Heute ist die Tötung..

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    @ kaham


    Wo ist denn für Dich die Schallgrenze, dass man nicht mehr "persönlich" schuldig oder verantwortlich ist - bei 5,7 oder gar 12 Hunden? Oder nie?


    Ich denke nicht, dass man das an einer Zahl festmachen kann. Die Lebensumstände sind ja unterschiedlich, ebenso wie das Nervenkostüm, das man bei einer größeren Anzahl von Hunden schon manchmal braucht. ;)


    Ich habe eine Bekannte, die sozusagen ein "Tierheim ist", mittlerweile fast nur noch Katzen. Da würde ich wirklich sagen, die kann nicht mehr machen. Da ist die finanzielle Grenze erreicht ebenso wie die Belastbarkeitsgrenze (Zeit/körperliche Arbeit). Ich glaube, da geht wirklich beim besten Willen nicht mehr.
    Aber ich habe auch schon vor mehr als 10 Jahren gewusst, dass ich - so sehr ich bewundere, wie vielen Lebewesen sie hilft - so ein Leben für mich nicht wollen würde. Und das nicht nur, weil ich nicht so auf Katzen stehe. ;)
    Mal für ein paar Wochen als Pflegestelle für "eine kleine Horde" von Hunden, ja, das geht, das ist ok. Aber dauerhaft will ich sowas nicht.

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    Ich würde jedem Tier (und jedem Menschen) helfen, wenn ich könnte. Ich KANN es aber nicht. Ich KANN nicht jeden Hund bei mir aufnehmen. Ich KANN nicht alle Menschen durchfüttern oder einen warmen Platz anbieten. Es GEHT NICHT.
    Und dann kommst du daher und meinst, man wolle nur nicht?


    Du kannst nicht allen helfen, richtig. Das meinte ich aber doch gar nicht. Du könntest doch bestimmt noch einem mehr helfen z.B. Für den einen wäre das dann die rettende Hilfe. Und zu sagen, dass man nicht in dem einen konkreten Fall helfen kann, stimmt dann nunmal nicht.


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    Bist du dir dessen bewusst wieviel VIELE Hunde kosten? Wenn VIELE Hunde krank sind? Wie viel Zeit VIELE Hunde beanspruchen?


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    PS:
    Wie kommt es, dass du nur einen Hund hast? Willst du etwa nicht?


    Ich habe aktuell mit meinem Mann zusammen vier Hunde. Mehr Hunde will ich nicht haben. Ich schrieb bereits, dass es uns möglich wäre, noch mehr Hunde zu halten, aber ich will das nicht.
    Die letzten zahn Jahre hatten wir fünf bis sechs Hunde, auch mal zeitlich einger begrenzt, mehr. Entweder alt oder Listenhund oder beides. Bei zweien gab es ein wenig finanzielle Unterstützung vom (zugehörigen) Tierschutzverein, den Großteil der Kosten haben wir also schon selbst getragen. Von daher kann ich das schon einigermaßen einschätzen, denke ich.


    Auch gerade diese alten, kostenintensiven Hunde bringen mich erst recht dazu, zu sehen, wie sehr das Glück des einen das Unglück des anderen bedingen kann. Für das Geld, das in die Behandlung der alten Hunde gesteckt wurde, hätte man einige Todeskandidaten, die ihr Leben noch vor sich hatten, zumindest vor dem Tod retten können. Insbesondere bei der Hündin, die erst vor kurzem verstorben ist, habe ich mehr als nur ein paar Minütchen überlegt, ob es in Ordnung ist, so viel Geld in einen alten Hund mit infauster Erkrankung zu stecken, um das Leben zu verlängern (natürlich qualitativ i.O. für den Hund) - im Wissen, dass genau diese Entscheidung (hier sogar ganz konkret) andere Lebensqualität (Pflegeplatz früher frei) oder gar das Leben selbst kostet (nicht mal direkter Import, aber Unterstützung vorort).
    Und auf unschöne Weise auch noch vor Augen geführt wurde mir das, indem ich zu lange drüber nachdachte, ob ich die Ausreise einer konkreten Hündin in Son Reus finanzieren "könnte" ;) . Die Reservierung kam zwar eigentlich noch rechtzeitig, wurde aber wohl nicht korrekt weitergegeben, die Hündin wurde getötet.


    grummelzwerg hat in etwa verstanden, was ich sagen wollte, allerdings würde ich es nicht so weit gehen lassen. Also "halt am Leben" wär mir etwas wenig, sollte schon noch etwas Lebensqualität da sein. ;)
    AnnaAimee hat's wohl ganz genau so verstanden, wie ich es meine.


