Saarloos Wolfhund als erster Hund - aber mit VIEL Vorbildung

  • Zitat

    Aber ist nicht dieses Szenario eher den Menschen vorbehalten, die für die maßgebliche Prägung und Sozialisierung verantwortlich sind?


    Nicht unbedingt. Janosch ist eigentlich "mein" Hund. Ich bin alle 2 Stunden mit ihm raus als er Welpe war, bin in die Hundeschule mit ihm, habe ihm die Welt gezeigt, füttere/pflege/erziehe ihn und spiele mit ihm. Und mein Mann? Der balgt 5 Minuten am Tag mit ihm rum und wird angehimmelt wie sonst was. Rein von der Seite betrachtet, wer hat die Sozialisation übernommen und wer verwaltet die Ressourcen bin ich eigentlich die "Hauptperson" im Leben meines Hundes. Nichstdestotrotz ist mein Mann Janoschs persönlicher "Augenstern" ;) Wenn Du auf so was empfindlich reagierst, dann will ich Dich damit vorwarnen. Denn dieses Szenario kann eintreten. Und auch ein "Ein-Mann-Hund" ist nicht zwangsläufig ein "Ein-Mann-Hund" sondern vielmehr häufig ein "Ein-Familien-Hund".


    Womit wir beim nächsten wären. Es gibt viele Hunderassen die anderen Menschen gegenüber distanziert und zurückhaltend beobachtend sind - und dabei ein bisschen einfacher zu händeln sind. Klar passen Labbi und Goldie bei Deinen Anforderungen nicht. Aber z.B. sämtliche "Hofhunderassen" (Bernhardiner, Berner Sennen, Leonberger und Co.) sind sehr und zumeist ausschließlich auf ihre Familien fixiert und sind anderen Menschen gegenüber absolut misstrauisch. Mein Janosch bspw. würde sich nie mit einer Wurst o.ä. von einem Einbrecher bestechen lassen. Und selbst Freunde und die Nachbarn die er sehr oft sieht werden akzeptiert, aber er biedert sich denen nie an. Wenns nach ihm ginge, würde die Welt nur aus ein paar Hundekumpels und uns bestehen :lol:
    Wo bei einer Erkrankung wie Deiner aber auch wieder ein Problem liegt. So einen Hund kannst Du in schlechten Phasen nicht einfach mal übergangsweise abgeben.
    Mal als Beispiel: Wir waren letzten Mai zu einer Taufe und Freunde von uns haben auf Janosch aufgepasst...bewussterweise in unserem Haus also seiner vertrauten Umgebung. Janosch hat nicht gefressen. Er wollte nicht mit ihnen spazieren gehen. Er saß im strömenden Regen draußen auf dem Grundstück und wollte nicht reinkommen. Was ich damit sagen will - ich finde es nicht so gut, dass unser Hund so extrem auf uns fixiert ist. Bloß haben wir auch keine Erkrankungen, die von Anfang an das Potential in sich tragen, dass einer von uns kurzfristig für Stunden oder Tage ausfällt. Kann denn Dein Freund, auch in der Selbständigkeit, gewährleisten, dass der Hund versorgt ist? Sprich, könnte er ihn mitnehmen? Und wieviel Kundenkontakt hätte er? Ein SWH ist ja eher scheu.


    Wo ich ein weiteres Problem sehe... Du schreibst von Phasen und dass Du sehr sensibel bist. Ein Wolfhund ist ja nun nicht ohne: sehr intelligent und sehr eigenständig. Was wenn er sich mal nicht so verhält wie Du Dir das vorgestellt hast? Ich glaube ein Wolfshund ist so intelligent, dass er Schwächephasen seines Gegenübers genau erkennt - und gnadenlos ausnutzt. Selbst in starken Phasen wird dieser Hund immer mit Dir diskutieren und hinterfragen wieso er denn jetzt bitte schön diese Anweisung befolgen sollte. Und genau das kann einen sensiblen Menschen extrem reizen. Für einen solchen Hund braucht man wahnsinnig viel Nerven, Ruhe und Gelassenheit.


    Du schreibst in Deiner Überschrift VIEL Vorbildung. Ich nehme mal an, dass betrifft nicht Deine aktuelle Situation sondern die Zeit die Du noch hast bis der Hund einziehen soll. Denn auch wenn ein Yorkie ein Terrier ist :lol: würde ich aus Deiner Geschichte nun nicht unbedingt viel Vorbildung herauslesen. Und ein Wolfshund? Naja, "anfänger-geeignet" ist sicher was anderes.


