Konditionierung bedeutet, ein Hund darf nicht Hund sein

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    Die Frage wo Konditionierung sinnvoll ist oder ob sie überhaupt sinnvoll ist, wann es wichtig ist oder wichtiger wäre, den Hund Hund sein zu lassen oder, wo eine Vermenschlichung anfängt...diese Fragen habe ich mir auch gestellt.


    Im Moment gehe ich ganz andere Wege. Zur Zeit versuche ich heraus zu finden, ob sich mein Hund tatsächlich wohler fühlt, wenn ich ganz konsequent, nonverbal und nur mittels Körpersprache die Führung übernehme, oder ob sie sich besser, leichter, lieber mittels den ankonditionierten Befehlen führen lässt.


    Ich habe schon die Feststellung gemacht, dass sie sich nonverbal mehr und intensiver an mir orientiert und das, was ich von ihr verlange, eher ausführt, als wenn ich es mit gesprochenen Befehlen versuche. Und ich habe auch das Gefühl, dass sie sich damit wohler fühlt.


    Logisch, Hunde sind Körpersprachler und tun sich damit schlichtweg leichter.


  • Ich würde gene verstehen, was du meinst :D

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    Bindung, auch wieder so ein Modewort. Wie "Ansage machen".
    Vor 30 Jahren hieß das Anhänglichkeit und Wegbeißen.


    Sorry, aber die ersten Bindungstheorien wurden in den 40iger Jahren formuliert.


    Das sind über 70 Jahre Wissenschaftliche Arbeit :D
    Also so moderner "Tüddelkram" ists nicht, auch wenn dich noch keiner persönlich darüber informierte

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    Bindung gibt es auch bei Menschen. Schon mal erlebt, dass jemand vor Kummer gestorben ist, weil der Partner starb? Das ist Bindung. Der Verlust lässt Cortisol als Stresshormon ausschütten, das führt zu Organversagen. Es stirbt jemand vor Kummer, weil die Bindung zu stark war.


    Hat man öfters, bei alten Ehepaaren. Gibt es aber auch bei Hunden untereinander oder bei Hunden, wenn sein Mensch verschwindet (Krankenhaus, Tierklinik...).


    Ich wäre da mal sehr vorsichtig mit Aussagen zu Bindung. (Ok, ich zweifle sowieso etwas dran, dass damit was wirklich Eigenständiges erkannt wurde. ;) )
    Denn gerade bei alten Ehepaaren gibt es auch genug Abhängigkeit. Große Verunsicherung entsteht durch geänderte Lebensumstände (da passt dann "einen alten Baum verpflanzt man nicht" im übertragenen Sinne). Auch Überforderung wie Unterforderung aka Laaangeweile und Einsamkeit.
    Alles auch nicht grade Cortisolausschüttungshemmer. ;)

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    aber wie unterscheidet man unsicheres Verhalten welches sich dann als Anhänglichkeit bemerkbar macht und die Tatsache, dass der Hund die Nähe zu seiner Bezugsperson sucht, weil er sich einfach gerne in dessen Gegenwart aufhält?
    Ich empfinde das Verhalten meines Hundes nicht unbedingt als Anhänglichkeit. Klar läuft er mir immer hinterher, weil er einfach noch ein Welpe ist. Aber ich denke, dass er einfach am liebsten in meiner Nähe ist, denn unsicher ist er kein Stück.
    Im Gegenteil. Er fängt jetzt langsam an uns zu bewachen. Ich kann 1 Stunde ins Bad gehen, die Tür abschließen ohne dass er winselt. Wenn ich die Tür aufmache, finde ich meinen Hund an genau der Stelle wieder, an der ich ihn verlassen habe. Ist aber nur so, wenn wir zu Hause sind. Wenn wir weggehen, wartet er nicht wie ein Schluck Wasser stundenlang vor der Tür, bis wir wiederkommen. Er macht in der Zeit einfach sein Ding.



    Bei einem Welpen würde ich gar nicht von Bindung sprechen. Bindung braucht lange um zu wachsen. In der Welpen- und Junghundzeit legst du die Grundlage für eine starke, sichere Bindung.


    Mein Welpe ist mir übrigens in der Wohnung NIE hinterhergelaufen und schläft oft in einem anderen Raum. Von sich aus. Draussen dagegen folgt er mit zuverlässig und kommt auch immer, spätestens wenn ich mich entferne (was jetzt nicht nur mein toller Erziehungserfolg ist, will ich mir gar nicht auf die Fahne schreiben! ich tue was ich kann um das zu erhalten und zu bestärken - jaaaa mit Konditionierung - weil er als Reitbegleithund wirklich frei laufen können MUSS).


    Nicht alle Welpen "kleben". Ein Hund, der sich so platziert, dass er das Kommen und Gehen der Menschen mitbekommt, sollte meiner Meinung nach lernen, Ruhe auf seinem Platz zu halten. Nicht als Massregelung, sondern damit er eben auch Ruhe bekommt und die Erfahrung macht, dass er unbesorgt in der "Höhle" schlafen kann, bis sein "Rudel" wiederkommt. Jetzt mal abgesehen von Bindung oder nicht.

  • Zitat


    Im Moment gehe ich ganz andere Wege. Zur Zeit versuche ich heraus zu finden, ob sich mein Hund tatsächlich wohler fühlt, wenn ich ganz konsequent, nonverbal und nur mittels Körpersprache die Führung übernehme, oder ob sie sich besser, leichter, lieber mittels den ankonditionierten Befehlen führen lässt.


