"Auslastung", "Hundesport" - nötig, überflüssig, schädlich?


  • Ist jetzt nicht persönlich gemeint.


    Immer diese Vorurteile. Ich kann es schon langsam echt nicht mehr hören.
    Erst gestern wieder auf einem Turnier mit 180 Agilityianern und bestimmt doppelt so vielen Hunden gewesen - entspannte Hunde, entspannte Leute, viel Spaß mit tollen Läufen, klönen und spazieren gehen. Und wenn dann in den Pausen mal locker 50-60 Hunde (Achtung, darunter eine Menge gestörte Malis und Border!!! - Ironie) sich friedlich gegenseitig den Ball auf der Wiese hinter dem Platz abjagen, kann ich dieses ständige Aufregen über verhaltensgestörte Sporthunde echt nicht ernstnehmen.
    Nur weil der Hund mal 10 Minuten vor dem Start beim Aufwärmen rumkläfft und maximal 40 sec den Parcours läuft, ist der Hund noch lange nicht "dauergestresst". Und selbst meine, für die so ein Turniertag noch anstrengend ist, wird's nicht umbringen.


    Lasst die Leute doch einfach Sport und Spaß mit ihren Hunden haben. Immer diese Rechtfertigungen, dass "Sofahunde" ja so viel entspannter und "glücklicher" sind. Es nervt :headbash:


    Wer keinen Bock auf Hundesport hat, soll's halt lassen.

  • Ich finde Hundesport auch wichtig für die Bindung zwischen Mensch und Hund. Man unternimmt etwas gemeinsam und Mensch und Hund haben Spaß dabei. :)
    Bei Amy kann ich auch sagen, dass sie die Beschäftigung braucht, ich kenne aber auch Hunde, die zufrieden sind, wenn sie mit dem Besitzer zweimal täglich im Wald spazieren gehen und sonst Couchpotatoes sind. ;)
    Ich habe bei Amy wirklich viel ausprobiert, bis wir bei "unseren" Sportarten gelandet sind: Trickdogging, Treibball und Agility.


    Das bei machen Leuten meist Border Collies nur für den Sport gekauft werden mit dem Argument "viel Trieb und Speed" erlebe ich aber leider auch oft und da geht dann, finde ich, der Hundesport in die falsche Richtung.


    Oder auch auf den Trickdogging/Dogdance Turnieren gibt es einige Tschechen, die jedes Jahr mit einem neuen Hund kommen und die Hunde wirklich auf Höchstleistung trainieren ohne Rücksicht auf Verluste mit viel auf den Hinterbeinen hüpfen,... Das finde ich dann auch nicht mehr schön. :/ Letztes Jahr ging es dann so weit, dass jemand davon disqualifiziert wurde und sie dann so sauer auf den Hund war, dass der den ganzen Tag draußen am Auto angebunden wurde. Hier geht es dann schon lange nicht mehr um den Spaß an der gemeinsamen Aktivität.

  • Hundesport ist zwar nicht nötig, aber in vielen Fällen schon sinnvoll. Gerade bei den Stadthunden finde ich es eine wirklich gute Abwechslung zum "nur in den Park gehen". Welche Art von Hundesport das sein sollte ist von den Vorlieben und der Eignung des Hundes und des Halters abhängig. Mit einem überdrehtem Hund würde ich eher das ruhige Arbeiten bevorzugen und in den Bereich Nasenarbeit, Obedience etc gehen. Einen aktive aber nicht überdrehten Hund kann man sehr gut in den Bewegungssportarten wie Agility, Flyball etc führen.
    Das Longieren ist meiner Meinung nach für fast jeden Hund geeignet. Hier gibt der Halter die Regeln vor und kann den Kreis je nach Bedürfnis des Hundes anpassen. Das macht sogar meinem Opi mit 12 Jahren Spaß.
    Ganz wichtig finde ich nicht die Frage nach dem ob überhaupt sondern eher nach der Dosis zu beantworten. Denn manche Halter sind leider sehr ergeizig und fordern einfach zu viel.


