Segen oder Fluch: Tierprothesen

  • Zitat

    Ich bezeichne mich als Hundekenner. Ich gehe aber niemals so weit, das ich für mich sagen würde, ich wüsste genau, was mein Hund will.


    es geht ja auch nicht darum, Wünsche des Hundes zu interpretieren


    sondern vorhandene und gezeigte Emotionen wahrzunehmen

  • ich hab grad so einen "unerwünschten" hund hier..sie hat nur epi und ist auf einem auge blind, wurde aber schon mehr als einmal rumgereicht, weil ein leben mit ihr bedeutet, sich umzustellen. man kann solch einen hund nur bedingt nebenher laufen lassen.


    ich gebe sicherlich nicht leichtfertig einen hund auf und lass ihn einschläfern, weils zu umständlich ist.
    ich hab für mich selbst nur gewisse grenzen.
    tiere können sich uns menschen nicht mitteilen, daher können wir weder wissen ob die sich damit arrangieren und keine probleme mit haben, oder täglich schmerzen haben.


    wenn ich mir meine dicke anschaue, die hat ne schmerztoleranz die ist unglaublich. die steht da und guckt mich fröhlich an, obwohl ihre kralle ausgerissen ist und sie alles vollblutet.
    d.h aber nicht das sie keine schmerzen hatte!

  • Wer auf dieser Welt kann auch nur annähernd sagen, was ein Hund tatsächlich will ?
    Alle Verhaltensweisen des Hundes sind allein durch den Mensch interpretiert.
    Diese Aussage finde ich viel gewagter und eigenmotivierter.. als einen solchen Hund zu erlösen. Tierschutz hat grenzen .. das sollte man nie aus den Augen verlieren. Und Tierschutz bedeutet auch Erlösung.


    Den rest deines Beitrages kann ich rechnung tragen.
    Denke, hier geht es auch nicht um vorschnelle Erlösung.
    Aber ein Hund, dessen Pfoten in einer Pfütze festgefrohren sind, und dessen Pfoten abgestorben sind..


    In dem Zustand ist "erhalten" für mich nur eine der allerletzten Optionen.[/quote]


    Dem kann ich nur zustimmen!!!! :( :

  • Zitat


    es geht ja auch nicht darum, Wünsche des Hundes zu interpretieren


    sondern vorhandene und gezeigte Emotionen wahrzunehmen


    Ja ich glaube da hast du mich missverstanden Fango. Ich meinte nicht, dass man lesen soll, was der Hund im nächstem Jahr machen möchte( ok, kann ich mir denken: Fressen, Gassi, Spielen und Schlafen ;) ) sondern die Momentaufnahme. Also hat der Hund Freude am Leben und ist mit Behandlung X (also OP, Medikamente ect.) eine Besserung erreichbar?


    Ich habe mich mit dem Thema zur Zeit auch mehr beschäftigen müssen, als mir lieb ist.


    Mein alter Airedale Henry ist 16,5 Jahre alt. Er hatte eine Phase, wo er nachts schlimm Kotinkontinent war, meist gekoppelt mit Durchfall und fürchterlichem Erbrechen. Dazu Herzinsuffizienz, grauer Star und altersbedingte lahme Gelenke.


    Viele hätten ihn in der schlimmen Inkontinenzphase eingeschläfert.


    Fakt ist, er hat sich berappelt. Ich habe tierärztlich alles gemacht was ging und seine Ernährung komplett umgestellt und in Einzelbestandteile zerlegt. Anfangs hat er nur 3 Löffel Möhrenbrei vertragen. Alles andere kam vorn oder hinten wieder raus. Das langsam gesteigert, anderes untergemischt. Alle 5 Mahlzeiten am Tag mussten frisch gekocht sein. Vorbereiten ging auch nicht.


    Der Zeit und Geld( und Nerven) Aufwand war und ist abartig. Trotzdem würde ich es wieder tun. Er kann wieder alles fressen, gekocht und auch Dose. Mittags gibt es ne Hand voll Kekse zum Knuspern.


    Heute waren wir am See. Er ist glücklich mit unserem Zweiten jungen Airedale durch das Uferwasser geplanscht, wir haben eine Rast im Sand gemacht, er hat viele neue Hunde getroffen und konnte neue Spuren erschnüffeln. Jetzt liegt er in seinem Plüschbett und träumt von seinen Abenteuern. Die Pfoten zucken und er seuftzt.


    Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, in der Zeit, als es ihm so schlecht ging. Aber er hat mich immer angesehen und gesagt, er will noch nicht gehen.

  • hier gehts aber nicht darum wann man den eigenen hund einschläfert oder nicht.
    man kennt seinen hund nach zig jahren und kann, hoffentlich, einschätzen ob er noch mag oder nicht etc.


    hier gehts hauptsächlich um den fall des welpens mit den festgefrorenen beinen. und da hätte ich diesen hund lieber erlöst als ihm ein unbekanntes schicksal aufzudrängen mit schmerzen etc.


    ich kenne leider einen hund, 15 jahre alt inzwischen, der nicht mehr mag. aber von den besitzern am leben gehalten wird, weil man nicht möchte das der hund irgendwann weg ist.
    vor allem der mann möchte das nicht, der hund ist leider das letzte was ihm von seinem sohn der vor 13 jahren gestorben ist, geblieben ist und da hält man auf teufel komm raus den hund am leben. mit zig tabletten, ops etc.

  • Vielleicht ein wenig off-topic, aber ich möchte es trotzdem kurz hier reinschreiben.