    Warum man so ein immenses Problem damit hat, zu sagen "Ich will das so.", verstehe ich nicht
    Oder sich gleich anfängt zu rechtfertigen, obgleich überhaupt keine moralische Wertung vorhanden war. Ich habe ja selbst direkt dazu geschrieben, dass ich da auch komplett mit zu den Nicht-Wollenden gehöre. In letzter Zeit sogar noch viel mehr. ;)
    Um Sacred zu zitieren:
    "Und wo ist eigentlich bei "nicht wollen" das Problem?"


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    Man kommt doch schnell auf die Kernfrage: können wir überhaupt leben, ohne uns irgendwie schuldig zu machen? Sei es durch Unterlassen, weil wir keinen weiteren Hund nehmen (obwohl wir alle - vermutlich - nicht hungern würden, sondern uns einschränken müssten), sei es durch übermäßigen Konsum.


    Danke, dass Du nicht drumrumeierst. :)


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    Im übrigen macht man sich natürlich auch mit der Hundehaltung wieder schuldig, die Tiere fordern wieder für das Futter das Leben anderer Tiere.


    Finde ich übrigens wirklich eine Überlegung wert - nicht in der Konsequenz, dass man keine Hunde halten sollte, aber in der Konsequenz, dass die Tiere, die die Hunde fressen, auch nicht grade unter miesesten Bedingungen gelebt haben sollten.


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    Aber wie gesagt, mir geht dieser Begriff von persönlicher Schuld zu weit. Dann dürfte ich eigentlich gar nicht mehr leben.


    Nur wenn Du der Meinung bist, dass man schuldfrei sein muss, um zu leben.


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    Nur denke ich ebe4n auch: Selbst wenn es in der neunen Familie mit dem Hund nicht klappt (und die Gefahr besteht zwar immer aber hier besonders, wiel man den Hund nicht kennt) so wäre er diesem Fall aber immerhin kein Todeskandidat mehr oder??


    Bin da eben manches mal so hin und her gerissen. Insbesondere wenn es um junge Hunde oder gar Welpen geht. Hab dann eben vor Augen, wie diesen Hund dann am nächsten tag kalt und steif irgendwo verscharrt wird....


    Ja, so ist das leider - recht zweischneidig.


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    Aber es stimmt schon: Es müssen nicht möglichst viele Hunde gerettet werden, sondern im jeweiligen Land muss sich was tun um die Tötungsstationen abzuschaffen. Nur meist besteht daran überhaupt kein Interesse. Schließlich ist das die billigste Variante der Hundereduzierung


    Tötungen sind selbst bei Interesse an Änderung und Umdenken m.E. der einzig gangbare Weg derzeit, wenn man solche Unterbringungen wie die Smeura vermeiden will.


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    Soweit ich weiß werden die aber nicht immer schnell und schmerzfrei getötet...


    Ja, das stimmt. Aber selbst dann ist es doch meist ein recht kurze (wenn auch schreckliche) Zeitspanne.

  • Ich könnt jetzt so rangehen: wir haben ein großes Grundstück. Da könnt ich jetzt 20 Hundehütten hinstellen und 19 Hunde retten. Dann überlass ich sie da draußen vollkommen sich selbst. Weil 20 Hunde durchfüttern und Tierarzt kostet Geld. Brauch ich also defintiv Nebenjobs. Nun bin ich aber kein Tierheim, wo sich Angestellte und Freiwillige um die Tiere mit kümmern. Da ich ständig arbeiten bin, schaffe ich es also nicht die Tiere ordentlich zu pflegen, den Auslauf sauber zu machen etc.


