Muss man sich schämen, wenn man über Abgabe nachdenkt?
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Also, erst mal vorne weg: Ich will und werde Diego nicht abgeben!
Ja, ich habe in den letzten Monaten darüber nachgedacht und denke auch jetzt manchmal noch, dass es mit einem anderen Hund so viel einfacher und schöner wäre... dieser Hund ist anstrengend, kompliziert und wahnsinnig unberechenbar. Man muss auf jedem Spaziergang mit 150% dabei sein... Hund, Rehe, Kaninchen, Fahrräder, Passanten, alles muss ich vor meinem Hund sehen, um reagieren zu können.
Ich sehe immer die ganzen tollen Fotos bei euch... da frage ich mich regelmäßig: Wie macht ihr das? Ich kann mich auf Diego nicht verlassen, wie soll ich dann Fotos machen? Dabei würde ich doch so gerne
Wir waren im Urlaub. Gut, Diego war vollkommen geflasht von den vielen Menschen und Hunden, aber von den Orten hab ich trotzdem nichts gesehen... ich möchte auch einfach mal schlendern und die Gegend genießen - aber das ist einfach nicht möglich!
Dieser Hund treibt mich in den WAHNSINN! Lieb hab ich ihn trotzdem und wenn wir auf dem Sofa kuscheln, möchte ich ihn auch nicht missen... aber ich kann das Licht am Horizont nicht erkennen... wird es wohl irgendwann einfacher? *seufz* Meine Hundetrainerin und Diegos Sitterin sind der Meinung, dass es ein gesundheitliches Problem geben muss, da so langsam Fortschritte kommen müssten, so viel wie wir trainieren... aber nein... ja, manchmal kommt man einen Schritt vorwärts, aber gleich darauf gehts wieder fünf zurück... das ist einfach nur frustrierend! (Wenn ich gewusst hätte, wie anstrengend dieser Hund wird, hätten wir ihn nicht genommen!!)
Was dieser Thread soll? Wenn ihr mögt, könnt ihr mir eure Erfahrungen mitteilen... vielleicht bin ich damit ja doch gar nicht so alleine wie ich immer denke...
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Nein, ich glaube nicht, dass Du Dich schämen musst. Ich habe jetzt keine Ahnung, wo die Problematik bei Diego liegt, aber es liest sich anstrengend und ich kann Deine Gedanken daher verstehen. Jeder, der sich einem anstrengenden Tier widmet, hat meine ganze Hochachtung. Wir sind alles nur Menschen, keine Heiligen und würde da niemand drüber nachdenken und viele es auch tun, wären die Tierheme wohl nicht so voll... leider ist das so. Aber es gibt zwischen "gedankenlos abschieben" und "verantwortungsvolle neue Besitzer suchen" sicher auch noch eine große Bandbreite. Nicht jeder, der aufgibt, ist gefühlskalt und verantwortungslos. Manchmal geht es vielleicht einfach nicht mehr anders.
Ich wünsche Dir und Diego, dass es ganz bald besser wird und Du Dir schon bald nicht mehr vorstellen kannst, überhaupt darüber nachgedacht zu haben!!!!
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Ich habe mal vor vielen Jahren den Hund meines Freundes verschenkt,
weil der zu wild und unerzogen war. Es kamen zwei Punks vom Lande, nahmen
den Junghund mit und waren ganz glücklich.
Ich habe schon Eltern erlebt, die ihre Kinder in Pflegefamilien
abgegeben haben. Für beide war es besser. -
@ Wischmops: Danke :hug:
Die Liste mit Problemen ist lang... Grundproblematik ist, dass Diego in seiner Jugend wohl nicht viel kennen gelernt hat und daher unsicher ist und dabei immer nach Vorne gehen würde. Wenn ihm etwas komisch vorkommt, wird es verbellt. Die Probleme (manche davon haben wir ja im Griff, wenn ich mit 150% Konzentration dabei bin) reichen vom Verbellen von Besuchern, über das Stellen von Passanten, das jagen (von Radfahrern, Kaninchen, Katzen, Rehen,...), das Leine pöbeln, hinzu einem "hinpreschen und imponieren" bei Hundebegegnungen im Freilauf...
