Vielleicht wäre der Hundehimmel ein besserer Platz?!
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Hallo ihr alle,
ich denke seit Wochen nach und möchte mir gerne mal alles von der Seele schreiben. Wenn ich mit meiner Familie rede, sind die Meinungen so voreingenommen, weil ja alle Charly kennen, an ihm hängen und wissen, wie sehr ich an ihm hänge.... Letztenendes muss ich es alleine entscheiden, aber vielleicht hilft das aufschreiben ja schon und ein paar objektive Meinungen sind ja auch nie schlecht... Danke schon mal fürs lesen!!
Charly ist ein Drahthaar-Mix und jetzt fast 13 1/2 Jahre alt. Er war mit 6 jahren schwer krank (Tetanus), hat das überlebt, war danach aber noch unerwartet fit (zum joggen hat es noch gereicht). Seit 3 Jahren hat er Spondylose (seine Wirbel wuchern und wachsen zusammen), erst nur in Hüfthöhe, jetzt komplett. Er bekam erst Metacam, jetzt seit einem Jahr ungefähr PhenPred (Entzündunghemmer und Schmerzmittel mit Cortison) weil sonst nichts mehr hilft. Erst half das super, aber mittlerweile geht er 3x täglich ca 10 Min raus, dann kann er nicht mehr laufen, er zieht IMMER ein Bein nach, kann sich schwer hinlegen (lässt sich eben einfach fallen oder stöhnt dabei) oder aufstehen. Oft fällt er einfach um.
Vom Cortison muss er ständig trinken, er hechelt auch eigentlich immer, auch bei jetzt recht niedrigen Temperaturen. Sein Rücken ist total verkrampft, auch der Physiotherapeut konnte da nicht wirklich was ändern. Mehr Schmerzmittel geben geht nicht, das würde er nicht überleben laut TÄ.
Laut der Blutwerte hat er auch ne Schilddrüsen-Unterfunktion, mit Medikamenten dagegen geht es ihm aber nicht besser, sein Fell fällt aus und wächst nicht mehr nach an einigen Stellen (wie bei alten Menschen iwie).Leider ist er auch geistig nicht mehr so richtig auf der Höhe. Er wirkt dement. Hat immer Hunger, bettelt, nervt richtig und schnappt auch mal nach iwas (hat er sonst nie gemacht), wir können ihn nicht mehr ableinen, weil er dann draußen alles frisst, was rein geht (Verpackungen, Kot...) und er auch nicht mehr hört (vermutlich hört er auch schlecht, aber manchmal wirkt er auch einfach orientierungslos). Wir haben das alles schon abklären lassen, es fehlt ihm nichts weiter, Demenz gibt es eben auch bei Hunden und es ist nicht weniger schlimm als was körperliches, merken wir gerade. Er interessiert sich für nichts, wenn man es nicht fressen kann. Andere Hund sind ihm auch egal.
Er hat auch so seine guten Momente, da rennt er mal kurz (langsamer Galopp, 10 m vielleicht...) aber ob das wirklich Freude ist oder ob die Tierchen sich einfach nichts anmerken lassen wollen, kann man schwer sagen. Er freut sich, wenn ich heim komme, will sonst aber weder spielen noch gestreichelt werden (nur gaaaaanz selten ist das ok, wenn er fast schon pennt). Wenn er mal ankommt und man ihn streichelt weil er das früher dann so wollte, dann geht er jetzt meistens wieder und zeigt einem, dass er eigentlich nur fressen wollte. Als ob er vergisst, dass er was hatte.
Ich habe das Gefühl, dass "Mein Charly" schon seit nem guten Jahr nicht mehr da ist. Nur noch sein Körper, der auch nicht mehr so richtig kann... Ohne die Tabletten kann er nicht mehr laufen, als frei lebendes Tier wäre er also schon lange tot...Aber er ist auch nicht so schwer krank, dass es nicht noch etwas gehen würde, die Frage ist nur, zu welchem Preis? Vielleicht hat er doch Schmerzen (vermutlich, bei dem harten Rücken...)...Er fiept auch ziemlich viel, was er früher aus Langeweile machte, aber heute...ich weiß es nicht...
Man kann ihn mit einem gehbehinderten, Rüchenschmerzgeplagten, Alzheimerpatienten auf Schmerzmittel vergleichen, der es zwar noch aufs Klo schafft, sonst aber nicht mehr viel... Ich glaube ich würde so nicht leben wollen. Auch wenn ich mich alle 3 Tage mal für 2 Minuten freuen könnte....
Ich habe mir immer gesagt, dass ich meinen Hund im Alter nicht mit Medizin vollpumpen will, jetzt mache ich es doch.... Ich wollte nie egoistisch sein und ihn nur meinetwegen leben lassen, jetzt weiß ich nicht, wo die Grenze ist. Muss der Hund erst winselnd im Körbchen liegen?? Nein...aber welches ist die Stufe davor? Und kann man es rechtfertigen, einen Hundeleben zu beenden, obwohl vielleicht noch ein paar Monate im Status Quo geblieben wären, um ihm ein noch größeres Leiden zu ersparen?
