Muss man sich schämen, wenn man über Abgabe nachdenkt?

  • @all: Ich danke euch, dass ihr eure Erfahrungen mit mir teilt! Es ist sehr aufbauend zu wissen, dass es nur nicht mit so geht! Danke!! :)





    Zitat

    Ist die Schilddrüse ok?
    Falls noch nicht kontrolliert, würde ich das mal machen lassen?


    Schilddrüse ist in Ordnung (ich hatte ja sooo gehofft, dass er ne leichte SDU hat, aber nix :D war uns nicht bergönnt :headbash: ), er hat keine HD, leichte ED, Wirbelsäule ist in Ordnung, Organwerte sind auch super, Herz auch... :ka:

  • Ich finde nicht dass du dich schämen musst, zumal du ja nichtmal wirklich darüber nachdenkst Diego abzugeben.
    Wenn ich das lese kann ich gut verstehen dass das anstrengend ist und einem Zeitweise auch echt überfordert.


    Ich habe selbst einen Hund abgegeben, es war ein Tierheimhund, den wir mehrfach besucht haben (er saß 200km von uns entfernt), bei den Besuchen war er ein Traum, intelligent, lernwillig, toll erzogen, schmusig. Wir haben ihn zu uns geholt und mussten feststellen dass dieser Hund in einer Wohnung nicht glücklich wird. Er war gestresst, fühlte sich eingeengt & und hat dann auch nach uns geschnappt. Der Hund brauchte einen Garten, außerdem hat er einen Schutztrieb entwickelt was für uns nicht absehbar war und für uns auch ein großes Problem darstellte, da der Hund täglich mit ins Büro musste wo er Kunden & andere Mitarbeiter um sich hatte. Außerdem war klar dass der Hund 7 Mal im Jahr in Betreuung muss da wir die Wochenenden arbeiten müssen. Das war mit dem Hund unmöglich. Schweren Herzens haben wir in 8 Wochen später zurückgebracht, nachdem wir mit 2 Trainern Kontakt hatte. Im Endefekt war es das Beste, für uns und auch für den Hund. Der hat jetzt ein tolles Zuhause auf dem Land mit riesen Grundstück, nicht nur eine Wohnung & Menschen die kein Problem mit einem so starken Schutztrieb haben.
    Wir haben bei der Abgabe, obwohl es "nur" 8 Wochen waren und die Zeit wirklich nicht einfach war, Rotz und Wasser geheult.

  • Ich habe nicht WIRKLICH über eine Abgabe von Finley nachgedacht, als sich kurz nach der Abholung herausstellte, daß ich schwanger bin. Es schoss mir nur kurz durch den Kopf, ob eine Rückgabe an den Züchter nicht besser wäre, war dann aber auch sofort wieder erledigt.
    Trotzdem ging mir wirklich der Hintern auf Grundeis, ein junger, großer, ziemlich ungestümer Hund, dazu die wachsende Babykugel inklusive aller "Schwangerschaftswehwehchen (ich hab' Rüüüüücken).
    Auch wenn der Zwerg dann da ist, wie werde ich Fin UND dem Baby gerecht?? Wie sollen die Spaziergänge ausschauen, wenn ich ein Auge auf dem Samojeden haben MUSS? Die Chichis sind da einfach nicht mehr kompliziert, die sind Selbstgänger und laufen einfach brav mit, der Jungspund hat einfach noch viel Grütze im Kopp...


    Aber da mein Mann ja auch noch da ist und dann eben noch doller eingespannt wird (er wollte den Hund ja schliesslich auch haben), wird das schon alles funzen. Vielleicht hin und wieder mit Abstrichen, aber immer so, daß ALLE damit glücklich sein können.
    LG von Julie

  • Sag mal, wäre es möglich, das er einfach eine Lernbehinderung hat? Ich halte so etwas ja durchaus auch bei Hunden für möglich?


    Grade wenn gesundheitlich alles getestet und ausgeschlossen ist, kann es doch vielleicht sein, das er nicht so schnell oder anders lernt, wie Hunde das normalerweise tun? Sich einfach nicht merken kann, was man von ihm möchte? Das er eben 20 mal braucht um etwas zu verstehen, das andere Hunde beim ersten Mal raus haben, oder aber das er so etwas wie ein Aufmerksamkeitsdefizitsydrom hat und unter Ablenkung nichts mehr abrufbar ist? Eben draußen?


    Ich stelle mir das sehr schwer vor, kenne es aber von meinen Jagdhunden ähnlich, geruhsam spazieren ist mit Solchen einfach nicht möglich, man muss immer schneller sehen als der Hund. Entspannend ist anders, das verstehe ich gut.


    Liebe Grüße
    Sundri

  • @Ceri


    Nein, dafür muss man sich nicht schämen. Darf ich fragen wie alt der Hund ist, seit wann ihr trainiert und wie ihr trainiert? Evtl - ist jetzt nur eine Idee - ist ja auch der Trainer (ohne den zu kennen - ist nur eine Idee) ja nicht der richtige? Hat nicht das Richtige erkannt oder einen Ansatz der nicht passt? Oder nicht zu DIR passt (denn ich finde es das Wichtigste, dass der Mensch sich mit dem, was er tut wohlfühlt)?