    Hast Du Dich denn auch schon mit dem Jagdtrieb beschäftigt?


    Zitat

    Machbar und absolut mein Ding sind Spatziergänge von (ca.) mind. einer Stunde Dauer in die Natur, welche ich dann auf mehrmals Täglich verteilen müsste rein von meiner Verfassung her. Also mehrmals am Tag über ne Stunde.


    Meinst Du hiermit, dass Du die Stunde auf mehrmals verteilen müsstest oder für jeden einzelnen Spaziergang ne Stunde möglich ist?


    Ich kann es auch aus Deinen Posts immer noch nicht herauslesen. Das was Du schreibst, was Du von dem Hund erwartest - das können zig andere Rassen auch leisten. Also warum genau soll es ein SWH sein? Warum keine andere Hunderasse?


    Schau doch mal hier: https://www.dogforum.de/mijn-n…t132699.html?hilit=nimueh Nimueh ist, denke ich, hier im DF das ultimative SWH-Beispiel. Da gibts dann auch Bilder von der Nimueh-Autoeinrichtung-Auseinandersetzung, die kikt1 angesprochen hat. Und vielleicht ergibt sich ja auch die Möglichkeit sie mal real kennenzulernen. Das find ich nämlich am wichtigsten. Die Hunde real kennenlernen und Halter ausfragen zu können.

  • Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob man allen Beteiligten wirklich einen Gefallen damit tut .



    Deine Ansprüche an einen Hund ... Sorry, aber es ist ein Hund. Die Ansprüche die du stellst, sind schon für einen Menschen kaum zu erfüllen, geschweige denn für einen Hund.
    Ein Hund braucht in erster Linie mal dich als denjenigen der Halt und Unterstützung gibt (gerade solche Rassen ), nicht andersrum. Natürlich gibt es Hund - Halter Kombinationen in denen alles so verläuft , aber darauf hoffen würde ich nun nicht . Ich halte es schlicht auch einfach für nicht fair, einen Hund eigentlich emotional so zu missbrauchen ... Es ist einfach ein Hund, ein Tier und so sollte man es auch behandeln. Für eine Katze geht jetzt die Welt nicht unter, wenn sie deine Vorstellungen nicht erfüllt ... Für einen solchen Hund evtl schon.


    Du bist nicht die erste, die mit solchen Wünschen an die Hundehaltung ran geht und leider wärst du auch nicht die erste, die dann Bitter enttäuscht wird. Letztendlich mit schlimmen Folgen für Mensch und Hund .


    Dein Hund wird nicht menschlich denken können und er wird Dinge machen, die dich gewisser Maßen enttäuschen werden, wenn du ihn nicht als Hund siehst.
    Du wirst dir vielleicht alle erdenkliche Mühe geben , regelmäßig mit ihm raus zu gehen uns trotzdem pinkelt er dir ins Wohnzimmer. Du wirst dich den ganzen Tag mit ihm beschäftigen und wenn dein Partner Heim kommt bist du nur noch Nummer zwei, vielleicht gerade deswegen. Du wirst vielleicht anecken, weil er Passanten verbellt.
    Du wirst ruhig und entspannt durch die Landschaft laufen wollen und auf einmal stehst du alleine da, weil dein Hund Rehe interessanter findet als dich . Dir werden vielleicht andere Hunde entgegen kommen und es wird das gleiche passieren.


    Das sind Dinge, die können passieren - es ist sogar wahrscheinlich das irgendwas davon Eintritt. Einfach weil es ein Hund ist.

  • Huhu,


    Das ein Hund sich einen bestimmten Menschen raus sucht hat nichts mit er Rasse zu tun, es kann dir bei jedem Hund passieren, das du enorm viel Arbeit rein steckst, du den Hund auch gut im Griff hast, rund um die Uhr mit ihm zusammen bist, er aber trotzdem deinen Partner dir vorzieht. Behalte das im Hinterkopf (-;


    Zu dem Rest haben die anderen ja schon mehr als genug geschrieben. Ich denke, letzten Endes ist es deine Entscheidung welchen Hund du dir ins Haus holst. An deiner Stelle würde ich wirklich versuchen in der Zeit 'BIS' so viele Hunde dieser Rasse (oder ähnlicher Rassen) kennen zu lernen. Und auch anderen Rassen eine Chance geben.


