Mein Senior ist mit dem Spazierengehen massiv überfordert

  • Einer meiner Hunde, mein Shih Tzu Mischlingsrüde Anan, ist überfordert mit täglich mehrmaligem Spazierengehen.


    Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, er dürfte aber schon etwas weiter jenseits der 10 Jahre alt sein.
    Bis vor zwei Jahren hat er soweit ich weiß unter widrigsten Bedingungen in einem Indoor-Zwinger in einer Halle gelebt, kannte weder Wiese noch richtiges Futter und war körperlich in schlechter Verfassung.


    Er hat sich nie ums Spazierengehen gerissen, war damit immer überfordert. Ich habe den Eindruck, als wäre er durch Reizüberflutung praktisch ständig überfordert - nur zu Hause scheint er sich wohl und sicher zu fühlen. Nach dem Zurateziehen vieler Ratgeber, einiger Hundetrainer und 2 Verhaltensphysiologen haben wir beschlossen nicht mehr zu versuchen Anan in unser Leben zu integrieren sondern haben unser Leben nach ihm ausgerichtet.


    Anan ist mit jeder noch so kleinen Veränderung heillos überfordert. Neue Umgebungen, Geräusche, andere Spazierwege, neue Menschen und andere Hunde machen ihn nervös und ängstlich. Im Freien traut er sich nicht mal ein Leckerlie zu nehmen und bis er sich das erste Mal getraut hat seine Pfoten in Wiese zu setzen verging viel Zeit. Die Spaziergänge die wir spät abends machen wenn sonst niemand mehr auf der Straße ist, scheint er ganz annehmbar zu finden, morgens oder unter tags wenn mehr Leute unterwegs sind rennt/stolpert/hetzt er nervös an der Leine neben mir her. Dazu muss ich noch sagen, dass wir am Stadtrand leben, weniger Menschen, viel Grün. Wir gehen jetzt also mit Anan und unserer Hündin Anju seinen immer selben"Wohlfühlspazierweg", bringen ihn nach Hause und gehen mit Anju weiter, denn sie braucht einfach wirklichen Auslauf und erkundet auch gern neue Wege und macht auch gern immer wieder neue Hundebekanntschaften.


    Das hat jetzt das letzte Jahr ganz gut funktioniert, doch die Situation hat sich geändert.....


    Anan hat nur mehr ein Auge, mit dem Zweiten dürfte er allerdings auch so gut wie nichts sehen. Einige Zähne sind inzwischen kaputt, eine nötige OP kann aufgrund eines Herzleidens, dass gerade diagnostiziert wurde, noch nicht durchgeführt werden. Nächsten Mittwoch haben wir einen Termin beim Kardiologen und danach werden wir genauer wissen wie es weiter geht. Er tut sich wahnsinnig schwer beim Gehen, muss alle paar Meter stehen bleiben, hechelt wie verrückt - die Tierärztin meinte wir sollen ihn weniger fordern. Weniger fordern geht ja praktisch nicht mehr. :( :


    Mein Problem ist nun, dass ich nicht weiß, wie es mit einem Hund funktionieren soll, der keine Pinkelrunden mehr drehen kann. Wie schon geschrieben, abends geht es ihm immer etwas besser, aber morgens bis zum Nachmittag hin ist es eine Qual für ihn raus zu müssen. Zudem wurde mir schon gesagt, dass er mit ziemlicher Sicherheit Entwässerungstabletten bekommen wird müssen und dann muss er ja öfter raus um zu pinkeln und nicht noch weniger.
    Das Einzige das mir einfällt ist, ihn an einen eigens angelegten Pinkelplatz am Balkon, Katzenkisterl oder sonst was zu gewöhnen, um die Anzahl der Spaziergänge reduzieren zu können.


