Wieviel Behandlung ist einem alten Hund zumutbar??

  • Hallo!!


    Ich komme grad vom TA mit unserem alten Rico. Er ist ein Jack-Russel-Mix und jetzt über 13 Jahre alt. Seit einiger Zeit, ca. ein Jahr, wächst sein Hoden. Nachdem wir damals beim TA gewesen sind, sagte er, dass es vermutlich ein gutartiger Tumor sei und von einer OP abrät aufgrund des Alters.
    Heute wollte ich Rico untersuchen lassen, weil auch ein gutartiger Tumor platzen kann. Die Tierärztin der Tierklinik bestätigte meinen Verdacht, dass der Hoden recht prall sei und die Möglichkeit durchaus bestehe, dass dieser platzen könne. Zudem sind Seine Lymphknoten etwas geschwollen....es kann natürlich sein, dass er mehr hat als man sieht bzw. der Tumor gestreut hat. Rico hat keine Schmerzen, aber nun steh ich da und weiß nicht was ich machen soll.
    Die Ärztin hat von einer OP abgeraten wegen des Alters, doch wenn der Tumor platzt, dann muss er doch sowieso operiert werden. Sie hat zudem empfohlen zuvor ein Röntgenbild machen zu lassen um abzuklären, ob der Tumor gestreut haben könnte. Wenn er das getan hat, dann rät sie auf jeden Fall von der OP ab, aber dann muss ich doch auch nicht Röntgen lassen?
    Für Rico ist es immer unheimlicher Stress beim TA, wie vermutlich für fast jeden Hund. Was würdet ihr machen? Es einfach dabei belassen wie es ist und hoffen, dass der Tumor nicht platzt oder die Untersuchungen machen lassen und operieren? Ich kann das selbst grad gar nicht wirklich einschätzen wie weit wir gehen sollten bzw. was im Sinne von Rico ist.


    Liebe Grüße!!

  • Es tut mir sehr leid.


    Schau - ich selber habe hier in genau diesem Moment meinen 9-jährigen Seelenhund Gizmo neben mir liegen und er wird den Leberturmor, der heute diagnostiziert wurde, nicht überleben. Wir haben nun 2 Wochen "rumbehandelt" aufgrund berechtigter Annahmen anhand der Blutuntersuchungen und ersten Ultraschalls, wo die Leberentzündung herstammen könnte und heut endlich war die Sepzialistin für Ultraschall wieder da und wir konnten endgültig feststellen, was los ist.


    Ich habe auf eine Biospsie verzichtet, weil das an der "Behandlung" nichts mehr ändern kann. Es haben sich bereits Metastasen in der Milz angesiedelt. Aber DAS war es, was ich heute wissen wollte... geht da noch was oder nicht.


    Allerdings macht mein Großer bei TA-Besuchen als "erfahrener chronisch Kranker" souverän alles mit. Er regt sich nicht unnötig auf und solange ich dabei bin, ist für ihn alles in Ordnung.


    So gesehen kannst nur du entscheiden, was du deinem Schatz zumuten willst und kannst. Da kann man dir ganz schlecht raten. Jeder Hund ist anders.


    Ich wünsche dir/euch von Herzen noch eine lange, entspannte gemeinsame Zeit und wenn dein Süßer dann irgendwann seine letzte reise antreten wird, wird mein Gizmo ihn empfangen und ihn willkommen heißen.


    Herzliche Grüße
    cazcarra

  • Hallo,


    wie fit ist Dein Rico denn sonst?
    Hat er noch andere Wehwehchen?
    Ich würde so etwas immer vom Gesamtzustand abhängig machen.
    Wenn er fit ist, dann würde ich mich für eine genauere Untersuchung entscheiden.


    Wenn ich dann sehen würde, dass der Tumor nicht gestreut hat, dann würde ich ihn operieren lassen.
    Hat der Tumor gestreut, kommt es darauf an wohin und wie die Prognosen stehen.
    Daran würde ich dann meine Entscheidung festmachen.


