Wie einen Trailhund langsamer kriegen ?

  • Hallo,


    hmm....schade eigentlich, dass eine wohl zum Thema passende Nachricht als PN verschickt wurde. Ganz offensichtlich interessieren sich einige genau für dieses Thema.


    Wieso schickt man sowas "hintenrum" wenn ich fragen darf?? :???:


    Mein kleiner Aussie, auch nur lasche 25 kg, zieht gefühlsmässig wie ein Bulldozer. Nun habe ich mit immerhin guten 80kg ein entsprechendes "Gegengewicht" womit ich meinen Hund einbremsen kann (im Gegensatz zu dem Verhältnis 50:65 kg - das ist echt heftig!)


    Und trotzdem habe ich hin und wieder noch meine Schwierigkeiten ihn gescheit zu halten. Es war mal viel schlimmer, gar keine Frage und ich habe meinen Hund dadurch inzwischen langsamer bekommen, indem ich wirklich gegenhalte, kleine Schritte mache um meinen Körperschwerpunkt besser kontrollieren zu können. Ausladende Schritte verstärken nämlich noch den Effekt, wenn der Hund zieht.


    Dabei musste ich stets darauf achten, dass ich den Gegendruck nicht zu groß werden liess. Sobald das geschah (ja, es kam halt mal vor...) brach Indy seine Arbeit ab, da er wohl davon ausgegangen war, dass ich ihn von der Suche abhalten wollte. Gar nicht so einfach, hier ein gesundes Zwischenmaß zu entwickeln, den Hund einzubremsen, ihm aber nicht gleichzeitig die Lust am Suchen zu nehmen.


    Vielleicht half mir dabei auch das Alter des Hundes, denn Indy wird jetzt bald 8 Jahre alt, ist nicht mehr sooooooo ungestüm wie noch vor 2-3 Jahren. Das hat sicherlich auch geholfen, aber ich denke das Gegenhalten hat bei uns gut gefruchtet und ausserdem dazu geführt, dass mein Hund gewissenhafter sucht. Neigte er früher gerne mal dazu, über eine Spur hinwegzufegen (weil er einfach zu schnell war) bemerkt er es nun selber, wenn er von der Spur abkommt und korrigiert sich wesentlich zeitiger als zuvor.


    Aber wenn es recht ist, würde ich die PN ebenfalls gerne mal zugestellt bekommen. Nicht das ich neugierig wäre - ach woooooo.....aber interessieren würd es mich trotzdem, wie ihr das so handhabt.


    LG
    Windi

  • Warum nur PN kann ich verstehen: weil es nicht zur unbedarften Nachahmung gedacht ist. Es lesen hier auch Leute mit, die herzlich wenig Ahnung haben und doch alles ausprobieren.... Und es hängt so viel vom Hund ab, davon, wie bisher gearbeitet wurde, von Motivation und Frustrationstoleranz....


    Es ist wie schon gesagt wurde eine Gratwanderung, den Hund zu bremsen, ohne dass er die Suche ganz einstellt. Ich bin jedenfalls nicht sicher, dass ich die Übung ohne kundiges Auge drauf probieren möchte. Was ich glücklicherweise bald haben werde. :smile:

  • Mich würde die PN auch interessieren, da ich bei Pepper doch auch einen flotten Hund habe.
    Bisher arbeite ich wie Windi, aber man lernt ja nie aus


    Gesendet von meinem GT-I9100 mit Tapatalk 2

  • Liebe Fories,


    oh, Mann, da hab ich ja ein Wespennestproblem aufgeworfen: Einmal rein gestochen und ganz viel kommt raus.
    Ich fasse mal – bewusst ohne Wertung – an Maßnahmen zusammen, was ich über verschiedene Kanäle erfahren habe:


    Idee I:
    Den Schwierigkeitsgrad der Trails erhöhen:
    Verstärkt kurze Trails mit vielen Winkeln (alle paar Meter), am besten mit seitlicher Begrenzung, z.B. durch Hausmauern, Gartenmauern, dichtes Buschwerk etc.; der Hund arbeitet intensiver, konzentrierter und langsamer


    Idee II:
    Das Alter der Trails erhöhen: der leichte Geruch ist weg und der Hund arbeitet tendenziell Boden näher und langsamer