Er ist mein bester Freund, wir leben zusammen seit ich 15 bin, er hat die schlimmste Zeit meines Lebens mit mir durchgestanden, mich aus Depressionen geholt, manchmal glaube ich, er hat mir das Leben gerettet. Oder zumindest eines ohne Depressionen ermöglicht. Es ist so schwer sich damit zu beschäftigen, diesen Freund gehen zu lassen und doch ist es das mindeste, was ich für ihn tun kann - und muss. 13 Jahre sind ein stolzes Alter, wenn ich über 90 werde bin ich zufrieden, er hatte ein erfülltes Leben, jetzt kommt nicht mehr viel, was ihm wirklich Freude zu bereiten scheint.
In den letzten Wochen frage ich mich jeden Tag, was das noch für ein Leben ist, jeden Tag nur alleine für sich rumzuliegen mit vermutlich Rückenschmerzen und 3x 10 Min raus zu kommen, weil mehr einfach nicht geht. Schlafen, fressen, draußen erleichtern. Mehr nicht...Er ist nicht der typische kranke Hund, der Krebs hat oder nicht mehr aufsteht oder das Fressen verweigert. Das macht die Entscheidung so schwer. Er läuft schon seit 2 Mionaten so rum, es wird nicht akut schlimmer, sondern schleichend, wir merken es manchmal nur, weil uns jemand drauf anspricht, wie doll Charly abgebaut hätte....
Aber trotzdem frage ich mich, ob er es im Hundehimmel bei meinem Dad nicht besser hätte (ja eine sehr kitschige Vorstellung, aber ich glaube iwie dran, vielleicht auch nur, damit es nicht noch härter ist nach meinem Vater letztes Jahr nun auch Charly vielleicht bald zu verlieren....) ohne die Rückenschmerzen, ohne die Verwirrtheit, ohne den Hunger, ohne jeden Tag nur rumzuliegen und nichts tun zu können. Es wird nicht besser werden, egal was wir tun. Bald (viellecht morgen, vielleicht in ein paar Monaten) wird er nicht mehr laufen können und auf jeden Fall starke Schmerzen haben.....Sollte ich darauf warten? Ich weiß es nicht...
Das musste mal raus...Danke fürs Kummerkasten sein....
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zuerst mal möchte ich dich einfach nur umarmen!!
Wirklich helfen kann dir bei dieser Entscheidung niemand aber das weißt du ja selbst. Hör auf dein Herz und dein Bauchgefühl und eigentlich merkt man den Moment wo es einfach nicht mehr geht. Ich habe mich damals jeden Abend von meinem Tarzan verabschiedet, ihn neben mir ins Bett gelegt damit er nicht umherirrt und ihm gesagt er muss nicht wieder aufwachen wenn er nicht will. Aber er wollte immer noch und dann kam der Tag an dem ich dachte hey es wird wieder- nein ein es war ein Abschiednehmen- am Folgetag schaute er mich an und ich rief die TA an, die sofort kam. Es war der richtige Moment, weder zu früh noch zu spät. Aber es war eine einsame Entscheidung. Einige sagten sie hätten ihn schon früher erlöst, andere konnten meine Entscheidung für ihn aber auch nciht verstehen. Für mich ist es heute noch richtig auch wenn ich ihn 5 Jahre danach noch immer schmerzlich vermisse.
Alles Gute für Euch!
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Auch ich kann dir deine Entscheidung nicht abnehmen, aber ich weiß, dass vieles von dem was du schreibst mit hoher Wahrscheinlichkeit an der dauerhaften Cortisongabe liegt. Der Fellverlust, die Lustlosigkeit, die Verfressenheit und ich glaube sogar der Hypothyreodismus (da bin ich mir nicht 100% sicher) liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit an einem iatrogenen (also durch Medikamente verursachten) Morbus Cushing.
PhenPred ist eigentlich nicht zur Dauergabe vorgesehen, sondern wird als "Kur" verabreicht. Das Problem bei deinem Hund ist natürlich, dass er ohne diese Tabletten so starke Schmerzen hat. Du steckst da in einer Situation, in die niemand stecken möchte.Vielleicht solltest du dich nochmal über alternative Schmerztherapien informieren. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit den Schmerz durch Spritzen direkt in den Rücken anzugehen. Und hast du mal über Akupunktur nachgedacht, meinen alten Schmerzpatienten hat es noch einmal aufleben lassen.
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Ich konnte das gar nicht alles lesen, weil mir die Tränen in die Augen gestiegen sind.
Das tut mir so leid. :hug:Auch ich kann dir nicht helfen, auch wenn ich erahnen kann, wie unglaublich schwer das sein muss. Aber ich bin mir sicher- wie auch immer du dich entscheidest- du wirst das richtige tun!
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Danke für eure Antworten und lieben Worte!!
Cushing war auch der erste Verdacht, wurde aber abgeklärt, hat er nicht! Bis auf die Schilddrüsenwerte ist alles gut, da bekommt er seit 2 Monaten was gegen, es ändert sich aber GAR NICHTS, nicht mal ein bisschen. Wenn er ein junger Hund wäre, würde ich auch noch vieles ausprobieren, aber er ist einfach steinalt und dann muss man vielleicht einfach irgendwann aufhören zu suchen, sondern aktzeptieren, dass es iwann für jeden vorbei ist
glaube ich....