    Konkret sagen, dass ich in dem Fall so oder so entscheiden würde, kann ich nicht.


    Ich drücke Dir die und Deinem Rico die Daumen.

  • Zitat

    Die Ärztin hat von einer OP abgeraten wegen des Alters, doch wenn der Tumor platzt, dann muss er doch sowieso operiert werden. Sie hat zudem empfohlen zuvor ein Röntgenbild machen zu lassen um abzuklären, ob der Tumor gestreut haben könnte. Wenn er das getan hat, dann rät sie auf jeden Fall von der OP ab, aber dann muss ich doch auch nicht Röntgen lassen?


    Sorry, aber ich habe ein bisschen den Eindruck, dass Du nicht klar ausschließen kannst, ob es sich nicht doch um einen bösartigen Tumor handelt. Die streuen nämlich Metastasen und wenn die schon in der Lunge gelandet sind, macht eine Operation keinen Sinn mehr. Um Lungenmetastasen festzustellen ist ein Röntgenbild notwendig. Macht in dem Falle also Sinn!


    Um ehrlich zu sein - aber ich habe nur Deine knappe Schilderung zur Beurteilung - hätte ich auch einen älteren Hund, sofern er ansonsten gut zuwege ist und keine besonderen Gesundheitsprobleme gegen eine Narkose sprechen, mit vergrößertem Hoden umgehend kastrieren lassen. Auch wenn ein gutartiger Tumor vorliegt, finde ich es eine schreckliche Idee, abzuwarten ob er platzen könnte. Eine Kastration ist nun nicht so der Rieseneingriff.


    LG Appelschnut

  • Ja, das ist immer ein Eiertanz bei den Oldies.


    Nicht alles, was man an invasiverer Diagnostik und/oder Therapie machen kann, ist tatsächlich auch im Sinne unseres jeweiligen Vierbeiners. Manche Dinge sind gut zu wissen für uns Halter, weil sie uns helfen, den Vierbeiner so gut es geht zu unterstützen. Manche Dinge sind ab einem bestimmten Punkt auf der Zielgeraden des Hundelebens fast schon wieder egal.


    Da nun rauszufiltern, was jetzt im Sinne eines bestimmten Hundes ist, ist wirklich nicht einfach.


    Mir ist bei meinen Oldies, die sich zum größten Teil schon in der "tender loving care"-Phase befinden (das bedeutet, dass es nur noch darum geht, dass es ihnen so lange wie möglich so gut wie möglich geht, bis es eben nicht mehr geht) wichtig, dass ich weiß, welche Probleme sie jetzt im Moment haben, was ich dagegen machen kann (natürlich immer in Zusammenarbeit mit der TÄ) und was uns ggf. erwarten könnte, damit ich rechtzeitig handeln kann.


    Neben der curativen OP, bei der der Hoden entfernt werden würde, um eine Heilung anzustreben, gibt es ja durchaus auch die Option einer palliativen OP - die lediglich erfolgen würde, um dem Hund den Schmerz durch einen bis zum Platzen angespannten Hoden zu ersparen. Für eine palliative OP, bei der einseitig ein Hoden entfernt wird, brauchts keine ewig lange Narkose. Ggf. könnte man sogar, einfach um Bescheid zu wissen, im Rahmen der Narkose gleich ein Röntgen des Brustkorbes mitmachen.


    Das sind nur meine Gedankengänge zu dem, was Du schilderst.
    Die Entscheidung abnehmen, kann Dir leider niemand. Es gibt nie DEN Weg, der für alle Hunde der einzig richtige wäre. Es gibt immer nur für das jeweilige Hund-Halter-Gespann einen Weg, der für beide in Ordnung ist.


    Du kennst Deinen Rico am besten - Du wirst wissen, was für Euch das Richtige ist.


    LG, Chris

  • Ich hätte wohl schon längst operiert. So alt ist ein JRT-Mix mit 13 ja nun nicht. Der kann noch ein paar Jahre leben und eine Kastration ist ja nun keine grosse OP.