    Da hab ich aber zum Einen das Problem, dass es mir zutiefst widerstrebt einen Hund an ein Kisterl oder sonst was zu gewöhnen, es ist einfach so tief in mir verankert, dass Hunde raus müssen, gehen, laufen, schnüffeln, einfach Hund sein, zum Anderen hab ich keine Ahnung wie ich Anan das überhaupt beibringen könnte.


    Sobald man etwas von ihm "fordert", und sei es nur "Sitz", wird er total nervös und springt (wenn man das überhaupt so nennen kann) total aufgelöst und aufgeregt herum.


    Habt ihr Lösungen für mein Problem??
    Also entweder wie ich Anan an einen Pinkelplatz am Balkon gewöhnen kann, oder noch lieber wären mir ganz andere Möglichkeiten, sofern jemand eine Idee hat, die kein Pinkeln am Balkon oder in der Wohnung beeinhalten.


    Achja, so Sachen wie ihn raus zu tragen zu einem Platz wo er gern sein Geschäft verrichtet sind von meiner Seite zwar möglich, er hasst es aber getragen zu werden und zappelt dann extrem herum.
    In einen Kinderwagen setzen und zu einer ruhigen Stelle fahren wo er ein paar Schritte gehen kann und sein Geschäft verrichten hatten wir auch schon - der fahrende Untersatz ängstigt ihn. :???:


    Anju und Anan sind meine ersten Hunde, ich hab also praktisch keine Erfahrung in der Hundehaltung und war mir auch Anans Situation nicht bewusst, bzw. wurde sie mir vorenthalten. Ich war und bin schon seit Anbeginn überfordert mit Anan und habe stark das Gefühl diesem liebenswerten Geschöpf einfach nicht gerecht zu werden. Es bringt mich fast zum Verzweifeln, dass ich ihm kein perfektes Hundeleben bescheren kann und es muss doch möglich sein meinem kleinen Pechvogel noch einen annehmbaren Lebensabend zu bescheren.


    Vielleicht mit eurer Hilfe??


    LG
    Ela

  • Mir kamen beim Lesen deines Beitrages fast die Tränen. Es tut mir so leid, wie es deinem Anan geht und ich sehe leider keinen Weg ihn von seinen Ängsten zu befreien. Dazu hat zu lange in Isolierung leben müssen.


    Schau wie die Diagnose des Kardiologen sein wird und entscheide dann, was das Beste für Anan sein wird.


    Ich habe wenig Hoffnung, aber drücke dennoch die Daumen für euch beide.


    Gaby und ihre schweren Jungs

  • Ach Gott das tut mir echt leid für den armen Kerl. Das ist ja wirklich furchtbar wie er die letzten Jahre gehalten wurde.


    Hast du denn keine Grünfläche in der Nähe? So das du ihm zumindest die Spaziergänge ersparen kannst wenn das für ihn so ein Stress ist? So könntest du mit ihm nur zum lösen raus und danach direkt wieder rein. Und dann vielleicht nur ein Spaziergang am späten Abend.

  • Hallo,


    als ich deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich zunächst, "oh, schnell wegklicken", denn ich habe leider keine hundgerechte Lösung, die ich schreiben könnte.
    Aus deinem Text geht viel Liebe und Gefühl für deinen Senior hervor und ich kann sehr gut nachvollziehen, wie verzweifelt du bist.
    Du hast sehr viel für ihn getan und bist noch immer bereit, ihm das Leben schön und angenehm zu gestalten.
    Deine Gedanken berühren mich.


    Ich sitze hier am Laptop und neben mir schläft mein über alles geliebter 12jährige Rüde.


    Als ich deinen Text las, stellte ich mir die Frage:
    "Was würdest du tun, wenn dein Hund nur noch Stress und Angst hätte, sodass er kein richtig glückliches Leben mehr führen könnte und ich auch keine Lösung finden würde...!?"


    Es fällt mir wirklich schwer, dir meine Antwort auf meine Frage zu schreiben, aber ich würde meinen Hund erlösen.


