Austausch-Thread - Sehr lebhafte bis "hyperaktive" Hunde

  • Aversiv muss man bei Hucky schon richtig heftig werden, damit er überhaupt etwas davon mitbekommt, und das wollte und konnte ich nicht. Die Versuche, die ich gestartet hatte, drehten ihn nur noch mehr auf, und er wurde aggressiv.
    Er schnappt frustriert um sich dann, und ich hatte ihn auch schon im Ärmel hängen...


    Irgendwo angebunden hatte ich ihn zu schlimmsten Zeiten auch schon mal, damit er sich beruhigt. Bei so einer Gelegenheit dreht er dann wie von Sinnen an der kurzen Leine Kreise (war ein Laternenpfahl...) und ich war echt am Tiefpunkt und war mir nicht sicher, ob das mit uns noch was wird :???:


    Jetzt kann ich die Signale schneller deuten und kann vor allem selbst ruhiger werden. Sobald ich merke, dass er anfängt zu grinsen und zu hecheln stoppe ich sofort und lasse ihn absitzen. Früher war das der Moment, den ich schon an der Haustür fürchtete...
    Ich vermeide jetzt viel befahrene Strassen und lasse ihn auf dem Gehweg generell an der Verkehrs-abgewandten Seite laufen.


    Diese Besserung ist erst seit ein paar Wochen, macht aber schon jetzt einen Riesenunterschied, auch in der Beziehung zwischen uns.

  • Es gehört zu den typischen Merkmalen für hyperaktives Verhalten, dass es hochgradig strafresistent ist. Man kann den Hund mit entsprechend hoher Strafdosierung für den Moment aus seinem Film holen, aber es tritt kein Lerneffekt ein. Der Hund zeigt das bestrafte Verhalten wieder und wieder, denn er kann in dem Fall nicht anders.


    Wenn er über Strafe wieder nachhaltig lernen kann, ist er schon wieder unterhalb seiner kritischen Grenze (die massive Rundum-Hemmung des "Brechens" klammere ich jetzt man aus).

  • Zitat

    Es gehört zu den typischen Merkmalen für hyperaktives Verhalten, dass es hochgradig strafresistent ist. Man kann den Hund mit entsprechend hoher Strafdosierung für den Moment aus seinem Film holen, aber es tritt kein Lerneffekt ein. Der Hund zeigt das bestrafte Verhalten wieder und wieder, denn er kann in dem Fall nicht anders.


    Wenn er über Strafe wieder nachhaltig lernen kann, ist er schon wieder unterhalb seiner kritischen Grenze (die massive Rundum-Hemmung des "Brechens" klammere ich jetzt man aus).


    Ja, man kann ihn aber herausholen und wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Manchmal reicht das als "Türchen" um an den Hund heranzutreten. In unserem Falle war es mehr ein körperliches Unterbrechen als ne wirkliche Strafe - wehgetan hat das schließlich nicht. Für alle Situationen kann man das auch nicht nutzen, z.B. Fiepen vor der Haustür kann man nicht strafend loswerden...

  • Zitat

    Wenn er einen Gegenstand tragen darf, fährt er auch leichter wieder runter, oder pusht sich erst gar nicht so extrem. Aber ob das der Weisheit letzter Schluß ist.... bin ich mir noch nicht sicher.


    Das klappt bei Stanley auch. Mit einem Gegenstand im Maul, auf dem er rumkauen kann, kommt er in stressigen Situationen besser klar. Andererseits fixiert er sich dann auch ganz schnell auf den Gegenstand. Ich bin da etwas zwiegespalten.

  • Zitat

    Andererseits fixiert er sich dann auch ganz schnell auf den Gegenstand.


    Das macht Balou GsD nicht. Er zeigt nach wie vor Interesse an seiner Umwelt, jedoch nicht mehr so extrem. Es ist einfacher ihn anzusprechen und er scheint mit dieser Aufgabe sehr viel entspannter zu sein. Er zeigt auch keine Aggression, wenn jemand seinem Gegenstand zu Nahe kommt, egal ob Mensch oder Hund.