    Ja, genau das WILL ich tatsächlich nicht. Das will ich nicht für die Hunde, nicht für mich und nicht für meine Mitmenschen. Denn das ist Messietum.


    Dennoch habe ich keine SCHULD daran, dass vielleicht jetzt grade in diesem Moment ein Hund in der Tötung stirbt. Denn dafür hätte ich vorsätzlich oder fahrlässig dafür sorgen müssen, dass eben dieser Hund getötet wird. Hab ich aber nicht. Ich weiß ja nicht mal ob, welcher, wann, wo, wie ein Hund getötet wird.


    Daher gehen viele hier auf das von Dir verwendete Wort "Schuld" so ab. Und ja, ich finde die Verwendung auch überaus unangebracht in dem Zusammenhang.


    Wir können doch mal von einer ganz anderen Seite rangehen. Die Menschen die keine Hunde halten haben "Schuld" am ganzen Hundeelend. Die die keine Hunde mögen, die keine Zeit haben für einen Hund oder kein Geld, die vom Vermieter keine Genehmigung bekommen, die warten auf bessere Umstände, die keinen Dreck in der Wohnung haben wollen, die allergisch auf Tierhaare sind und und und. Sprich, die die sich vorsätzlich keinen Hund anschaffen.


    Würde jeder von denen einen Hund aufnehmen (einer geht doch immer, kostet doch kaum was), wären die Tierheime in Deutschland leer und wir können sie wieder mit Auslandshunden befüllen :pfeif:


    Um aber nochmal auf das eigentlich Thema zurückzukommen:

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    Ich finde es nicht unseriös, wenn der Termin einfach dabei steht. Es ist lediglich eine Information.
    Wenn man dann direkt aus Mitleid die Arme aufreißt und den Hund herholen will, hat man eben ein Problem mit der Realität, die dort vor Ort leider recht hart ist für die Hunde.


    Wenn eine seriöse Orga mit einem Tötungstermin wirbt, ist sie bei mir ehrlicherweise unten durch.


    Problem ist doch, dass es genügend Leute gibt, die diesem speziellen Hund eben nicht gerecht werden können, ihn aber aus Mitleid ("morgen ist die Tötung") dann doch zu sich nehmen.


    Wären wir wieder beim Thema Schuld. Wer trägt denn dann die Schuld wenn die Leute den Hund aussetzen, ihn schlecht behandeln, ihn abschieben weil sie sich das Leben mit ihm anders vorgestellt haben? Für mich ganz klar die Orga, die mit der Mitleidmasche geworben hat und nicht darauf geachtet hat, ob Hund und Halter zusammen passen.
    Klar, dafür haben die keine Zeit. Schnell den einen Hund an einen neuen Halter abschieben, damit man den nächsten aus der Tötung retten kann. Das hat für mich absolut nichts mit verantwortungsvollem Handeln zu tun!


    Was ist so schlimm daran, dass man sich den Hund danach aussucht wie er zu einem passt und wie man diesem Hund gerecht werden kann...und nicht wann er stirbt?


    Aus diesem Grund finde ich die Angabe absolut unnötig.

  • Janosch, ich habe sowohl schon auf diese Messie-Argumentationsschiene geantwortet als auch auf "alles Elend dieser Welt" vs. konkretes Leiden, genauso wie ich schon auf das Wort "Schuld" eingegangen bin.
    Ich mach das jetzt nicht noch mal, Du kannst ja oben nachlesen, wenn Du möchtest.

  • Janosch, ich habe den unseligen Schuldbegriff in einem Post aufgebracht, sorry, fand und finde die Diskussion aber trotzdem interessant, und Kahams Ansichten gut zum Nachdenken.


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    Der Appell, der dahinter steht: wenn DU, ja genau DU, jetzt nichts machst, dann bist Du mitverantwortlich für den Tod des Tieres. Und diesen Schuh zieht man sich, so man denn nicht total abgebrüht ist, sehr schnell an, verstrickt sich in eine "Schuld", die man gar nicht hat.


