Alte Tierheimhunde - kann das gutgehen?
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So ähnlich ging´s mir auch schon mehrmals. Wenn ich auf den berühmten Funken gewartet hätte, dann hätte ich mindestens drei von fünf Hunden nicht genommen. Und der Gedanke daran ist schon fürchterlich!
Sollte es nur das sein, dann ist der hier für dich:
Auf der anderen Seite gibt es derartig viele Hunde in Not, vor allem auch Galgos, dass man sich wirklich den aussuchen kann, bei dem das Herz "ja" sagt. Brauchen tun sie´s alle!
Die kurzen Haare haben echt Vorteile. Man geht einmal mit einem feuchten Lappen drüber und fertig. Ylvi hingegen muss ich jeden Tag bürsten, aber sie sieht immer verstrubbelt aus. Abgesehen davon, dass sie das Bürsten auch nicht gerade toll findet. Und gestern waren wir auf dem Feld und sie ist in eine Kletteninvasion geraten - ich habe ewig gebraucht, sie halbwegs zu entkletten. Ich sage dir: grausam!
Nach Zecken brauche ich gar nicht erst zu suchen. -
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Ganz, ganz tolles Thema, das mich wieder viele Tränchen hat vergießen lassen. Ich kann dazu auch etwas beitragen.
Meinen ersten Hund Benji habe ich 2008 aus dem Tierheim geholt, da war er "zwischen 8 und 13" ... die Entscheidung fiel sehr bewusst auf einen alten Hund und mein damaliger Freund und ich haben gezielt einen solchen gesucht.
Gründe:
- wir waren 20, ich am Anfang meines Studiums, er in der Ausbilding, wir wussten nicht wohin der Weg langfristig führt
- wir hatten keine Hundeerfahrung, dank vieler Berichte im Internet aber mitbekommen, dass ältere Hunde oftmals deutlich entspannter sind und Fehler eher mal verzeihen
- meine Mutter hat mir schon in Kindertagen nahe gebracht, dass Baby-Tiere erwachsen werden und man eher denen helfen sollte, die keiner will (hatten immer schwierige Tierschutzkatzen)Tja, wir also ins Tierheim, um einen 12 Jahre alten Setter anzusehen, der war allerdings schon vermittelt, als wir ankamen. Aber dann wurden uns Chayenne und Benji gezeigt, zwei Senioren in einem Zwinger. Chayenne war ein kleiner weißer Wuschel, der schon eine ältere Dame als Interessentin hatte. Also haben wir uns Benji angesehen. Joa, der schoss erstmal bellend auf meinen Ex zu, zum Glück hatten wir keine Ahnung, wir waren uns sicher, der freut sich einfach . Waren dann insgesamt dreimal mit ihm spazieren, wir fanden ihn gut und haben ihn mitgenommen.
Dann kam erstmal Kehlkopfentzündung, Humpeln (leichte HD, aber ohne Arthrose) und was weiß ich, das hat schon einiges an Tierarztkosten mit sich gebracht. Auch stellte sich heraus, dass Benji wohl um die 12 Jahre alt war (das war uns ja aber egal). Ein gutes halbes Jahr haben wir viel herumgedoktert, dann hatten wir ihn auf Schilddrüsen- und Schmerzmedis eingestellt und er war ein rundum glücklicher Hund. Dass dieser Hund zu jedem und Allem freundlich sein sollte, das war allerdings nicht wirklich so. Er war Männern gegenüber, die keinen Hund dabei hatten, sehr unsicher, knurrte dann auch schnell mal. Mich fand Benji einfach nur genial, ich glaube ich war für ihn das allerwichtigste in seinem Leben, auf meinen Ex hingegen hätte er gänzlich verzichten können. Deswegen zog gar nicht so lange Zeit später Hund Nummer 2 ein, 12 Monate alt, dazu später mehr.
Über Benjis Vorgeschichte wussten wir nichts, er war ein Fundhund. Wir vermuten, dass er an der Kette oder im Zwinger gelebt hat, er kannte kein Gras, nichts.
Benji war der sauberste Hund aller Zeiten. Jede Pfütze, jedes Schlammloch wurde mit empörtem Niesen umgangen, seine vier weißen Pfötchen waren immer strahlend weiß. Als er einmal aus Versehen in ein Matschloch gestolpert ist, war er zutiefst empört und ging erst weiter, als ich ihm die Pfötchen sauber gemacht hatte. Das Niesen wurde bald sein Markenzeichen, Benji nieste immer - aus Freude, aus Frust, aus Langeweile, aus überschäumender Begeisterung - sein Niesen hat meinen Alltag wirklich geprägt. Ach ja, er antwortete auf Niesen auch mit Niesen
Andere Hunde fand Benji immer toll, ohne Leine konnte ich ihn immer laufen lassen. Irgendwann war er dann nachts so taub und blind, dass er mir einmal beim Gassi im Park abhanden gekommen ist. Habe ihn dann in einem Hauseingang wiedergefunden. Ab da war nachts Leine angesagt.
