Die Nord-FDP & der Hundeführerschein

  • Artikel ähnlich diesem waren heute morgen in den norddeutschen Zeitzungen zu lesen:


    http://www.ln-online.de/Lokale…Norden-zur-Pflicht-machen



    Der einzig schlaue Vorschlag, ist die Abschaffung der Rasseliste. Der Rest ist m. E. ziemlicher Mumpitz und hindert bei genauerer Betrachtung niemanden am Scharfmachen oder Verziehen eines Hundes.
    Theoretisches Wissen ist kein Garant für richtiges Handeln und das Ablegen einer praktischen Prüfung innerhalb eines Jahr nach Hundeerwerb in meinen Augen Unsinn. Das hiesse doch, dass ich die Prüfung ggf. mit einem Welpen ablege, der dank des vorhandenen Folgetriebs und noch nicht erwachter anderweitiger Interessen ohnehin einfach zu führen ist oder vielleicht auch mit einem schwerstpubertierenden Jungspund. Beides bietet m. M. n. keine brauchbare Grundlage zur Bewertung des Hundehalters.


    Wenn es zudem künftig ausreicht, dass ein Hund einmal Wild gehetzt oder Menschen geängstigt hat, um den Halter mit Auflagen zu bombardieren, sieht die Zukunft für manch einen Jungspund, der beim Erwachen seines Jagdtriebes beobachtet wurde oder so manchen grossen, schwarzen Hund düster aus. "Ängstigen" - das ist eine höchst subjektive Angelegenheit. Wie will man das gerecht bewerten?


    Ein Hundeführerschein pro Familie ist auch nicht sinnhaft. Nur weil eine Person einen eventuell schwierigen Hund sicher führen kann, gilt das doch lange nicht für alle Familienmitglieder.


    Würde in den meisten Veterinär- und Ordnungsämtern nicht ausschliesslich nach der Devise "schlafen und schlampen" gehandelt, wären Probleme mit auffälligen Tieren und Haltern schnell gelöst. M. E. brauchen wir nicht weitere Regeln für die Bevölkerung, sondern ein effizienteres Handeln seitens der verantwortlichen, staatlichen Stellen, wenn tatsächlich ein Problemfall eintritt.


    Mir hängt die Reglementierungswut vieler deutscher Bürger und Politiker mittlerweile zum Hals raus und selten erschliesst sich mir die angebliche Sinnhaftigkeit entsprechender Unterfangen.
    Aber was soll's, wir brauchen ja auch einen gesetzlichen Mindestlohn, weil weite Bevölkerungsteile zu faul oder zu feige (trotz Fachkräftemangels) sind, sich in Gewerkschaften zu organisieren.
    Und natürlich muss der Staat auch regeln, welche Drogen der Deutsche konsumieren darf und wie viel davon. Wir brauchen teure Aufklärungskampagnen und eine noch teurere Drogenfahndung. Und wenn in einem hamburger Keller 10 Kilo Koks gefunden werden, macht die BILD ein Fass auf - welch ein Erfolg!
    Bei knapp 2000 Drogentoten pro Jahr (entgegen etwa 140 000 Todesfällen p. a. die auf das Konto von Schnaps und Tabak gehen) ist der ganze Aufwand natürlich völlig gerechtfertigt.


    Wie seht ihr das? Verbessert sich das gesellschaftliche Zusammenleben durch immer strengere Regeln oder ist es Geld- und Zeitverschwendung? Und kann das von der FDP angedachte Modell tatsächlich für Verbesserungen sorgen?

  • Zitat


    Der einzig schlaue Vorschlag, ist die Abschaffung der Rasseliste.


    Da stimme ich dir zu.


    Zitat

    Wenn es zudem künftig ausreicht, dass ein Hund einmal Wild gehetzt oder Menschen geängstigt hat, um den Halter mit Auflagen zu bombardieren, sieht die Zukunft für manch einen Jungspund, der beim Erwachen seines Jagdtriebes beobachtet wurde oder so manchen grossen, schwarzen Hund düster aus. "Ängstigen" - das ist eine höchst subjektive Angelegenheit. Wie will man das gerecht bewerten?


    Das stimmt, aber das gleiche Problem hat man heute auch schon, denn diese Regelungen was hetzen von Wild und Vieh oder das "bedrohen" von Menschen angeht, gelten genau so auch jetzt schon.


    Zitat


    M. E. brauchen wir nicht weitere Regeln für die Bevölkerung, sondern ein effizienteres Handeln seitens der verantwortlichen, staatlichen Stellen, wenn tatsächlich ein Problemfall eintritt.


