Austausch-Thread - Sehr lebhafte bis "hyperaktive" Hunde

  • Was ich anders machen würde:


    Ich würde mich auf mich selbst verlassen, im Wissen dass ich heute einen solchen Hund prima managen kann!! Heute muss mir keiner mehr reinreden, wenn mein Hund in unbekanntem Gebiet wieder in der Leine hängt weil gerade etwas viel Inputs auf ihn einwirken und er doch soooo gerne herum rennen würde um überall seine Nase rein zu stecken.


    Mir haben so viele Leute einen solch bodenlosen Schwachsinn erzählt, dass ich mittlerweile echt heikel bin was Tips angeht. Und so wüsste ich heute auch sehr genau, wen ich um Rat fragen würde - unter anderem würde ich zu Naijra eine Standleitung einrichten, weil wir uns so schön über die zwei Seppen austauschen können. :)


    Und ja, ich würde mir genau diesen Hund wieder holen - weil er nämlich mega toll ist, super gerne arbeitet, ein Riesen Schatz ist, mit allen und jedem verträglich ist und weil ich genau dank ihm so enorm viel gelernt habe.



    Thema Kastration:
    Caron musste diesen Sommer kastriert werden wegen der Prostata, die war grössenwahnsinnig, also schnipp schnapp Kronjuwelen ab. Seither ist er - wie sag ich das jetzt - empfänglicher für meine Ansprachen/Inputs/Handlungen. Wie wenn er vorher so dermassen mit sich beschäftigt gewesen ist, dass er mich kaum wahrnehmen konnte. So in etwa.



    Das aller-aller-allerwichtigste bei diesen Hunden meiner Meinung nach:


    man muss sie nehmen wie sie sind, und nicht in das gängige "wie ein Hund zu sein hat" Klischee pressen wollen.


    Das nimmt einem auch selber sehr stark den Stress im alltäglichen Umgang. Und man muss "die Anderen" ausblenden lernen ;)

  • Aber woher kommt es, dass sogar Leute, die eigentlich von Berufs wegen auch und gerade solche Hunde kennen sollten, einen so schlecht beraten?


    Selbst die letzte Trainerin, die ihn als stressanfällig erkannt hat und erstmals nicht mehr von Autoritätsproblem sprach, arbeitete ständig mit Wasserflasche, automatischem Leinenruck bei Richtungswechsel, brachte Hektik ins Training, meinte ich sei viel zu langsam und sie ging wohl auch zu schnell vor, d.h. sie wollte schon nach kurzer Zeit, dass Hund sich in fremder Stadt neben einer fremden Hundegruppe an mir orientiert. Was er da noch gar nicht konnte.


    Erst jetzt hab ich Leute gefunden, die mit der nötigen Ruhe arbeiten. Diese Gruppe findet leider nur alle 14 Tage statt ...

  • Zitat

    Aber woher kommt es, dass sogar Leute, die eigentlich von Berufs wegen auch und gerade solche Hunde kennen sollten, einen so schlecht beraten?


    Der durchschnittliche "Hundetrainer" hat meist nur mit durchschnittlichen Familienhunden zu tun. Hunden und Haltern, denen man das 1x1 der Grunderziehung beibringen muss. Selber ist oft nicht sooo viel Hundeerfahrung vorhanden. Selbst wenn der Trainer eine halbwegs vernünftige Ausbildung gemacht hat, liegt dort der Schwerpunkt auf den "Normalhunden" und deren Problemen. So Leute tun sich oft schwer einzusehen, dass die bewährten Methoden, die doch sonst immer funktionieren, bei wirklich hyperaktivem Verhalten kontraindiziert sind. Zumal es keine klare Grenze gibt, und der Begriff hyperaktiv gerne inflationär gebraucht wird.


    Ist doch mit passionierten Jagdhunden dasselbe: die werden in der Durchschnittshundeschule gar nicht verstanden und oft falsch behandelt. Denn da ist man eigentlich nur für Langeweile-und Gelegenheitsjäger gerüstet.

  • Zitat


    Ich hab ja einen - ehemaligen - Angsthund und werde bei der Anschaffung des nächstes extrem darauf achten, nicht wieder so ein Exemplar zu erwischen. Aber blöd wäre, wenn ich dann an einen hyperaktiven Hund gerate ;) )


    Ich habe hier eine Kombination aus beidem: Einen extrem hibbeligen und nur halbwegs rehabilitierten Angsthund. Bestimmt ist in ihrer Vergangenheit alles mögliche schiefgelaufen. Aber das erklärt weiß Gott nicht alles an ihren verhaltenstechnischen Besonderheiten. Dadurch, dass sie anfangs so panisch war, habe ich meine Erwartungen ohnehin massiv runtergeschraubt und war auch nicht in Versuchung, sie mit drastischen Methoden zu bändigen. Aber beim nächsten Hund werde ich auch darauf achten, dass er etwas argloser und vertrauensvoller an die Welt herangeht. Ich mache mir da keine Sorgen, dass ich dann einen hyperaktiven Hund erwische - da vertraue ich wirklich darauf, dass der Blitz nicht zweimal einschlägt!


