Austausch-Thread - Sehr lebhafte bis "hyperaktive" Hunde

  • Bei "sehr lebhaft" reihe ich mich mal ein mit Hilde :D . Allerdings in keinster Weise irgendwie krankhaft, "gestört" oder sonstwie negativ zu sehen.


    Sie ist absolut reizstabil was alle Arten an Alltagsreizen angeht, auch Schüsse, Lärm, Menschenmassen, Radler, Jogger etc pp.


    Sie ist einfach nur ein wuseliges Powerpaket - und das war mir schon klar, als ich sie samt ihrer 9 Geschwister gesehen habe. Alle die Ruhe selbst - nur Hilde war wuselig.


    Insofern selbstgewähltes Schicksal. :D Und auch zufrieden damit. Klar muss sie Ruhe lernen - aber auch die Energie gehört zu ihr - sie lernt schon toll, bis wohin alles gut ist und ab welchem Level dann irgendwann auch nicht mehr ;)


    Dieser Hund ist eindeutig bei mir, um mir noch mehr über mich beizubringen. Und darüber, selber in der Ruhe zu bleiben. Und ich freu mich über diese Aufgabe.

  • Zitat

    Die Symptome in dem Buch treffen aber auch zu 95% auf schlicht unerzogene Hunde zu.


    ....dewegen halte ich es auch für fast alle Hundehalter als besonders empfehlenswert :gut:


    Ich denke die Meisten berücksichtigen ja auch, soweit wie möglich, rasstypische und entwicklungsbedingte Verhaltensweisen. Klar schnappt der Junghund in die Leine oder den Ärmel oder kläfft der Puli schon
    mehr als andere Hunde. Sicherlich haben alle Hunde ihre Unsicherheitsphasen etc.


    Bei uns ist ja diese Hyperaktivität nur ein Symtom der Deprivationsschäden....und da liegt eben der
    Ansatzpunkt.

  • Es ist ja nun nicht so das ein wirklich hyperaktiver Hund völlig durchgeknallt wirken würde. Das tun Menschen ja auch nicht. Also ich für meinen Teil nicht. Ich habe gelernt in der Welt mit ADHS zu leben und auch vor Behandlung(erst im Erwachsenenalter diagnostiziert) kam ich damit klar, nur halt schwieriger als es für "normale" ist. Ich muss für mich selber eben viel in klare Strukturen und Regeln umsetzen, das kann der Hund nicht selbst, also mache ich das für ihn. Und was ihn "aufregt" ist halt so, ich kann ihm aber helfen den Streß gering zu halten. Der kann normal sein, aber es ist unendlich anstrengend für ihn und meist sehr abprubt zu Ende, da er weniger Kontrolle über sich hat als ein Mensch das kann. Führt dazu das er zB andere Hunde sieht und unbedingt mit ihnen spielen will, darf er dann ist das zuviel für ihn und er "vergisst" die anderen weil da gerade eine Spur aufm Weg ist. An selbiger Stelle kann ich ohne Ablenkung mit ihm aber arbeiten weil er da nicht so überfordert ist. Bei Reizüberflutung brauch ich gar nicht erst versuchen was von ihm zu wollen, das kommt nicht an. Viele haben schon gefragt ob er Taub oder Blind sei, nee der registriert das gar nicht.
    Also es muss kein Hund das volle Bild zeigen und es muss sich dabei auch nicht um ein absolut krasses Exemplar handeln. Es gibt auch ADS ohne Hibbel... die können sich entweder nur auf eins(alles andere ist abgeschaltet) oder auf gar nix konzentrieren. Es geht bei diesem Erkrnkungsbild nunmal um Aufmerksamkeitslenkung, nicht darum ob Hund hibbelt.

  • Wir haben auch einiges an Futter durch. Ich habe bis jetzt aber noch keinen Unterschied in seinem Verhalten feststellen können.