Benji war auf allen Spaziergängen dabei, als er wirklich gebrechlich wurde, haben wir ihn auch mitgenommen, 15kg kann man gut abwechselnd zwischendurch tragen. An sich war das aber kaum je notwendig, da Benji sich grundsätzlich nicht helfen lassen wollte. Der alte Starrkopf wollte alles selbst machen.
Er hat uns wirklich jeden Fehler verziehen. Himmel, was haben wir alles falsch gemacht. Aber er hat das mit stoischer Ruhe ertragen und vermutlich auch schnell wieder vergessen.Ich habe diesen Hund geliebt. Für mich war er die beste Entscheidung meines Lebens. Er war einfach mein Seelenhund. Wir hatten 23 wunderschöne Monate. Es waren viele Sorgen dabei. Gerade am Ende konnte er nicht mehr immer zuverlässig einhalten, da ging ab und an mal was daneben, da er aber nicht inkontinent war, konnte man das durch zusätzliche Pinkelrunden gut managen.
Benji starb in der Nacht vom 10. auf den 11.2.2010 nach einem Schlaganfall. Die Ärzte meinten, es gäbe eine winzige Chance, dass sie ihn wieder hinbekommen könnten, er müsste jedoch tage-/wochenlang in der Klinik bleiben, immer wieder umgebettet werden… Zu diesem Zeitpunkt war er ca. 14 Jahre alt. Wir haben uns aufgrund seines Charakters dazu entschieden, ihm das nicht anzutun. Er durfte in meinen Armen einschlafen und es war gut so.
Ich vermisse ihn immer noch, aber ich lächle (mit Tränen in den Augen) und bin unglaublich froh, den tollsten Hund der Welt kennengelernt zu haben. Wir haben beide voneinander gelernt, ich durfte ihm die Welt zeigen. Ja, es waren nur 22,5 Monate, die wir gemeinsam hatten, aber die Zeit zählt nicht. Es zählt die Intensität dieser Begegnung. Nie habe ich es bereut, einem alten Hund ein Zuhause gegeben zu haben. Ich war nur traurig, dass er nicht die Chance hatte, das früher zu erfahren. Ich glaube durch die Tatsache, dass man sich direkt darauf einstellt, dass es nur eine sehr begrenzte Zeit gibt, ist die Länge dieser Zeit plötzlich nicht mehr wichtig. Im Gegensatz zu meiner Zeit mit Jack habe ich mit Benji jeden Tag sehr viel intensiver erlebt, war mir der Endlichkeit dieser wunderbaren Beziehung viel bewusster. Die kurze Zeitspanne wird für mich nie ein Grund sein, keinen alten Hund aufzunehmen.Jack kam vier Monate nach Benjis Einzug dazu. Mein Ex wollte (verständlicherweise) auch einen Hund, der ihn nicht total überflüssig fand. Und so trat der 1-jährige Jack in unser Leben. Himmel, Benji hatte körperlich keine Chance gegen Jack, aber hatte ihn im Griff, da reichte ein zuckendes Auge und Jack war augenblicklich wieder so wie Benji das wollte. Jack hatte 10 Vorbesitzer und war extrem unsicher. Benji hat ihm viel, viel Sicherheit gegeben. Andersherum ist Benji durch ihn noch einmal aufgeblüht. Als Benji starb, war Jack am Ende und brauchte beinahe ein halbes Jahr um wieder klar zu kommen.
Apropos Krankheiten, Geld, etc. Jack ist ein Montagshund, ständig ist irgendetwas. Mit drei Jahren bekam er Krebs. Auch hier wurde ich mir plötzlich dieser Endlichkeit wieder bewusst. Heute gilt Jack als "geheilt" (viel, viel Geld später). Jack verzeiht keine Fehler, Jack ist nach wie vor unsicher (wenn auch nicht einmal mehr ansatzweise so wie am Anfang), Jack ist jedoch ein toller Hund, ein Hund dessen Funke 2 Jahre brauchte, um auf mich überzuspringen. Ich liebe auch diesen Hund abgöttisch, er ist bis auf einige Macken einfach nur toll, jeder der Jack kennt, findet ihn super. Das war bei Benji gar nicht so, der brauchte aber ja auch nur Frauchen. Jack hat dennoch nicht den gleichen Status wie Benji, das wird er wohl auch niemals haben.Es wird hier definitiv wieder ein alter Hund einziehen. Aber da ich im Moment im Halbjahresrhythmus umziehen muss und nicht weiß wohin es mich letztlich verschlägt, geht das momentan einfach nicht. Jack macht das mit, er kennt es von klein auf, aber einem Senior würde ich dieses Leben nicht mehr antun.