    Liebe Grüße
    Keku

  • So, dann will ich auch mal.


    Erst einmal finde ich es gut, dass du dich im Vorfeld intensiv mit dem Thema beschäftigst und bisher kam auch das Wort "Wolf" nicht allzu häufig vor, womit man bei mir ohnehin schon mal Pluspunkte sammelt :D


    Ich will gar nicht sonderlich groß auf deine persönlichen Umstände eingehen, die kann ich ohnehin nicht beurteilen und außerdem gehen sie mich auch gar nichts an. Ich schreib einfach mal was zu den typischen Problemen bei den Hunden.


    Zum einen ist da der große Punkt Reserviertheit. Klingt alles erstmal toll "reserviert gegenüber Fremden". Die Wahrheit ist aber, dass es dir durchaus passieren kann, dass der Hund wirklich scheu gegenüber allen Menschen außer dir ist. Und das ist auch nicht die Ausnahme sondern eigentlich eher die Regel. Das ist dann auch nicht damit getan, dass der Hund eine etwas größere Wohlfühldistanz hat und etwas unsicher ist, sondern es kann dann gut sein, dass 25-40 kg Hund in echter Panik den Rückwärtsgang einlegen, weil in 50 Metern Entfernung ein Mensch auftaucht und das muss man halt auch körperlich handeln können. Das kann auch mit anderen Umweltreizen passieren, die der Hund als gefährlich einstuft.


    Mein Hundchen ist für SWH-Verhältnisse sehr offen und auch recht umweltsicher. Aber es wäre schlicht und ergreifend gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nie in eine Situation komme, wo ich meinen Hund unter Zwang dazu bewegen muss, nicht zu flüchten und entgegen aller Instinkte am Objekt der Gefahr vorbeizugehen. Das ist ganz bestimmt nicht an der Tagesordnung, aber es kommt eben vor.


    Die Sache ist trainierbar. Wie ich bei verschiedenen scheuen Exemplaren immer wieder sehe, lassen sich auch wirklich tolle Fortschritte erreichen, so dass der Hund sich stressfrei bewegen kann. Aber es ist eine Lebensaufgabe. Da braucht man sich nichts vorzumachen. Und man muss eben auch mental in der Lage sein, seinen Hund in dieser Situation zu sehen ohne zusammenzubrechen und ihm mit der notwendigen Stärke und "Ich weiß, was ich will" beizustehen. Das wirkt häufig herzlos und man sollte auch mit dem ein oder anderen unfreundlichen Satz seiner Umwelt in dieser Situation klar kommen.


    Da sind wir dann auch schon beim Thema "Alleinebleiben". Kurz gemacht: die meisten Hunde haben damit Schwierigkeiten. Das äußert sich dann in kreativen Auswüchsen, die ins Geld gehen können. Betreuung ist natürlich etwas schwer, wenn die betreuende Person den Hund nicht anfassen kann. Bei uns ist auch das Alleinebleiben trainierbar (mehrmals tägliches Training seit 2,5 Jahren: 3 Stunden alleine bleiben unter den richtigen Voraussetzungen und keinesfalls täglich) aber es gibt eben auch die Fälle, wo es einfach gar nicht klappt.


    Dann wäre da noch das Autofahren. Klappt bei uns gut. Aber offen gesagt, ist Nimueh da eine extreme Ausnahme. Kotzen, sabbern, kacken sind eigentlich eher der Normalzustand. Auch hier: es ist trainierbar und viele Besitzer helfen ihren Hunden mit Reisetabletten über die ersten Jahre. Aber bis dahin braucht man schon die ein oder andere Rolle Küchenpapier.


    Ach ja, der Jagdtrieb. Der kann auch ziemlich ordentlich ausfallen. Und das ist dann auch nicht mit "ich renn mal ein bisschen lustig dem Reh hinterher" zu vergleichen, sondern ist echt knackig und die Hunde sind in der Lage das Thema bis zum bitteren Ende durchzuziehen und tun das auch, wenn man es zulässt. Der Jagdtrieb macht übrigens auch nicht unbedingt vor anderen tierischen Hausbewohnern halt und ich kenne mehr als einen Fall, in dem plötzlich eine Portion Katzenfutter weniger benötigt wurde.


