Segen oder Fluch: Tierprothesen

  • Zitat

    Ich bin da auch zwiegespalten... einerseits sehe ich es wie Manu, wenn der Hund schmerzfrei durchs Leben kommt und auch die Herrchen sich Ihrer Verantwortung bewußt sind, dann kann man ja nichts dagegen sagen...


    Andererseits denke ich, nur weil es möglich ist, muss man nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen. Die Folgen sind ja oft nicht absehbar, durch Fehlstellung geschädigte Gelenke, Rückenprobleme, Stumpfentzündungen etc. - wer weiß das schon vorher ? Und bis der Hund soweit ist, dass er mit Prothesen durch die Welt rennen kann liegt ja erstmal ein langer, unter Umständen schmerzhafter Prozess vor ihm.


    Ich habe vor kurzem eine Frau mit einem 8-jährigen Wuschel kennengelernt, der die Hinterbeine im Rolli hatte. Der Hund hat einen supervergnügten Eindruck gemacht. Allerdings hat mir die Frau erzählt, dass sie (die Hündin ;) ) Druckstellen an den Hinterläufen hat die nicht mehr zuheilen, sie bekommt täglich AB, hat ständig Blasenentzündungen und trägt Windel... da bin ich dann doch ins grübeln gekommen, ob es nicht besser gewesen wäre, die Kleine zu erlösen. Schwierig :???: - wenn man nicht in der Situation ist kann man leicht dagegen sein.


    für mich selbst würde ich da auch stark überlegen
    aber widerspricht ja nicht dem, was oben steht

  • Solange die Lebensqualität erhalten bleibt, dass Tier schmerzfrei und aktiv am Leben teilnehmen kann - warum nicht, wenn man das Geld hat.


    Ich hätte das Tier eingeschläfert. Die Chance auf ein solches "Ende" sind gering und ob er schmerzfrei bleibt, steht in den Sternen.


    Ganz ehrlich:
    Im Tierschutz fehlt das Geld vorne und hinten - warum investiert man in so sauteure Dinge für einen Hund, wo die Chance auf beschwerdefreies Leben gering ist, anstatt vielen hungernden und leidenden Artgenossen zu helfen?


    Freut mich natürlich, dass der Hund angeblich nun ein nettes Leben führt, aber manchmal frage ich mich, warum man der Natur nicht ihren Lauf lässt und alle noch so jämmerlichen Überreste einer Kreatur retten muss.
    Das ist doch mehr für's Ego, als für den Hund, der vorher unendliche Qualen durchstehen musste und vermutlich auch noch bevorstehen.

  • Natürlich, Manu, aber offene Druckstellen und Blasenentzündungen können ja auch sehr schmerzhaft sein, vor allem weil ja ständig Druck auf den offenen Stellen ist... wie gesagt, ich bin zwiegespalten.... die Kleine hat ihren Rolli seit 4 1/2 Jahren, das spricht ja wiederum dafür, dass es funktioniert.... ich habe aber auf jeden Fall großen Respekt vor der Frau :gut:

  • ich kann mir nicht vorstellen das sowas schmerzfrei abläuft.
    ich hab ja nur skoliose, sprich ich hab nur einen verdrehten rücken, es kann aber eben passieren das ich nach einer falschen bewegung flach liege oder tagelang mit rückenschmerzen durch die gegend laufe.


    hunde die gelähmt sind, keine beine haben etc. da kann mir doch keiner sagen die haben keine schmerzen und sind jeden tag fröhlich und froh.


    wenn ich die möglichkeit habe solch ein tier zu erlösen, werde ich es persönlich immer machen.
    auf den fotos sehen wir ja nur ne momentaufnahme, wir sehen nicht die schlechten tage wo der hund vllt nicht laufen kann, wo es ihm schlecht geht usw.
    da mag er noch soviel freude in den 5 minuten für ein foto zeigen.


    ob das tierschutz ist..für mich persönlich nicht.

  • Es gibt ganz sicher Grenzen, aber wo fangen die an? Dieser Hund hier sieht sehr glücklich aus.


    Ich habe einen Hund, der 6 Operationen hatte und jetzt 11 ist. Angefangen hat es mit 4,5 Jahren. Ich habe keine OP bereut und hätte nie gedacht, dass sie überhaupt so alt werden würde. Solange der Hund Lebensqualität ist, finde ich es ok.


    Und ich kenne Hunde mit Orthesen. Es sind glücklich, fröhliche Hunde.


    Der Hund denkt nicht wie wir. Er kennt kein was wäre wenn. Und sie können ihren Zustand gut annehmen und sich damit arrangieren, wenn wir es akzeptieren und zulassen.


    Viele alte Hunde haben ihre Probleme, aber dann zwingt man sie eben nicht mehr zu ner mega Wanderung, sondern liegt vergnügt auf der Wiese und freut sich, dass die Sonne scheint und das Leben Spaß macht. Behinderte und alte Hunde können noch viel Freude am Leben haben, sofern sie nicht leiden.