Mein Wunsch ist es, immer einen Junior und einen Senior daheim zu haben, in vielen Fällen profitieren da alle Parteien davon.Meine Liebeserklärung an meinen Opi endet hier. Ich könnte euch noch so viel mehr schreiben, was diesen Hund auszeichnete, warum ich gerade ihn so unglaublich ins Herz geschlossen habe - aber das wird zu detailreich… er war der tollste Hund und ich bin froh, dass ich das Glück hatte, von ihm ein kleines Stück meines Lebens begleitet zu werden. Alles andere ist unwichtig.
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Och menno, eure Geschichten sind alle so rührend. Herrlich zu lesen zwischen all der Weihnachtshektik. Danke dafür!
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Mit sehr viel Liebe geschrieben, hab voll Pipi in den Augen
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Och menno, eure Geschichten sind alle so rührend. Herrlich zu lesen zwischen all der Weihnachtshektik. Danke dafür!
Dem schließe ich mich, der Einfachheit halber, an! Allen eine schöne Weihnachtszeit... :xmas_smilie:
Ich bin sehr glücklich mit meiner Oma und sehr froh sie adoptiert zu haben.
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Da kommen mir glatt die Tränen. Wie immer wenn man die grenzenlose Liebe eines Menschen zu seinem treuen Begleiter so deutlich herauslesen kann. Und es steht fest, sobald es möglich ist zieht auch hier so ein wunderbares Seelchen ein.
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Ich bin sehr glücklich mit meiner Oma und sehr froh sie adoptiert zu haben. -
Hallo ihr Lieben! Danke für die vielen Berichte! :cuddle:
Momentan fühlt es sich eher nach Überforderung und Aufregung an. Ich denke, ich muss mich wirklich erst an den Gedanken gewöhnen, dass ich bald mein Sofa mit einem >40kg, >80 cm Kraftpaket teilen werde. So große Hunde habe ich nie in Erwägung gezogen. In unserem Dorf gibt es eine Hoobyzüchterin für Deutsche Doggen, im Nachbardorf eine mit Berner Sennenhunden: mir kam nie die Idee, einen von diesen Tieren zu übernehmen....ZitatHast Du ihn den schon mal kennengelernt?
ICh meine, ich würde auch keinen Hund adoptieren, der mir überhaupt nicht zusagt. Egal wie dringend die super nette Bordeaux Dogge ein Zuhause sucht - für mich wär's nichts. Aber es liegt wahrscheinlich daran, dass ich keine Ahnung habe, aber so gross ist der Unterscheid zwischen nem Galgo und nem Grey doch nicht, oder?Hast Du den Herrn denn schon getroffen?
Nein, noch nicht in echt. Aber auch keine männlichen Galgos. Meine Windhunderfahrungen beziehen sich auf Irische Wolfshunde, Salukis und Barsois. Bei diesen Rassen gibt es deutliche Unterschiede zwischen Rüden und Hündinnen. Und klar, selbst ein Barsoirüde ist immer noch elegant und elfengleich, wenn er rennt, aber eben auch deutlich größer als eine Hündin und hat irgendwie eine ganz andere Ausstrahlung. Schwer zu beschreiben.
Überhaupt nicht zusagen stimmt auch wieder nicht. Dieses "am Pflegefrauchen kleben" ist z.B. eine Sache, die nicht jede(r) aushalten kann: für mich ist es absolut wünschenswertes Verhalten. Und ich habe schon öfters gehört, dass besonders Rüden sich eher auf Frauen beziehen. Ich kann mich allerdings nicht beschweren: meine beiden Junghündinnen mögen mich sehr und zeigen das auch!Zitat
Das Ende vom Lied: Ich liebe diesen Hund so sehr! Es war seeehr viel Arbeit mit ihr. Geduldsproben über Geduldsproben. Viele Verletzungen in den Händen, 1 Jahr lang Pflaster im 100er Pack
Es hat sich aber gelohnt! Sie ist super. Wenn auch zu ihrem optischen Aussehen immer wieder Kommentare kommen, wir nehmen es mit Humor. Sie hat eben ihren eigenen Kopf, aber in Wahrheit ist sie anhänglich, verkuschelt, und möchte immer in meiner Nähe sein. Heute bin ich so froh, dass sie bei mir ist. Hätte ich sie damals nämlich auf irgendeiner Homepage gesehen, hätte ich sie niemals in Betracht gezogen. Und hätte großartiges verpasst.Genau das sage ich mir auch. Eigentlich kann ich an der Situation nur wachsen. Würde ich immer bei meinem Beuteschema bleiben, würde ich vielleicht wichtiges verpassen. Vielleicht ist gerade der Grey der Traumhund für mich?