    Stubenreinheit kann hier und da auch schon mal ein bisschen länger dauern. Aber wenn man ohnehin gerade am Auto sauber machen ist, kann man auch gleich noch die Wohnung putzen :D Hier sei aber fairerweise gesagt, dass ich nur wenige Exemplare kenne, bei denen es bis zu einem Jahr gedauert hat, bis sie stubenrein waren.


    Es gibt sicherlich noch so einiges an Eigenheiten, aber das oben genannte sind einfach Dinge, die den Alltag extrem einschränken können. Ich muss auch gestehen, dass ich wirklich extrem schwarz gemalt habe. Aber die Dinge sind weder ausgedacht noch überzogen. Man kann Glück haben und einen Hund erwischen, der insgesamt eher einfach ist. Aber man kann eben auch Pech haben und einen Hund erwischen, der dir alles in richtig geballter Form mitbringt. Die Regel wird sich, wie immer im Leben, irgendwo in der Mitte ansiedeln. Aber es sollte einem klar sein, dass es eben auch die Extreme gibt.


    All die schöne Theorie ist eine wichtige Grundlage. Aber das wichtigste finde ich eigentlich, dass man sich möglichst viele Hunde in unterschiedlichen Situationen anschaut und prüft, ob das wirklich passt. Von daher: fahr zu Ausstellungen, geh zu treffen und besuche Züchter. Lerne Hunde und Menschen kennen und überlege dir, ob diese Hunde zu dir und deinem Leben passen.


    Viele Grüße
    Frank

  • Wunderschöne und sehr zutreffende Beschreibung vom SWH.
    :gut:
    Genau so habe ich damals auch meinen Askan von der Züchterin beschrieben bekommen.
    Ich habe mir das alles genau überlegt und mir war klar: "Das schaffe ich".
    Im Endeffekt ist er natürlich bei weitem nicht so "schlimm" geworden. Bzw. "noch" nicht. Ich warte ja noch auf den Umschwung. :mute:
    Er bleibt "alleine" (mit anderem Hund), ist zu neugierig um wirklich scheu zu sein und ist mir noch nie "abgegangen" wegen seines Jagdtriebes. Mittlerweile klappt sogar die Autofahrerei! Da hatten wir bis vor kurzem noch kleine Seen im Auto nach jeder noch so kurzen Fahrt.
    Also ich finde ihn wesentlich entspannter zu händeln als meinen Goldi.


    Aber wie ich ja schon schrieb: Rechnen sollte man eben immer mit dem schlimmsten Extrem und wenn man meint damit umgehen zu können, ist das schon mal eine gute Voraussetzung.


    Und wenn ich die Punkte nun "realistisch" durchgehe bleibt bei mir vor allem das 4 Stunden alleine sein täglich hängen. Eben vor allem auch, da es keinen zweiten Hund gibt, der ihm dahingehend Sicherheit geben kann. Also meiner Einschätzung nach wird das zu einem sehr wahrscheinlichen Problem werden.
    Finde es auch etwas schade, dass du dich dazu gar nicht weiter geäußert hast, als ich das schrieb. :/

  • Liebe TS,
    ich habe keinen Wolfhund, ich kenne nur einen und habe einen Rüden unter meinen Hunden, der so ziemlich das widerspiegelt, was du dir von deinem Wolfhund erträumst. Reserviert Fremden gegenüber, ein absoluter 1-Mann-Hund, sensibel, stark, ursprünglich. Soweit so gut. =)


    Nur jetzt kommt das ABER:
    Ein absoluter 1-Mann-Hund bedeutet in diesem Fall: er mag zwar meinen Mann, er akzeptiert ihn auch im Haus, aber er respektiert ihn nicht. Wenn ich mal nicht kann, aus gesundheitlichen Gründen - dann kann niemand mit diesem Hund raus. Was wiederum ein ziemlich großes Problem im Notfall darstellt und wir genau 1!! Notfallunterkunft für ihn hätten, wo er mit wenig Menschenkontakt sein kann.