Manchmal denke ich einfach, dass ICH unfähig bin... und es daher nicht besser wird
ZitatIch habe mal vor vielen Jahren den Hund meines Freundes verschenkt,
weil der zu wild und unerzogen war. Es kamen zwei Punks vom Lande, nahmen
den Junghund mit und waren ganz glücklich.
Du hast einfach den Hund von deinem Freund verschenkt? Nur weil er wild und unerzogen war?? Unglaublich!!! :warn: :down: -
Guten Morgen,
Ja, ich weiß was Du meinst - ganz ehrlich, als Diego (muss am Namen liegen ) damals zu uns kam, unvorbereitet, ungewollt - unpassend - da hab ich lange mit mir gehadert. Ich fand ihn schwierig und tat mich schwer. Ein Jäger vor dem Herren, Leinenunführig.... die Begeisterung der Kinder ließ, erwartungsgemäß schnell nach, nachdem hier nicht möglich was, was in Spanien ging - blieb alles auf mir liegen..... mit Malik konnte ich überall hingehen, ihn immer mitnehmen, er schlief notfalls sogar im Auto über nacht, edr war einfach problemlos und plötzlich fühlte ich mich angebunden.
Ich hab damals überlegt, ihn abzugeben.... ich konnte ihm nicht gerecht werden, die Kinder wollten nicht, er war jung, agil - voller Lebensfreude und ich hatte dann eine Kommilitonin, die ihn gern genommen hätte und mit ihm Hundesport machen wollte - als sie mir zugesagt hat, "ich nehm ihn" ging ich nach Hause, sah wie mein Hund sich freute, das ich zurück war, wie er sich auf den Boden warf und verknotete (das tat er wirklich oft..... und es war soo entzückend) und begriff zum ersten Mal, das dieser Hund mich liebt.... und ich wusste, ich kann ihn nicht weg geben.
Ab diesem Zeitpunkt war er "mein" Hund und ich hab das nie mehr in Frage gestellt, ab diesem Zeitpunkt war ich einfach nicht mehr genervt, sondern hab die Dinge verstanden wie sie sind, ich war gelassener und das hat uns Beiden unglaublich gut getan - schade,das wir nur so wenig Zeit miteinander hatten, der "kleine" Hund und ich
Mir hat einmal jemand Kluges gesagt "es ist völlig normal, wenn man darüber nachdenkt, sein Kind an die Wand werfen zu können. Aber es ist unnormal das zu tun!" Ich glaube, das kann man übertragen. Auf dem Weg in unser Ferienhaus kommen wir immer an einem Schild mit "Hundpensionat" vorbei und ich hab schon mal im Scherz gesagt "und, Jungs benehmt ihr Euch, wenn wir da sind, oder wollt ihr hier bleiben?" Wie man manchmal so redet - getan hätte ich es nie....
Liebe Grüße
Sundri -
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Dafür muss man sich nicht schämen. Es ist nur menschlich.
2003 nahmen wir zu unserer damaligen Hündin einen Podencomix-Rüden auf.
Er sollte angeblich stubenrein sein und keinen Jagdtrieb haben. Hat mich gewundert, aber sowas gibt es ja.
Rondo (man merke sich den Namen) zog bei uns ein. Die beiden Hundis haben sich gut verstanden. Aber er war weder stubenrein vom Jagdtrieb ganz zu schweigen. Aber das war nicht das Schlimmste.
Er war in der Wohnung dermaßen gestresst, das er (gefühlt) über Stunden immer nur im Kreis lief. Daher der Name "Rondo". Er war dann auch kaum abzulenken. Draußen hat er dieses Verhalten nie gezeigt.
Nach 2,5 Monaten war ich mit meiner Kraft und den Nerven am Ende.
Wir entschlossen uns ihn wieder zurück zur Tierschutzorga zu geben, damit dort ein Zuhause mit Garten gefunden werden sollte. Denn meine Einschätzung war, dass ihn (als Straßenhund) die Enge einer Mietwohnung zu sehr gestresst hat.
Wir haben bei der Abgabe Rotz und Wasser geheult, denn natürlich war er uns ans Herz gewachsen.
Und ich habe mich auch geschämt, weil ich nicht mehr weitermachen konnte (und wollte). -
Nur Geduld.
