Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Aber auch hier: 10 Mio. Hunde in Deutschland. Und jenseits des dogforums haben viele Menschen, die ländlich wohnen, ihre Hunde regelmäßig allein im Garten. Dafür dass wir seit 20 Jahren Wölfe haben, sind die Angriffe auf Hunde wirklich, wirklich selten. Die Relation dürfen wir doch nicht aus den Augen lassen.

    Dann darf man aber auch im Auge behalten, das die Wölfe noch nicht seit 20 Jahren Flächendeckend da sind. Genaugenommen gibt es noch viele Gebiete wo er noch nicht ist. Zumindest nicht resident.

  • Da stimme ich dir völlig zu, bisher sind das - fast - vernachlässigbare Einzelfälle.


    Aber eben doch nicht ganz. Was mir an der ganzen Sache so Sorgen macht, ist nicht das Jetzt, es ist der Trend. Es ist die Tatsache, dass wir als einziges Land in einem großen Freilandversuch diesen unglaublich klugen, anpassungsfähigen Topprädatoren komplett freie Hand lassen, tolerieren, was immer sie tun.


    Was das über ein paar Generationen Anpassung an carte blanche auch in unmittelbarer Menschennähe bedeuten könnte, finde ich verdammt beunruhigend. Und ich glaube, die Anfänge sehen wir gerade bei Gloria & Co.

  • Wer schrieb hier je, dass man alles so lassen soll, dass alles bestens ist?

    Das, was der Wolf zeigt ist wölfisches Verhalten.

    Der Umgang mit Wölfen hierzulande ist irgendwie ein schlingernder Zickzack Kurs…

  • Sorry, ich verstehe den Zusammenhang mit dem, was Du von mir zitiert hast, immer noch nicht:


    Warum kann man nicht einfach auch mal anerkennen, dass es Menschen gibt, die tatsächlich bereit sind und das auch schon längst tun, sich selbst deutlich zurückzunehmen, um der Natur mehr Raum zu lassen, weil sie begriffen haben, wie wichtig das für uns als Menschheit ist? Und zur Natur, um viele Kreisläufe in der Natur abzurunden, gehören auch Beutegreifer.

    Hm, ich sag mal so. Verzicht ist es wenn man etwas nicht tut, was man gerne tun würde.

    Mit dem da oben klingt das für mich, als würdest Du denken, unsereiner würde auf nichts verzichten und hätte deshalb leicht reden?

    Das fände ich wenn denn dann reichlich schräg.


    Es ist die Tatsache, dass wir als einziges Land in einem großen Freilandversuch diesen unglaublich klugen, anpassungsfähigen Topprädatoren komplett freie Hand lassen, tolerieren, was immer sie tun.

    Das stimmt aber doch nun wirklich nicht.


    Es werden immer wieder Wölfe aus Rudeln abgeschossen, die mehrfach zumutbaren Herdenschutz überwunden haben.

    Ich glaub, das hier ist in Niedersachsen z. B. der letzte Abschuss:

    Abschuss eines Wolfes aus dem Rudel Amt Neuhaus | Nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz


    Der Räude-Wolf, der in Görlitz die Hunde gerissen hat, ist ebenfalls erschossen worden.

    Kurti - der bisher einzige problematische Wolf, was aktive Annäherung an den Menschen anging, wurde ebenfalls erschossen.


    Erschossen werden lediglich keine selbsternannten Problemwölfe, die ungeschützte Tiere reissen.

    Das ist bitter und furchtbar für die einzelnen Tierhalter, grad, wenn wie in NRW bei den Ponys, erst noch grossartig Fördermaßnahmen angeleiert werden müssen, aber die Vorgabe, dass Wölfe mehrfach Herdenschutz überwunden haben müssen, um abgeschossen werden zu können, ist EU-Recht. Die gilt anderswo genau wie hier - und wird anderswo, genau wie hier, ab und an durch illegale Tötungen ausgehebelt.

    Weder klappt es anderswo in der EU besser als hier mit den Wölfen, noch werden anderswo in der EU deutlich härtere Maßnahmen gegen die Wölfe gefahren.

  • Aber auch hier: 10 Mio. Hunde in Deutschland. Und jenseits des dogforums haben viele Menschen, die ländlich wohnen, ihre Hunde regelmäßig allein im Garten. Dafür dass wir seit 20 Jahren Wölfe haben, sind die Angriffe auf Hunde wirklich, wirklich selten. Die Relation dürfen wir doch nicht aus den Augen lassen.