    Ich habe mit diesem Hund unglaublich viel gelernt, aber wahrscheinlich wird mir das meiste davon beim nächsten Hund nichts nützen, weil der einfach vollkommen anders ticken wird :roll:


    Mit den Hundeschulen ist das so eine Sache - die verhaltensoriginellen Hunde sind einfach etwas spezielle Fälle, die man nicht nach Schema F erziehen kann. Das hört man ja auch hier heraus, dass jeder eine individuelle Art gefunden hat, wie man seinen Hund ansprechen, führen oder eben managen kann. Und welche Defizite man einfach ignoriert. Da probiert man natürlich eine Weile rum, macht 1000 Wiederholungen mit dieser Methode, es klappt nicht, man gibt es dran und/oder wechselt nächsten Methode - der Prozess dauert nun mal länger als die Hundeschule geöffnet hat :p .

  • Zitat

    beim nächsten Hund werde ich auch darauf achten, dass er etwas argloser und vertrauensvoller an die Welt herangeht. Ich mache mir da keine Sorgen, dass ich dann einen hyperaktiven Hund erwische - da vertraue ich wirklich darauf, dass der Blitz nicht zweimal einschlägt!


    :smile:
    und dein Wort in Hundegottes Ohr ;)

  • Ja, einen Angsthund oder zu ängstlichen Hund - das ist echt nicht einfach und wollte ich nicht, das war mir sehr wichtig. Ich habe bei der Auswahl meines Welpen sehr darauf geachtet: ich wollte einen sportlichen, starken, nicht ängstlichen Rüden. Und den hab ich ja gekriegt.


    Ich für meinen Teil täte mich auch sehr schwer, wenn mein Rüde aggressiv wäre. Damit kann ich schlechter umgehen als mit explosivem Temperament. Kommt sicher daher, dass ich mal bös gebisssen wurde mit 10 Jahren.


    Und mit den Trainern, ja, das ist so ne Sache: dass Starkzwang nicht in Frage kommt, ist für mich klar. So Tipps wie: gib ihm mal ne Ohrfeige! hab ich bekommen und das übliche halt, was so an Patentrezepten auf der Hundewiese rumschwirrt :muede: .


    Ich kannte meinen Trainer schon von Zookie vom ZOS-Seminar und wusste deshalb, dass er wirklich klasse mit Hunden kann. Der ist 300 km weg, aber es hat sich wirklich gelohnt.


    Im Verein bin ich auch, aber der taugt echt nichts hier. Da hat Falco mit seinen 11 Wochen erst mal kräftig die Welpengruppe aufgemischt. Das hätte ich mir sparen können - da hat niemand eingegriffen, 13 Hunde vom Malteser bis zum Wolfshund in wilder Hatz in einem winzigen eingezäunten Stück. Das hat wirklich gar nichts gebracht - im Gegenteil. Die Trainer alle Wattebauschwerfer, die für jeden Hund dasselbe empfehlen und deren grösste Sorge war, was Falco unter den abrasierten Tasthaaren leidet. Da bekam ich keine gute Hilfe. Ich übe heute noch dran, dass Falco die Ruhe bewahrt, wenn wir auf den Platz gehen.

  • Was ich anders machen würde?
    Zum einen nicht mehr im DF nach Tipps fragen, mir gleich den richtigen Trainer suchen und sei er noch so verpönt hier. Und ich würde nicht mehr irgendwelche Methoden ausprobieren, die mir nicht liegen, sondern ich selbst bleiben und mich dadurch nicht verunsichern lassen.
    Außerdem legt man den Perfektionismus ab, was soll es denn wenn der Hund eben doch mal rumpöbelt oder an der Leine zerrt? In der wirklichen Welt stört das keinen, die haben selber mit ähnlichen Dingen zutun, da ist man eher der Tierquäler, wenn man den Hund dann korrigiert.
    Und ich würde mir wohl gleich einen ordentlichen Verein suchen, der damit umgehen kann und dort mit dem Hund arbeiten.
    Ihn nicht vermenschlichen, und dass es eben überhaupt nicht schlimm ist, wenn man mal nichts mit dem Hund macht.


    Ich gebe aber auch zu, dass ich mir so einen Hund nicht noch einmal holen würde.

  • Anders machen würde ich wohl nichts, dieser Hund hat mir unheimlich viel beigebracht und tut es noch immer. Wenn ich mir angucke, wo wir gestartet sind und wo wir heute stehen, dann passt das. Okay, zwei Trainer würde ich mir sparen ;) Klar gibt es auch immer noch Momente, wo ich ihn auf den Mond schießen könnte, weil er dann einfach abschaltet, aber er ist all das sowas von wert.

    Nochmal einen solchen Typ würde ich mir allerdings auch nicht holen, zumindest nicht gezielt. War aber auch bei ihm nicht abzusehen.

