Hundetrainer will Welpe ohne Leckerli erziehen, ja oder nein

  • Als ich die Überschrift las dachte ich sofort an unsere BC Hündin in meiner Kindheit. Wir bekamen sie mit 9 Wochen und sie hat alles was sie konnte ohne Leckerlis gelernt - und das war nicht wenig und sehr zuverlässig! Sitz - Platz - Seite - Rolle - Rückruf - Gib - etc. alles klappte mit verbalem Lob, Streicheln und Spielen als Bestätigung. Eine Hundeschule haben wir nie betreten und von Lernmethoden wie dem Clicker hatten wir nie gehört...


    Leckerlis sind herrlich einfach in der Handhabung und haben sich darum in der Hundeerziehung weitgehend durchgesetzt und ja, heute verwende ich sie auch - aber ich setze sie, ähnlich wie dein Trainer und wie es die anderen beschrieben haben, nur ab und zu ein.

  • Ist dein Hund grundsaetzlich futtermotiviert, spielmotiviert?


    Ich wuerd auch nicht immer ein Leckerchen geben, was wenn ich mal keine dabeihab?


    Ich wuerde ein sogenanntes Markerwort trainieren. Kann man anstelle vom Clicker nehmen. Ich clicker meine Hunde nicht. Wenn sie was richtig machen, sag ich denen, YES!!!


    Sowas waer doch auch was. Wenn sie zu dir kommen gibt es mal Leckerli, mal Spiel, mal Spielzeug, Markerwort, je nachdem worauf deine Hunde stehen. Die kommen eh, allein aus der Hoffnung, es gaebe Leckerli oder anderen Spass :)


    Ich hab hier auch nen Borderwelpen, da mach ich das auch abwechselnd :). Die steht aber auch auf alles...


    Mein anderer Hund ist eher durch Leckerli, Spass und Markerwort trainiert worden. Auf Spielzeug draussen stand die ueberhaupt nicht

  • Zitat


    Nun sagt er zu mir, dass Caro beim Rückruf üben vl einmal von 10 Mal ein Leckerli als Belohnung haben soll, ansonsten nur loben mit Stimme und streicheln.


    Ich kann in den zustimmenden Chor der meisten Vorschreiber nicht einstimmen. Für mich tönt das viel zu sehr nach dogmatischem Schema F. Woher will der Trainer wissen, dass stimmliches Lob und streicheln für deinen Welpen das Tollste überhaupt ist? Warum genau 10x ein widerwillig zugestandes, dröges Leckerli? Warum keine andere, supertolle Belohnung?


    Für mich tönt das sehr nach einem Trainer, der dem Hund die Bestätigung nicht gönnt, der mit Belohnungen knausert. Wenn man da etwas kratzt, kommt meist ein strafbasiertes System zum Vorschein, denn irgendwie muss der Hund ja motiviert werden. Für mich wäre da ganz klar: Finger weg! Der Rückruf ist für mich das allerwichtigste überhaupt, die 10 Leckerlis hätte ich in den ersten zwei Tagen nach Einzug verbraucht, und danach soll der Zwerg für streicheln die ganze weite Welt links liegen lassen? Mein persönliches Lob fanden meine Hunde auch immer schön, aber noch schöner fanden sie es kombiniert mit der oberaffengeilen sonstigen Belohnung!



    PS: Variable Bestätigung nach 10x Welpen-Rückruf, und niemals mehr ein Jackpot, eine tolle Belohnung? Das ist doch nicht euer Ernst, oder? Und in der Pubertät dann nur noch an der Leine ranziehen, oder was?

  • es kommt immer sehr auf den Hund an, und wie gut du dich bei der Leckerchenfreien erziehung gibst.


    Wir haben unsere damals komplett ohne Leckerchen erzogen.


    Einen Labbi, einen Aussimaus und einen Labbimix, und alle drei reagieren super auf den Rückruf und auf alles andere auch.


    Leckerchenfrei geht zwar manchmal etwas langsamer im Umsetzten, aber sitzt dafür dann auch wirklich gut!

  • Es geht nicht darum nur insgesamt 10 Leckerlis zu benutzen. Sondern pro zehn mal abrufen einmal mit Leckerli zu belohnen und sonst auf andere Wege. ;)
    Das heißt ja noch lange nicht, dass es keinen Jackpot mehr gibt.


    Ich belohne auch mal so und mal so. Futter hat die geringste Wertigkeit und wird nur in sehr leichten Fällen genutzt wo die Übung eigentlich eh schon sitzt.

  • Hey cool, vielen Dank für eure zahlreichen antworten, Danke!!!