    Sensibel bedeutet: er kriegt alles von mir mit, bin ich gut drauf, ist er es auch. Geht´s mir körperlich bescheiden, nutzt er jeden kleinen Moment aus und hinterfragt mich, hab ich mal einen schlechten Tag und bin mies drauf - dann ist er es auch. Und das auch mir gegenüber. Das bedeutet: dieser Hund duldet keine Schwächen. Er schließt sich dir an, wenn er meint, dass du ihn auch wirklich führen kannst, dass er dir folgen kann. Wenn du das nicht kannst, dann hast du verloren. Und das kann an einem Tag, an dem es dir nicht gut geht, ziemlich übel enden.


    Das hier, hat mich stutzig gemacht:

    Zitat

    Yunari deine Erfahrungen hab ich glaube auch schon gelesen, und das war eine die mir gefallen hat.


    Was ist mit den anderen Berichten? Die, die nicht so nett sind? Du schreibst, dass dir das von Yunari gefallen hat, kannst du denn die Berichte, die du bisher gelesen hast, positiv wie negativ - objektiv betrachten?
    Ich frage, weil mir deine Beschreibungen vom Wolfund bzw. so, wie du ihn dir vorstellst - nun ja - etwas "träumerisch" vorkommen.
    Du schreibst, wenn sich der Hund an deinen Partner bindet, gehst du in den Wald, lässt den Frust raus, kommst nach Hause und alles ist wieder gut. Und genau das kann ich nicht glauben. Es wird weh tun, richtig weh tun und das für die nächsten Jahre, denn alles, was du dir von diesem Hund erhofft hast, erhält dein Partner. Dein Partner kann quasi deinen Traum leben. Das ist selbst für Menschen mit einer gesunden Psyche manchmal nur schwer auszuhalten. Und wenn du schreibst, dass du sehr sensibel bist, kannst du da die Frage, wie du das aushalten könntest, objektiv beantworten? Wenn er nun deine Seelenkatze umbringt? Kannst du damit leben? Kannst du damit umgehen?


    So wie ich z.B. Nimueh kennen lernen durfte, ist sie ein Hund, der testet. Sehr, sehr viel, sehr, sehr oft. Und es bedarf schon einiger psychischer Stärke, sich dem zu stellen, Tagein, Tagaus. Egal, wie es einem selbst dabei geht. Kannst du das?


    Zitat

    Machbar und absolut mein Ding sind Spatziergänge von (ca.) mind. einer Stunde Dauer in die Natur, welche ich dann auf mehrmals Täglich verteilen müsste rein von meiner Verfassung her. Also mehrmals am Tag über ne Stunde.


    Was das betrifft, muss ich auch noch mal nachfragen. Bist du körperlich nicht in der Verfassung, eine Stunde am Stück zu laufen?
    Aber wie willst du dann 25-40 Kg kämpfendes Lebendgewicht halten?


    Auch wenn du schreibst, dass deine Borderline-Erkrankung nicht stark ausgeprägt sei, meiner Meinung nach, nimm es mir bitte nicht übel, kannst du die psychische Stärke, die gerade Wolfhunde aus dem Worstcase-Szenario brauchen, nicht aufbringen.


    Du würdest dir selbst damit wirklich keinen Gefallen tun. Es gibt so viele andere Hunderassen, die anspruchsloser sind, die leichter zu halten sind. Ich würde an deiner Stelle von den Wolfhund-Rassen Abstand nehmen.

  • Ich habe u.a. auch Borderline und seit nun fast einem Jahr wohnt meine Pina bei mir, ein Border Collie.
    Von "Ich will niemals einen Border Collie!" über "Oh Gott, wie süß!" zu "Nur mal gucken!" war's nur eine erschreckend kurze Zeit. Sie ist mein erster Hund (nach diversen Pflegehunden) und sie ist ganz wunderbar, aber einfach ist es auch nicht, gerade, wenn sie wieder ihre "Wie? Wir jagen keine Jogger? Da hast du noch nie was von gesagt!"-Phase hat.


    Pina hat extremen Jagdtrieb und war teilweise bei Erreichen des Waldes nicht mehr ansprechbar. Wir haben
    monatelanges Antijagdtraining hinter uns und jetzt kann sie zumindest in wildarmen Gegenden wieder problemlos freilaufen. Man muss allerdings ständig (!) mit dem Kopf beim Hund sein. Sobald sie merkt, dass ich unaufmerksam bin, nutzt sie das schamlos aus. Entspannt durch die Gegend schlendern und sich dabei mit Freunden unterhalten, ist also nicht.


