Futterverteidigung ehemaliger Straßenhund

  • Hallo Meute :)
    Ich hab da mal eine Frage, ich habe schon gelesen, dass viele von euch der Ansicht sind man müsste seinen Hunden alles fressbare wegnehmen können, wegen der Rudelordnung und so.
    Ich habe hier nun eine Hündin liegen, die 1,5 Jahre auf der Straße gelebt hat und so ziemlich alles frisst. Zu dem ist sie mit ihrem Futter verständlicherweise recht eigen. Ich muss sagen, ich bin schon echt froh, dass ich ihr so ziemlich alles was sie unterwegs findet aus dem Maul holen kann. Beim Fressen ihres Trockenfutters kann ich sie auch unterbrechen und so nahe wie ich will (wegnehmen hab ich noch nie so probiert, da ich ehrlichgesagt den Sinn nicht erkenne, ich entscheide wenn sie vor ihrem Napf abliegt wann sie fressen darf, das reicht mir)
    Nun ist es aber so, dass sie bei besonderen Leckerbissen wie zb frischen Rinderkehlköpfen, knurrt, wenn man ihr zu Nahe kommt, je nachdem wie toll das Fressen ist oder wie lange man schon im Raum ist mal auf mehr mal auf weniger Distanz. Ich bin da etwas in einem Konflikt. Einerseits mag ich es nicht von ihr angeknurrt zu werden, andererseits denke ich mir, es ist doch nur verständlich, man muss mit dem Rudelchef ja nicht alles teilen. Vor allem wenn man mal auf der Straße gelebt hat.
    Jetzt wusste ich nur gerne wie ich mich am besten vor diesem Hintergrund verhalte. Ich habe schon irgendwo gelesen: solche Situationen vermeiden bis genug vertrauen da ist. Jetzt denke ich mir, also muss der Hund auf Leckerbissen verzichten (die ich ihr auch gönne) nur weil sie nicht teilen mag?
    Ach ich weiß nicht.
    Sagt ihr mal was :)


    Liebe Grüße !

  • Ich sehe kein Problem. Futter wegzunehmen wird hier keiner empfehlen. Das hat auch keinen Sinn, außer dass es euch beide nervt.
    So viel Respekt hat jeder Hund verdient, dass man das, was man ihm zum Fressen überlassen hat, nicht wieder aus dem Maul reißt. In meinen Augen läge das schlechte Benehmen da eher auf der menschlichen Seite ;) .

  • Ich würde auf jedenfall dran arbeiten. Je nach Situation kann es da zu enormen Problemen kommen. (z.B. vergiftetes Zeug etc). Ich bin mir auch fast sicher wenn du ihr "draussen" den Knochen gibst wird sie dich auch anknurren bzw. nicht freiwillig rausrücken. Unsere holen aus Hundesicht auch immer leckere Sachen aus dem Wald (Jagdabfälle). Teilweise ganze Rehbeine. Grade Giftköder werden ja auch gerne lecker verpackt.


    Man sollte dem Hund NIE etwas aus dem Maul reißen bzw etwas wegnehmen. Unseren kann ich alles wegnehmen weil sie wissen sie bekommen es IMMER wieder bzw. etwas anderes im Tausch. (Du gibst mir das eklige Rehbein --> dafür gibts n Stück Emmenthaler)


    Ich hatte als Kind einen Pekinesen der Knochen/Futter extrem verteidigt hat... da gabs richtige "Unfälle". Gut das der so klein war. Einmal lag er unterm Tisch/Eckbank mit seinem Knochen so das man erstmal nix gesehen hat. Mein Vater hat sich nur hingesetzt und die Füße in seine Richtung ausgestreckt...und zack hatte er den Pekinesen am Hax. (richtig aggro) Muss heute noch über den erschreckten Gesichtsausdruck lachen und da Pekinese ist auch nicht viel passiert. Je nach Größe des Hundes kann das aber ganz anders aussehen.


    Es gibt schon trifftige Gründe daran zu arbeiten...

  • Zitat

    Nun ist es aber so, dass sie bei besonderen Leckerbissen wie zb frischen Rinderkehlköpfen, knurrt, wenn man ihr zu Nahe kommt, je nachdem wie toll das Fressen ist oder wie lange man schon im Raum ist mal auf mehr mal auf weniger Distanz. Ich bin da etwas in einem Konflikt. Einerseits mag ich es nicht von ihr angeknurrt zu werden, andererseits denke ich mir, es ist doch nur verständlich, man muss mit dem Rudelchef ja nicht alles teilen.


