die angesprochenen Probleme wie Nervenschwäche und ähnliches liegen doch nicht daran das es eine Showzucht ist! Sondern an den Züchtern die einfach mal alles was schick ist verpaart ohne auf den Charakter zu achten.
    Solche hat man aber überall, auch bei Leistungszüchtern die eben nur auf "kann arbeiten, hat super abgeschnitten, wird genommen" achten und wo dann Welpen fallen die man eigentlich nur wirklichen Vollprofis geben kann weil die total plemm sind im Birnchen.


    .



    Neihein, natürlich liegt ein Verfall von gewünschten Wesensmerkmalen nicht daran, dass man nicht mehr auf sie selektiert, sondern rein auf Optik (=showzucht).



    Also manchmal :roll:


    Ich habe im übrigen relativ wenig Mitleid mit Leuten, die sich eine schöne Hülle holen wollen und dann ein Exemplar erwischen was leider nicht der Version entspricht die sie gern hätten.
    Gibt's genug.


    Ein nicht wesensfester Hund und eine Zucht auf gebrauchsanlagen schließt sich übrigens auch aus, weil ich nirgends mit einem Hund zum arbeiten auftauchen brauche, der zum Beispiel nicht belastbar ist.
    Ob derjenige Halter dann Wert darauf legt, den Hund auch außerhalb seiner Arbeit zu erziehen und zu führen, ist wieder etwas ganz anderes und muss man trennen können, wenn man sich ernsthaft ein Urteil über etwas erlauben will. Davon ab wird "Nervenstärke " jetzt wohl langsam mein Forums Unwort des Jahres - selten ein so inflationär und unpassend eingesetztes Wort wie dieses hier im Forum gesehen...




    Um zur ausgangsfrage zurück zu kommen - der Grund das es showlinien gibt, ist wohl primär der, dass wir Menschen vorwiegend durch Optik gesteuert werden. Ist auch grundsätzlich nichts verwerfliches dran, solang man sich nicht immer vom ersten Eindruck blenden lässt.
    Auch ist es viel einfacher, auf ein offensichtliches Merkmal zu selektieren, als auf Dinge die gerne mal auch durch Prägung und Erziehung verändert werden.
    Es mag ja Rassen geben, da ist das nicht ganz so tragisch. Da hat der Hund zwar am Ende nicht mehr viel wesenstechnisch mit dem gemein, was er mal war, aber für Leute die nur gern eine schöne Hülle hätten passt das schon. Leider gibt es auch genug Rassen , bei denen das nicht so ist. Durch passende (oder in dem fall unpassende ) Selektion kann man innerhalb von wenigen Generationen Merkmale verstärken . Wenn man gewisse Merkmale außer
    Acht lässt, sind das dann eben auch Dinge die man nicht so gerne hat.
    Man nehme eine Rasse die aufgrund ihres Einsatzgebietes eher führig und sensibel sein soll, Verpaare zwei Vertreter mit mangelnder Härte nach außen und geräuschunempfindlichkeit und erhalte innerhalb von wenigen Generationen Hunde, die ein halben Nervenzusammenbruch erleiden, weil einem neben ihnen in der Küche Geschirr runter fällt.
    Ist dann ein total genialer Familienhund und so .. Für schweigsame Familien. :pfeif:


    Es wird auch kein Zufall sein, dass die Vertreter "meiner" favorisierten Rassen, die wirklich einen irreparablen Schuss (und nicht nur etwas verzogen waren) hatten, irgendwie immer irgendwelchen Show, schwarz oder inkonsequenten Leistungszuchten entstammten. "Komisch", oder ?



    Ja, was machen jetzt aber die, die gerne X wollen, aber bitte ohne Y?
    Ich mit meiner unpopulären Meinung Sage jetzt mal ganz einfach, es muss vielleicht nicht jeder der heute einen Hund hat auch wirklich einen haben. Wenn ich mich so umsehe, wäre wohl nicht nur den anderen, verantwortungsvollen hundehaltern ,sondern auch der Menschheit ansich weiter Geholfen, wenn sich bestimmte Individuen eher ein Stofftier angeschafft hätten, anstatt des angeblich nicht jagenden Weimaraners und des nicht hütenden Borders, der dafür Passanten auflauert und sie anfällt, wenn seine potentielle Beute nicht so treiben lässt wie er sich das denkt.
    Natürlich werden solche Leute trotzdem einen Hund bekommen, Weil es immer jemanden gibt, der diesen Markt bedient. Und weil in der heutigen "ich will, also Krig ich " Gesellschaft, "ich habe auch das recht einen Xy zu haben ", ein guter Grund ist einen Hund anzuschaffen. Ohne Rücksicht auf Verluste.


  • Also manchmal finde ich dieses selektive Lesen wirklich seltsam...
    In dem von dir zitierten Teil stehts doch schon drin:
    "Die angesprochenen Probleme wie Nervenschwäche und ähnliches liegen doch nicht daran das es eine Showzucht ist! Sondern an den Züchtern die einfach mal alles was schick ist verpaart ohne auf den Charakter zu achten.
    Solche hat man aber überall..."


    Sprich: Schlecht ist nur auf Optik zu achten. Einfach genug?


    Das Argument was hier auch aufkam, von wegen der Käufer bestimmt das Angebot, also echt...
    Klar, da kommt Mensch X zu Züchter Y und sagt "Ich will den Weimaraner, aber mit dem Gemüt der Dogge." und dann gibts plötzlich überall "Dogmaraner"?
    Nein, es ist genau andersherum. Das Angebot ist zuerst da.
    Die ganzen Doodle-Käufer wären nie von selbst auf die Idee gekommen das man sowas züchten kann, die sind nicht mit der Bitte an die Züchter herangetreten. Diese Idee und alle weiteren kommen doch von den "Züchtern" selbst.
    Tja, und leider gibts nunmal genug ahnungslose Menschen die das dann auch kaufen...


    Ein seriöser Showzüchter wird auch immer auf Charakter achten.
    Denn die tun im Endeffekt nichts anderes als die Züchter der Rassen ohne Arbeitsprüfung auch, sie versuchen einen möglichst rassenahen, gesunden Hund zu züchten der eben einigermassen ohne die Arbeit auskommt.
    Das ein Showgolden andere Auslastung braucht als der Dackel, oder der Whippet sollte dem Hundehalter klar sein, was der Käufer dann aber am Ende mit dem Hund macht, darauf hat der Züchter keinen Einfluss.


    Schwarze Schafe gibt es immer, aber deswegen die ganze Showzucht verdammen?
    Die Showzucht verdammen weil es viel zu viele ahnungslose/beratungresistente Hundehalter gibt?

  • Die Vermischungen von Rassen gab es schon immer. Nur irgendein schlauer Mensch ist auf die Idee mit den "neuen Namen" gekommen. Und seitdem boomt es. Was früher einfach nur ein Mischling war, ist nun ein Designerhund. :ka: Aber das ist keine Erfindung der Neuzeit. Die Dogge/Weimaraner Mischung gibt es natürlich schon. Läuft halt unter dem Namen "Great Weimar". :D

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