Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Schon wieder ein Riss in Thüringen am TÜP Ohrdruf - lt. Beschreibung soll das Netz 1,20 sein plus Flatterband drüber, dessen genannte Höhe von 1,50 aber für mich optisch nicht hinkommt und an allen Stellen bei dem buckligen Gelände schon mal gar nicht (das mein ich nur als Beobachtung, nicht als Kritik) - das Rissbild erspare ich Euch, da gibts bestimmt morgen einen ZA zu.


    LG, Chris

    Horror. Und viel zu nah.

  • Ja, Horror. Und vermutlich pure Verzweiflung - was will man da so adhoc machen, um die Tiere zu schützen. Selbst Notfall-Sets in den einzelnen BL sind nur begrenzt verfügbar und man hat ja nicht mal eben noch und nöcher Zaunmaterial zum Aufrüsten parat - und wenn, dann reicht es offensichtlich nicht.


    Noch dazu in so schwierigem Gelände - auf dem Bild zu der Meldung sieht man, wie "buckelig" das da ist, da braucht man eh schon zig Zusatzstecken, um den zaun nach unten hin dicht zu bekommen.


    LG, Chris

  • Grad in der Schweiz kann man anhand der interaktiven Karten doch seine Touren super nach den persönlichen Bedürfnissen planen. Man kann sehen wann wo HSH im Einsatz sind und wo reine Rinder- oder Schafalmen sind, oder wo gemischte Beweidung herrscht, wo behirtet wird und wo nicht. Da kann man seine Touren doch auch mit Begleithund entsprechend anpassen, ohne komplett auf das Wandern dort verzichten zu müssen.

    Nur zur Klarstellung: Ich halte das für sehr gut, und momentan auch einigermassen praktikabel - ich habe bei meinem Beitrag eher in die Zukunft gedacht. Denn wenn praktisch jede Alp mit HSH geschützt wird, kann man die Touren nicht mehr anpassen - sei es, weil es für Teilstücke keine Alternativen gibt, oder weil man die im Umweg geforderten zusätzlichen 1000 Höhenmeter und x Kilometer schlicht nicht schaffen kann.


    Und Alpwirtschaft rentiert nur, wenn durch den Tourismus zusätzliche Einnahmen geschaffen werden können. Sobald es etwas abgelegener wird, reichen die herdenmässigen Asien-Touristen nicht mehr, da braucht es unternehmungslustige Individualtouristen. Und die Verantwortlichen sind gerade dabei, zu entdecken, dass Hundehalter ein durchaus interessantes Segment darstellen. Allerdings müssen dafür die Bedingungen stimmen, und nur Leinenspaziergang am Dorfrand gehört nicht dazu - dafür muss man nicht in die Berge fahren.

  • Und Alpwirtschaft rentiert nur, wenn durch den Tourismus zusätzliche Einnahmen geschaffen werden können.

    Wir bewirtschaftenere Berge nicht wegem Geld der Touristen, das rentiert sich nie.
    Wir tun das wegen den Lawinen und Erdrutschen.
    Bergbauern gehören zu den Ärmsten der Bevölkerung, nicht unbedingt zu den Unglücklichsten ;)
    Den Bergbauern ist es mehr als egal wenn keine Touris die Kühe stören :mute: wenn kein Müll weggeschmissen und Zäune zerstört werden.
    Wandertouristen sind nicht jene welche Geld bringen, sie wohnen möglichst billig, kaufen möglichst billig ein... man hat nicht viel von ihnen.
    Nicht falsch verstehen, gell, das ist nicht bös gemeint.
    Es ist einfach nur die Realität. Das Geld machen wir nicht auf dem Berg :smile:

  • Allerdings müssen dafür die Bedingungen stimmen,

    Das geht halt nicht mit Wölfen und Bären.


    Man kann doch nicht von den Menschen, die dort leben müssen/dürfen, erwarten, dass sie ihr Weidevieh reissen lassen, nur damit HH dort unbeschwert wandern können.


    Nicht falsch verstehen, ich kann das schon nachvollziehen, dass das blöd ist, wenn man in der Freizeitgestaltung so beschnitten wird. Aber das wird nicht der einzige Moment sein, in dem man als HH in Sachen Wolf Abstriche wird machen müssen.



    Ja, der ist ja unglaublich scheu....

    Naja, dass es normal ist, dass Wölfe keine Angst vor Fahrzeugen haben, wird uns ja schon länger eingebleut. Viel befremdlicher finde ich das Aussteigen aus dem roten Auto und immer schön filmen, das ist so richtig typisch für hier in D. Ich, als bekennender Nicht-Wolfs-Experte, sehe das so, dass sich die Wölfis aus jeder solcher Begegnung etwas über den Menschen mitnehmen.