    Liebe Grüße
    Themis

  • Ich finde, du machst das wirklich gut. Du scheinst ein gutes Gespür dafür zu haben, was dem Hundeopa gut tut und was nicht. Leider haben manche Hunde, die ihr Leben lang unter miserablen Bedingungen leben mussten, ein so tief sitzendes Trauma, dass man ihnen nur bedingt helfen kann.


    Du musst wissen, ob ein Leben innerhalb der Wohnung, vielleicht mit ganz kurzen Gassigängen, für Anan lebenswert wäre. Denn du schreibst ja, dass er sich innerhalb der Wohnung sicher und wohl zu fühlen scheint. Wenn ja und wenn der Kardiologe ihm gesundheitlich helfen kann, dann würde ich über eine Hundetoilette in der Wohnung nachdenken. An sich halte ich davon nichts, weil sie ja meist der Bequemlichkeit der Halter wegen angeschafft werden, aber bei euch ist der Fall ein anderer.


    Wo schläft Anan? Meinst du, er würde sich in einer Stoffbox wohlfühlen? Wenn er eine solche Box annimmt, könntest du ihn in darin vielleicht auch ein-/zweimal am Tag nach draußen tragen. Aber eben nur, wenn er nicht gezwungen werden muss, reinzugehen.


    Ich würde Anan wünschen, dass er noch ein paar schöne Monate hat, in denen er sein Leben im kleinen Umfeld genießen kann.

  • Ich habe gerade meine sentimentale Phase und musst bei deinem Text fast weinen.


    Ich kenne einen jungen Hund (ca. 1,5 J) der kannte auch nichts und alles hat ihm angste gemacht, es war nur möglich abends mit ihm raus zugehen und dann auch nie weiter als ein paar Meter weg vom Haus. Jetzt nach ca. 8 Monaten kommt er tagsüber auch mal von allein raus. Aber das ist ein junger Hund, da siegt doch meistens die Neugier.


    Bei einem Senior wird / ist es schwer. :( :


    Ich wünsche dir alles gut und ich denke du tust alles was möglich ist für deinen Schatz!


    Im Moment würde ich dir empfehlen möglichst abends raus zugehen und in den frühen Morgenstunden, vielleicht klappt es ja das du ihn an eine Toilette auf dem Balkon gewöhnen kannst. Aber alle anderen Punkte machen mir Sorgen, das mit dem nervös werden wenn neue Situationen auftauchen usw. Das wird leider immer passieren, es klingelt an der Tür, der Postbote trägt ein Paket scheppernd rein usw.


    Sehr viel Kraft und Stärke wünsche ich dir für die nächste Zeit.

  • Mach dir bitte keine Vorwürfe. Du tust so viel für Anan und gehst dabei so einfühlsam mit ihm um. Mehr kannst du nicht tun, auch wenn du schon 10 Hunde hattest.


    Ich weiss keinen anderen Rat, als ihn gut zu beobachten und ihm ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Sollte es nicht mehr möglich sein ihm dies zu ermöglichen, wirst du sicherlich den richtigen Schritt tun, denn auch dies gehört zur Liebe zum Hund dazu.


    Die Sache mit der Toilette im Haus ist eine Möglichkeit, aber ob das so im Sinne des Hundes ist, ist fraglich. Das kannst nur du beantworten, indem du ihn gut beobachtest.


    Bedenklicher finde ich seine Herzprobleme, denn das kann für ihn schon eine rechte Qual sein.


    Ich wünsche dir viel Kraft um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

  • Grün gibt es genügend in der Nähe. Sogar Felder auf denen man die Hunde frei laufen lassen darf. Pinkeln tut er eh sehr unkompliziert gleich wenn man rausgeht. Das "große Geschäft" erledigt er irgendwie nicht so leicht, dafür muss man schon länger mit ihm herumlaufen, was er körperlich aber nur schwer schafft.