    Meine Hündin ist da ähnlich gewesen. Sie hat nicht geknurrt, aber mit ihrer Körpersprache deutlich zum Ausdruck gebracht: Bleib weg! Es macht mich nervös wenn du meinem Fleisch zu Nahe kommst.


    Ich persönlich habe diese Warnung immer akzeptiert und respektiert. Ich muss das, was ich einmal freigegeben habe und somit den Hunden überlassen habe, nicht wieder haben. Hätte ich jetzt mit Futterwegnehmen und Situationsverweigerung angefangen, wäre das sicher eines Tages eskaliert. Meine Hündin ist regelrecht eingefroren wenn ich ihr zu Nahe kam.


    Sie war übrigens auch fast 1,5 Jahre alt als sie zu mir kam, aus dem Tierschutz und hat unter größeren Hunden gelebt und somit gelernt, alles was gut ist und sie hat auch für sich zu beanspruchen.


    Mittlerweile ist es so, dass ich sie beim Fressen von supertollen Sachen auch anfassen könnte, ohne das sie einfriert oder andere Warnungen von sich gibt. Es ist kein Problem mehr auch mal näher an ihr vorbei zu gehen ohne das sie nervös wird. Sie hat gelernt, dass es ihr gehört und es ihr niemand mehr weg nimmt, wenn ich es freigegeben habe. Somit sieht sie keinen Grund mehr ihr Futter zu verteidigen oder zumindenst zu Warnen.



    Und trotzdem kann ich ihr draußen alles wegnehmen oder sie ausspucken lassen und das ohne es je groß geübt zu haben. Hund ist ja nicht doof und unterscheidet schnell zwischen vom Mensch gegeben und draußen gefunden. Es sind 2 verschiedene Situationen.

  • Als ehemaliger Straßenhund musste sie sicherlich immer um ihr blankes Überleben kämpfen und verteidigt daher besonders schmackhaftes Futter.


    Ja, es fehlt ihr an Vertrauen, dass du es ihr nicht ganz wegnimmst, sondern einfach nur mal anschauen willst.


    Prinzipiell finde ich es auch wichtig, dass Hunde das was sie gerade kauen, auf Verlangen des Besitzers hergeben - gerade weil viele draußen gern mal irgendwas aufnehmen, was sie nicht fressen dürfen. Aber auch, weil wir kleine Kinder im Haus haben, die auch mal dem kauenden Hund zu nahe kommen können.


    Vielleicht trainierst du erstmal mit weniger wichtigen Dingen, z.b. einem Stöckchen beim spazierengehen? Wenn sie damit spielt, nimmst du es ihr kurz weg, dann schaust du dir das Stöckchen kurz an und gibt's es ihr zum Spielen einfach wieder. So könnte der Hund lernen, dass du ihr nichts wegnimmst, sondern sie es immer wieder bekommt.


    Beim Knochen könntest du auch versuchen, einen Austausch zu machen und dabei das Kommando "Aus" zu trainieren, in dem du ihr einfach etwas anderes leckeres hinhältst, irgendwas besonders schmackhaftes, bei dem sie nicht widerstehen kann. In dem Moment, wo sie den Knochen fallen lässt, um ans Futter zu kommen, sagst du immer "Aus". Wichtig ist natürlich auch hier, dass du dir den Knochen kurz anschaust und ihn dann dem Hund wiedergibst.

  • Du schreibst, daß Du ihr draußen alles was sie findet wegnehmen kannst. Das reicht meiner Meinung nach, denn Du selbst gibst ihr ja nur geeignete Leckereien. Laß sie in Ruhe fressen und mach sie nicht mißtrauisch was Dich betrifft. Und das mit der Rudelordnung, hab ich früher auch geglaubt, ist der größte Käse. Vergiß das am besten alles wieder. Vertrauen und deine Souveränität sind die Schlüssel. Wenn ich Hunger hätte und jemand würde mir meinen vollen Teller vor der Nase wegnehmen wollen würde ich mehr als steif werden oder knurren... ;)

  • Zitat


    Nun ist es aber so, dass sie bei besonderen Leckerbissen wie zb frischen Rinderkehlköpfen, knurrt, wenn man ihr zu Nahe kommt, je nachdem wie toll das Fressen ist oder wie lange man schon im Raum ist mal auf mehr mal auf weniger Distanz.