Z.Z. steht z.B. auch eine jüngere Barsoihündin zur Vermittlung. Wenn ich die sehe, schreit alles in mir "hier!!!". Die Augen, der freche Gesichtsausdruck, das kuschelige Fell, die lange Nase und die Ohren... selbst sie Fellfarbe ist ganz genau mein Fall. Aber der Kopf sagt nein. Sie ist wild, verspielt und dominant. Das habe ich hier schon genauso sitzen. Und das will ich meinen beiden Damen nicht antun, dass es dann zu sogenannten "Ressourcenstreitigkeiten" kommt.
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Sollte es nur das sein, dann ist der hier für dich: BildDanke!
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Auf der anderen Seite gibt es derartig viele Hunde in Not, vor allem auch Galgos, dass man sich wirklich den aussuchen kann, bei dem das Herz "ja" sagt. Brauchen tun sie´s alle!Das ist eh so ein Punkt: ich bin schier erschlagen von all den schönen Galgas und Setterdamen, die über 10 Jahre alt sind und zur Vermittlung stehen. Es ist also nicht so, dass es zu wenig Hunde gäbe, die ein Zuhause suchen. Da habe ich mir gesagt, so in 1-2 Jahren kommt eine zu uns. Der Grey nun ist ein Fall, wo ich direkt angesprochen wurde (wir haben 6000qm eingezäuntes Grundstück), weil seine "Macken" so gut auf mich passen :D.
Das ist noch einmal etwas anderes für mich, da "Nein" zu sagen. (In Israel gab es mal eine Studie, die versucht hat, herauszufinden, was der ausschlaggebende Faktor war, dass einige der jüdischen Bevölkerung in Nazideutschland überlebt haben. Der einzige signifikante Faktor war: sie haben aktiv um Hilfe/Unterschlupf gebeten. )Zitat
Meine Liebeserklärung an meinen Opi endet hier. Ich könnte euch noch so viel mehr schreiben, was diesen Hund auszeichnete, warum ich gerade ihn so unglaublich ins Herz geschlossen habe - aber das wird zu detailreich… er war der tollste Hund und ich bin froh, dass ich das Glück hatte, von ihm ein kleines Stück meines Lebens begleitet zu werden. Alles andere ist unwichtig.Danke! Das war ein wundervoller Bericht von Deinem Schatz! Ich bin mir sicher, dass meine beiden Jungspunde sich einiges bei dem alten Herrn Grey abschauen dürfen!
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Rentner übernehme ich immer mir der Vorgabe, dass ich diesem Hund bieten kann, was er braucht.
Ich denke nicht darüber nach, ob ich ihn mag.
Ich sage mir einfach immer, dass es für diesen Hund die Welt bedeutet und ich noch ganz viele andere Hunde haben kann, die meinen Vorstellungen entsprechen.
Aber mich hat bisher noch jeder dieser Hunde nach spätestens 9 Monaten vollkommen um den Finger gewickelt, und wenn er mir zu Anfang noch so suspekt war. -
Anne: Wunderschön geschrieben. Ich finde vieles von dem, was du über Benji geschrieben hast, in meiner Berta wieder.
ZitatRentner übernehme ich immer mir der Vorgabe, dass ich diesem Hund bieten kann, was er braucht.
Ich denke nicht darüber nach, ob ich ihn mag.
Ich sage mir einfach immer, dass es für diesen Hund die Welt bedeutet und ich noch ganz viele andere Hunde haben kann, die meinen Vorstellungen entsprechen.
Aber mich hat bisher noch jeder dieser Hunde nach spätestens 9 Monaten vollkommen um den Finger gewickelt, und wenn er mir zu Anfang noch so suspekt war.Ein sehr interessanter und vor allem sehr sympathischer Ansatz! Und wie du schreibst, man liebt sie nachher eh alle.
Ich bin total glücklich, dass es so viele Menschen gibt, die einen Senior aufnehmen oder es vorhaben oder es sich zumindest vorstellen können.
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