    Eventuell ist ja irgendwo dort noch ein "Fehler im System" zu finden, der euch helfen kann, weiterzukommen...

  • Ich fühle mit dir und ich kenne das wirklich zu genüge. Schämen muss man sich dafür nicht, denn ich finde es wichtig ehrlich zu sich selbst zu sein.


    Meine Ansätze sind da (gewesen): Möglichkeiten schaffen wirklich Zeit mit dem Hund zu genießen. Also Orte suchen, wo man einen schönen Spaziergang machen kann mit möglichst wenig Stressoren.


    Ich bin mit Enki im menschenleeren Wald unterwegs, da treff ich keine Hunde, keine Menschen und keine Tiere zum großen Teil der Zeit. (man muss ja nicht in der Dämmerung gehen). Am Anfang an der Schlepp oder der langen Flexi und einfach mal den Kopf frei kriegen.
    Wenn der Hund nicht von der Leine kann, ja ok, aber man kann trotzdem toll zusammen spazieren gehen.


    Oder ein Hobby was Spaß macht.
    Wir trailen seit einigen Monaten. Das hilft uns auch im Alltag, weil der Hund lernt mit einer Aufgabe in der Nase vieles links liegen zu lassen, was sonst streßen würde.
    Vielleicht wär das was für euch?


    Was mir auch geholfen hat war wirklich Leute finden, die auch anstrengende Hunde haben, damit man sich austauschen kann und auch um zu merken: es geht immer schlimmer ;-)
    UND Leute mit vermeintlich normalen Hunden, einfach um zu merken, warum man seinen Hund doch toll findet :D


    Und zu merken: Dieser Hund ist so. Es gibt Dinge die kannst du vielleicht mit Medikamenten unterstützen etc., aber so eine Grundveranlagen läßt sich eben nicht verleugnen. Ja, dann ist das eben so.
    Ergänzung: Wenn aber in dir immer was nagt und sagt: da ist was, wir sollten weiter suchen: Dann such und hör auf's Bauchgefühl.


    Wenn man so weit ist, den Hund mal zu akzeptieren wie er ist, fällt einem nicht nur selbt vieles leichter, sondern auch dem Hund.


    Wichtig ist, denk ich einfach zu wissen, ob man das kann.

  • Ich kann dich gut verstehen...


    Bei meinem Eliot ging es mir damals auch eine zeitlang so...
    Er ist aus der Unsicherheit heraus nach vorne gegangen, war absolut ständig am hochdrehen usw...


    Da hab ich auch mal gedacht, ob er es wo anders nicht besser hätte...
    Ich denke, wenn man wirklich solche Themen mit dem Hund hat, dann ist das schon anstrengend und normal...


    Ich bin froh, dass ich Eliot nicht hergegeben habe und wir machen langsam richtig gute Fortschritte...
    Besonders durchs trailen haben wir es geschafft seine Unsicherheit gut in den Griff zu bekommen...
    Vielleicht wäre das ja auch was für euch...?


    Mein Leben hab ich ein Stück umkrempeln müssen, aber es macht mir nichts aus...
    Klar, ich wollte immer ein Hund, den ich mitnehmen kann auf meinen Reisen...
    Das geht mit ihm nicht, aber das macht nichts...


    Schämen muss man sich dafür aber nicht...
    Manchmal ist eine Abgabe für alle Beteiligten das Beste

  • Es gibt viele Gründe, aus denen man einen Hund abgeben will oder manchmal auch muss. Was der eine nachvollziehen kann, findet der andere ganz furchtbar. Ich würde z.B. einen Hund abgeben, wenn er sich nicht mit den anderen im Haushalt versteht und ernsthafte Gefahr bestünde, dass die sich angehen. Auch kann ich verstehen, dass man einen gefährlichen Hund nicht im Haus haben will oder einen, dem man körperlich nicht gewachsen ist. Daneben gibt es noch alle möglichen Konstellationen, die eine Abgabe nahe legen.


    Was mich aber stört, ist diese Einstellung:


    Zitat

    Nein, da muss man sich nicht schämen. Hundehaltung ist bei manchen eine Passion, bei den meisten ein geliebtes Hobby. Und ein Hobby soll in erster Linie Spaß bringen. (...)



    Ich unterstelle mal, dass dieser Satz nicht so gemeint ist, wie er bei mir ankommt. Zumindest hoffe ich das.


    Einen Hund als Hobby zu bezeichnen, lässt mich schlucken. Die Haltung ja und alles, was man mit dem Hund machen will, aber das Tier selbst ist ein Lebewesen. Lebewesen haben Bedürfnisse und wenn ich mir ein Lebewesen ins Haus hole, das von mir abhängig ist, dann bin ich dafür verantwortlich, dass die Bedürfnisse des Tieres in einem gesunden Rahmen erfüllt werden.


    Da Lebewesen unberechenbar sind, muss ich ich vor der Aufnahme der Haltung mit dem Gedanken auseinander setzen, dass der Hund nicht so ist, wie ich mir das erträume und dass er dann vielleicht Arbeit macht, die ich mir nicht machen wollte.