    In B-W werden schon mal Geier ausgewildert:
    Beuron: Gänsegeier Gypsi im Donautal ausgewildert - Albstadt - Schwarzwälder Bote


    LG, Chris

  • Das finde ich unglaublich dämlich. Wenn ich Wölfe von nah sehen will gehe ich in einen Zoo oder Tiergehege.
    Wildlebende Tiere, die eigentlich lernen sollen, dass Menschen doof sind, so zu filmen... die Leute werden immer dümmer. :dead:

  • @CH-Troete Das war doch meine Rede. Die Alpbewirtschaftung rentiert nicht ohne massive Zuschüsse. Die teils der Sicherung, teils des Erhalts der Kulturlandschaft dienen. Ohne die massiven Subventionen hätte es die teils übermässigen Schafzahlen auf der Alp nie gegeben - weder der Preis für die Wolle doch der für Schaffleisch geben das her.


    Dass die Wandertouristen nicht die rentabelsten sind, ist klar, aber genauso klar ist, dass sich nicht jeder Hintertupf-Alp als Destination für die spendable "Europa-in-14-Tagen" Truppe profilieren kann. Da bleibt nur das Jammern oder auf andere Tourismus-Segmente setzen. Und derer gibt es wahrlich genug - Hundehalter sind nur eins davon. Davor die Augen zu verschliessen, bringt nichts - der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor im Alpenraum, und der schliesst die einheimische Bevölkerung ein!


    Die arrogante Haltung, dass man auf dem Naturerlebnis und dem Low Impact verpflichtete Gäste verzichtet, um nur dem kaufstarken Massentourismus aus Fernost zu huldigen, finde ich sehr kurzsichtig gedacht. Denn die Massentouristen stoppen zur Discount-Übernachtung grad mal an 2, 3 Destinationen, dann sind sie wieder weg. Das Angebot für Alternativ-Tourismus wächst auch beständig, diese Unternehmer werden auch mehr und mehr in die Lokalpolitik eingreifen.

  • Das geht halt nicht mit Wölfen und Bären.
    Man kann doch nicht von den Menschen, die dort leben müssen/dürfen, erwarten, dass sie ihr Weidevieh reissen lassen, nur damit HH dort unbeschwert wandern können.


    Nicht falsch verstehen, ich kann das schon nachvollziehen, dass das blöd ist, wenn man in der Freizeitgestaltung so beschnitten wird. Aber das wird nicht der einzige Moment sein, in dem man als HH in Sachen Wolf Abstriche wird machen müssen.

    Nochmals: Es geht doch überhaupt nicht darum, dass die ansässige Bevölkerung sich ihr Vieh reissen lassen muss - ich bin völlig entsetzt darüber, wie sehr ich hier missverstanden werde! Ich wüsste auch gerne, wo ich solche Forderungen geäussert haben sollte.....


    Mir ging es um den "wider impact" des konsequenten Herdenschutzes, und um die teils massive Verringerung der Lebensqualität für Haus- und Nutztiere, die damit einhergeht. Denn wenn ich nur noch mit den Hund an kurzer Leine spazieren gehen darf, schränkt dies nicht nur mich ein, sondern besonders auch die Lebensqualität des Hundes. Inklusive der einheimischen Hunde, die dann auch nicht mehr artgerecht gehalten werden dürfen.


    Es müssen vielmehr neue Wege zur Koexistenz gefunden werden. Und das kann nicht darin bestehen, dass man ausgeschilderte Hauptwanderwege für Hundehalter, Velofahrer und andere Nutzergruppen einfach routinemässig sperrt - das vertreibt bloss die Gäste nachhaltig.

  • Nochmals: Es geht doch überhaupt nicht darum, dass die ansässige Bevölkerung sich ihr Vieh reissen lassen muss - ich bin völlig entsetzt darüber, wie sehr ich hier missverstanden werde! Ich wüsste auch gerne, wo ich solche Forderungen geäussert haben sollte.....

    Manchmal drückt man auch was indirekt aus - indem man Herdenschutz mit Hunden zugunsten der eigenen Freizeitgestaltung ablehnt, macht man in der Folge die Bewirtschaftung von Flächen, die sich nur durch HSH schützen lassen, unmöglich.
    Entsprechend bleiben nur die Varianten "Vieh reissen lassen" oder aber "Vieh runter von den Almen" übrig.


    Für den Herdenschutz stehen nur wenige bewährte Methoden zur Verfügung. In vielen Bereichen der Alpen sind Zäune schlichtweg nicht machbar - abgesehen davon, dass tatsächlich wolfssichere Zäune die Touris auch nicht mehr passieren lassen würden.
    Entsprechend bleiben nur Herdenschutzhunde.


    Wenn die abgelehnt werden, zugunsten des übrigens ebenfalls erheblich subventionierten Tourismus-Sektors - was dann?


    Wie könnten die "neuen Wege zur Ko-Existenz" (ich weiss jetzt nicht, wen Du meinst - Wölfe und Vieh oder HSH und Touris?) denn aussehen?


    LG, Chris

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