    Ohne Technik, Medizin und Medikamente wäre mein Hund nicht mehr am Leben. Aber ich habe von ihr gelernt, den Zustand ohne jammern anzunehmen und den Tag zu genießen. Und dass man, wenn es einem wirklich dreckig geht und man zum Sterben bereit ist, sich wieder nach schweren Operationen aufrappeln kann, auch wenn es nicht mehr so ist wie davor und trotzdem zufrieden ist.


    Aber wie gesagt, es hat alles Grenzen und ich hoffe, dass ich sie eines Tages erkenne.

  • Wenn die Möglichkeiten da sind und der Hund selber will, würde ich auch alles in meiner Macht stehende tun um ihn zu retten.


    Ich habe den Eindruck, dass dieses "Erlösen" teilweise sehr modern geworden ist und für alles mögliche als Begründung herhalten muss. Alte Hunde, die etwas steif sind, werden erlöst, Hunde mit Tumoren, die man operieren kann, werden erlöst. Hunde die ein Bein verlieren, werden erlöst...


    Mitunter habe ich das Gefühl, dass es manchmal nur eine Ausrede ist für "es ist mir zuviel".


    SO lange der Hund noch Freude und Lebenswillen zeigt, würde ich für ihn kämpfen.


    Und bezüglich Natur und co: Alles medizinische ist ein Eingriff. Egal ob das die Entwässerungtablette für die Lunge oder der Pfotenverband ist. Auch die Fütterung ist ein Eingriff. Wie viele unserer normalen Haushunde würde in der Wildbahn überleben? Kaum einer und sicher auch nicht 15 Jahre alt werden.

  • Ich habe selber einen Hund mit einer Vorderbeinprothese. Das ist alles schön und gut, aber die Prothese trægt er eben nur bei længeren Spaziergængen draussen, und er ist auch nicht immer sehr begeistert davon. Klar, die Prothese ermöglicht ihm von Zeit zu Zeit, seinen Körper einigermassen "normal" zu belasten und zu bewegen, speziell wenn er ueber længere Zeit schnell rennen will/muss. Andererseits nervt ihn das Teil aber auch, speziell beim an- und ausziehen, und wenn er selber wæhlen duerfte, wuerde er vermutlich lieber nur auf seinen drei verbliebenen Beinen rumhuepfen, auch wenn dann die Ausdauer nicht so gross ist. Aber speziell beim spielen und toben mit anderen Hunden stört sie ihn, und er zieht sich dann lieber zurueck, bis ich die Prothese abschnalle. Die Gefahr von Druckgeschwueren ist permanent gegeben, und ich muss höllisch aufpassen und den Stumpf gut pflegen, damit da keine Wunden entstehen. Insgesamt hat Leo die Prothese nicht længer als drei bis vier Stunden tæglich an, auch mal weniger oder etwas længer. Leo kann also auch ohne Prothese gut leben, aber was soll so ein armer Kerl machen, der ohne die Dinger vollkommen hilflos ist? In meinen Augen ist das keine Tierliebe, sondern Quælerei und nichts anderes. Solche Leute denken nur an sich und verschwenden keinen Gedanken daran, wie es ihrem Tier dabei geht. Ich bezweifle, dass dieser Hund ein artgerechtes Leben fueren kann, und mir tut dieses Tier fuerchterlich leid!

  • Zitat

    Wenn die Möglichkeiten da sind und der Hund selber will, würde ich auch alles in meiner Macht stehende tun um ihn zu retten.


    Wer auf dieser Welt kann auch nur annähernd sagen, was ein Hund tatsächlich will ?
    Alle Verhaltensweisen des Hundes sind allein durch den Mensch interpretiert.
    Diese Aussage finde ich viel gewagter und eigenmotivierter.. als einen solchen Hund zu erlösen. Tierschutz hat grenzen .. das sollte man nie aus den Augen verlieren. Und Tierschutz bedeutet auch Erlösung.


    Den rest deines Beitrages kann ich rechnung tragen.
    Denke, hier geht es auch nicht um vorschnelle Erlösung.
    Aber ein Hund, dessen Pfoten in einer Pfütze festgefrohren sind, und dessen Pfoten abgestorben sind..


    In dem Zustand ist "erhalten" für mich nur eine der allerletzten Optionen.

  • Zitat

    Wer auf dieser Welt kann auch nur annähernd sagen, was ein Hund tatsächlich will ?
    Alle Verhaltensweisen des Hundes sind allein durch den Mensch interpretiert.


    Wenn man etwas Hundeverstand hat und Hunde lesen kann, sieht man das. Du siehst da anderen Menschen auch an, ob sie traurig sind.

  • Zitat


    Wenn man etwas Hundeverstand hat und Hunde lesen kann, sieht man das.


    Ich bezeichne mich als Hundekenner. Ich gehe aber niemals so weit, das ich für mich sagen würde, ich wüsste genau, was mein Hund will.
    Vorallem nicht, wenn es um "zukünftiges" geht.
    Das ist für mich ganz klar eine menschliche Anmaßung.

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