    Das hat mein Ex-Spanier auch anfangs gemacht, sogar mit ganz normalem Futter. Zuerst durfte Eddie wirklich ueberall damit hingehen, sich seinen Platz zum sicheren Fressen aussuchen und da ist ihm keiner hinterher gelatscht. Dort hat er die erste Zeit auch sein normales Futter bekommen.
    Die naechsten Schritte waren, dass ich in abnehmender Distanz nur an ihm vorbei gegangen bin, ohne anzuhalten, ohne ihn anzugucken. Dann hab ich auch angehalten, bin wieder weiter gegangen. Irgendwann hab ich ihn im Vorbeigehen angesprochen und irgendwann angeguckt. Alles sehr langsam und ein Schritt nach dem naechsten, erst immer wieder mit groesstmoeglicher Distanz. Erst ganz zum Schluss hab ich die einzelnen Schritte zusammengefuehrt, so dass ich heute neben ihm sitzen koennte, reden und gucken. Ich kann es ihm heute auch tauschen, ihm was besseres geben. Ich kann es ihm heute abnehmen, wenn er sich was geklaut hat, praktiziere das aber wirklich nur im Ernstfall. In aller Regel darf er alles behalten, ohne sich wiederholende Tests.


    Wichtig find ich, dass man nicht nur auf das Knurren hoert, sondern auch das Erstarren und Luftanhalten wahrnimmt. Ziel war fuer mich, a) dass der Hund stressfrei fressen kann und b) Gefahrenabwehr im weitesten Sinne. Es kann sonst immer auch mal ein unbedarfter Besucher, Handwerker... zu nah am Futter sein. Manches kann man ja gar nicht so gut planen, wie es dann bloed passiert.

  • Seit wann hast du sie denn?


    Ich finde auch, dass man sie beim Fressen weitgehend in Ruhe lassen sollte. Ich hatte erst einen futterneidischen Hund hier, das hat sich allerdings inzwischen gelegt.
    Aber manchmal ist es auch notwendig, einen Hund etwas wieder abnehmen zu können, wenn er sich z. B. etwas geschnappt hat, das er nicht bekommen sollte und das ihm schaden könnte.


    Insofern würde ich schon dran arbeiten, aber es hängt auch davon ab, wie lange sie schon bei dir ist.

  • Die beste Basis für eine funktionierende Mensch-Hund-Beziehung ist Vertrauen.


    Dein Hund weiß noch nicht, daß er Dir vertrauen kann und wird es auch nicht lernen, wenn Du ihm aus seiner Sicht unberechenbar das erst gegebene Futter wieder wegnimmst. Das hat mit Rudelchef und diesem ganzen Kram nix zu tun.


    Natürlich hat Dein Hund so eine Art Trauma wenns ums Fressen geht, daß ist bei seinem Vorleben auch verständlich. Daher kann er Dir am ehesten Vertrauen und somit irgendwann sein "Trauma" verlieren wenn er weiß, daß einmal gegebenes Futter auch zuverlässig seins ist.
    Fändest Du es gut, wenn Deine Bürokollegin oder Dein Chef Dir ab und an einfach den Kaffee wegnehmen - oder den Stuhl den sie Dir kurz vorher noch angeboiten haben?? Du fändest es nicht nur doof sondern würdest im Laufe der Zeit alles in Frage stellen, was mit Kollegin oder Chef zu tun hat.......... weil Du ja nie weißt ob Du den Kaffee jetzt austrinken kannst oder er Dir gleich wieder weggenommen wird.


    Laß Deinen Hund erfahren, daß er nie wieder um sein Futter kämpfen muss, gib ihm leckere Dinge auf seiner Decke und beschäftige Dich anderweitig. Gib ihm keinen Anlass, Dich anzuknurren sondern "plane" die Leckerchen-und Futtergabe so, daß Du danach genügend Distanz aufbauen kannst und Hund in Ruhe fressen kann. Irgendwann wird er Sicherheit gewinnen, Dir vertrauen und Du kannst die Distanz langsam verkürzen.
    Aber es ist nicht nötig, einen Hund beim Fressen zu stören!!!!


    Parallel würde ich selbstverständlich das Tauschen und Ausgeben üben - mit unwichtigen Dingen anfagen, dann im Laufe der Zeit die Wertigkeit steigern und immer!! mit Besserem belohnen.

  • Hallo,


    im Prinzip ist das ganz einfach zu beheben:


    Lasse den Kehlkopf in 4 Teile teilen. Gebe ihr ein Teil. Gehe an ihr vorbei. Immer mal wieder zufaellig. Ohne sie zu fixieren.... so als wenn Du "Haushalt machst" etc.
    Wenn sie nicht knurrt, biete ihr ein weiteres Kehlkopfstueck an.


    Dann wieder gelassen ohne Fixierung vorbei gehen etc.... die Distanz kann man dabei immer verkleinern und man kann auch ein Wort oder nur Blickkontakt konditionieren, was den Hund dazu bewegt aufzuschauen.


    Meine lassen sofort von allem ab, wenn ich mich naeher. Egal, ob ich die Beute nehme oder nicht.

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