    Es gibt natürlich bei allem eine Grenze und ab einem gewissen Punkt haben weder Hund, noch Halter was von der "Wohngemeinschaft", aber trotzdem stört mich der Vergleich, weil er klingt, als stünde immer der Mensch im Mittelpunkt und das müsse auch so sein. Das eigene Ego hat Vorrang und was im Leben nicht passt, wird ausgetauscht. Ich finde diese Einstellung sehr schwierig, wann immer man mit Lebewesen zu tun hat und bei einem Hund hat man die Wahl, ob man zu der Haltung mit Höhen und Tiefen ja sagen kann.


    Auch im Eingangspost klingt das für mich durch. Diesen Hund abzuschaffen, weil es mit einem anderen so viel einfacher sein könnte, finde ich eine schräge Idee, denn auch ein neuer Hund könnte völlig anders "funktionieren" als erwartet.



    Aber gut, solche Gedanken können auch davon zeugen, dass die Rasse falsch gewählt wurde, der Hund ohne sich über dessen Baustellen im Klaren zu sein, ins Haus kam oder man das Tier vorab schlicht falsch eingeschätzt hat.


    Um es nochmal klar zu sagen: ich kann verstehen, warum man einen Hund abgibt und es gibt viele gute Gründe dafür. Aber bei jeder Abgabe wünsche ich mir, dass sich die Leute ernsthaft damit auseinander setzen, warum das Tier geht und wo die eigenen Schwächen liegen - jedenfalls, wenn die Haltung eines Hundes auch in Zukunft erwogen wird.

  • Ich kenn Diegos Geschichte, bzw. eure, nun leider gar nicht, kann aber auch davon berichten, dass ich hier des öfteren an den gleichen Punkt komme.


    Schämen sollte sich glaube ich niemand für so einen Gedanken oder so eine Entscheidung, solange er dann mit Sorgfalt an die Wahl des neuen Besitzers geht.
    Ich für meinen Fall komme nicht über den Gedanken hinaus, da ich dann doch ab und zu erkenne, dass der Unterschied von "Anfang" und "Ende" (also jetzt) viel größer ist, als man oft glaubt. Da denk ich oft, dass er absolut keinen Fortschritt macht, um dann doch festzustellen, dass er sie macht... Nur unendlich klein!
    Rückfälle hatten wir auch zu Hauf. Ich hoffe aber, mit richtig eingestellter Schilddrüse, dass diese nicht mehr ganz so oft auftreten.


    Mir (und meinem Hund) hat es unglaublich geholfen, als ich mich von den Trainer und Hundehaltermeinungen abgelöst habe und mehr auf meinen Instinkt gesetzt habe. Als ich am Anfang versucht hab 1:1 alles umzusetzen, hat es das Ganze am Ende nur schlimmer gemacht. Irgendwann habe ich die "Anweisung" als das verstanden, was sie sind: Als Tipps, die man annehmen kann, aber nicht muss. Ich habe versucht ein Gespür zu entwickeln, wann mein Hund wie angefasst werden muss, oder wann man ihn gar nicht in eine Situation hinein lässt und wann er "mal durch muss". Und das ist ja immer von Tag zu Tag, von Situation zu Situation unterschiedlich.
    Ich musste für mich zum Beispiel auch lernen, dass es Situationen gibt, wo man "härter durchgreifen" muss, weil ich so um einen psychischen Knacks mit einhergehendem Vertrauensverlust besorgt war, dass ich noch nicht mal mehr die Stimme erheben wollte.


    Ich lerne seitdem jeden Tag dazu, wann ich mein Sensibelchen wie erziehen kann/darf und mache wesentlich bessere Fortschritte. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass es mir hilft, häufiger so richtig aus der Stadt rauszukommen und einen Ort aufzusuchen, wo einfach niemand ist. Hund an die Schlepp und wenigstens versuchen, alles zu genießen, weil man weniger aufpassen muss. //da war freulein schneller :D


    Mein größtes Problem, was mich noch in den Wahnsinn treibt, ist und bleibt das Alleine-Bleiben. Nach 6 Monaten sind es immer nur noch 3 Minuten und ich würde mir wirklich so sehr wünschen, dass mich der Herr wenigstens mal wieder einkaufen lassen würde, ohne dass ich organisieren muss, wo ich ihn solange unterstelle. Und ich glaube auch, dass das ein Punkt ist, der es mit "Problemhunden" so schwierig macht.


    Man sollte sich ganz bewusst und regelmäßig Auszeiten setzen. Und zwar komplett, um davon einfach mal wegzukommen und Ruhe einkehren zu lassen.


    Wie führt ihr Diego? Das wird bestimmt wieder einige Buhrufe einbringen, aber Hermann hatte ich von Anfang an am Geschirr. Als ich auf Rat meiner Trainerin auf eine Retrieverleine mit Stopp wechselte (bzw. Halsband, wo er mit seinen Falten aber zu schnell rauskäme), hat das auf Schlag eine wesentliche Verbesserung gebracht.

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