blinder Hund als Therapiehund?

  • Hallo!
    Ich arbeite mit den Kindern einer sozial und heilpädagogischen Wohngruppe in der tiergestützten Therapie - hauptsächlich in der Reitpädagogik / Therapie. Ich überlege mir einen Hund anzuschaffen der mich bei meiner Arbeit unterstützt. Die Arbeit findet auf einer großen Hoffläche statt, der Hund kann den Kontakt zu dem Kind suchen oder ihm ggf. aus dem wege gehen. Der Hund wird einen Bereich bekommen in dem er sich zurückziehen kann, dorthin darf kein Kind. Die Kinder zeigen teilweise (auto-)agressives Verhalten, habe jedoch in 6 Jahren arbeit mit den Kids nie erlebt, dass diese Agressionen an den Tieren ausgelassen worden wären. Es sind an 3 Stunden am Tag Kids (höchstens 2) auf dem Hof.


    Außerhalb der Arbeit wäre der Hund mein Begleiter, ich würde für ausreichenden Ausgleich zur Arbeit sorgen.
    Mir ist ein blinder Hund angeboten worden, im ausführlichen Gespräch mit der Vermittlerin versicherte sie mir, dass der Hund geeignet wäre. Sie hat selber einen blinden Hund findet mein Konzept gut. Ein Hundetrainer mit dem ich mich unterhalten habe schlug quasi die Hände über dem Kopf zusammen. Um Gottes willen keinen blinden Hund, der würde beissen wenn die Kids kommen würden. Und um Gottes willen keinen erwachsenen Hund, das wäre eine tickende Zeitbombe weil nicht klar wäre was für erfahrungen der Hund schon gemacht hätte.


    Wie seht ihr das?
    Wir haben mit anderen gehandicapten Tieren gute Erfahrungen gemacht (blindes Pferd, gehbehindertes Huhn usw) Das argument des Hundetrainers war, dass der Hund ein Beutegreifer sei und sich bei angst eben nicht zurückziehen, sondern angreifen würde.

  • Und der blinde Hund der Vermittlerin ist auch als Therapiehund im Einsatz? Ich glaube eher nicht :hust: .
    Bei Therapiehunden kommt es neben einem ausgeglichenen Wesen besonders darauf an, dass sie eine hohe Resistenz gegenüber Stess und Umweltreizen haben. Das stelle ich mir schwierig vor, wenn ein Sinnesreiz fehlt.

  • Ich würde es einem blinden Hund nicht zumuten wollen, da es durchaus mit manchen Situationen überfordert wäre.
    Ein Einsatz als Therapiehund fordert ja einen absolut gesunden Hund schon sehr und auch da sind nicht so viele geeignet.
    Ich würde das im Sinne des Hundes sein lassen.
    Aber meiner Meinung nach würde gegen einen (geeigneten!) erwachsenen Hund nichts sprechen.

  • Gegen einen ruhigen erwachsenen Hund spricht meiner Meinung nach nichts.
    Ein blinder Hund als Therapiehund finde ich aber schwierig. Stell dir mal vor, eines der Kinder läuft auf den Hund zu. Er sieht es nicht, hört aber dass etwas sehr schnell auf ihn zukommt. Da könnte der Hund schon mal die Flucht ergreifen. Klar kann das mit dem Hund gut gehen, aber sehr wenige Hunde eignen sich als Therapiehund. Dabei noch einen geeigneten blinden Hund zu finden ist quasi ein 6er im Lotto.

  • Ich finde es in letzter Zeit immer weider bedenklich, was für Hunde für die Ausbildung zum Therapiehund angedacht werden.
    Gerade aus dem Tierschutzbereich werden immer wieder komplett ungeeignete Hunde unter der Prämisse "der soll Therapiehund werden" vermittelt.
    Ein Therapiehund braucht ein gutes Nervenkostüm, muss wesensfest und ser souverän sein.


    Einen blinden Hund in diese Situation zu bringen ist in meinen Augen verantwortungslos, dem Hund, wie den Kindern gegenüber. Da kann mir die Vermittlerin noch so oft versichern, der Hund sei geeignet.

  • Antwort auf deine Frage:
    NEIN! Natürlich NICHT.


    U.a. aus den hier bereits genannten Gründen.


    Das sollte einem eigentlich der gesunde Menschenverstand sagen (vor allem, wenn man in diesem Bereich sein Geld verdient).


    Sorry, aber ich bin echt irritiert.