    Auch das mit den Ruhephasen in der Wohnung ist so eine Sache... Muss man jedes Mal neu ausdiskutieren.


    Ansonsten haben wir dafür kaum Probleme: Pina bleibt allein und findet Hunde und Menschen gleichermaßen toll.
    Letzteres ist für mich natürlich besonders praktisch, denn wenn ich mal nicht mit ihr rausgehen kann, geht sie genauso gern mit jemand Fremden mit und freut sich noch 'nen Ast dabei ;)
    Selbst, wenn ich die Klinik müsste, würde das dem Hund nicht schaden, so lange sie bei lieben Menschen ist, findet sie das vermutlich genau so toll, wie bei mir zu sein - auch etwas, was ich mir so nicht unbedingt gewünscht hätte, ich hätte lieber einen Ein-Frau-Hund gehabt, der bei anderen Menschen nicht ausflippt vor Freude und mich darüber ganz vergisst...


    Wie belastbar bist du seelisch?
    Was ist, wenn der Hund nicht allein bleiben kann? Wenn er niemals ableinbar wird, weil er so einen großen Jagdtrieb hat? Wenn er extrem ängstlich gegenüber Menschen ist? Wenn er mit anderen Hunden nicht besonders gut auskommt? Kurz: Wenn jeder Spaziergang kein erholsames gemeinsames Schlendern über die Felder, sondern eine Zerreißprobe mit ständigem "Hoffentlich kommt jetzt nicht schon wieder ein Hund!", "Spring doch nicht immer in die Leine!" und "Jogger sind WIRKLICH nicht so schlimm!" ist? Monatelang.
    Wenn du nicht mehr arbeiten gehen kannst, weil Hund eben nicht allein bleibt, aber fremde Menschen grundsätzlich furchtbar findet und du ihn daher auch nicht in Betreuung geben kannst? Wenn auch mal "eben so" eine Freundin besuchen nicht geht, und sie auch nicht einfach so kommen kann, denn wohin mit dem Hund, der bei Besuch stirbt vor Angst? Wenn der Hund nie stressfrei Auto fahren kann? Wenn er beim Versuch, ihn allein zu lassen, dir mal eben die Wohnung umdekoriert, was dich ein paar hundert Euro kostet? Stehst du das durch?

  • Vorhin war ich am Handy und alle Punkte kann ich nicht im Kopf behalten. Also nochmal weiter mit mir


    Der durchschnittliche Halbtagsjob erfordert nunmal 4 h alleine bleiben. Aber wie ich auch geschrieben habe, ich gehe das Thema Hund auch jetzt schon an um meine berufliche Veränderung dahingehend Hundetauglich zu gestalten. Mein Freund wünscht sich mehr häuslichkeit bei mir und ich selbst bin jetzt - nachdem ich schon einiges beruflich erreicht habe - auch bereit da zurückzustecken.


    Den Auslauf würde ich so beschreiben dass es mehrere Stunden am Tag sind, aber auf 1 h Etappen verteilt, damit ich das auch realistisch schaffen kann. Ich selber wiege 65 Kilo bei 175, ich bin nicht schwach aber ebend kein Jogger. Es bringt ja nix zu sagen ich würde der Supersportler für den Hund werden können. Fahrradfahren, wie gesagt, kann ich auch gut machen. Aber wenn der Hund kein Fahrrad mag wirds auf Kopfarbeit und die mehreren Etappen des Auslaufs hinauslaufen, je nachdem was Hund und ich so an Tätigkeiten entdecken.


    Und nochmals kurz zu meiner Art BL. Ich war noch nie in einer Klink und ich rechne weder damit das ich dort hinmüsste noch das ich Tage oder gar Wochenlang ausfalle. Bei BL gibt es, *lustigerweise*, genau wie bei TWs und SWHs auch solche und solche Ausprägungen. ICH bin ein Mensch der emotional ausgelastet sein muss. Was für MICH bedeutet, das ich in GEDANKEN ständig um etwas oder jemanden herumkreisen kann. Auf dieser Person oder diesem Tier hänge ich damit doch nicht selbstredend rum und enge ihn/sie/es ein! Schlimme Phasen sind für mich, wenn ich drohe mich in mich zurückzukriechen und aus meinem Leben ausbrechen will.
    Für mich ist mein Partner meine Erdung in solchen Phasen. Ausser das ich Apathisch aussehe und mal weine passiert da nicht viel mehr! Wenn ich mir in solchen Momenten meinen Hund schnappe und raus gehen kann. Was ist daran schlimm.