    Idee III:
    Körperhaltung des Hundeführers wie beim Tai Chi oder einem Kampfsportler: Schwerpunkt im Beckenbereich = Körpermitte, beweglich in den Hüften, nicht hüftsteif, beweglich, federnd und leicht gebeugt in den Knien, Rücken und Schultern gerade und locker. Oberkörper aufrecht bis leicht zurück geneigt, Atmung durch Bauch und Brust, ggf. Tempo drosseln statt flacher Stressatmung und blindem Hinterherrennen


    Idee IV:
    Armhaltung des „Lasso – Arms“ angetackert: Ellbogen ruht oberhalb der Hüfte, Ellbogen im 90 Grad – Winkel quasi am Oberkörper angetackert, Arm hängt nicht herunter, Arm ist nicht nach vorn gestreckt, Arm bewegt sich nur minimal nach vorn oder hinten beim Ausgeben und Einholen der Suchleine (das Ganze ist auch wichtig zur Vermeidung des „Jo – Jo – Effektes“)


    Fortsetzung folgt.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Liebe Fories,


    weitere Anregungen, die ich erhalten habe:


    Idee V:
    Beim Losstürmen am Start stehen bleiben und Leine laufen lassen. Hund sortieren lassen. Auf keinen Fall als Hundeführer sofort hinterher und mit stürmen.


    Idee VI:
    Drängen des Hundes vermeiden:


    Drängen = schnelles Hintergehen statt ruhiger Verlangsamung oder stehen bleiben, dabei Hund antreiben durch schnelle Kommandos im Maschinengewehrtempo wie Such weiter !, Arbeite !, Work ! in hartem und rauen Tonfall


    Maßnahmen: Schnauze halten, Leine vorausschauend verkürzen und Tempo drosseln, ggf. anhalten, Lage in Ruhe sondieren (Wind, Topographie), Hund Zeit geben, sich angesichts der Wind – und Umgebungsverhältnisse zu orientieren, zu sondieren und zu sortieren (später dann wieder Leine geben), bei Kreuzungen oder Plätzen Erkundung mit Side – Steps und Kreiseln (langsamen Walzer tanzen), ggf. gekoppelt mit Kommandos (Lets dance ! oder Circle ! oder Kreisen !)


    Idee VII:
    Schieben des Hundes vermeiden:


    Schieben = hinter dem Hund im Sprinttempo sofort hinterher stürmen, dabei 1 – 2 m hinter dem Hund laufen, latent auf den Hund auflaufen, ihm auf die Pelle rücken, dabei laut und stampfend auftrampeln, laut und schwer keuchen, Hund bei Stopps schnell mit Scheinbein weiter schieben und drängen (s.o.)


    Maßnahmen: analog Idee V und Idee VI und Abstand zum Hund vergrößern (wenn Schieben das Problem ist)


    Fortsetzung folgt.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Liebe Fories,


    hier die letzten Ideen und Hinweise, die ich erhalten und gefunden habe:


    Idee VIII:


    Übung: „Playing detective“ oder „Beweissicherung“


    Auf dem Trail trailnah 3 – 5 Geruchsträger der VP (= vermisste Person) verstecken (z.B. in oder unter Busch oder mit etwas Laub oder Erde bedeckt (aber nicht vollständig bedeckt))


    Verlangsamt den Hund, ist auch spannend und motivierend.


    Idee IX:


    Verhaltenstraining mit Pausen:


    Jedes Mal, wenn der Hund anfängt, wie blöd zu ziehen und los zu stürmen, selbst verlangsamen bis zur Gehgeschwindigkeit oder sogar kurze Pausen machen (ggf. gekoppelt mit Kommando, z.B. „Warte“), stehen bleiben (ggf. bei extremeren Fällen Hund ins Sitz bringen oder ins Platz legen), Hund ignorieren (aber beobachten, wie seine Nase arbeitet und die head turns sind), laut und ausgiebig gähnen, die Landschaft betrachten, Schuh zubinden, erst nach Beruhigen und Runterkochen des Hundes weiter trailen mit entsprechendem Kommando, z.B. „Such weiter!“


    Idee X:


    Die „Amerikanische Variante“


    Der ultimative „Tipp“: Das eigene Körpergewicht steigern
    1 Jahr jeden Tag 3 mal zu Mac Donalds und sich voll hauen und jeden Tag 3 Weizenbier. Und wenn das noch nicht ausreicht: einen Bleigürtel für Taucher umlegen. Da zieht dich kein Hund mehr weg.