    Auffällig ist nur, dass wir immer deutlich über der Fütterungsempfehlung liegen und zusätzlich Haferflocken und Schmalz zufüttern müssen, damit er sein Gewicht hält.
    Andererseits bei seinem Wesen kein Wunder ;)


    Zitat

    Bei Balou ist das anders, der reagiert auf (fast) jeden Reiz und neigt dann zu Überreaktion und Übersprungshandlungen. Er kann nicht so gut sortieren und es einfach dabei belassen, er muß alles genau wissen. Dabei ist er dann schnell überfordert und verfällt dann in Unsicherheit und würde in solchen Momenten alles und jeden angehen. Wie stark das ausgeprägt ist, hängt widerrum von der Tagesform, des Stresslevels usw. ab


    Das ist bei Stanley ähnlich. Er springt draußen auf so gut wie jeden Reiz an. Ausblenden kann er das nur, wenn er arbeitet. Da kann dann auch gern ein Schwarm Vögel über ihn hinwegfliegen solang er seinen Dummy sucht. Legt er mir den Dummy in die Hände, taucht er aus seinem Tunnelblick wieder auf und man hat das Gefühl, als würde wieder alles über ihn hereinbrechen.


    Zitat

    Ich habe selbst eine Hündin mit hohen Aktivitätslevel, niedriger Reizschwelle, hoher Reizempfänglichkeit, etc. pp. Ein Hund der das Ausblenden der Reize Schrittweise lernen muss und der auch das Ruhe halten lernen musste.
    Die Hündin ist nicht hyperaktiv, sondern entspricht schlicht dem Rassebild.


    Interessanterweise findet die Schäferhundzüchterin, bei der Stanley ab und an mal in der Hundepension ist, ihn auch noch vergleichsweise “normal”.
    Wenn ich sehe, wie dieser Hund draußen in keiner Sekunde zur Ruhe kommen kann - und das ist etwas, das wir von Anfang an üben - und zu was für Übersprungs- und stereotypen Handlungen er in Stresssituationen neigt, seh ich einen kranken Hund vor mir.
    Dieses Verhalten ist bei seinen Eltern und Geschwistern auch so nicht vorhanden. Klar sind die sehr lebhaft, aber eben alles im normalen Rahmen.


    Ich lieb den Kerl ja und glücklicherweise stellen sich auch Besserungen ein, aber es geht halt nur in Minischritten vorwärts.

  • Auch das passt nicht auf uns. :smile: "Wir" sind einfach nur sehr lebhaft. Und beim Futter gibts sowohl Mais als auch "viel" Eiweiss.


    Letztens habe ich irgendwo gelesen - das war aber keine unseriöse Quelle, müsste ich noch mal schauen, ob ich das noch finde - dass es ADHS in dem Sinne wie lange gedacht gar nicht gibt. (Gilt in dem Fall nicht nur für Menschen, sondern natürlich auch für den Hund.)


    Wer weiß was dazu?

  • Es ist ja so vielschichtig....ich hab die Erfahrung gemacht, dass der Hund viel schneller
    einen Reiz ertragen kann der sich ankündigt. Ich nehme mal das Motorad als Beispiel,
    denn er kann es ja hören. Oder das Fahrrad das uns entgegenkommt weil er es sieht.


    Wenn auch die völlig neutrale Wahrnehmung des Reizes das endgültige Ziel ist, so ist doch
    der Weg dahin recht kleinschrittig aber folgt doch gleichen Regelmßigkeiten.


    Nehme ich das Fahrrad als Beispiel soll der Hund mittels z.B. Z+B lernen diesen Reiz zu ertragen.
    Gehen beim blossen Anblick die kleinen Lichter im Kopf nicht mehr sofort aus kann der Hund lernen
    das es Alternativen gibt die erfolgreich sind ( die man eben auch entsprechend bestätigt )
    oder ich kann auch selbst die Alternative bieten in dem ich z.B. ein Leckerli suchen lasse.
    Im Idealfall lösche ich mit der Zeit damit das unerwünschte Verhalten.


