Austausch-Thread - Sehr lebhafte bis "hyperaktive" Hunde

  • Und noch was, weil editieren nicht mehr geht:


    Ich würde mir keinen Hund von jemandem holen, der Welpen zu Erziehungszwecken regelmäßig auf dem Boden fixiert...

  • Ich hab einen sehr lebhaften Hund. Aber immer ansprechbar, also psychisch absolut gesund. Er hat nur eine geringe Frustrationstoleranz (dafür eine sehr hohe Reizschwelle im sozialen Bereich) und er ist einfach wahnsinnig bewegungsfreudig. Wenn wir im Sommer sechs Stunden am See sind - dann schwimmt er auch sechs Stunden. Wenn wir wanderen gehen trabt er den ganzen Tag um uns rum. 10 Kilometer, 20, 30 - völlig egal, er läuft und läuft und läuft wie ein Duracellhäschen. Man kann machen was man will, er bleibt immer allzeit bereit. Interessanterweise ist er in der Wohnung der ruhigste Hund. Er parkt sich grundsätzlich irgendwo in meiner Nähe und man hört und sieht nichts mehr von ihm ausser es geht los.


    Und dann hab ich einen Hund, der zwar nicht hyperaktiv ist, vom Lernverhalten her aber an einen ADSler erinnert. Manchmal fiel sogar schon das Wort Autist... Er ist vom Grundtemperament her ruhig, aber er lebt absolut in seiner eigenen Welt und ist bloß im kleinen Rahmen lernfähig. Ich hab es lange Zeit auf die Rasse geschoben, aber andere Beaglehalter finden ihn auch seltsam... Er zeigt eigentlich kein Interesse an Sozialkontakten. Egal ob Mensch oder Tier, er ist nur interessiert daran alle auf Fressbares zu checken, mehr will er nicht. Er spult täglich sein Verhaltensmuster ab und kann es nicht unterbrechen, nicht einmal nach massiver Strafe. Einerseits nervt das, weil meine Frustrationstoleranz auch irgendwann überschritten wird, andererseits tut mir der Hund leid, der gar nicht weiß warum ich so oft schlecht auf ihn zu sprechen bin.

  • Rocky kann sich hier einreihen.


    Er kommt mir neben den Extremen, von denen hier manche erzählen nahezu lachhaft normal vor - im Gegensatz zu 'normalen' Hunden fällt er wiederum auf und einige Dinge hier kommen mir sehr bekannt vor.
    Mein Freundeskreis, der mit Hunden nicht zu tun hat, bezeichnet ihn als gestört. Soweit würde ich nicht gehen, er ist halt nicht mit der Couchpotatoe vom Nachbarn oder meinem Ersthund vergleichbar.


    Kann auch sein, dass in den ersten zwei Jahren was schief gelaufen ist und er dadurch sehr schnell gestresst ist u alles darauf beruht, weiß ich nicht.


    Im Endeffekt springt er auf alle Bewegungsreize an, ist grobmotorisch, sehr schnell aufgeregt und in fremden Gebieten ist anständiges an der Leine laufen immer eine elende Diskussion, weil er so gestresst ist. Ebenso, wenn Besuch da ist - und je mehr (fremde) Menschen, desto schlimmer.


    Vieles haben wir mittlerweile hinter uns gelassen oder bekommen es gut gehändelt, der Alltag ist eigentlich mittlerweile ganz angenehm, aber manche Dinge werden noch dauern.
    Aversive Maßnahmen fruchten nicht und will ich auch gar nicht anwenden.


    Ich finde das Thema allgemein spannend und finde es interessant, wie gut/schlecht man sich damit zurecht findet.

  • Hallo!


    Habt Ihr vielleicht Erfahrungen wie sich eine Kastration auf den allgemeinen Stresslevel eines Hundes auswirkt?


    Ich frage deshalb, weil ich in vielen Eurer Schilderungen meinen Mimo wiedererkenne. Eine neue Trainerin regte jetzt kürzlich an, ich könnte ja mal mit meinem Tierarzt über einen Katra-Chip sprechen. Sie hätte in vielen Fällen die Erfahrung gemacht, dass die Hunde insgesamt ruhiger wurden.


    Natürlich hat sie darauf hingewiesen, dass dies nicht bei allen Hunden der Fall ist, ich warten soll bis er komplett erwachsen ist und vor einer Kastration zu einem Chip geraten. Also keineswegs das übliche „Lass Deinen Hund kastrieren und alles wird gut!“. Nur hatte ich in diesem Zusammenhang gar nicht an eine Kastration gedacht, da sich sein direkt sexuell motiviertes Verhalten absolut im Rahmen hält.


    Zum Hund:
    Mimo ist ein fast 2-jähriger Rüde, der mit ca. 6 Monaten aus Portugal zu mir kam.
    Er hat eine Futtermittelallergie (seit der Futterumstellung ist er schon deutlich ruhiger geworden).
    Seine SD-Werte waren (zu meiner Überraschung) sogar im oberen Drittel des Normalbereichs.


    Wie seht Ihr das?
    Vielen Dank im Voraus für Eure Erfahrungen und Anregungen!

  • Hucky hat den Chip, und seitdem er wirkt, ist so etwas wie Zusammenarbeit wieder möglich...


    Bei ihm nimmt es auf jeden Fall einen Teil an Stress weg :gut:

  • Bei meinem Hund hat wirklich jeder, ob Tierarzt (das waren verschiedene) Trainer, Malinoiszüchter etc. gesagt, dass eine Kastration bei ihm eher negative Auswirkungen haben würde bzw. gar keine.

  • Kann ich nicht beurteilen, ich hab ihn bereits kastriert übernommen.