    Weiterhin: Ich suche keinen Kinderersatz, aber ich finde es schon vermessen zu behaupten das wenn jemand Kinder haben wollte (und das ist wahrlich eine Lebensaufgabe! mit viel Verantwortungsbewusstsein) und das nicht kann. Das ich mir dann eine auf andere Art gleichwertig verantwortungsvolle Aufgabe suche man pauschal abgekanzelt wird mit der Aussage: Lass das mal den Experten.


    Anders ausgedrückt: Wie viele Kinder hattet ihr Eltern da draußen, bevor ihr ein eigenes Kind gemacht hat?


    Das war jetzt OT, aber das muss ich schon loswerden. Warum fang ich dann Jahre (!) vorher schon mit der Planung an wenn ich mir meiner Sache nicht sicher wäre?

  • Zitat

    Das war jetzt OT, aber das muss ich schon loswerden. Warum fang ich dann Jahre (!) vorher schon mit der Planung an wenn ich mir meiner Sache nicht sicher wäre?


    Lies dir doch bitte nochmal meinen Beitrag durch und antworte auf die darin gestellten Fragen :)
    Das Miese an Borderline ist ja u.a., dass du keinen Blick für deine eigenen Grenzen hast. Dass du von etwas denkst, es sei absolut realistisch, obwohl es eigentlich nicht schaffbar ist.
    Nicht, dass ich dir das unterstellen will. Aber ein Wolf(s?)hund ist ein anstrengender Hund. Wie viel mehr tägliche Anstrengung (damit meine ich nicht stressfreies Gassigehen!) kannst du vertragen?

  • Liebe TS,
    allein vom Lesen Deiner Vorstellung glaube ich, daß Du viel zu viel in einen Hund hineinwünscht und somit auch viel zu viel von der Hundehaltung erwartest. Das ist jetzt gar nicht mal speziell auf den Saarloos WH, sondern auf die Anschaffung eines Hundes allgemein bezogen. (Wobei ich die Rassewahl auch unglücklich finde).


    Das Interpretieren des Charakters vom Saarlos zu Deinem eigenen, empfinde ich persönlich ebenfalls als hinterfragungswürdig. Was, wenn der Hund NICHT Deinen Erwartungen entspricht oder Du dann letztlich doch komplett mit diesen von Dir zunächst gewünschten Wesenszügen überfordert bist?


    Ein Hund sucht sich "seinen" Menschen aus, das bist mit Pech (wie hier von einigen schon geschrieben) aber nicht Du, was dann? Im Zweifel ist das ein Dauerzustand, keine Momentaufnahme, wo sich die Seele aus dem Leib brüllen, helfen würde. So wie Du schon die Eifersucht auf die nur bei Deinem Partner herumliegende Katze schilderst, frage ich mich, wie das bei einem deutlich aktiveren Zusammenleben mit einem Hund aussehen mag, wenn dieser sich Deinen Partner zu "seinem" Menschen ausguckt?
    Mein Junghund gehört einer Rasse an, bei der die Offenheit und Freundlichkeit gegenüber Menschen sogar im Rassestandard festgelegt ist, ich habe ihn den ganzen Tag um mich (und viel Freude an ihm) und trotzdem ist er ein "Herrchenhund", auch wenn dieser nur am frühen Morgen und Abend da ist. Wie mag das dann bei einer Rasse aussehen, die explizit als "Ein-Mann-Hund" beschrieben ist?


    Das man natürlich gern die Berichte liest und verinnerlicht, die zu den eigenen Wünschen passen, ist verständlich. Trotzdem solltest Du Dir die "typischen" Erfahrungen von Wolfshundbesitzern vor Augen halte und Dich viel eher an diesen als an den absoluten Ausnahmen orientieren.


    Wenn Du es schaffst, Dich von Deiner theoretischen Vorstellung vom Hund für Dich allein zu lösen, dann wäre die Hundehaltung sicher eine ganz tolle, unterstützende Sache, wobei ich dann auch eher eine leichter zu haltende und führende Rasse empfehlen würde.
    LG von Julie

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