    Ein Problem seh ich auch in den Entwässerungstabletten die er bald bekommen wird müssen, da muss er dann auch viel öfter pinkeln, die Hunde sind aber durchaus auch mal ein paar Stunden allein. An sich kein Problem, aber wenn der Harndrang durch die Tabletten viel größer wird ist er auch wieder arm.


    So blöd das klingt, ich glaube fast wirklich, dass Anan glücklicher wäre wenn er nur in der Wohnung sein könnte und nicht raus müsste. Wenn ein einfach möglich wäre nur dann wenn es abends ganz ruhig ist und er einen guten Tag hat mit ihm rauszugehen.


    Vor zwei Jahren, er war nicht stubenrein, hab ich ihm mühevoll in ewiglanger Prozedur beigebracht seine Geschäfte draußen zu verrichten. Er hatte solche Angst raus zu gehen, dass er egal wie lange wir draußen waren, zurückgehalten hat bis wir zu Hause waren und hat sich dann dort gelöst. Ich weiß, dass klingt jetzt wieder blöd aber ich wünschte jetzt ich hätte ihm das nie beigebracht. Es wäre für ihn viel einfacher und angenehmer wenn er nicht stubenrein wäre, das bisschen Dreck putzen wäre mir egal wenn er dadurch weniger Stress hätte.


    Zu Hause haben wir beschlossen, dass Anan einfach alles darf. Er schläft mit im Bett, er sitzt oder liegt bei uns am Sofa, wir haben überall Hundetreppen hingestellt sodass er es selbtständig hinschafft wo er hin will. Er dürfte auch keine Schmerzen haben, sonst hätte ich auch schon drüber nachgedacht ihn zu "erlösen".
    Ich müsste nur eine Möglichkeit finden, wie er nicht oder kaum raus muss, dann glaub ich würde es ihm schon recht gut gehen, denn zu Hause hat er keine Angst - es sei denn es gewittert oder es ist um Silvester herum.


    Ich weiß nur einfach nicht wie ich ihm angewöhnen kann drinnen, bzw. am Balkon sein Geschäft zu verrichten. Es ist irgendwie unnatürlich für Hunde das drinnen zu tun auf einem für sie hergerichteten Platz und ich weiß einfach nicht wie man einem Hund sowas beibringen kann. Einfach abwarten, bis er nicht mehr kann und sich am Balkon anpinkelt und ihn dann loben und ihm Leckerlies geben damit er weiß was ich von ihm will, kommt mir irgendwie grausam vor, da würd er mir so leid tun- das bring ich nicht zusammen.


    Habt ihr Tips wie das klappen könnte?

  • Ich kenne Hunde, die erst im hohen Alter zu ihren Familien kamen, die nachts nicht gerne rausgehen. Und laufen innerhalb eines Wohngebietes wäre für diese Vierbeiner sowieso zu viel. Innerhalb des Hauses und des Gartens jedoch kommen sie gut klar. Warum also mehr fordern? Und das Leben innerhalb der eigenen vier Wände kann man zumeist so gestalten, dass Hunde dieser Herkunft damit klar kommen. Sofern keine kleinen Kinder im Haushalt leben. Man muss sich vor Augen halten, dass alleine Zuwendung, gutes und regelmäßiges Futter sowie ein weicher, warmer Schlafplatz mehr sind als all das, was solche Tiere ihr Lebtag lang erhalten haben.


    Du kannst draußen seine Pfütze auftupfen und dieses Tuch in die Hundetoilette legen und vielleicht auch eines seiner Häufchen. Einen Versuch wäre es wert. Wichtig ist nur, dass eine Toilette auf dem Balkon nicht anfängt zu riechen, damit sich die Nachbarn nicht beschweren.

  • Danke Schlabberhund!


    Das werd ich versuchen.
    Zum Riechen fängt bei mir sicher nix an. Ich bin ja auch Katzenpflegestelle für eine kleine Tierschutzorganisation und habe meist so um die 10 Katzenkisterln zm Putzen. In meiner Freizeit tu ich fast nichts anderes mehr als desinfizieren und putzen. :D

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