    Ich finde auch, dass diese Diskussion hier richtig ist, denn diese Anzeigen jonglieren ja mit ebendiesen Gefühlen. Wie der einzelne das nun nennt: Unbehagen, schlechtes Gewissen, sehe die dann toten Hunde vor meinem inneren Auge, bleibt ja ihm überlassen.


    @ Kaham
    Schuldfrei, nein, so ein Leben geht in meinen Augen nicht. Aber irgendwo hört für mich auch meine persönliche Verantwortlichkeit auf.

  • Es ist doch vollkommen egal wer Schuld hat. Aber so leben die meisten Menschen heute: Finde den Schuldigen und schon ist das Problem gelöst ;)


    Die Frage für mich wäre eher: Wenn ihr euch entschieden hättet, es soll ein TS Hund werden (in diesem Fall dann tatsächlich aus dem Ausland), würde es dann ein uU Tötungshund werden oder wäre ein Hund, bei dem die Deadline dabei steht für euch gleich raus aus dem Raster. Oder würde jemand gezielt sagen: Ich habe den Platz und möchte einen Hund und ich suche mit jetzt einen raus, dessen Leben ich retten kann.


    Ist es allgemein unseriös oder in manchen Fällen vielleicht wirklich der ernsthafte Versuch ein Hundeleben zu retten (ich weiß uU ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein) aber immerhin vielleicht besser als nichts.


    Sicherlich muss man nicht zwanghaft ernsthaft kranke Hunde retten (wie zB die Dogge die habe ich damals auch gesehen und die hat mit sicherheit kein schönes Leben mehr vor sich). Aber ich finde zB ein junger gesunder Hund hat doch vielleicht eine Chance hier verdient.


    Niemand ist schuld (zumindest niemand hier von außen) wenn er sagt: Sorry aber hier ist kein Platz mehr für einen Hund oder ich traue mir einen uU traumatisierten und nicht zu. Denke mal es ist schlich offen und ehrlich und kein Grund jemanden zu beschuldigen er wolle nicht helfen.


    Natürlich haben viele Menschen ein Helfersyndrom oder möchten mit dem Gefühl leben etwas Gutes getan zu haben. Deswegen kommen solche Maschen wahrscheinlich auch so gut an

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    Ist es allgemein unseriös oder in manchen Fällen vielleicht wirklich der ernsthafte Versuch ein Hundeleben zu retten (ich weiß uU ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein) aber immerhin vielleicht besser als nichts.


    Es ist nicht allgemein unseriös nach dem, was ich mitbekommen habe. Es ist wirklich ganz oft einfach der Versuch, einen zu retten. Ich denke dabei insbesondere an ein spanisches Forum, es ist absolut nichts besonderes, dass der Tötungstermin dabei steht. Es ist Normalität.


    Schon weitaus schwieriger finde ich Texte, bei denen dann diese angesprochenen Schlagworte kommen von wegen arme Seele, dankbar etc. Das ist keine sachliche Information und kann auch kaum ausgesagt werden über einen Hund, der in einer Tötung sitzt, denn großes Beurteilen ist oft nicht möglich. Und selbst wenn der Hund ausgeführt werden kann (was ja shcon selten ist, aber in Son Reus z.B. auf dem Gelände der Station möglich), ist das ja auch nur eine Momentaufnahme des Hundes in der sehr angespannten Situation.
    In o.g. Forum übrigens steht auch bei den Hunden kein solcher Text dabei. Meist gibt's bei Charakter nur ein Fragezeichen oder vllt die Info freundlich mit Menschen oder eben scheu oder ähnliches. Verträglichkeiten werden natürlich soweit bekannt dazugeschrieben.
    Aber nicht zu vergleichen mit den hier üblichen Texten.

  • Ich würde den Hund nehmen, der mir von seinem Charakter, aber natürlich auch vom Optischen her zusagt. Vor Paco habe ich ja gesagt, nie einen Hund aus dem Ausland und nun sitzt der kleine Spanier hier ;)


    Obwohl sich beim nächsten Hund diese Frage gar nicht stellt... das wird ein Hund vom Züchter :smile:

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