  • Momo kam mit ca. 8 Monaten aus einem ungarischen TH zu uns und
    da sie dort geboren wurde hat sie entsprechende Deprivationsschäden.
    Zudem wurde sie frühkastriert :( :


    Das sie wirklich gar nix kennengelernt hat zeigte sich recht schnell...
    nungut, dass sich ein so junger, unerzogener Hund, der nix kennt,
    sicherlich etwas ungestümer ist und auch einfach seine Zeit braucht um sich
    einzugewöhnen etc. war mir ja bewusst und wir hatten es ja gerade mit dem
    Flick erst hinter uns. Aber, recht schnell wurde klar, dass es iwi anders bei
    ihr ist.


    Ihr Hirn war draussen mit wirklich allem überfordert...jedes Blatt Laub
    brachte sie fast aus der Fassung und von alles anderen Umweltreizen
    will ich gar nicht sprechen. Sie hat sich monatelang auf Spaziergängen
    nicht lösen können. Sie schnüffelte bestimmt die ersten zwei Jahre nicht.


    Alles an Bewegungsreizen wurde mir kläffendem in die Leine springen quittiert ...
    und zwar wirklich alles was Räder hat und teilweise auch Menschen.
    Ich kann mich an eine unglückliche Situation erinnern wo ich mich an einer
    Laterne festhalten musste und die Leine drumwickelte weil kein Schritt weiter
    möglich war ohne Unfall.



    Die Schmerzunempfindlichkeit kann ich nur bestätigen....sie hat sich
    im ersten Jahr 2 mal durch den etwas maroden Zaun des Nachbarn geboxt.


    Auch ihr Fressverhalten ist beängstigend.... zudem hat sie eine merkwürdige
    orale Veranlagung die sich heute GsD nur noch abgeschwächter Form zeigt.
    Anfangs hat sie ( was auch immer ) nicht nur rumgetragen sondern leider auch
    verschluckt wie z.B. Steine, Teelichter und lebende Mäuse....teilweise ist das
    Draussen auch Übersprung.


    Es sind so viele Dinge die bei ihr einfach anders sind...z.B. Schwellängste
    obwohl es keine Tür gibt, typisches Fliegenschnappen und Überreaktionen
    bei Reizen ( z.B. in den Fensterrahmen beissen weil im Garten ne Katze läuft)
    und sehr schnelle Fehlverknüpfungen. So überbrausend sie körperlich agiert,
    reagiert sie umso huschiger in Alltagssituationen.


    Sie hatte regelmäßig schwere Panikattacken nach dem Scheren...mittlerweile
    ist es etwas besser.


    Konfliktsituationen versucht sie durch juveniles Fiddeln zu lösen.


    Viel würde ich nicht anders machen... wichtig war mir immer darauf zu
    achten, dass der Hund keine Stereotypen entwickelt die ggf. eben auch
    die Gesundheit angreifen... stressbedingte Krankheiten hatten wir beim ersten
    Hund leider genügend.


    ...man kann halt ein Buch drüber schreiben *seuftz*



    LG
    Susanne

  • Zitat


    Ich hätte noch 2 Fragen, im Sinne einer möglichen Verhütung/Vorbeugung des Problems. Ich meine das NICHT als Schuldzuweisung! Sondern im Sinne eines "Heute weiß ich es besser und würde nicht..."


    1. In der Erziehung, im Umgang mit dem Hund
    2. Bei den Aufzuchtbedingungen/Herkunft des Hundes


    Ich glaube nicht, dass ich sehr viel anders machen würde. Ausser dass ich mich nicht mehr verunsichern lassen würde, und mich hoffentlich nicht mehr zu aversiven Experimenten beim hochgefahrenen Hund hinreissen lassen würde. Ich würde wohl manche kritische Situationen bereits im Ansatz erkennen, und vermeiden. Aber sonst? Welpenschule und später Junghundekurs und Plauschgruppe haben ihm gutgetan, weil er da recht stressfrei lernen konnte, und man die Ablenkung kontrollieren konnte. Der eher entspannte, auf das Wesentliche beschränkte Erziehungsansatz hat sich bewährt. Die Balance zwischen viel freier Bewegung, Auslastung und Ruhe hat auch nicht schlecht gepasst, denke ich. Vielleicht hätte ich da und dort etwas mehr fordern können, den Leistungswillen noch in gezieltere Bahnen lenken können. Aber im grossen Ganzen würde ich es wieder so machen.


    Auch von Züchterseite her ist nichts schiefgelaufen, die Welpen wurden in der Aufzucht weder mit tausend Reizen überflutet, noch isoliert. Splash entstammt einer sowieso sehr lebhaften Rasse, und bei seinen Eltern wurde auf hohe Leistungsbereitschaft und jagdliche Anlagen geachtet. Dass es bei der genetischen Kombination dann irgendwo gefunkt hat, und die Welpen temperamentsmässig etwas heftiger ausgefallen sind, konnte niemand ahnen. Hat man ihnen auch nicht angemerkt mit 8 Wochen, das war einfach eine aktive Rasselbande.


    Ich würde Splash auch wieder nehmen, selbst wenn ich vorher wüsste, wie heftig er wird. Denn er ist auch absolut genial, der Leistungswille ist der Hammer!



    Ach doch, etwas würde ich sicher anders machen: ich würde noch vor Einzug des Welpen eine Gitterdecke auf sein Autoabteil montieren lassen! Dann hätte er sich nicht das Innenleben des Dachhimmels einverleiben können..... :muede:

  • Balou hat einen Chip und an seinem "Problem" hat sich nicht viel verändert. Er mag ein wenig ruhiger zu Hause geworden sein und er ist nicht mehr ganz so versessen auf Artgenossen, ob dies allerdings an dem Chip, am zunehmenden Alter, oder am Training liegt, kann ich nicht beurteilen.

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