    Ob Hundesport oder Familienhund. Wichtig finde ich, dass man sich überhaupt mit dem Hund beschäftigt. Ein Hund, der nicht gefordert und gefördert wird, der verblödet. Und diese Hunde tun mir einfach nur leid.

  • Für mich geht es beim Hundesport nicht so sehr ums "ob man es macht" sondern ums "wie man es macht"


    Hundesport der die Stärken des Hundes fördert, ihm gezielt Erfolgserlebnisse verschafft und Hund und Mensch gleichermaßen Spaß macht ist meiner Meinung nach eine schöne Sache und sicher förderlich für die Hund-Mensch-Beziehung.
    Ob es aber nötig ist um einen ausgeglichenen Begleiter im Alltag zu haben, liegt wohl auch am Hundetyp.


    Das Problem sehe ich da wo Hundesport nur deswegen ausgeübt wird weil es dem Menschen Spaß macht, wo ein enormer Erfolgsdruck auf dem Hund lastet, gesundheitliche Risiken in Kauf genommen werden und der Hund einfach insgesamt überfordert und hochgedreht wird.
    In solchen Fällen wäre kein Hundesport wohl sicher die bessere Wahl für den Hund.

  • Ich denke, dass man seinem Hund das bieten sollte, was er in den Genen hat und sonst auch gerne "anders" ausleben würde.
    In meinen Sportjahren habe ich folgendes festgestellt:


    Der sauber im VPG aufgebaute Mali ist klarer im Kopf als der "arbeitslose", zu schnell aufgebaute oder der im "falschen" Sport. Das sind dann die Negativbeispiele, die bei der kleinsten Kleinigkeit die Wand hochgehen, im Haus an der Heizung angebunden werden (müssen?) und eine ganz miserable FRust- und Impulskontrolle außerhalb des Platzes haben.


    Der Arbeitsborder an der Herde ist kein Vergleich mit den Kreischelsen, die jede Stange reißen, beim Spaziergang permanent in Hütehaltung auf dem Boden kriechen (Balljunkie, Hunde / Autos hüten) und kaum mehr normalen Sozialkontakt "können".


    Eigentlich muss man sich doch nur angucken, worauf der Typ Hund jahrzehntelang selektiert wurde und was dem am nächsten kommt. Manche Dinge nennen sich Hundesport, manche nicht. Für machen braucht man Gleichgesinnte, andere macht man alleine.


    Bei meinem alten Rüden konnte ich beobachten, dass Schutzdienst und Gehorsam ihn tief zufrieden machten, THS war nett. Für ein bißchen Hüpfen war er schon immer zu sehr Spezialist. Ohne regelmäßige Betätigung in dem Feld, was er "brauchte", war er eine tickende Bombe. Bei regelmäßigem Training ein Hund mit hoher Reizschwelle und guter Impulskontrolle.


    Fazit: Hundesport ist ein Kann für einen Hund, der arbeiten mag und ein Muss für den, der es braucht.


  • schade, dass Du Dich gleich so angegriffen fühlst (klingt zumindest so....) :/


    es geht nicht darum, dass die Hunde am Start oder während des Turniertages gibbrig oder gestresst sind. Das ist völlig normal, da die Hundeführer aufgeregt sind und sich diese Anspannung auf die Hunde überträgt.


    Es ging um Hunde im "Alltag". Ich bin selbst mit Leib und Seele Hundesportlerin (THS) und trotzdem fällt es mir nunmal auf, dass die "Sporthunde" in unserer Region zum Teil wirklich sehr unausgeglichen sind.
    Ob das am falschen Sport, am falschen Training, an der falschen Zucht oder einfach an den falschen Besitzern liegt.... Mir ist es aufgefallen, und ich kann schließlich nur davon sprechen, was ich sehe. ;-) Und ja, es sind in der Tat hauptsächlich Malis und Border, die unausgeglichen sind. Liegt aber auch vielleicht daran, weil gerade diese beiden Rassen hier in den umliegenden Vereinen seit einigen Jahren zum "Mode-Sporthund" ausarten.


    Umso schöner finde ich es, wenn Du von Deiner Erfahrung berichtest, dass alles völlig stressfrei laufen kann.