  • Vielen Dank für eure Antworten.
    Das es auch ein bösartiger Tumor sein könnte steht natürlich noch im Raum, da keine Biopsie gemacht wurde und nur aufgrund des langsamen Wachstums vermutet wurde, dass er gutartig ist.
    Bisher wurde uns von 2 Ärzten abgeraten eine Kastration zu machen, da trotz einer kleinen OP, dennoch dieses Narkoserisiko besteht.
    Ich würde sagen, dass Rico noch gut drauf ist. Faul war er schon immer, aber sobald ein Vogel im Garten sitzt, wird er noch sehr schnell. Im Ganzen ist er natürlich ruhiger geworden, spielt nicht mehr so viel wie früher und schläft mehr, aber das kann auch einfach am Alter liegen. Für mich ist es momentan schwierig einzuschätzen wie fit er tatsächlich.
    Ich tendiere dazu ihn operieren zu lassen, weil ich nicht darauf warten will bis er stirbt oder sein Hoden platzt, denn das scheinen die Optionen zu sein. Was mich nur daran irritiert ist das Abraten der Ärzte.

  • Mein Dicker hatt seine letzte OP im Alter von 12 Jahren (auch Tumorentfernung) mit Injektionsnarkose. Er hatte ewig damit zu schaffen, die Narkose zu verarbeiten. Zwischenzeitlich stand im Raum, dass ihm die Ohren kupiert werden sollten, da er eine Ohrrandnekrose hat, die einfach nicht besser werden will. Hab mich gegen die OP entschieden, weil ich einfach befürchtet hab, dass er eine weitere Narkose nicht überlebt; aber die verschorften Ohren bedeuten nun mal auch keine Lebensgefahr.
    Ich schließ mich den Vorschreibern an, lass eine Röntgenaufnahme machen, um zu sehen, ob der Tumor gestreut hat. Hat er es nicht und eine Operation scheint sinnvoll, lass ihn vorher gründlich checken, ob der Allgemeinzustand eine OP zulässt. Inhalationsnarkosen sind sehr viel schonender und besser zu dosieren als Injektionsnarkosen, vielleicht steht das auch zur Debatte :) Ich wünsch deinem Senior alles Gute :)

  • Hallo,


    es ist tatsächlich so, dass viele Hodentumore gutartig sind.


    Selbst bösartige Tumore streuen nur selten.


    Zitat

    Beim Rüden gibt es eine Reihe von verschiedenen Hodentumoren.


    Meist entartet das Drüsengewebe. Diese Tumoren sind meist


    begrenzt auf die Hoden, streuen also nicht in andere Organe.


    http://www.tierarzt-jamans.de/Kastration.htm


    Ich würde nochmal mit dem Tierarzt telefonieren wegen Deiner Angst vor dem Platzen des Tumors. Nach meiner Erfahrung passiert bei außen liegenden Tumoren nicht viel, es ist ja Gewebe und kein Ballon.


    Bei meiner Hündin ist mal ein Gesäugetumor "geplatzt", das heisst, die Haut ist dünner geworden und aufgegangen. Das hat gesuppt, aber nicht wirklich geblutet.
    Dann sollte man aber tatsächlich operieren, weil die Haut nicht wieder zusammen heilt.


    Wenn es mein Hund wäre, würde ich es davon abhängig machen, ob ihn der Tumor beim Laufen behindert. Wenn der Tumor schon richtig Gewicht hat, dann würde ich es jetzt machen lassen.