  • Ich muss dem Trainer Recht geben und das nicht alleine nur aus dem Grund, dass ich selbst als Trainer gearbeitet habe.
    Ein Therapiehund benötigt eine wirklich fundierte Ausbildung um wirklich dazu eingesetzt zu werden. Um einen Hund dazu ausbilden zu können müssen zunächst die Charakterzüge, die Gesundheit und die Vorerfahrungen absolut stimmen. Bei einem blinden Hund, der aus dem TS kommt, dürften kaum alle Voraussetzungen erfüllt sein. Ein Therapiehunf muss in der Lage sein mit viele verschiedenen Menschen klar zu kommen und auch mit A-Typischen Vehaltens- under Bewegungsweisen anderer Menschen klar kommen. Er muss lernen andere Menschen zu "lesen". Das kann ein blinder Hund nich!


    Wenn du wirklich einen Hund haben möchtest, der als Therapiehund AUSGEBILDET werden soll, dann such dir eine passende Rasse und guck dich nach guten Züchtern um. Ein guter Züchter wird einschätzen können, ob ein Welpe zumindest die Anlagen dazu mitbringt. Und dann wirst du diesen Hund entsprechend ausbilden müssen und hoffen, dass es passt.


    Für mich ist das ähnlich wie beim Polizeipferd. Da kann man auch nicht jedes X beliebige Freizeitpferd für einsetzen, nur weil es sehr ruhig ist.

  • Ich habe einen blinden Hund, niemals käme ich auf die Idee, ihn als Therapiehund einzusetzen!


    Hunde kommunizieren überwiegend durch Mimik und Gestik, um sein Gegenüber einschätzen zu können...

  • Ich danke euch für eure Einschätzungen!
    Der Vergleich mit dem Polizeipferd hinkt etwas: ich setze keine Polizeipferde ein, sondern Therapiepferde. Von den 16 Pferden die wir haben sind alle (!) Therapie(begleit)pferde. Sobald ich als Therapeut/Pädagoge mit einem Klienten und einem Tier arbeite wird es automatisch zum Therapiebegleitpferd weil es sich in einem Therapeutischen prozess befindet. Ich gehe soweit und bezeichne meine Fohlen als Therapiepferd in einem Setting. Ohne, dass dieses Fohlen etwas anderes tun müsste als sich natürlich zu verhalten. Wir stehen an der Weide und beobachten die Interaktion zwischen Stute und Fohlen, das wirkt und kann korrekt begleitet Therapie sein. Ich setze also Pferde als Therapiepferde ein auf denen niemand reitet, die nicht ans Halfter genommen werden, die ihre Herde für die Arbeit nichtmal verlassen. Natürlich habe ich auch Therapiepferde mit denen geritten
    / longiert / was auch immer wird. Aber das alleine würde mir für meine Arbeit nicht reichen.


    Die Anforderungen die ich an den Hund stelle sind keine Zauberei: Er muss vernünftig erzogen sein (ohne den Kadavergehorsam zu zeigen) das heisst er darf nicht anspringen oder ankläffen, er muss leinenführig sein, normaler Grundgehorsam eben. Er muss nichts aushalten, wenn er keine Lust auf die Kids hat soll er sich doch bitte zurück ziehen.
    Alles Dinge die auch ein blinder Hund leisten kann, oder?


    Ich suche ausdrücklich keinen Hund der es erdulden würde gekniffen zu werden, stumpf stehen bleibt wenn Kinder auf ihn zu rennen würden oder schreiende Kinder toleriert. Für meine Kids wäre ein "Alles egal, ich halte das schon aus - Hund" genau der falsche Weg. Es wäre egal wie sie sich verhalten, der Hund würde das ertragen? Das ist nicht das wirkliche Leben!
    Wenn ein bestimmtes Mädchen auf die Weide geht und nach ihrem Therapiepferd brüllt, dieses dreht sich um und geht weg... dann freue ich mich. Weil mein Therapiepferd einen echt guten Job macht!
    Verständlich geworden wie ich arbeite? Was ich erreichen will?

  • Dann beschreib doch mal bitte wie der Alltag für den Hund aussehen würde, was genau die Kinder mit dem Hund machen würden etc. Vielleicht kann man sich das dann besser vorstellen.


    Wenn es ein Hund sein soll, an dem die Kinder Verantwortung und Fürsorge lernen sollen, finde ich einen blinden Hund gar nicht mal soo schlecht.
    Ich habe mal mit schwer erziehbaren Kindern gearbeitet und ich kann mir durchaus vorstellen, dass diese die Liebe und Fürsorglichkeit aufbringen können, ruhig an einen solchen Hund ranzutreten.

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