    Zur Verhaltensänderung durch Futter kann ich wenig sagen...wir haben mehr oder weniger von
    anfang an so gefüttert. Wurde aber auch von unserem TA so empfohlen ( verhaltenstherapeutischer Spezialist )

  • Hier kann ich mich mit Tayler auch mit einreihen :roll:


    Er ist definitiv nicht so krass wie der ein oder andere Hund hier. Dennoch ist er extrem reizanfällig, hat Probleme mit der Impulskontrolle auch wenn wir von Welpennbeinen an Übungen dazu eingebaut haben, noch dazu das er mit Stress nicht umgehen kann, ist er auch noch sehr mitteilungsbedürftig.
    Auf Ruhe in der Wohnung hab ich zwar geachtet, aber damals nicht dran gedacht das es nicht automatisch heißt das er auch draußen runter kommt. Wir haben Probleme mit der Leinenführigkeit, vorallem in unbekannten Gebieten. Sobald wir aus der Tür raus sind, ist er erstmal so überdreht das Zug auf der Leine nur durch ständiges Ansprechen und an mich erinnern möglich ist. Auf dem Rückweg nach dem Freilauf wird dann neben mir hergetrabt. Das gilt allerdings nicht für neue Strecken oder wenn ungewöhnlicherweise jemand mit oder ohne Hund uns begleitet. Bei Besuch rastet er total aus, freut sich, fiept, springt, nimmt mich überhaupt nicht wahr, ist eine Leine dran wird gezogen, ist er auf seinem Platz wird gezittert und natürlich kann man sagen und ermahnen was man will, die Leute lassen ihn aber auch nicht unbeachtet, nein da wird Hund angesprochen mit "Du armer, willst mir nur Hallo sagen" auf das er immer mehr hochfährt :mute:
    Eine ganze Zeit lang hat er extrem an der Leine gepöbelt, je gereizter/gestresster er war desto schlimmer, war er KO oder recht entspannt wurde gar nicht gepöbelt... eine ganze Weile hätte man ihn aus seiner Pöbelei nur durch massive Gewalt raus bekommen, was ich natürlich nicht wollte...wir haben dann Hunde geclickert, ist er dennoch ausgerastet, hab ich ihn einfach sicher hinter mir gehalten und wortlos vorbei geführt. Jetzt wird nur noch gepöbelt wenn er wirklich total drüber sein sollte.
    Egal ob auf dem Hundeplatz oder draußen in Gruppen, bewegen sich die anderen zu viel wird gemotzt, geh ich von ihm weg wird gefiept, machen wir in der UO eine Pause um auf Anweisungen der Trainer zu warten wird gefiept, geh ich zu weit weg wird gebellt und er bekommt Panik mich aus den Augen zu verlieren...am schlimmsten ist es am Wasser, da würde er 5h lang durchschwimmen wenn er könnte, dreht sich durch Wasserschnappen und springen selber immer weiter hoch, verordnete Pausen werden mit zittern und fiepen quittiert. Er neigt auch stark zu Stressdurchfall. Futterumstellungen haben noch nie merklich das Verhalten beeinflusst. Bewegungsreize sind für ihn insgesamt auch sehr schlimm, er hängt dann oft kreichend in der Leine und nimmt nichts mehr wahr. ZB letztens auf dem Feld beim Drachen steigen lassen...Drachen in der Hand übern Kopf-kein Problem, Drachen fliegt und stürzt ab-Tayler dreht vollkommen durch...oder Hund am Horizont, nur als Minipunkt zu erkennen und rennt plötzlich los-Tayler rastet aus an der Leine.


    Leider haben wir es in der Vergangenheit oft geschafft uns gegenseitig die Ruhe zu nehmen und hochzupushen :ops:


    Momentan arbeite ich an der Konditionierung eines Entspannungstuches/-duft und draußen bleiben wir oft einfach mal ein paar Minuten sitzen oder wenn ich beim Fotografieren die Bilder ansehe, wird so lange liegen geblieben, was immer besser und ruhig klappt.
    Ende des Monats sind wir dann auf einem Seminar für Hibbelhunde, ich bin gespannt drauf!