Meine Nachbarin hat mich gestern mit Lucy beobachtet und was gesagt, wo ich echt schmunzeln musste.
Sie meint, sie würde sich ja auch gerne einen Hund anschaffen. Aber sie hat ja jetzt bei uns gesehen, wenn der Hund wirklich alltagstauglich ist und zu fasst 100% hört, dann ist er schon so alt, dass man auf das Schlimmste gefasst sein muss.Du siehst also, Du bist nicht allein.
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Ich finde man muss sich überhaupt nicht dafür schämen. Und auch nicht wenn man sich für Abgabe entscheidet. Solange man es ernsthaft versucht und die Situation dann gründlich überdacht und abgewogen hat.
Es gibt einfach Situationen wo dieser Deckel eben nicht auf jenen Topf passt und dann sollte man so mutig sein denn richtigen Schritt zu tun. Allerdings finde ich sollte man dann auch sehen, dass man für diesen Hund den richtigen Menschen findet. D. h. Man spielt mit offenen Karten, stellt den Hund so vor wie er ist. Nicht nur mit den liebenswerten Seiten, sondern eben auch mit den Punkten die nicht gepasst haben.
Ich selbst habe sechs (!!!) Jahre gebraucht um meinen Hund so zu akzeptieren wie er eben ist und von dieser Grundlage aus zu arbeiten. Mein vorheriger Hund war so ein Musterexemplar von Labbimix. Freundlich und verträglich mit jedermann, folgsam (relativ), gutmütig.... eben ein richtiges Einsteigermodell. So hatte ich mir das mit Mona auch vorgestellt, da meine Kinder noch recht klein waren. Aber Pustekuchen! Ich habe den Spritzer Bouvier massiv unterschätzt!
Jetzt ist sie neun und ich weiß garnicht was ich machen soll, wenn ich sie mal gehen lassen muss. Sie ist nie ein zu 100% souveräner Hund geworden, aber sie hat sich so toll entwickelt und hat vor allem mir geholfen mich zu entwickeln ! Ich werde häufig um sie beneidet!
Ich habe es aber auch schon anders erlebt. Die Besitzer haben alles im vornherein durchgeplant, mit Absicht einen Junghund aus VDH Zucht gekauft, weil die Zeit für einen Welpen nicht da war, und sind voll auf die Schnauze geflogen! Der Hund war viel bei mir und in langen Gesprächen und unter Tränen wurde die Entscheidung gefällt den Hund abzugeben. Er lebt jetzt bei einem alleinstehenden Rassekenner mit viiiiieeeeel Zeit. Es war die beste Entscheidung für beide Seiten, trotzdem so schwer und schmerzhaft! Wäre dieser Hund bei den ersten Besitzern geblieben wäre das auf lange Sicht sein Todesurteil gewesen, obwohl die Leute toll sind. Die werden sicherlich auch irgendwann nochmal einen anderen Hund bekommen, aber unter anderen Startbedingungen.
Ich habe große Hochachtung vor solchen Kopf über Herz Entscheidungen und würde das nie verurteilen!
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Zitat
Meine Hundetrainerin und Diegos Sitterin sind der Meinung, dass es ein gesundheitliches Problem geben muss, da so langsam Fortschritte kommen müssten, so viel wie wir trainieren... aber nein... ja, manchmal kommt man einen Schritt vorwärts, aber gleich darauf gehts wieder fünf zurück... das ist einfach nur frustrierend!
Ist die Schilddrüse ok?
Falls noch nicht kontrolliert, würde ich das mal machen lassen? -
Nein, da muss man sich nicht schämen. Hundehaltung ist bei manchen eine Passion, bei den meisten ein geliebtes Hobby. Und ein Hobby soll in erster Linie Spaß bringen.
Natürlich teilt ein Hund große Bereiche unseres Lebens und Kleinigkeiten, die nicht so passen, fallen schon auf.
Ich persönlich würde schon abwägen, ob das Leben mit dem Hund meine Lebensqualität stark einschränkt. Da hinkt dann auch der Vergleich mit den Kindern, die nerven. Ein Leben mit einem Hund, der nicht zu mir passt und mich nur anstrengt würde ich nicht wollen. -
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