    Mein Hund ist ja mittlerweile fast blind, wird demnächst komplett erblinden.. und wie oft habe ich gehört "was will/macht man denn mit einem blinden Hund?! Einschläfern?" oder "Den muss man ja einschläfern!!" :/ Ja warum eigentlich?! Von allen Sinnen fehlt ihm dann genau einer, er ist kein anderer als vorher, er ist immer noch ein glücklicher, zufriedener Hund, der laufen, pieseln, schnuppern und üben kann ^^


    ..und ähnlich sehe ich es auch bei den Prothesen. Ich kenne einen Dreibeiner mit Prothese, ich kenne einen Rolli-Hund, beide Hunde wirken einfach nur happy wenn ich sie draußen treffe. Nicht gehandicapt, nicht voller Schmerzen, usw. Das Problem seh ich in der Vermenschlichung a la "ICH würde so nicht leben wollen", dem Hund wird's im Zweifelsfall egal sein, oft kennen Menschen Rolli/Prothesenhunde auch nur vom hören-sagen ... auch wenn ich so eine Entscheidung auch ungern treffen wollen würde..

  • der punkt für mich ist einfach, dass man nicht weiss ob der hund nicht schmerzen hat.
    und wenn ich menschen die gehandicapt sind frage, ob sie schmerzen haben..dann haben diese immer welche, mal mehr mal weniger.
    wieso sollen hunde dann davon verschont bleiben?


    es ist auch einfach so das hunde ne größere schmerztoleranz haben als manch mensch, heisst für mich aber nicht das er keine schmerzen hat.


    blindheit oder taubheit ist für mich kein handicap, vergleichbar mit fehlenden gliedmassen.
    denn ein hund kann das mit seinen anderen sinnen ganz gut kompensieren.


    für mich zwei paar schuhe und schlecht miteinander zu vergleichen.


    mich stört einfach nur diese aussage "er hat lebensfreude, keine schmerzen etc."..und dies beurteilt man anhand von 2-3 bildern?
    wie geschrieben bei eigenem hund kann man das noch beurteilen als besitzer, hoffentlich realistisch. aber einen hund den ich net kenne, anhand einer momentaufnahme sagen der hat keine probleme damit. kann zumindestens ich nicht.

  • Zitat

    für mich wäre es auch wichtig dass mein tier körpersprache ungehindert ausdrücken kann.


    Aber hoffentlich nicht als einziges Kriterium? Dann wär´s mir etwas zu platt... Demnach müsste man dann wohl auch diverse Plattnasenrassen mit Mini-Ohren und kupierter (bzw. von Geburt an nicht vorhandener) Rute einschläfern lassen... Kenne mehr als einen Hund, der (rassebedingt!) kaum bis gar keine vernünftige Körpersprache zeigen kann :hust:

  • Mich macht es traurig, dass viele immer direkt einschläfern.


    da können wir gleich gar keine Hunde mehr halten, denn wer weiß schon ob der Welpe den man da gerade beim Züchter abholt, nicht vielleicht in 2,3,5,10 oder 15 jahren schmerzen hat? Lieber gleich einschläfern, er könnte ja irgendwann schmerzen haben...


    Sorry, geht für mich gar nicht!


    Ich habe auch jeden Tag schmerzen, dennoch habe ich ein sehr sehr lebenswertes Leben! Es braucht auch für einen Hund nicht jeden Tag den ganzen Tag die Sonne scheinen, wichtig ist doch nur das große ganze.


    Ich kenne so viele gehandicapte Hunde, alle haben sicher irgendwie mal irgendwann schmerzen, ABER sie alle haben ein tolles leben, sie wollen leben! Sie wollen spazieren gehen, sie wollen in der Sonne liegen, sie wollen fressen, kuscheln und einfach den Moment genießen. Ein Hund macht sich keine Gedanken dadrüber was in ein paar Monaten/jahren ist.


    ich würde mir wünschen, das die Menschen von ihrem hohen Ross mal wieder etwas herrunter kommen und nicht schon vorher entscheiden was lebenswert ist und was nicht. Einschläfern kann man einen Hund immernoch wenn dann nach einigen Jahren das leben, wieso auch immer nicht mehr lebenswert ist, aber doch bitte nicht vorher schon.

  • Für mich macht es auch "schwieriger", dass meiner Meinung nach ein Hund auch in der Lage ist, ein gewisses (individuelles) Maß an Schmerzen zu ertragen und sogar damit gut zu leben.


    Übrigens gibts auch bei Prothesenanfertigung deutliche Qualitätsunterschiede. Manche sind nicht so gut angepasst wie andere, schnell gibts Druckstellen...
    Zum dauerhaften Tragen sind natürlich alle nicht geeignet. Und sehr alt wird der Hund bestimmt auch nicht werden.


    Aber so sieht das jeder anders, ich erinner mich noch an den Hund, dem die Schnauze bei einem Unfall verloren ging und ich glaube, wir Menschen gehen manchmal echt zuviel nach "würde ich das wollen?" (wobei ich ja echt gerne lebe und mit einigem klar komme) und "das sieht ja schauerhaft aus, der arme Hund."
    Sicher gibts auch Gegenbeispiele, wo ein Tier gequält wird, weil Mensch es nicht loslassen will/kann.
    Sehe ich häufig selbst und mache mir viele Gedanken zu dem Thema.



    Und zu dem "Sehen, ob der Hund noch will", möchte ich sagen, dass ich glaube, wenn man ein gewisses Maß an Empathie und Feingefühl hat, spürt man das. Wie schon jemand sagte, manchmal liest man schon so viel aus anderen Menschen heraus, obwohl diese nichts oder wenig sagen, ich bin der Übezeugung das klappt auch beim Hund.

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