  • Ich hab hier in dem Thread auch nicht das Gefühl, jemand würde sagen, Hund x sei eben hyperaktiv, da kann man nichts machen.


    Ist doch eher so, dass man sich über die "sehr lebendigen" Hunde austauscht, die jeden Reiz mitnehmen (ob nun rassebedingt oder durch Aufzucht/Prägung oder ähnliche Dinge), und wie man am besten damit umgeht.


    Dass solche Hunde eine besonders gute Führung brauchen, steht wohl außer Frage.
    Dass genau der Punkt gerade für Ersthundebesitzer nicht immer einfach ist, wohl auch.


    Ich arbeite daran, dass Hucky lernt, die Reize auszuhalten, die hier nun mal sind und nicht sofort in Übersprungshandlungen zu fallen sondern mental bei mir zu bleiben. Ich bin mit vielen Hunden aufgewachsen, aber in komplett anderem Umfeld. Unsere Hunde waren selten derart gestresst, und ich musste erstmal erkennen, dass mein Hund so reagiert und warum. Mein Mann, komplett ohne Hundeerfahrung dagegen hat lange gebraucht um zu überhaupt zu verstehen, dass Hucky nicht "böse" ist, ihn nicht beißen will, wenn er so durchdreht, sondern einfach überschnappt (durchaus wörtlich zu verstehen).


    Auch bei uns ist es besser, wenn Hucky nicht überrascht wird. Ich kündige Dinge auch schon mal an, wenn ich sie zuerst sehe. Kann er aus der Ferne erstmal in Ruhe beachten, wird es für ihn einfacher. Egal, ob fremder Hund, Wild, fahrende Autos oder komische Dinge, die für ihn gefährlich aussehen.

  • So wie du Taylor beschreibst war Lucky auch. Und bei Fremden Leuten hat er eben auch geschnappt.
    Es ist zum einen schwer, weil das Umfeld da überhaupt kein Verständnis hat und weil man sich ja selber auch unter Druck gesetzt fühlt vom Hund. Das muss doch mal klappen, man kann doch nicht jeden Ort der Welt zigmal besuchen, bevor man einmal wohinfahren kann und der Köter bleibt entspannt.
    Mittlerweile geht das alles, bei uns eben nur über Grenzen setzen und Freiraum begrenzen.
    Ich glaube, damit lässt sich auch erklären, warum er in einer Stadt besser klarkommt als bei uns. Es ist zu viel Raum. Er sucht sich heute noch wenn es geht Wände, an denen er entlang gehen/rennen kann, da reicht auch ne Bordsteinkante oder sowas. Große weite Flächen lassen ihn mehr hochdrehen als ne volle Innenstadt, weil die eben beengter ist.

  • Mäusemama: vielen Dank für die Ausführung zur Ernährung. *Den Thread suchen geh*


    Ich wollte schon vorschlagen, den Thread in "zwischen Genie und Wahnsinn" umzubenennen, denn da ist es ja, wo sich unsere Hunde rumtreiben. D.h. zwischen pathologisch, aber auch mehr oder weniger begabt. Und ich finde es auch gut, die verschiedenen Abstufungen und Ausprägungen zu lesen. Manchesmal würde ich mir ein Foto dazu wünschen :smile:


    Auf die Idee, meinen Hund als komplett hyperaktiv zu bezeichnen, kam ich noch nie und war zwischen beleidigt und amüsiert, als ein HH mit zwei sehr fetten, sehr trägen Hunden, die sich von Grashalm zu Grashalm schleppten, über meinen Falco mal meinte: "Na, der ist ja hyperaktiv!" ;)


    Ich finde es unfair, pauschal zu sagen: ist ja nur ne Ausrede für schlecht erzogen. Gerade hier sieht man doch die Bemühungen, die sicher auch mit Irrtümern und Fehlschritten begleitet waren/sind. Keiner ruht sich hier darauf aus.

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