  • Falbala  Lakasha: Ähnliche bedenken hatte und habe ich auch, für mich käme deshalb auch wenn, dann diese Alltagstrainingsgruppe in Frage weil dort nicht nur (wenn überhaupt) im sterilen Hundeplatz geübt wird sondern wohl eben gezielt kleine Ausflüge stattfinden.
    Ein Einzeltrainer war auch schon eine Idee aber in meiner jetzigen Lage ist mir das leider zu teuer (alles was ich gefunden habe lag etwa bei ungefähr 50€ pro Stunde, wobei allein das Vorgespräch schon kostet) und ich bin auch wählerisch was den Trainer angeht, wenn ich schon soviel bezahlen muss.
    Aber vorerst wird sowieso erst einmal die Kastration anstehen. Ich hoffe, dass dadurch dann wenigstens der Stress ausbleibt den die läufige Hündinnen bei ihm verursachen.
    Das Auto Problem hat sich übrigens schon sehr gebessert im Vergleich zum Anfang als ich ihn bekam, innerhalb der Stadt/des Wohngebietes ist es zu 99% kein Problem mehr, selbst bei Busen, Autos mit Anhängern und Zügen (die er besonders blöd findet) gibt es gute Fortschritte. Und auch auf Feldwegen ist er besser unter Kontrolle und bleibt angeleint ansprechbar.


    Zitat

    Das kenne ich^^, nur meistens ist genau dann nichts zum festbinden in der Nähe :rollsmile: . Ich geb wenigstens mir dann immer ne Pause zum durchatmen und beruhigen^^.


    In gewissen Situationen, bei Autos und Hundebegegnungen, arbeite ich auch mit aversiven Mitteln und bei Yoshi bringt das auch was, wenn ich rechtzeitig reagiere. Andere Methoden (von großer Distanz üben und diese dann verringern) die mir empfohlen wurden funktionieren zwar, wenn die Situation kontrolliert abläuft und wir Abstand halten können, aber in der Realität sieht es für uns eben so aus, dass das nicht immer möglich ist und es fast täglich zu Hunde- oder Autobegegnungen kommt wo ein ausreichendes ausweichen leider nicht möglich ist.
    Wir haben dadurch jedenfalls einige Fortschritte gemacht.

  • Zitat

    Ja, man kann ihn aber herausholen und wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Manchmal reicht das als "Türchen" um an den Hund heranzutreten. In unserem Falle war es mehr ein körperliches Unterbrechen als ne wirkliche Strafe - wehgetan hat das schließlich nicht. Für alle Situationen kann man das auch nicht nutzen, z.B. Fiepen vor der Haustür kann man nicht strafend loswerden...


    Bei uns ist das vergeblich. Was ihn einzig wirklich rausholt, aber ohne dauerhaften Lerneffekt, ist das Überraschungsmoment. Ich hab das mal in meiner Verzweiflung gemacht, als er wieder in der Leine hing. Ich bin mit einem Satz ohne Vorwarnung direkt vor ihn gesprungen, 180 Grad gedreht, mit beiden Gummistiefeln in eine Pfütze :headbash: :lol:


    Da hat er gekuckt wie ein Auto, denn so kennt er seine Alte gar nicht, die bleibt bloss immer stehen oder geht ne andere Richtung. Es ging ratter-ratter-ratter im Schädel und es half an dem Tag. Ich habe das noch 3 mal gemacht und der Erfolg war mässig bis dann gar nicht mehr :muede: Mist auch, dass der so schnell lernt.

  • *in die Runde winke und mich dazu geselle *


    Interessant finde ich tatsächlich den allgemeinen Tenor das aversive Maßnahmen nicht ankommen...keiner von denen, die einen solchen Hund haben möchten sich die Massivität einer solchen Maßnahme auch nur vorstellen :verzweifelt:


    Was ich nach 4 Jahren resümiere ist zumindest eines :


    ich bin mir ziemlich sicher, niemals wieder einen solchen Hund haben zu wollen....versteht mich nicht falsch, aber zwischen der psychischen Grenze und der Belastung einen vielleicht nicht ganz einfachen Hund zu haben und einem Hyperaktiven liegen Welten.


    Diese zusätzliche physische Belastung die das Ganze mit sich bringt, werde ich nicht noch einmal schaffen.