  • Nun muss ich mich doch mal hier mit reinhängen.


    Mein Hund hat definitiv ADHS. Woher ich das weiß? Ich habs selber... (nehme Medis und kann inzwischen normal denken ;o)
    Ich gab ihm Kaffee, der Hund döste, lief gemächlich!!! durch die Gegend. Deutlicher geht es kaum. War zu Diagnosezwecken(kann, muss nicht so sein!) und nur einmal. (Entgegen der Gerüchte bekommen ADHS-Patienten keine Beruhigungsmittel, sondern Aufputschmittel und werden damit ausgeglichener, deswegen tendieren viele von Ihnen dazu Drogen zu nehmen oder sich mit Literweise Kaffee zuzuschütten, wie ich auch bis ich Medis bekam.)


    Er kam zu mir mit 12 Wochen, aus dem TH. Er schon 2x zurück gebracht.
    Er schlief nie länger als 30min. Er konnte nicht still liegen. Er schließ teilweise im Laufen ein, so müde war er! Er knickte dann mit dem Köpfchen weg und wurde davon wieder wach.
    Mein erster Hund, ihr könnt euch vorstellen was damit began. Hundeschulen ohne Ende, jeder erzählte ich solle mich mal ordentlich durchsetzen. Haha, dem hätte man massiv Schmerzen zufügen müssen, wenn er die denn überhaupt gespürt hätte.
    Welpen haben Folgetrieb? Nur wenn sie nicht vergessen das noch n Mensch dabei war. Ich hätte mit nem Schnitzel winken können, wenn das Blatt am Boden interessanter war, wars ihm herzlich egal.
    Nach Monaten war er wenigstens daheim, ohne weitere Menschen, halbwegs ansprechbar. Er lerne schnell, hörte gut. Bis jemand reinkam oder wir draussen waren.
    Gott, was haben wir beide untereinander gelitten. Mehr als einmal habe ich verzweifelt in sein Fell geheult. Er war aber immer gut gelaunt, fröhlich und gutmütig.


    Heute habe ich immernoch einen etwas anderen Hund, aber wir kommen zurecht miteinander. Er ist 7, wird dauernd als Welpe eingeschätzt weil er so hibbelt und tut. Er ist nunmal so. Unter Druck wird es nur schlimmer. Ich habe gelernt ihn ruhig zu halten und er erinnert sich ja auch gelegentlich an das was er eigentlich sollte/wollte. Er vergisst auch viel, man kann regelrecht dabei zusehen wie es ihm entfällt, aber eben auch wie es ihm wieder einfällt.


    Er ging wirklich früher über Tisch und Bänke, rannte und sprang wie ein Bekloppter ohne Rücksicht auf Verluste.
    Wie wir die BH und die Rettungshundeausbildung geschafft haben, weiß ich heute noch nicht so genau. Ich weiß nur das wir immer vorher ewig gelaufen sind, das er wenigstens nicht mehr das ganze Pulverfass hochgeht, ausserdem war er schon 4. Wir haben daran gearbeitet seit er 1 Jahr war.
    Wenn er sich mal konzentrieren kann, dann macht er seine Sache toll! Wenn...


    Durch ihn habe ich Gelassenheit gelernt(soweit es ging)!


    Ps: Habe alles Mögliche natürlich beim TA abchecken lassen. Wegen Allergien wurde er behandelt(Desensibilisierung).

  • Zitat


    Er kam zu mir mit 12 Wochen, aus dem TH. Er schon 2x zurück gebracht.


    Meine war 5 Monate alt und ich bin auch die dritte Stelle. Die ganze Tragweite des "Problems" habe ich damals komplett unterschätzt. Man denkt halt "So ein junger Hund kann alles noch lernen. Natürlich ist sie wild, natürlich ist sie ängstlich, natürlich orientiert sie sich nicht an mir. Die hat ja auch was mitgemacht, die muss erstmal ankommen und Vertrauen fassen, das wird schon…"


    Zitat

    Er ist 7, wird dauernd als Welpe eingeschätzt weil er so hibbelt und tut.


    Ist hier auch so. Auch, weil sie für einen Labrador so schmal ist. Das Schöne ist, dass fremde Leute deshalb ganz oft Verständnis aufbringen: "Der ist noch jung, was?"


    Bei den Reaktionen der Leute habe ich allerdings schon oft gedacht, dass es wirklich hilft, einen hellen und "nett" aussehenden Hund zu haben. Natürlich habe ich mir auch haufenweise negative Reaktionen eingefangen, aber wenn sich ein Boxer, ein Schäferhund oder ein Dobermann so aufgeführt hätten, hätte es sicher mehr Probleme mit meiner Umwelt gegeben.


    Für die Zukunft - und falls der Hundegott mir doch nochmal so einen Härtefall zuteilt - werde ich allerdings ganz sicher drauf achten, dass der Hund ein Format hat, das ich sicher halten kann. Nichts über 30 Kilo ;-).

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