    Dann darf man aber auch im Auge behalten, das die Wölfe noch nicht seit 20 Jahren Flächendeckend da sind. Genaugenommen gibt es noch viele Gebiete wo er noch nicht ist. Zumindest nicht resident.

    In Norwegen gab es meine ich zitiere jetzt aus dem Kopf 78 Angriffe auf Hunde in 6 Jahren. Das zeigt schon, dass diese Gefahr zwar existent ist, aber zu vernachlässigen.

    Das Jäger sich Gedanken um ihre Hunde machen ist sehr verständlich. Ich kenne mich da allerdings zu wenig mit aus. Aber selbstverständlich muss der nachsuchende Hund, der Tierleid minimieren soll geschützt werden.

  • Zitat

    Es werden immer wieder Wölfe aus Rudeln abgeschossen, die mehrfach zumutbaren Herdenschutz überwunden haben.

    "Immer wieder" klingt schon sehr eindrucksvoll - aber soweit ich weiß, waren das hier in Niedersachsen bisher genau vier von geschätzt gut 400 Tieren. Plus Kurti. Und einen der bekannten Weidetierrreißer wie den Rodewalder Rüden hat bisher überhaupt noch niemand erwischt. Kurz: die Abschüsse sind, gemessen an der Vermehrungsrate, absolut nicht der Rede wert.

  • Zitat

    Es werden immer wieder Wölfe aus Rudeln abgeschossen, die mehrfach zumutbaren Herdenschutz überwunden haben.

    "Immer wieder" klingt schon sehr eindrucksvoll - aber soweit ich weiß ,waren das hier in Niedersachsen bisher genau vier von geschätzt gut 400 Tieren. Plus Kurti.

    Wie viele sollen denn abgeschossen werden?

    100 Wölfe?

    200Wölfe?

    Oder noch mehr!

    Zum Glück gibt es Gesetze.

  • So viele, dass der Bestand sich mit der Umgebung verträgt - also von auffälligen notfalls mehr, von unauffälligen überhaupt keine. Das fortlaufend festzustellen und aktuell angepasste Vorgaben zu machen ,dürfte ja bei dem millionenteuren Management kein Problem sein?


    Im Moment reguliert nur der Autoverkehr, natürlich völlig willkürlich. Hier in Niedersachsen sind, glaube ich, sind letztes Jahr über 40 Wölfe überfahren worden. Übrigens vollständig ohne die für jeden einzelnen Abschuß vorhergesagten furchtbaren Folgen für den Rest des Rudels.


    Und last not least: Gesetze sind von Menschen gemacht, können also auch jederzeit von Menschen geändert werden. Was in diesem Fall noch nicht mal nötig wäre. Der Wolf ist eine komplett ungefährdete Art, und selbst bei höchstem Schutzstatus sind ausdrücklich Ausnahmen vorgesehen - siehe FFH-Richtlinie, Artikel 16. Aber die kennst du ja sicher.

  • Zitat

    Es ist doch aktuell auch gar nicht das Ziel, die Wölfe in Deutschland zu dezimieren

    Nein, aber daran werden mittelfristig nicht ausgerechnet wir als einziges Land der Welt vorbeikommen - und je länger wir das Thema ignorieren, desto mehr Tiere werden dann geschossen werden müssen. Was ich wiederum ausgesprochen Sch*** fände, denn eigentlich echauffiere ich mich hier ja nur so, weil auch ich Wölfe faszinierend und toll fände und sie gern gesichert hier hätte. Aber eben: nicht für jedes Opfer.


    Aber dieses Wunschziel sehe ich mit dem jetzigen "wir lassen alles laufen und schützen jeden einzelnen Wolf um jeden Preis, die Tierhalter (setze ein: Hundespaziergänger, Reiter und sonstwer) sollen halt sehen, wie sie klarkommen" immer mehr gefährdet. Noch ein paar Jahre so weiter, und es wird irgendwann derart krachen, dass auch für die Wölfe als Art sehr viel auf dem Spiel steht. Und das, finde ich, ist einfach ein vermeidbarer Irrweg - ein Umweg über viel zu viel Leid.

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