    Das Stressziehen, das Halten beim Vorgehen, das in den Graben fliegen beim Alternativverhalten !!! des Hundes oder der gebrochene Daumen durch das Reinbrettern in die Schlepp.... dieses Notfallmanagement bei Eis und Schnee u.s.w.


    JEDER Spaziergang ist Arbeit und Training *seuftz* .... ein scannen und sortieren der Umwelt und zwar auch für mich !


    Es ist kaum ein Trost für Betroffene, dass es mit der Zeit und viel Arbeit besser wird.... und eben nur besser und ob man jemals ein "Normallevel" erreicht bleibt fraglich....


    alles ist immer höher, lauter, weiter, schneller, durchgedrehter... stereotypisches und hysterisches Bellen als eine Art Schreitherapie oder auch der "leere" Blick den sie manchmal hat.


    Gut, vieles ist Geschichte aber einige Baustellen haben wir noch. Dazu zählt als erstes mal das Übersprungsverhalten gegenüber dem anderen Hund ( das Stressrammeln oder Anspringen ist zu vernachlässigen ;) ).


    Ich finde diesen Faden höchst interessant und bedanke mioch herzlich für die Idee :gut:


    LG
    Susanne

  • Wie gesagt, mittlerweile sehe ich uns nicht mehr als Härtefall, denn wir sind weit gekommen und bis auf wenige Ausnahmen an Tagen (so wie heute) durchaus in der Lage, ohne große Einschränkungen Gassi zu gehen. Wobei das für mich trotzdem heißt, ihn zu kontrollieren. Dummerweise kann man so einen Hund auch kaum wen anders mal überlassen, ein Fori von hier hat ihn für etwa 5 Sekunden am Halsband gehalten und der ist explodiert.
    Gut, Gewöhnung ginge auch, aber in der Realität bleibt man nur selber über.


    Wobei ich sagen muss, dass nicht mehr geholfen hat als Grenzen zu setzen und diese eben auch mal körperlich, sei es durch Festhalten, Blocken, zurückschieben etc.
    Das Thundershirt hat uns auch sehr geholfen.

  • Oh. Mein. Gott. Es gibt also noch mehr von der Sorte...


    Wenn ich meinen Hund beschreiben soll, sage ich immer "stell Dir ADHS plus Autismus vor". Sie steht immer unter Strom und sie lebt in ihrer eigenen Welt. Sie ist extrem unsicher, wenn etwas neu oder anders ist. Sie kommt nur zu Hause/im Büro zur Ruhe und legt sich nirgendwo sonst hin. Sie läuft auf bekannten Strecken sehr unterdurchschnittlich an der Leine, in unbekanntem Gelände kann man die Leinenführigkeit komplett vergessen. Sie rennt gegen Autos und Fußgänger, wenn sie von irgendwas abgelenkt ist. Sie kann nicht auf einem Mäuerchen Sitz machen ohne runterzufallen und springt mit einem Bauchplatscher über Gräben, weil sie die Distanz nicht richtig abzuschätzt. Sie kennt keinen Schmerz.


    Sie sprengt jede Hundeschulgruppe mit ihrem Gehampel. Halbwegs konzentriert ist sie nur bei Suchspielchen: Dummytraining, ZOS, Mantrailing - sowas macht ihr Spaß. Aber Unterordnung: Fehlanzeige. Vorausschauend handeln (z.B. schon mal vorsorglich auf die Decke gehen, wenn ich den Napf fülle): Kann sie nicht.


    Sie frisst doppelt so viel wie andere Hunde, aber sie ist auch intensiver unterwegs als andere Hunde. Nachdem zwei Schilddrüsenuntersuchungen keinen Befund ergeben haben, habe ich den Proteingehalt im Futter gesenkt und füttere für den Energiebedarf noch extra Fett und Kohlehydraten zu. Ich bilde mir ein, es hätte was gebracht...


    Ansonsten trainieren wir jeden Tag an "ganz normaler Hund". Wobei sich die Definition von "normal" mit der Zeit ja auch an die vorhandenen Gegebenheiten anpasst. Es wird also subjektiv besser...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!