    Also ich schreibe euch mal, wie ich es bei Luzie gemacht habe und gerade bei Caro mache:


    Ich rufe Caro zum Beispiel in einer Situation, in der ich mir relativ sicher bin, dass sie schauen und in meine Richtung laufen wird. Wenn sie kommt, dann gibt es entweder Leckerlis, oder ich spiele mit ihr ( Spielzeug, zergeln, rennen, kabbeln, usw....immer verschieden) oder ich freue mich ganz doll, sage also, wie toll sie es gemacht hat und lobe sie ganz, ganz doll und freundlich...oder aber sie darf mit dem weitermachen, was sie für meinen Rückruf unterbrochen hat.


    Ich gebe ihr relativ häufig ein tolles Leckerli, wenn ich mich zum Beispiel versteckt habe und sie mich sofort sucht und dann zu mir kommt! Bei Luzie war das auch immer so, dass ich immer toll belohnt habe, wenn sie was nach meiner Vorstellung klasse gemacht hat!


    Und bei Luzie ist es so, dass sie, wenn wir draussen üben, oder an einer Aufgabe konzentriert arbeiten, dass sie dort jegliches Streicheln stört es ist ihr dann unangenehm, sie weicht der Streichelhand aus und will mit der Aufgabe weitermachen....der Trainer sagt bei Luzie, ich soll bei jedem Rückruf eine Hand ins Halsband machen und sie steichelnd loben und erst, wenn sie nicht mehr von mir weg möchte, wenn sie bei mir bleiben will soll ich ihr das Signal zum weiterlaufen geben....nur mag sie das eben manchmal gar nicht, aus meiner Sicht.


    Meine Hunde würden ALLES für Futter tun, deshalb ist es ja auch so ein guter Motivator, wenn ich sie zum beispiel von einem hasen abgerufen habe, dann dürfen sie meinen ganzen Beutel leerfressen.


    Bei dem Welpenrückruf bei Caro finde ich es eben so problematisch, dass sie ja noch gar nicht weiß, was Rückruf bedeutet und sie soll es ja lernen...jetzt denke ich eben, es kommt doch manchmal vl Frust bei ihr auf, wenn sie 9 von zehn mal nur stimmliches Lob bekommt.
    Ich soll auch am Anfang kein Spielzeug oder so nehmen, nur ich und meine Stimme und mein Lob.
    Das mache ich schon auch, aber ist es nicht besser, wenn sie jetzt hochmitoviert bleibt und so lernt, das herkommen das tollste überhaupt ist? Die Zeit in der ich uninteressant werde, kommt früh genug ;-) ;-)


    Also mit Strafen arbeitet der Trainer nicht, er hat seine Schutzhunde erfolgreich im Hundesport und er hat sie alle ohne die veralteten Methoden ausgebildet und einen sog. Kampfhund vom Maulkorb und Leinenzwang befreit.
    Er arbeitet eigentlich sehr schön, auch mit meinen Hunden geht er super um, lobt sie schön usw....aber ich glaube manchmal, dass Aussies eben was anderes sind als belgische Schäferhunde, und manchmal würde ich vom Gefühl her eben viel mehr Loben oder ein Spiel anfangen, was ich laut ihm jetzt noch nicht machen soll, und ich weiß nicht, ob das so gut ist?

  • "Sitzt dafür auch wirklich gut".Soll heißen besser als mit Leckerchen antrainiert?


    Ist Quark. Das Problem ist lediglich, dass viel zu oft viel zu wenig Wert darauf gelegt wird, die Leckerchengabe auszuschleichen respektive nur noch intermittierend einzusetzen.


    Würde jeder - auch die Trainer - das verstehen, wäre man schon lange weg vom "Ich mach mich doch nicht zum Futterautomaten" und könnte - wenn Futterbelohnung für den jeweiligen Hund DIE Motivation ist, diese auch entspannt nutzen.

  • Zitat

    Und bei Luzie ist es so, dass sie, wenn wir draussen üben, oder an einer Aufgabe konzentriert arbeiten, dass sie dort jegliches Streicheln stört es ist ihr dann unangenehm, sie weicht der Streichelhand aus und will mit der Aufgabe weitermachen....der Trainer sagt bei Luzie, ich soll bei jedem Rückruf eine Hand ins Halsband machen und sie steichelnd loben und erst, wenn sie nicht mehr von mir weg möchte, wenn sie bei mir bleiben will soll ich ihr das Signal zum weiterlaufen geben....nur mag sie das eben manchmal gar nicht, aus meiner Sicht.