    Ja, sehe ich ebenso.


    Zitat

    Wie seht ihr das? Verbessert sich das gesellschaftliche Zusammenleben durch immer strengere Regeln oder ist es Geld- und Zeitverschwendung? Und kann das von der FDP angedachte Modell tatsächlich für Verbesserungen sorgen?


    Nein, ich denke nicht, dass dadurch irgendwas besser wird. Aber ich denke, das wird trotzdem innerhalb der nächsten Jahre in allen Bundesländern kommen.


    Der nächste Schritt ist dann, dass man den Test mit jedem neuen Hund wieder ablegen muss und auch Hundehalter, die schon lange Hunde haben, mit einem neuen Hund jedesmal wieder ran müssen (wie in der Schweiz) - was ja auch, sofern man einen Führerschein gutheißt, Sinn macht.
    Wenn man vor 10 Jahren mit nem Mops mal den Test gemacht hat, garantiert das schließlich nicht, dass man danach auch nen Malinois führen kann, und wenn man schon 30 Jahre Hunde hält kann man trotzdem noch ziemlich ahnungslos sein.



    Als nächstes dann wahrscheinlich noch ein Heimtierzuchtgesetz und Hundezucht nur noch durch staatlich geprüfte und zugelassene Personen. Für mache hier wahrscheinlich ein Traum.
    Mir geht das zu sehr in Richtung "nanny state", ich finde da mischt sich der Staat in Privatangelegenheiten seiner Bürger ein, die ihn nix angehen.




    Es muss doch jedem klar sein, dass das politischer Aktionismus ist? Da wird stolz eine Lösung für ein Mini-Problem (Gafahr durch Hunde) präsentiert mit dem man eine eh schon eher ungeliebte Teilgruppe der Bevölkerung (Hundehalter) weiter einschränken kann, während große Probleme weiter vor sich hin schmoren.


    Mit Tierschutz hat das nix zu tun, da würden auch unsere bestehenden Regelungen dicke reichen, wenn man die denn mal Wort für Wort durchsetzen würde.


    Wenn man sich um Tierschutz kümmern wollte, gäbe es auch außerhalb der Nutztierhaltung (die in der Hinsicht ein Faß ohne Boden ist) genug wesentlich schlimmere Baustellen.


    So wäre zum Bespiel, wenn man was für den Tierschutz im Bereich der Hobbytierhaltung tun wollte, eine Sachkundeprüfung für die Haltung diverser Kleinnager, Vögel, Terrarien- und Aquarientiere wesentlich nützlicher, denn was da an stillem Leiden durch grundverkehrte Haltung und Fütterung passiert, das geht auf keine Kuhhaut mehr. Da darf sich jeder Depp hochanspruchsvolle Tiere holen, die dann nachher in irgendwelchen Wohnzimmern verrotten. Interessiert aber keinen.



    Im Prinzip kanns mir egal sein, ich gehöre zu einer der von Berufs wegen sachkundigen Gruppen, werde also so schnell wahrscheinlich keinen Test ablegen müssen.
    Trotzdem, ich find`s bedrückend, dass man als Hundehalter von weiteren Einschränkungen auch noch begeistert sein kann.


    Das ist wie mit den Leute sagen, sie hätten nix gegen verstärkte Überwachung, Anzapfen von Telefonanlagen, Videokameras an jeder Ecke, weil "Ich lass mir ja nix zuschulden kommen, ich bin ein guter Bürger, also brauch ich mir keine Sorgen machen!"


    Aähm... ja... unglaublich aber wahr... ich begeh auch keine Verbrechen nur weil man mich nicht permanent beaufsichtigt und an die Hand nimmt... und eben deswegen will ich auch nicht in Aspekten meines Privatlebens, wozu die Hundehaltung ebenso zählt wie meine e-mail Kommunikation, vom Staat belästigt werden.