Eigentlich finde ich seine Veränderung im Charakter auch viel beunruhigender, das ging auch schon vor der Cortisongabe los, deswegen denken wir nicht, dass es daran liegt....Leider....
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Schmerzen sollte kein Hund haben müssen, sind diese auch mit Medis nur noch schwer in Griff zu bekommen, lasse ich gehen.
Geholfen hat mir in diesem Zustand - mußte es schon dreimal durchmachen - immer unsere Tierärztin, die ich fragte, was SIE mit ihrem Hund machen würde.
Ich wünsche dir viel Kraft für diese - deine Entscheidung - die letztendlich der letzte Liebesbeweis an deinen geliebten Hund sein wird........ ihn gehen zu lassen, wenn es keinen Sinn mehr macht. Dein Hund wird es dir danken! -
Deine Worte berühren mich sehr.
Mag dich auch mal drücken. :hug:Du wirst bestimmt den richtigen Zeitpunkt intuitiv erspüren,
da bin ich mir sicher. -
Zitat
Ich habe das Gefühl, dass "Mein Charly" schon seit nem guten Jahr nicht mehr da ist. Nur noch sein Körper, der auch nicht mehr so richtig kann... Ohne die Tabletten kann er nicht mehr laufen, als frei lebendes Tier wäre er also schon lange tot...Aber er ist auch nicht so schwer krank, dass es nicht noch etwas gehen würde, die Frage ist nur, zu welchem Preis? Vielleicht hat er doch Schmerzen (vermutlich, bei dem harten Rücken...)...Er fiept auch ziemlich viel, was er früher aus Langeweile machte, aber heute...ich weiß es nicht...Ich finde den Satz ganz wichtig... es ist nicht leicht, das weiß ich aus eigener Erfahrung, aber wenn man das Gefühl hat, der Hund ist nicht mehr richtig "da" und das Unvermeidliche wird nur heraus gezögert, dann würde ich mich zu dem schweren Schritt entschließen.
Letztendlich ist es Deine Entscheidung, Du kannst den Hund am besten beurteilen und Dein Gefühl wird schon den richtigen Moment bestimmen. Was sagt Dein Tierarzt den?
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Ich möchte dir gerne eines nahelegen: logge dich aus dem Forum aus, betrete die Seite erneut und lies deinen Beitrag, als wäre es der eines beliebigen anderen Mitgliedes des Forums. Was würdest du dabei als erstes denken? Was würdest du der Person raten? Wie fühlst du dich?
Dir eine Entscheidung abnehmen kann keiner und auch zu etwas überreden oder drängen ist nicht das richtige. Jeder von uns weiß, dass zur tierliebe auch das Loslassen gehört.
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Ja das mit dem spüren wann es richtig ist, ist eben mein Problem. Ich merke seit Monaten, dass Charly nicht mehr so richtig Charly ist, habe zu meinem Freund schon gesagt vor einigen Wochen (klingt vielleicht fies, aber es war so...) "Der lebt nur noch zum Fressen und Kacken"... Ich habe das Gefühl, dass er vieles nicht mehr mitbekommt, nicht weil die Sinne schwinden, sondern weil das Hirn nicht mehr kann. Ich bezweifel, dass er in seinem geistigen Zustand noch zeigen kann, wenn es nicht mehr geht. Ob er das selbst noch mitbekommt... Früher hat man gemerkt, wenn es ihm mal nicht gut ging. Aber dieser Hund ist er nicht mehr und ich kann ihn so auch schlecht einschätzen.... Scheiße ist das doch.....
Meine Tierärztin weiß noch nichts von den Überlegungen, ich werde ihr das aber wohl morgen mal erklären. Habe vor dem Schritt wohl zu viel Angst! Sie sieht ihn ja nur in der Praxis, da ist er munter (also eher überdreht hibbelig), aber als er fast tot vor jahren in der Tierklinik war, konnte auch keiner glauben wie der sich "zusammenreißt", das ist also wenig repräsentativ. Wenn ich so erzählt habe die letzten Monate, wie es zu Hause mit ihm ist, hat sie auch gesagt, dass sie hofft, dass es noch ein bisschen geht, aber irgendwann eben nichts mehr zu machen ist und wir dann gucken müssen, was besser für ihn ist. Ich denke, sie wird mich bei der Entscheidung so gut es geht unterstützen, wir haben ja schon so viel versucht in letzter Zeit....
Und zu Lara: Du hast recht, vermutlich weiß man schon, was richtig ist. Aber ich denke ich brauch einfach noch etwas Zeit, das zuzulassen und das schreiben hier hilft mir, meine Gedanken zu ordnen. Einen Rat oder Entscheidungshilfe suche ich nicht, aber allein eine Reaktion auf die Gedankengänge zu bekommen und diese mitteilen zu können, hilft mir!
Danke dafür!!!
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