    Und die Körpersprache - sagen wir mal für Hinsetzen - hat sie intuitiv verstanden? Die ist nicht irgendwie mal konditioniert worden?


    Zitat

    Ich habe schon die Feststellung gemacht, dass sie sich nonverbal mehr und intensiver an mir orientiert und das, was ich von ihr verlange, eher ausführt, als wenn ich es mit gesprochenen Befehlen versuche.


    Naja, das Gebrabbel, was so aus uns rausströmt, ist nicht für alle Hunde so gut unterscheidbar ohne Training. ;)
    Außerdem ist die Orientierung an Dir nicht verwunderlich, da sie Dich ja im Auge behalten muss, wo sie früher nur warten musste, bis sie was hört. Finde ich jetzt nicht so verwunderlich.
    Wobei es nat. auch Hunde gibt, denen man dann einfach mal erst völlig wumpe ist oder die total abgedriftet sind mit den Gedanken. Da muss man dann schon etwas Training - oh, böse Konditionierung - reinstecken.


    Zitat

    Und ich habe auch das Gefühl, dass sie sich damit wohler fühlt.


    Das kann natürlich schon sein.
    Es kann aber auch reinspielen, dass sie besser versteht, was Du willst - wie Du oben geschrieben hast: Körpersprache scheint für sie klarer zu sein. Nicht zu wissen, was man tun soll, fühlt sich eher nicht so gut an...

  • öm, und ne kurze Anmerkung zu diesen "in den Tod nachfolgen" Vorstellungen ...


    Das ist für mich nicht Bindung, sondern krankhafte Abhängigkeit. Die Vorstellung finde ich ungesund, überhöht und sicher nicht anstrebenswert. Ich würde mir auch überhaupt nicht wünschen, dass mein Hund eine so starke und exklusive Bindung an mich hat, dass er ohne mich vor Kummer stirbt. In einer solchen Beziehung wäre das Element Abhängigkeit - was sicherlich ein Aspekt von Bindung ist - weit überbetont.
    Entspricht nun gar nicht dem, was ich unter Bindung verstehe.

  • Um nochmal das Husky Beispiel aufzugreifen:
    Würden eure Hund euch mit ihrem Leben verteidigen, wenn ihr in ernsthafte Schwierigkeiten geraten würdet?
    Würde dieses Verteidigen dann unter den Begriff Bindung fallen, oder eher, dass der Hund sich einfach in der Position sieht einfach einen Job zu erledigen?


    Ich weiß nicht ob ich meinem Welpen Ruhe beibringen muss. Noch ruhiger wäre eher bedenklich, weil er auch so sehr ruhig und gemütlich ist. Zwar ein helles Köpfchen, draußen blüht er total auf, in der Wohnung ist er aber eher ein sehr ruhiger und angenehmer Genosse.
    Ich fände es gar nicht mal so schlimm, wenn mein Hund auf mich aufpassen würde, wenn er älter ist. Als Mann ist das vielleicht nicht so nachvollziehbar, die Frauen hier können aber denke ich schon mitfühlen. Wenn ich also mitten im Winter, wenn es schon stockdunkel ist mit meinem Hund durch den Park gehe und irgendein Penner mich als 20 jährige junge Frau interessanter findet, als mir lieb ist, wäre ein angsteinflössender Hund genau der richtige Partner in solchen Situationen.


    Ich sehe es im Moment so, dass wenn mein Hund mich in brenzligen Situation beschützt, so wie ich ihn beschütze, dass das ein klares Zeichen von Bindung ist. Ich denke mir das halt einfach so...aus eigener Erfahrung kann ich bei so einem jungen Hund natürlich nicht sprechen.
    Wenn es dem Hund aber komplett am Arsch vorbeigeht, dass ich angegriffen werde, wäre das für mich ein Zeichen von nicht vorhandener Bindung.
    So viel zu meinen Spekulationen... ^^

  • Zitat


    Ich fände es gar nicht mal so schlimm, wenn mein Hund auf mich aufpassen würde, wenn er älter ist. Als Mann ist das vielleicht nicht so nachvollziehbar, die Frauen hier können aber denke ich schon mitfühlen. Wenn ich also mitten im Winter, wenn es schon stockdunkel ist mit meinem Hund durch den Park gehe und irgendein Penner mich als 20 jährige junge Frau interessanter findet, als mir lieb ist, wäre ein angsteinflössender Hund genau der richtige Partner in solchen Situationen.


    Die Mehrheit der Hunde meint dann aber, dich dauerhaft (im Dunkeln) verteidigen zu wollen


    Kann dir durchaus Probleme bringen, wenn dir der Falsche entgegen kommt

  • Zitat

    Würden eure Hund euch mit ihrem Leben verteidigen, wenn ihr in ernsthafte Schwierigkeiten geraten würdet?
    Würde dieses Verteidigen dann unter den Begriff Bindung fallen, oder eher, dass der Hund sich einfach in der Position sieht einfach einen Job zu erledigen?


    Das kommt doch auf den Hundetyp an, wenn er einen Schutztrieb hat, dann
    macht er es natürlich.
    Aber einen Hund halte ich mir nicht, damit ich im Dunkeln vor fiktiven Männern
    geschützt bin.
    Solcherlei maskuline Attacken gingen im Laufe meines doppelt so langen Lebens
    wie deines übrigens immer bei Tageslicht vonstatten.


    Mein Hund würde einen Schock bekommen und Zittern und weglaufen und wäre
    völlig verstört. Aber er ist sehr sehr anhänglich und auf mich bezogen (Neuhundedeutsch: gute Bindung).

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