  • Ich finde diese ganze Diskussion nur so unheimlich mühsam, weil sie in der Regel zu nichts führt.


    Die einen sind eingefleischte Hundesportler und die anderen betrachten Hundesport als Ausbeutung. So bleibt eigentlich jeder unter sich. Einen Konsens gibt es nicht.


    Schade finde ich es nur immer, dass Hundesport - gerade "schnelle Sportarten" - vorschnell so zerrissen werden - meistens von Leuten, die noch nie mal einen kompletten Turniertag miterlebt haben. Da fehlt einfach jede Diskussiongrundlage.


    Meinen Beobachtungen zufolge sind die meisten Sporthunde tatsächlich "knackige" Tierchen, die aber durch den Sport eine tolle Bindung zu ihren Haltern haben. Die meisten sind gut sozialisiert (wie gesagt, die meisten Sportlerhunde begleiten von Welpenbeinen an die "Großen" zum Turnier). Zudem ist ein Sporthund mit gestörter Impulskontrolle und schwachen Nervenkostüm kein guter Sporthund. Wie soll so ein Hund bitte Leistung bringen?! Ich streite nicht ab, dass es unter den Sporthunden auch richtige Kanonen gibt, das bleibt nicht aus, wenn man mit viel Trieb arbeitet.


    Im Übrigen ist unser einziger Hund, der ne Macke weg hat, ausgerechnet der Hund, mit dem nie etwas gemacht wurde ...


    Nachtrag: Vielleicht habe ich ja auch eine gestörte Wahrnehmung - aber wenn doch gerade Malis und Border angeblich so gestört sind, frage ich mich, warum auf Agilityturnieren, wo so viele "gestörte" Hunde aufeinandertreffen, es meist schon gruselig friedlich abläuft ...


  • Sehr passend geschrieben!


    Wir haben es letztens geschafft mit einer Gruppe von 38! Hunden spatzieren zu gehen. Alles Hunde, die im Hundesport geführt werden. Teilweise auch Hunde, die früher nich so entspannt mit anderen Hunden waren. Und es war wirklich richtig schön und es hat wirklich nicht eine einzige Zickerei gegeben. Ich glaube nicht, dass das mit allen Hunden früher so möglich gewesen wäre.
    Ich denke schon, dass Hunde die im Sport geführt werden und immer wieder doch in Turniersituationen oder beim Training sehr nah mit anderen Hunden in Kontakt kommen zum Teil entspannter im Umgang sind als Hunde, die ab und an bei einer Gassierunde einzelne Hunde treffen.
    Außerdem denke ich, dass Hunde gerade in Turniersituationen lernen können mit Stresssituationen umzugehen. Außnahmen bestätigen natürlich die Regel.

  • Ich habe hier so ein kleines Exemplar. Angeschafft als "Sporthund" - ja, das sage ich so und das ist so. Ich möchte viel Sport mit dem Hund machen, hatte mir dabei aber offen gelassen, was wir machen wollen.
    Und nun? Habe ich einen Hund der absolut zufrieden ist mit Mitlaufen und dabei sein.


    Wir werden nun erstmal pausieren vom "Sport" (Agi & UO), denn ich war zu ehrgeizig. Je mehr Druck ich gemacht habe, desto weniger macht sie. Aber je weniger sie machte... desto mehr wollte ich! Und das hat unseren Alltag zerstört...


    Also habe ich einen 1,5 Jahre alten Aussie, der gerne nichts macht.
    Trotzdem ist sie eine reine Arbeitslinie. :^^:

  • Die Sporthunde, die ich kenne (und das sind nicht viele, also ist es vermutlich nicht sonderlich repräsentativ) sind Hunde, die genügend Raum für Ruhephasen haben. Ich erlebe diese Hunde nicht als aufgedrehter als andere, eher im Gegenteil. Ich denke, es kommt daher auch auf das gesunde Verhältnis aus arbeiten und ruhen an.


    Den Artikel finde ich dazu übrigens sehr gut:
    http://www.bestfriends-bochum.…-ruhebeduerfnis-der-hunde

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