  • Daß die Sachkunde vor der Hundehaltung gemacht werden soll, ist zwar schön überlegt, aber es wird nicht klappen. Wie ich schon öfter hier schrieb, werden garantiert nicht alle Züchter nachfragen, ob man einen Sachkundenachweis hat, von den Vermehrern und Ups-Würfen ganz abgesehen. Es gibt nämlich viele Züchter, die froh sind, die Welpen los zu sein. Da werden sie doch nicht danach fragen. Vermehrer und welche von Ups-Würfen schon gar nicht. Es wird auch weiterhin so sein, daß sich kurz überlegt ein Hund zugelegt wird. Und was dann?
    Und die, um die es geht, werden trotzdem fröhlich weitermachen. So ist das nun mal. Zehn Jahre Hundegesetz haben nichts gebracht, da werden alle anderen Hundegesetze auch nichts bringen.
    Vermehrer müssen rigoros bekämpft werden - dann hätten wir schon einige Probleme weniger. Züchter müßten ihre Interessenten sorgfältig auswählen - dann hätten wir auch schon weniger Probleme. Denn wie sieht es denn aus in der Realität? Viele Züchter geben ihre Welpen an Leute, die nicht geeignet sind. Daß es dieses Problem gibt, kann man in Tierheimen gut sehen, wo viele Rassehunde sitzen, weil die Menschen einfach nicht geeignet waren. Ist mal ein Züchter verantwortungsvoll und sagt zu einem Interessenten "nein", dann wird eben weiter gesucht. Irgendein Züchter wird schon einen Welpen verkaufen. Zur Not wird zum Vermehrer gegangen. Da bekommt man immer einen Hund. Oder es wird gleich zum Vermehrer gegangen. Hier liegen die Probleme!!! Bei sowas hilft auch kein Sachkundenachweis.
    Verantwortung und Rücksichtnahme kann man auch durch keinen Test erzwingen. So etwas wird in der Kindheit gelernt. Doch wenn ein Kind keine Verantwortung und Rücksichtnahme lernt, dann wird es später zu den verantwortungs- und rücksichtslosen Leuten zählen, über die wir uns hier aufregen und denen wir das alles mit zu verdanken haben. Es ist also auch ein gesellschaftliches Problem, was mit keinem Hundegesetz der Welt geregelt werden kann. Hier muß von anderen Seiten rangegangen werden.
    In ein paar Jahren sehen wir ja, was das neue Gesetz gebracht hat. Es wird sich nichts ändern. Vielleicht werden jetzt bald in Niedersachsen viele Hunde ausgesetzt oder abgegeben wegen des Gesetzes.

  • Ich würde mir lediglich wünschen, dass nicht ständig fremde Hunde wild in mich und meine kleine Hündin reinschroten, wenn ich diese an kurzer Leine hinter mir führe. Ein theoretisches Wissen darüber, dass man sowas nicht macht, dürfte bei den unwissenden Otto-Normal-Hundebesitzern angenehm sein.
    Hat aber rein gar nichts mit den Hunden zu tun, die ernste Schäden verursachen, da gebe ich euch recht.
    Und man müsste (in Niedersachsen jetzt schon) viel genauer prüfen, was wirklich notwendiges Wissen und Können ist und was geschmack- oder lebensführungs-abhängige Spielerei. Ein Hund muss nicht Sitz können, wenn man das nicht will. Ein Hund muss sich nicht von Passanten antatschen lassen, wenn der Halter patent genug ist, dies rechtzeitig zu verhindern. Ein Hund muss kein Leckerlie, das er von seinem Besitzer höchststelbst gereicht bekommen hat, auf Kommando wieder ausspucken. Ein Hund muss nicht auf freiem Feld abgeleint werden können, usw.
    Ich habe das Gefühl, dass da jede Hundeschule ein bisschen auch prüft, auf was sie Lust hat.

  • Und das würde ein Hundeführerschein auch nicht ändern. Hat man den "Lappen", interessiert es keinen mehr. Vielleicht wird das dann noch als Rechtfertigung genommen: "Ich weiß wie man mit Hunden umgeht, ich hab den Führerschein!"


    Übrigens ist diese Forderung bzw. die Durchführung ja schon wieder unverschämt.

  • Weitab vom deutschen Wahlkampf, aus der Schweiz, kann ich sagen, dass die Sachkundenachweise bestimmt nicht schaden. Es ist ja so, dass es, logischerweise, immer wieder Leute gibt, die sich mit Hunden nicht auskennen, aber einen möchten. Da kann obligatorische Info nicht schaden und auch 'erfahrene Halter' wissen oft erschreckend wenig.
    Auch rechtliche Aspekte werden bei uns einbezogen, Hundekotaufnahmepflicht (schön wärs, wenn es alle verinnerlichen würden), Leinenpflicht (wann, wo), Verhalten im Verkehr etc.
    Ich bin dafür!

  • Ja, das ist schön. Dazu braucht man aber keinen "Führerschein".


    Wenn ich mir die Tests so durchlese, wird mir teilweise übel, mit was für einem Altwissen da herumgeworfen wird.

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