  • In Chris' Beitrag finde ich meine Gedanken zu dem Thema wieder, nur hätte ich die vermutlich nicht so klasse in Worte fassen können. :gut:


    Wir hatten erst letzte Woche eine nahezu identische Entscheidung zu treffen. Mir war erst vor Kurzem bei unserem alten Herren (auch schon im zweistelligen Jahresbereich und ein recht großer Hund) eine eventuelle (man zweifelt dann ja doch mal kurzzeitig an der eigenen Erinnerung, ob das nicht doch schon immer so war) Veränderung des einen Hodens aufgefallen. Manchmal hat man so ein Gefühl und mir sagte das ganz deutlich "Mist, Tumor". Dazu kam noch ein gesplitterter Backenzahn. Da klar war, dass er schon alleine wegen des Zahnes definitiv in Narkose musste, haben weder TA, der ebenfalls eine verdächtige Veränderung wahrgenommen hatte, noch ich noch lange überlegt und waren uns vollkommen einig, dass wir die Kastra gleich mitnehmen. Einerseits zwar blöd, weil der Körper so gleich zwei Regenerationsbaustellen zu versorgen hat, aber in Betracht der Gesamtumstände für uns einfach die bessere Wahl.


    Für mich war auch das ausschlaggebend, was Chris schon geschrieben hat: Ob nun gutartig oder bösartig, bereits gestreut oder nicht - eine Umfangsvermehrung, die sehr wahrscheinlich noch weiter wachsen wird, wird über Kurz oder Lang zumindest für Unwohlsein, sehr wahrscheinlich aber irgendwann auch zu Schmerzen führen.


    Hätten wir nicht sowieso eine nötige Narkose vor uns gehabt, hätte ich auch im Vorfeld noch weiter mittels bildgebener Verfahren abklären lassen, ob schon eine Metastasenbildung vorlag und dann entsprechend entschieden, was nun gemacht wird. Aber so zäumen wir nun das Pferd von hinten auf. ;)


    Heute kam der Befund der histologischen Untersuchung: Recht gut abgegrenztes Seminom. Eine "grundsätzlich potentiell maligne Tumorart" (O-Text des Befundes). Die Wahrscheinlichkeit für eine Metastasenbildung bei dieser Art ist zwar wohl eher gering, aber trotzdem steht nun noch ein Lungenröntgen und Schallen des benachbarten Gewebes, insb. Lymphknoten an. Ich persönlich möchte da einfach gerne so viel Gewissheit wie möglich haben, um dann zu entscheiden, wie man für sich und den eigenen Wuffel weiter verfahren will und wird.


    Den Weg würde ich dir - nur in der normalen Reihenfolge :D - auch empfehlen: Großes Blutbild in Auftrag geben, um zu gucken, wie dein Wuffel aktuell generell in Bezug auf eine Narkosefähigkeit so disponiert ist (da dürfte ein TA fast schon von selbst drauf "bestehen"- ist zumindest meine Erfahrung bei OPs in Bezug auf ältere Hunde ;) ) und dann noch ein Lungenröntgen, ggfs. auch eine Ultraschalluntersuchung, um dann zu entscheiden, wie DU es für dich und deinen Rico für richtig empfindest.


    Vielleicht hilft es dir ja ein bisschen bezüglich der Bedenken wegen der Narkose: Der werte Herr rechts im Bilde lag super in der (Inhalations-) Narkose und war trotz fast dreistündiger OP (dem blöden Zahn sei dank, die Kastra ging ruckzuck) schon am nächsten Tag wieder vollkommen fit auf den Beinen. Die Wundheilung verläuft wirklich super und wenn da nicht noch das ausstehende Ergebnis der näheren Untersuchungen zur Frage, ob da nicht doch noch irgendwas im Körper schlummern könnte, wäre, dann würde ich jetzt schon einen grooooßen Luftsprung machen.


    Lasse dich einfach nicht verrückt machen- v.a. nicht vom Internet, wenn man nur lange genug sucht, findet man alles, was man gerne lesen würde, aber auch so ziemlich alles, was man in der Situation absolut gar nicht lesen möchte. Einfach näher abklären und dann so entscheiden, wie es dir dein Gefühl sagt. Den richtigen Weg wirst du ganz bestimmt für euch finden.


    Ich drücke euch ganz ganz feste Daumen!!!

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