    Die Aussie-Hündin meiner Schwester ist da ganz ähnlich... die stellt sofort jegliche Kooperation und Arbeitsbereitschaft ein, wenn man sie berührt. Und da ist es egal, ob es sich um ein körperliches Manipulieren handelt oder "nur" um streicheln. Sie beendet dann sofort alles, was sie eben noch mit Hingabe angeboten hat. Ergo bleibt gar nichts anderes, als andere Bestärker als nur streicheln zu nutzen, bei ihr ist das Futter und Spiel. Ich schätze, dein Hundetrainer hätte mit dieser Hündin ne Menge Spaß, würde er versuchen, sie so dazu zu bringen, "gern" bei dir zu bleiben! :hust:


    Allgemein bin ich der gleichen Meinung wie naijra. Und ich habe das Abruf-Training bei Apollo genauso aufgebaut und gehandhabt wie du bei deiner Luzie. In der Zwischenzeit wird Apollo nur noch hie und da über Leckerchen oder Spiel bestätigt, aber ein "fein gemacht" gibt's bei jedem erfolgreichen Rückruf, streicheln mag Apollo im Übrigen auch nicht sonderlich, deshalb nötige ich ihn auch nicht dazu.


    Und wenn dein Bauchgefühl dir sagt, dass es für dich und deine Hunde der richtige Weg ist, würde ich auch so weitermachen!

  • Zitat

    Es geht nicht darum nur insgesamt 10 Leckerlis zu benutzen. Sondern pro zehn mal abrufen einmal mit Leckerli zu belohnen und sonst auf andere Wege. ;)
    Das heißt ja noch lange nicht, dass es keinen Jackpot mehr gibt.


    Von einem Jackpot lese ich nix, nur von streicheln und Stimmlob. Darauf beschränken sich auch die "anderen Wege". Der Jackpot ist dann wohl das einsame, jedes 10. mal eingestzte Leckerli. :( : Zur Erinnerung: Was für den Hund im aktuellen Moment eine tolle Belohnung ist, hängt immer vom Hund ab. Hier diktiert aber der Trainer, was der Hund - ein Welpe - als Belohnung zu empfinden hat. Ein Konzept, das für mich recht freudlos tönt für den Hund (und den Halter auch).

    Zitat


    Ich belohne auch mal so und mal so. Futter hat die geringste Wertigkeit und wird nur in sehr leichten Fällen genutzt wo die Übung eigentlich eh schon sitzt.


    Ich belohne auch mal so und mal so. Aber nicht im Aufbau, und schon gar nicht mit einem Welpen. Da gibt es IMMER eine Bestätigung, und zwar eine, die der Hund auch als solche empfindet. Das ist das Entscheidende, und das gibt auch die besten Resultate. Welpenrückruf sollte das Grösste für dem Pimpf sein, immer! Der soll nur "wegen mir" kommen? Ja ok, aber dann hat er erst recht eine supertolle Belohnung verdient, eine grosszügige, und kein Geknausere!



    PS: Warum die Meinung grassiert, Leckerliverzicht bei der Belohnung würde den Rückruf solider machen, ist mir ein Rätsel. Wahrscheinlich wird da an reines Locken gedacht. Jedenfalls wird wieder dem Hund eine vorgefertigte Meinung übergestülpt, was er als Belohnung wie zu werten hat. Oder man ist stolz darauf, den Hund nicht grosszügig zu belohnen für tolle Leistung. Hunde sind anpassungsfähig, bei den meisten funzt das immer noch leidlich.


    Die Wertigkeit der Belohnung hängt vom Hund ab, und der Situation, nicht von unserer Ideologie! Sie bleibt übrigens auch nicht ein Hundeleben konstant, man kann Belohnungen ebenso wie Strafen auftrainieren. Auch lästiges Streicheln, nur wird es kaum je ganz oben auf der Hitliste stehen. Rhian hat als Welpe draussen kaum je Leckerli genommen, heute sind spezielle Leckerlis für sie ganz oben auf der Hitliste der Belohnungen. Für einen Welpen-Rückruf bräuchte ich übrigens auch kein Futter - ich finde es aber sehr sinnvoll, das im Hinblick auf später als erstrebenswerte Belohnung aufzubauen. Denn mit Futter kann ich später problemlos geizen, mit Zuneigung und Freude weniger. Denn ich habe meine Hunde nicht, um ihnen ständig die kalte Schulter zu zeigen, damit die punktuelle Zuwendung als Belohnung hochgehalten wird. so egoistisch bin ich dann doch. ;)

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