    Freundliche Grüße


    Geronimo

  • Zitat

    Die „Amerikanische Variante“


    Der ultimative „Tipp“: Das eigene Körpergewicht steigern
    1 Jahr jeden Tag 3 mal zu Mac Donalds und sich voll hauen und jeden Tag 3 Weizenbier.



    :hust:

  • Zitat

    Warum nur PN kann ich verstehen: weil es nicht zur unbedarften Nachahmung gedacht ist. Es lesen hier auch Leute mit, die herzlich wenig Ahnung haben und doch alles ausprobieren.... Und es hängt so viel vom Hund ab, davon, wie bisher gearbeitet wurde, von Motivation und Frustrationstoleranz....


    Es ist wie schon gesagt wurde eine Gratwanderung, den Hund zu bremsen, ohne dass er die Suche ganz einstellt. Ich bin jedenfalls nicht sicher, dass ich die Übung ohne kundiges Auge drauf probieren möchte. Was ich glücklicherweise bald haben werde. :smile:


    Na die Leute rufen dann aber hier auch nach einer PN. ;)
    Dann kann mann es gleich hier schreiben.
    Ich wuerd mir eine vernuenftige Trail-Trainerin suchen die sich die Suche und den Hund mal anschaut.
    Kommt ja auch auf den Hund an wie der auf EInwirkungen reagiert.

  • Zitat


    Na die Leute rufen dann aber hier auch nach einer PN. ;)
    Dann kann mann es gleich hier schreiben.

    Ich wuerd mir eine vernuenftige Trail-Trainerin suchen die sich die Suche und den Hund mal anschaut.
    Kommt ja auch auf den Hund an wie der auf EInwirkungen reagiert.


    japp...genau das dachte ich mir jetzt auch ;-)


    Im übrigen.....hab noch keine PN :(


    geronimo: viele der von dir aufgelisteten Tipps fliessen bei mir nahtlos ineinander über. Beispielsweise die Startsequenz, dass man zunächst nur über die Leine arbeitet, damit der Hund sich erstmal selber sortiert. Tappert man gleich los in die erstbeste Richtung, beeinflusst dass den Hund und schwups - ist man auf dem Holzweg. Der zurückgelegte Oberkörper und die angewinkelten Arme sind bei uns ebenso Pflicht.


    Das "Schieben" des Hundes ist ein wichtiger Punkt. Wer im Laufschritt hinter seinem Hund herläuft neigt sehr leicht dazu, auf den Hund "aufzulaufen" wenn dieser plötzlich Tempo rausnimmt. Manche Hunde stört es nicht, andere wiederum deuten das Auflaufen als Signal, in diese Richtung weiterzurennen - Holzweg willkommen!


    Wichtig ist, dass ich den Hund da vorne korrekt lese. Bin ich dazu nicht in der Lage, kann ich mit meinem Hinterherlaufen eigentlich nur alles falsch machen. Das Lesen können des eigenen Hundes ist der Schlüssel zum Trailerfolg. Habe ich diesen "Schlüssel" erst einmal gefunden und verstanden, kann ich quasi zu jederzeit mein Laufverhalten der Situation anpassen und mich auf den Hund einstellen.


    Um die Lesbarkeit zu fördern kann man bekannte Trails laufen, sprich: ich weiss wo die VP sitzt,steht oder liegt und ich kenne den Weg, den sie dorthin gegangen ist GENAU!


    Wenn ich dann die Trail laufe, kann ich an den Knackpunkten (Kreuzung, Weggabelung, Untergrundwechsel etc) meinen Hund genau beobachten wie er sich verhält und daraus lernen, wie er arbeitet. Hebt er den Kopf? Schüttelt er sich? Ordnet er sich vor einer Kreuzung vielleicht schon auf der richtigen Seite ein? Wohin blickt der Hund? Zieht er kräftiger oder vielleicht sogar weniger? All diese Punkte kann ich dann punktgenau kontrollieren, wenn ich bekannte Trails laufe. Jedoch sollte man jetzt nicht den Fehler begehen und nur noch bekannte Trails laufen, denn eine große Gefahr besteht bei bekannte Trails - ich steuere unbewusst meinen Hund! Wenn ich weiss, dass die VP da vorne rechts abgebogen ist, dann werfe ich vielleicht schon einen Blick in diese Richtung. Wer glaubt, der eigene Hund würde das nicht mitbekommen, der irrt gewaltig! Also bekannte Trails immer mal zwischendurch einstreuen, quasi zum Abchecken wenn man meint, etwas erkannt zu haben.


    Lg
    Windi

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